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2 Literatur

2.1 Schweinezucht und Schweineproduktion

2.1.1 Struktur der Schweineproduktion

Die Schweineproduktion kann in die vier Stufen der Zucht, Vermehrung, Ferkelproduktion und -mast eingeteilt werden. An der Spitze der Zuchtpyramide steht die Nukleuszucht mit Herdbuchtieren. Hier findet die Haltung und züchterische Weiterentwicklung der Eltern- bzw. Großeltern-Reinzucht-Population durch Leistungsprüfung und Selektion statt. Herdbuchtiere sind planmäßig gezüchtete, hochwertige Reinzuchttiere, die in ein Herdbuch eingetragen und regelmäßig in ihrer Leistung geprüft werden. Aufgrund intensiver Selektionsmaßnahmen wird die Nutzungsdauer von Herdbuchtieren in der Nukleuszucht auf ein Jahr begrenzt, womit eine jährliche Remontierungsrate von 100 % erreicht wird. Die hier erzeugten Jungsauen und Jungeber werden an die Vermehrungszuchtbetriebe abgegeben. Die Funktionen dieser Zuchtstufe sind die Vermehrung von Reinzuchttieren oder die Erzeugung von F1-Jungsauen. Daher unterscheidet man Reinzuchtzwischen-vermehrer und Kreuzungssauenerzeuger. In dieser Zuchtstufe sowie in den Ferkelerzeugerbetrieben liegt das ökonomische Interesse in der möglichst langen Nutzung der Stammsauen, da damit eine höhere durchschnittliche Ferkelproduktion und geringere Remontierungsraten verbunden sind.

2.1.2 Schweineproduktion in Bayern

In Bayern erfolgt durch die Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zuchtschweine in Bayern w. V. (EGZ) die Festlegung der Zuchtziele, Überwachung und Durchführung der Leistungsprüfungen und die Erarbeitung und Durchführung von Zuchtprogrammen sowie die Identitätssicherung der Zuchttiere. Die EGZ führt Zuchtprogramme für die Deutsche Landrasse, das Deutsche Edelschwein, Pietrain

und Kreuzungssauen durch. Die in Tabelle 1 dargestellten Selektionsziele der Zuchttiere richten sich nach der Zugehörigkeit zu den folgenden festgelegten Rassegruppen :

Vaterrassen: Pietrain (PI)

Hampshire (HA)

Landrasse B (LB)

Mutterrassen: Deutsche Landrasse (DL)

Deutsches Edelschwein (DE)

Duroc (DU)

u.a.

Die Dachorganisation der bayerischen Fleischerzeugerringe stellt die Ringgemeinschaft Bayern e.V. dar, in der drei Vereinigungen installiert sind: die Vereinigung der Erzeugerringe, die Vereinigung der 12 Erzeugergemeinschaften für Ferkel und die Vereinigung der 18 Erzeugergemeinschaften für Schlachtvieh. Die Vereinigung der Erzeugerringe besteht im Bereich der Schweineproduktion aus 13 Fleischerzeugerringen, deren Ringassistenten 77 Ferkelerzeugerringe mit 4.081 Betrieben und 197.479 Sauen (Stand Juni 1999) sowie die Schweinemastringe betreuen. Zu ihren Aufgaben zählen die Leistungskontrollen in den Betrieben, Beratung in Züchtung, Haltung, Fütterung und Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie qualitätsverbessernde Maßnahmen in den Betrieben. Auf Landesebene sind die Fleischerzeugerringe im Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V. (LKV) zusammengeschlossen. Das LKV führt die Zuchtleistungsprüfung der Sauenbestände aller Mitgliedsbetriebe durch. Es werden die Parameter Anzahl Würfe je Sau sowie die Anzahl Würfe je Sau und Jahr, die Wurfabstandstage und die Zahl der lebend geborenen und aufgezogenen Ferkel je Sau und Jahr erfasst. In den Herdbuch- und in einigen Ferkelerzeugerbetrieben werden Eigenleistungsprüfungen der Sauen im Feld durchgeführt, wobei die Mast- und Schlachtleistung und die Exterieurnote ermittelt werden. Die Mastleistung wird in Form der Lebenstagszunahme und die Fleischleistungsprüfung durch Speckdickenmessung mit Hilfe von Ultraschall erhoben. Bei der Exterieurnote

werden Bemuskelung, Gesäuge und Fundament beurteilt. (Quelle: Schweinezucht und Schweineproduktion der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht, 2000)

Tabelle 1: Zuchtzielmerkmale und deren ökonomische Gewichtung in DM (Quelle:

Schweinezucht und Schweineproduktion der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht, 2000)

Merkmal Vaterrassen Mutterrassen

Futterverwertung 0,00 -23,00

Muskelfleischanteil 4,50 2,00

Fleischbeschaffenheitszahl 1,60 0,30

tägliche Zunahmen 0,33 0,12

Bauchfleischanteil 2,40 0,00

lebend geborene Ferkel 0,00 9,00

aufgezogene Ferkel 0,00 9,00

2.1.3 Antagonismen von Zuchtzielmerkmalen in der Schweinezucht

Ziel einer wirtschaftlichen Schweineproduktion ist es, sowohl die Verbraucherwünsche als auch die ökonomischen Anforderungen der Betriebe zu berücksichtigen. So muss auf gute Fleischqualität, hohe Mastleistung, gute Konstitution und Fruchtbarkeit gleichermaßen Wert gelegt werden. Auf Grund physiologischer und genetischer Antagonismen der Selektionsmerkmale beim Schwein ist es nicht möglich, die optimalen Eigenschaften in allen genannten Merkmalen in einer Rasse zu vereinen. So werden Konstitutions- und Fruchtbarkeitsmerkmale hauptsächlich bei den Mutterrassen berücksichtigt, während der Mast- und Schlachtleistung eher bei den Vaterrassen Bedeutung beigemessen wird. Eine gute Fruchtbarkeit bei den Mutterrassen ist nicht allein auf eine hohe Ovulations- und Befruchtungsrate der Sau zurückzuführen, sondern auch auf geringe Embryonalverluste, welche zu einem nicht geringen Anteil vom Platzangebot im Uterus bestimmt werden. Ferkel, die im Mutterleib weniger Muskelfasern anlegen,

benötigen in der Gebärmutter weniger Platz. Somit ist die Wurfgröße zwar höher, das Ferkelgewicht jedoch geringer, und es stehen weniger Fasern für die postnatale Hypertrophie zur Verfügung, was zu einer geringeren Mastleistung führt (CLAUS, 1996).

MÜLLER (1997) ermittelte einen signifikanten Einfluss der Lebenstagszunahme und Rückenspeckdicke auf die Ausfallrate bei Sauen. Eine hohe Lebenstagszunahme und eine niedrige Rückenspeckdicke bewirkten ein erhöhtes Abgangsrisiko. Er vermutete, dass eine größere Fettschicht die Sauen vor ungünstigen Haltungsbedingungen, wie Zugluft schützt, und daraus eine geringere Krankheitsanfälligkeit resultiert. Nach KARSTEN et al. (2000) führt die traditionelle Selektion auf erhöhte tägliche Zunahme und geringe Rückenspeckdicke aufgrund negativer genetischer Korrelationen zu einer verminderten Fruchtbarkeit bei den Reinzuchtlinien 03 und 04. Es wurden genetische Korrelationen zwischen der Anzahl lebend geborener Ferkel bzw. insgesamt geborener Ferkel pro Wurf und der täglichen Zunahme von rg = - 0,10 bzw. 0,09 für Linie 03 und von rg = – 0,09 bzw. – 0,03 bei Linie 04 gefunden. Zwischen der Rückenspeckdicke und der Anzahl lebend geborener Ferkel bzw. insgesamt geborener Ferkel pro Wurf betrugen die genetischen Korrelationen rg = 0,15 bzw. 0,25 für Linie 03 und rg = 0,07 bzw. 0,18 für Linie 04.

Ähnliches wurde für die genetischen Korrelationen der Rückenspeckdicke bzw. der täglichen Zunahme und der Verbleiberate von Sauen herausgefunden. LOPEZ -SERRANO et al. (2000) ermittelten negative genetische Korrelationen zwischen der Verbleiberate bis zum 2. bzw. 3 .Wurf und der täglichen Zunahme von rg = – 0,28 bzw. – 0,32 für DE und von rg = – 0,06 bzw. – 0,12 für DL-Sauen. Für das Merkmal Rückenspeckdicke wurden dagegen positive genetische Korrelationen von rg = 0,22 bzw. 0,27 (DE) und rg = 0,24 bzw. 0,11 (DL) gefunden. Die Autoren führen dies darauf zurück, dass magere Tiere auf Grund eines Energiedefizits häufiger Reproduktionsprobleme entwickeln. Auch THOLEN et al. (1996) ermittelten für die Verbleiberate bis zum 2. bzw. 3. Wurf und der täglichen Zunahme für eine Herde mit synthetischen Linien der Ursprungsrassen Large White und Landrasse in Australien eine genetische Korrelation von rg = – 0,16 bzw. – 0,15, während jedoch für die

Verbleiberate bis zum 4. Wurf eine positive Korrelation von 0,02 gefunden wurde.

Für eine zweite Herde aus australischen Large White- und Landrasse-Sauen berechnetenTHOLEN et al. (1996) genetische Korrelationen für die Verbleiberate bis zum 2. Wurf von 0,41 und bis zum 3. und 4. Wurf von – 0,31. Für die Verbleiberate bis zum 2. Wurf und der Rückenspeckdicke wurde eine genetische Korrelation von – 0,03 (Herde 1) und –0,31 (Herde 2) gefunden, während die genetischen Korrelationen der Verbleiberate bis zum 3. bzw. 4. Wurf auf Werte von 0,06 (Herde 1) und 0,36 bzw. 0,22 (Herde 2) anstiegen.