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Sensibilisierungsverhalten bei Pferden mit und ohne anamnestischer

4. Ergebnisse

4.3 Sensibilisierungsverhalten bei Pferden mit und ohne anamnestischer

Verbringt man Islandpferde mit Sommerekzem auf die Ostfriesische Insel Spiekeroog, so verschwinden die klinischen Symptome.

In die hier vorgestellte Untersuchung waren einbezogen:

-17 Islandpferde mit klinisch ausgeprägtem Sommerekzem auf dem Festland kamen im Alter von 6 bis 17 Jahren nach Spiekeroog (Tabelle 2). Daraufhin verschwanden bei allen Tieren die Symptome innerhalb weniger Wochen vollständig. Sie befanden sich zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung im Frühjahr 1999 seit 1 bis 15 Jahren auf der Insel, ohne jemals wieder klinische Merkmale gezeigt zu haben.

-9 Islandpferde ohne Ausprägung klinischer Zeichen eines Sommerekzems, die im Alter von 3 bis 21 Jahren nach Spiekeroog kamen (Tabelle 2). 7 dieser Tiere waren mindestens 5 Jahre alt und hätten auf dem Festland ein Sommerekzem ausprägen können. 2 der 9 Pferde (Nr. 18 und Nr. 20; Tabelle 2) waren mit 3 bis 4 Jahren eventuell noch zu jung, um eine erkennbare Sommerekzem-Symptomatik ausprägen zu können, bevor sie nach Spiekeroog übersiedelten.

Keines dieser Tiere entwickelte auf Spiekeroog Zeichen von Sommerekzem.

Aus dem bei allen erkrankten Tieren beobachteten vollständigen und nachhaltigen Verschwinden des Sommerekzems wird vermutet, daß diese Allergie auslösenden und unterhaltenden Culicoides-Gnitzen auf Spiekeroog wegen der dortigen klimatischen Bedingungen nicht vorkommen. Die Tiere würden somit in Allergenkarenz leben. Dafür spricht auch, daß auf Spiekeroog bisher kein Pferd ein Sommerekzem entwickelt hat.

Von diesen 26 Islandpferden (Tab.2) wurden im Frühjahr 1999: 26 Pferde, im Herbst 1999: 25 Pferde und im darauffolgenden Sommer 2000 noch mal 10 Pferde im FIT (3.3) mit 2 Fragestellungen untersucht:

1. Ob und wie wirkt sich die Allergenkarenzzeit auf die „generelle“ und Culicoides nubeculosus spezifische Sensibilisierung der Basophilen dieser Tiere aus ?

2. Wenn die Tiere noch eine Sensibilisierung ihrer Basophilen zeigen, gibt es dabei saisonale Unterschiede ?

Von den 9 stets gesunden Tieren (Tabelle 2 und Tabelle 6), war bei 7 (Tabelle 6) zu keinem Zeitpunkt der durchgeführten Untersuchungen eine Allergen spezifische Vernetzung der membranständigen Antikörper zu erzielen, obwohl ihre Basophilen mit funktionellen

Antikörpern nachweislich besetzt (Tabelle 6) und die Tiere somit „generell“ sensibilisiert waren.

Bei Pferd Nr. 20 (anamnestisch gesund), zeigte sich zu zwei von drei Zeitpunkten (vgl.

Abb.14 und Tabelle 6) und bei Pferd Nr. 23 (anamnestisch gesund) zu einem von drei Zeitpunkten (vgl. Tabelle 6), eine eindeutige Sensibilisierung der basophilen Granulozyten, gegen die Allergenpräparation von Culicoides nubeculosus (3.2.4). Da beide schon seit vielen Jahren (Pferd Nr. 20 = 18 Jahre, Pferd Nr. 23 = 13 Jahre; vgl. Tabelle 2) auf Spiekeroog leben, läßt sich nicht beantworten, ob die nachgewiesene Culicoides spezifische Sensibilisierung, noch aus der Zeit am Festland stammt, oder ob durch den Kontakt mit anderen, auf der Insel vertretenen, kreuzreagierenden Insekten, dieses Ergebnis zustande kommt. Der lange Aufenthalt auf Spiekeroog empfiehlt zumindest die Vermutung, daß kreuzreagierende (Insekten?)-Antigene diese Sensibilisierung aufrecht erhalten haben.

Bei den vorberichtlich am Festland erkrankten Tieren, war bei 12 von 17 eine spezifische Vernetzbarkeit membranständiger Antikörper auf den Basophilen durch Culicoides nubeculosus zu jedem durchgeführten Untersuchungszeitpunkt möglich (vgl. Tabelle 6 und Abb. 16). Die restlichen 5 (Pferd Nr. 4, Pferd Nr. 7, Pferd Nr. 11, Pferd Nr. 16 und Pferd Nr.

22) zeigten im Gegensatz zur positiven Frühjahrsuntersuchung im Herbst keine Histaminfreisetzung nach Stimulation mit Culicoides nubeculosus Allergen (vgl. Tabelle 6 und Abb. 17). Im darauffolgenden Sommer reagierten sie jedoch alle wieder positiv auf Culicoides nubeculosus.

Im Frühjahr und Sommer, war bei allen untersuchten Tiere eine „generelle“ Sensibilisierung, durch den Ziege anti Pferdeimmunglobulin Antikörper (3.2.3.2) nachzuweisen. (vgl. Tabelle 6 und Abb. 15 bis Abb. 17). Ausschließlich im Herbst, konnte das Antiserum bei 3 anamnestisch erkrankten Tieren (Pferd Nr. 4, Pferd Nr. 16 und Pferd Nr. 22) und einem anamnestisch nicht erkrankten (Pferd Nr. 3) keine Stimulation der Basophilen auslösen (vgl.

Tabelle 6). Unser Antiserum konnte somit keine funktionellen Antikörper auf den Basphilen dieser Tiere nachweisen. Da diese 3 Tiere zum selben Zeitpunkt auch nicht mit Culicoides nubeculosus reagierten, deutet das Ergebnis eine funktionelle Desensibilisierung an.

Die Tatsache, daß die Nachweisbarkeit der spezifischen Sensibilisierung bei einigen Tieren im Herbst verloren geht, im darauffolgenden Sommer aber wieder vorhanden ist, könnte daran liegen, daß im Herbst die Herde längere Zeit nicht entwurmt worden war. Dafür sprechen die drastisch erhöhten Gesamthistamingehalte in den Untersuchungsproben (physikalische Freisetzung: 3.3.7.2). Es ist denkbar, daß durch die Wurmantigene induzierte, hierauf spezifische Antikörper, in so großer Menge produziert und an Basophile gebunden werden,

daß die auf Culicoides spezifischen, von den funktionell entstehenden Zellen, bis unter die Nachweisgrenze verdrängt werden.

Abb.15: Nachweis der Sensibilisierung des Pferdes Nr. 20 in Spiekeroog

Dargestellt sind die Reaktionen des Pferdes Nr.: 20, welches 1978 geboren wurde und seit 1981 ununterbrochen auf Spiekeroog lebt. Das Pferd zeigte am Festland keine klinischen Symptome für Sommerekzem. Untersucht wurde es im Frühjahr 1999, im Herbst 1999 und im Sommer 2000 im FIT(3.3) auf eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus (3.2.4) und eine „generelle“ Sensibilisierung, nachgewiesen durch das Antiserum gegen Pferdeimmunglobulin (ZaP Antikörper) (AK) (3.2.3.2). Alle angegebenen Konzentrationsstufen, beziehen sich auf die Einheit µg/ml Blut.

Dieses Pferd zeigte durchgehend eine „generelle“ Sensibilisierung. Im Frühjahr 1999 und im Sommer 2000 war eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus nachzuweisen. Im Herbst 1999 war das Testergebnis in Bezug auf Culicoides nubeculosus negativ. Alle freigesetzten Histaminmengen sind im Verhältnis zur maximal möglichen freisetzbaren Menge (durch kochen; 3.3.7.2) auf der y-Achse aufgetragen.

Pferd Nr.20

100 2030 4050 6070 8090 100110 120130 140

Frühjahr 1999 Herbst 1999 Sommer2000

% von Max (Koch)

AK 60 AK 20 Cn 15 Cn 5 Cn 0,5 Cn 0,05

Abb.16: Nachweis der Sensibilisierung des Pferdes Nr. 26 in Spiekeroog

Dargestellt sind die Reaktionen des Pferdes Nr.: 26, welches 1981 geboren wurde und seit 1989 ununterbrochen auf Spiekeroog lebt. Das Pferd zeigte am Festland klinische Symptome für Sommerekzem. Untersucht wurde es im Frühjahr 1999, im Herbst 1999 und im Sommer 2000 im FIT(3.3) auf eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus (3.2.4) und eine „generelle“ Sensibilisierung, nachgewiesen durch das Antiserum gegen Pferdeimmunglobulin (ZaP Antikörper) (AK) (3.2.3.2). Alle angegebenen Konzentrationsstufen, beziehen sich auf die Einheit µg/ml Blut.

Dieses Pferd zeigte durchgehend eine „generelle“ Sensibilisierung und eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus. Alle freigesetzten Histaminmengen sind im Verhältnis zur maximal möglichen freisetzbaren Menge (durch kochen; 3.3.7.2) auf der y-Achse aufgetragen.

Pferd Nr.26

100 2030 4050 6070 8090 100110 120130 140

Frühjahr 1999 Herbst 1999 Sommer2000

% von Max (Koch)

AK 60 AK 20 Cn 15 Cn 5 Cn 0,5 Cn 0,05

Abb.17: Nachweis der Sensibilisierung des Pferdes Nr. 16 in Spiekeroog

Dargestellt sind die Reaktionen des Pferdes Nr.: 16, welches 1990 geboren wurde und seit 1998 ununterbrochen auf Spiekeroog lebt. Das Pferd zeigte am Festland klinische Symptome für Sommerekzem. Untersucht wurde es im Frühjahr 1999, im Herbst 1999 und im Sommer 2000 im FIT(3.3) auf eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus (3.2.4) und eine „generelle“ Sensibilisierung, nachgewiesen durch das Antiserum gegen Pferdeimmunglobulin (ZaP Antikörper) (AK) (3.2.3.2). Alle angegebenen Konzentrationsstufen, beziehen sich auf die Einheit µg/ml Blut.

Dieses Pferd zeigte im Frühjahr 1999 und im Sommer 2000 eine „generelle“ Sensibilisierung.und eine spezifische Sensibilisierung gegen Culicoides nubeculosus. Im Herbst 1999 war keine Sensibilisierung nachzuweisen. Alle freigesetzten Histaminmengen sind im Verhältnis zur maximal möglichen freisetzbaren Menge (durch kochen; 3.3.7.2) auf der y-Achse aufgetragen.

Alle Tiere, die einmal ein Sommerekzem ausgeprägt hatten, zeigten also auch noch nach 1 bis 15-jähriger Symptomfreiheit (vgl. Tabelle 2 und Tabelle 6), eine nachweisbar spezifische Sensibilisierung auf ihren basophilen Granulozyten (Tabelle 6). Auffällig sind die im Jahresverlauf deutlichen Schwankungen in der Stärke, der durch Culicoides nubeculosus erreichbaren Stimulierbarkeit (vgl. Abb. 15 bis Abb. 17). Es läßt sich jedoch nicht sagen, ob es sich hier um Reaktionen handelt, die gegen auf Spiekeroog vorhandene Culicoides-Gnitzen gerichtet sind. Wenn dem so wäre, dürften sie zahlenmäßig so gering vertretenen sein, daß es für die Ausprägung von Symptomen nicht ausreicht. Wahrscheinlicher wäre, daß es auf Spiekeroog mit Culicoides nubeculosus kreuzreagierende, aber nicht „krankmachende“

Insekten gibt, welche zu einer Boosterung des Immunsystemes, aber nicht zur Ausbildung einer Allergie führen.

Grundsätzlich zeigt sich weiter, daß alle Tiere mindestens zu einem Untersuchungszeitpunkt

„generell“ sensibilisiert sind (s. Tabelle 6). Bei 7 dieser Pferde wurde zu keinem Zeitpunkt, durch Culicoides nubeculosus (3.2.4) eine Stimulation der Basophilen erreicht. Deshalb ist davon auszugehen, daß bei diesen Tieren, die durch den eingesetzten Antikörper gegen

Pferd Nr.16

Pferdeimmunglobulin (3.2.3.2) nachweisbare Sensibilisierung durch hier nicht untersuchte Antigene zustande gekommen ist (vgl. 4.1 und 4.2).

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen auf Spiekeroog:

- daß eine einmal erflogende Sensibilisierung gegen Culicoides Allergene auch nach 15-jähriger Symptomfreiheit unter den Bedingungen in Spiekeroog noch nachweisbar ist.

Diese Tiere haben ihre Reaktionsbereitschaft zur Entstehung eines Sommerekzems auf dem Festland somit nicht verloren. Welche Ursachen die Sensibilisierung

aufrechterhalten, ohne klinische Symptome auszulösen, bleibt zu untersuchen.

- daß die bei 3 Tieren in der Herbstuntersuchung beobachtete funktionelle spezifische (gegen Culicoides nubeculosus) und „generelle“ Desensibilisierung (gegenüber der

vorausgegangenen Frühjahrsuntersuchung) nur temporär und im darauffolgenden Sommer wieder aufgehoben ist. Die Ursachen dafür zu klären, wäre von grunglegendem und praktischen Interesse.

Tabellarische Übersicht über die durchgeführten Untersuchungen in Spiekeroog:

Dargestellt sind die positiven (+) und negativen (-) Reaktionen im FIT (3.3), bei allen in Spiekeroog durchgeführten Untersuchungen im Überblick. Die Abkürzungen bedeuten:

F:Frühjahr 1999; H: Herbst 1999; S: Sommer 2000; n.a.: nicht auswertbar;n.d.: nicht durchgeführt; AK:

Antikörper gegen Pferdeimmunglobulin G (H+L)(3.2.3.2); Cul: Culicoides nubeculosus-Allergenpräparation (3.2.4)