2 Literatur
2.10 Abgangsursachen bei Sauen
In Tabelle 13 sind die Autoren früherer Untersuchungen über Abgangsursachen und das von ihnen untersuchte Datenmaterial dargestellt. Die in Tabelle 14 angegebenen Prozentzahlen der Abgangsursachen beziehen sich auf die Summe abgegangener Sauen. D´ALLAIRE et al. (1987) und LUCIA et al. (2000) haben in diese Summe Jungsauen miteinbezogen, die vor dem ersten Wurf abgingen, während in allen anderen Zahlen nur Sauen mit wenigstens einem Wurf erfasst wurden.
Die Hauptursachen für das frühzeitige Ausscheiden der Sauen aus den Betrieben stellen Fruchtbarkeitsprobleme der Tiere dar. FINKE et al. (1984) untersuchten 78 Reinzuchtsauen der Rassen DL und der Deutschen Landrasse B sowie 41 Kreuzungssauen (DE × DL) auf Zuchtleistungsmerkmale, von denen 60 % vor dem Ende des gesetzten Untersuchungszeitraum von 5 bis 6 Würfen ausschieden. Von allen untersuchten Tieren verließen 28 % die Herde nach dem ersten Wurf. Dies entsprach 46 % aller vorzeitigen Abgänge. Hauptursache für das frühzeitige Ausscheiden der Tiere waren Fruchtbarkeitsstörungen (34 %) und Beinschäden (29
%). Die geringsten Ausfälle wiesen die DL-Sauen auf, während die Tiere der Landrasse B die höchste Anzahl Ausfälle zu verzeichnen hatten.
Tabelle 13 : Untersuchungen über Abgangsursachen
Tabelle 14 : Frequenz der Abgangsursachen in Prozent (%)
EIKMEIER und MAYER (1965) beobachteten 171 Sauen aus 67 hessischen Herdbuchbetrieben. Sie ermittelten Sterilität mit 34 % als häufigste Abgangsursache gefolgt von unbefriedigender Zuchtleistung (24 %) und Beinschäden (11 %). Zwei Drittel aller Sauen schieden vor dem 4. Wurf aus den Betrieben aus. Bei einer Untersuchung VON DAGORN und AUMAITRE (1979) an französischen Sauen aus kommerziellen Herden schieden bereits 21,2 % der Sauen nach dem ersten Wurf aus. Die durchschnittlich erbrachte Anzahl Würfe der Sauen lag bei 4,2.
Hauptgründe der Merzungen waren ausbleibende Trächtigkeit mit 31 % und
altersbedingter Rückgang der Produktivität mit 27 % gefolgt von geringer Wurf- und Aufzuchtleistung mit 8,4 %.
Auch SCHRODE (1985) ermittelte Fruchtbarkeitsstörungen als wichtigste Abgangsursache (55 % bei DL-Sauen, 64 % bei Kreuzungssauen aus DE ×DL). Es gingen 58 % aller Tiere vor dem vierten Wurf ab. Bei GUO et al. (2001) gingen 25 bis 30 % der ausgeschiedenen Landrassesauen nach dem ersten und zweiten Wurf ebenfalls hauptsächlich wegen nicht einsetzender Trächtigkeit und Fruchtbarkeitsstörungen ab. MÜLLER (1997) untersuchte Nukleus- und Vermehrerbetriebe mit 4 verschiedenen Sauenlinien der Herkünfte Large White und Landrasse sowie den entsprechenden Hyperprolificzüchtungen dieser Linien.
Zusätzlich zu den in der Tabelle 14 angegebenen Werten für die Abgangsursachen für die Gesamtzahl an Sauen, trennte er nach den beiden Stufen und ermittelte in der Nukleusstufe (3.189 Sauen) eine doppelt so hohe Rate an altersbedingten Abgängen (30,6 %) wie in der Vermehrungsstufe (7.719 Sauen), was sich auf die hohe Selektionsintensität in der Basiszucht zurückführen lässt. Genau der gegenteilige Fall findet sich bei der Leistungsselektion. Wegen dieser Ursache schieden in der Vermehrungsstufe mit 14,3 % doppelt so viele Sauen aus wie in der Nukleusstufe. Auch die krankheitsbedingten Ausfälle in der Vermehrungstufe waren mit 4,6 % deutlich höher als die von der Nukleusstufe erreichten 1,1 %, was MÜLLER
(1997) mit dem hohen Gesundheits- und Hygienestandard begründet.
3.1 Genetische Analyse der Lebens- und Nutzungsdauer sowie der Lebenszuchtleistung
3.1.1 Einleitung
Die optimale wirtschaftliche Nutzungsdauer von Sauen resultiert aus den Relationen für die Kosten und Erlöse der Ferkelproduktion, Jungsauenaufzucht und den Schlachterlösen für gemerzte Altsauen. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte errechneten ZEDDIES und GAMER (1988) die optimale Nutzungsdauer in der Ferkelerzeugung zwischen dem sechsten und achten Wurf. Eine derartig lange Nutzungsdauer wird jedoch weder in den Zuchtstufen noch in den Produktionsstufen erreicht. Sauen in der Ferkelerzeugung scheiden durchschnittlich zwischen dem 3.
und 4. Wurf aus der Herde aus (DAGORN und AUMAITRE, 1979; D´ALLAIRE et al., 1987), während die Werte für Reinzuchtsauen zwischen 1,8 bis 3,3 Würfen schwanken (TRIEBLER,1988; GUO et al., 2001). Dies ist besonders entscheidend in Anbetracht der Tatsache, dass die höchste Aufzuchtleistung einer Sau in der Regel erst ab dem 4. Wurf erzielt wird.
Die nachfolgende Untersuchung soll die Entwicklung der Leistungsmerkmale Lebens- und Nutzungsdauer, insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel bei Herdbuchsauen der Rassen DE, DL und PI in einem Beobachtungszeitraum von 6 Jahren deutlich machen. Des Weiteren sollen Heritabilitäten für die Nutzungsdauer und Lebensdauer sowie für die Lebenszuchtleistung geschätzt werden.
3.1.2.1 Beschreibung des Datenmaterials
Das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V.
(LKV) stellte den Datensatz für die nachfolgenden Auswertungen zur Verfügung. Das Datenmaterial erstreckte sich auf 46.932 zwischen 1989 bis 2002 in Bayern geborene Herdbuchsauen. Die Daten enthielten die Identität und Rasse der Sau, die Betriebsnummer, das Geburtsdatum, das Abgangsdatum, die Abgangsursache, die Abstammung der Sau, Gesamtzahl der im Leben der Sau registrierten Würfe sowie die insgesamt lebend geborenen und aufgezogenen Ferkel. Weiterhin enthielt der Datensatz Angaben über das Wurfdatum, Anzahl männlicher und weiblicher lebend geborener und aufgezogener Ferkel pro Wurf und der jeweiligen Anzahl der Zwischenwurftage. Durch die im folgenden erläuterte Restriktionen wurden letztendlich 20.167 Sauen in der Analyse berücksichtigt.
Das Datenmaterial wurde auf die Geburtsjahrgänge der Sauen von 1989 bis einschließlich 1994 beschränkt, damit alle Sauen die Chance hatten, eine vollständige Lebensleistung zu erbringen. 34 Sauen waren am Ende des Beobachtungszeitraum im Jahr 2002 noch nicht abgegangen. Hierfür wurde die Lebens- und Nutzungsdauer mit dem zuletzt registrierten Datum der Sau berechnet.
Als insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel zählten die bis zum Ende des Beobachtungszeitraums erbrachten Ferkel. Die Grundlage für die Auswertungen bildeten Herdbuchsauen der Rassen Deutsches Edelschwein (DE), Deutsche Landrasse (DL) und Pietrain (PI). Sauen anderer Rassen wurden auf Grund zu geringer Anzahlen nicht berücksichtigt. Das Erstferkelalter wurde auf ein Minimum von 305 Lebenstagen und ein Maximum von 500 Lebenstagen beschränkt, da darunter liegende und darüber liegende Werte nicht sinnvoll erschienen. Nur Sauen mit einer Mindestdauer der Zwischenwurfzeit von 136 Tagen wurden berücksichtigt.
Die Mindestdauer der Zwischenwurfzeit von 136 Tagen ergab sich aus einer Tragedauer von 114 ± 3 Tagen, einer Säugezeit von 21 Tagen sowie der Zeitdauer von ca. 4 Tagen bis die Sau nach dem Absetzen der Ferkel wieder in Rausche kommt. Zwischenwurfzeiten über 420 Tagen wurden nicht mehr berücksichtigt, da
mitgeführt wurden. Sauen, für die eine Angabe über die Anzahl lebend geborener Ferkel fehlte und Tiere mit einem fiktiven Geburtsdatum wurden aus dem Datenmaterial entfernt. Unter den Punkt sonstige Restriktionen fielen die Sauen, bei denen die Angabe der Gesamtzahl lebend geborener Ferkel mit der aus den Wurfdaten errechneten Summe der lebend geborenen Ferkel nicht übereinstimmte oder eine nicht fortlaufende Wurfnummerierung eingetragen war (Tab. 15).
Tabelle 15: Reduktion des Gesamtdatenbestandes durch eingeführte Restriktionen
Restriktion Sauenanzahl
Rohdatenbestand 46.932 Ausschluss aller Rassen außer DE, DL und PI - 601 fiktives Geburtsdatum - 782 fehlende Angabe für die Anz. leb. geb. Ferkel - 149 EFA < 305 oder EFA > 500 - 1.337 ZWZ < 136 oder ZWZ > 420 - 57 Geburtsjahrgänge >1994 - 21.959 Abgangsdatum < maximales Wurfdatum - 161 ausgeschiedene Betriebe - 1.711 sonstige Restriktionen - 8 Gesamtdatenbestand nach Reduktion 20.167
Für die Datenanalyse standen somit 655 DE-Sauen, 13.025 Sauen der Rasse DL und 6.487 PI-Sauen zur Verfügung. Diese Sauen hatten insgesamt 82.984 Würfe, die sich wie folgt auf die Rassen zuordnen lassen: DE mit 2.938, DL mit 56.140 und PI mit 23.906.
Die Tabelle 16 stellt die Verteilung der Sauen und der im Laufe ihres Lebens erbrachten Würfe nach Rassen und Geburtsjahren getrennt dar. Bei der Rasse DE ist eine kontinuierliche Zunahme der Anzahl Sauen zu beobachten, während sich bei den PI-Sauen eine gegenläufige Tendenz mit einer Abnahme der Anzahl Sauen pro Geburtsjahrgang zeigt. Bei der Rasse DL bleibt der Sauenbestand in den einzelnen Geburtsjahren annähernd konstant bei ca. 2.100 – 2.300 Tieren.
Tabelle 16: Anzahl der Sauen der Rasse DE, DL und PI und ihrer Würfe getrennt nach Geburtsjahren
Geburtsjahre der Sau
Anzahl Sauen DE DL PI
Anzahl Würfe
DE DL PI 1989 66 2.188 1.270 233 8.897 4.555 1990 93 2.101 1.241 406 8.685 4.494 1991 98 2.311 1.139 356 9.591 4.117 1992 24 2.230 1.009 559 10.023 3.617 1993 151 2.113 989 753 9.637 3.713 1994 123 2.082 839 631 9.307 3.410
Die Sauen der Rasse DE erbrachten im Vergleich zu den Rassen DL und PI die höchste Lebensleistung mit einem durchschnittlichen Lebensalter von 1.077 Tagen und einer Nutzungsdauer von 706 Tagen (Tab. 17). In 4,48 Würfen wurden insgesamt 46,56 Ferkel lebend geboren und 42,92 Ferkel aufgezogen. Auch die Effizienz der DE-Sauen hinsichtlich der Fruchtbarkeitsleistung war größer als bei den anderen Rassen, wie die Anzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel pro Nutzungstag zeigt. Für die DL-Sauen ergab sich eine Lebensdauer von 1.056 Tagen und eine Nutzungsdauer von 695 Tagen mit durchschnittlich 4,3 Würfen. Mit 44,0 lebend geborenen und 41,1 aufgezogenen Ferkeln ist die Lebensleistung bei den DL-Sauen niedriger als bei den DE-Sauen. Das geringste Lebensalter und damit die kürzeste Nutzungsdauer erreichten die PI-Sauen mit 1.002 und 626 Tagen. Sie hatten in durchschnittlich 3,69 Würfen 35,8 lebende Ferkel und zogen davon 33,4 Ferkel auf.
Nutzungsdauer, die Anzahl Würfe, die Anzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel insgesamt und pro Wurf getrennt nach Rassen DE
n = 655
DL n = 13.025
PI n = 6.487 Lebensdauer (Tage) 1.077 ± 513 1.056 ± 498 1.002 ± 486 Nutzungsdauer (Tage) 706 ± 514 695 ± 497 626 ± 484 Anzahl Würfe im Leben 4,48 ± 3,18 4,31 ± 2,92 3,69 ± 2,58 lebend geb. Ferkel / Wurf 10,23 ± 1,47 9,96 ± 1,41 9,53 ± 1,30 lebend geb. Ferkel insgesamt 46,6 ± 34,4 44,0 ± 31 35,8 ± 26,3 leb. geb. Ferkel pro
Nutzungstag ( × 10-2 ) 6,59 6,33 5,72 aufgez. Ferkel/Wurf 9,48 ± 1,44 9,33 ± 1,43 8,86 ± 1,28 aufgez. Ferkel insgesamt 42,9 ± 31,2 41,1 ± 29,3 33,4 ± 24,5 aufgez. Ferkel pro
Nutzungstag ( × 10-2 ) 6,08 5,92 5,33
In Tab. 18 ist die Entwicklung der Lebens- und Nutzungsdauer sowie der Anzahl insgesamt lebend geborener und aufgezogener Ferkel für die verschiedenen Geburtsjahrgänge getrennt nach Rassen dargestellt. Bei allen drei Rassen zeigt sich ein deutlicher Trend zu einer längeren Lebens- und Nutzungsdauer wie auch einer größeren Anzahl von produzierten Ferkeln. Die im Jahr 1994 geborenen Sauen der Rasse DE wiesen mit einem Lebensalter von 1.139 und einer Nutzungsdauer von 775 Tagen sowie mit 53,2 lebend geborenen und 50,0 aufgezogenen Ferkeln die höchsten Lebensleistungen auf. Bei der Rasse DL hingegen produzierten die im Jahr 1993 geborenen Sauen mit 46,6 bzw. 43,7 die meisten lebend geborenen Ferkel bzw. aufgezogenen Ferkel. Wie bei den DE-Sauen war auch bei den Sauen der Rasse Pietrain das Jahr 1994 der leistungsstärkste Geburtsjahrgang. Die Tiere erreichten im Schnitt ein Lebensalter von 1.108 Tagen und eine Nutzungsdauer von 724 Tagen. Von diesen Sauen wurden durchschnittlich 39,4 Ferkel lebend geboren und 37,0 Ferkel aufgezogen.
Tabelle 18: Mittelwerte und Standardabweichungen der Merkmale Lebensdauer, Nutzungsdauer, insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel getrennt nach Geburtsjahrgängen und Rassen
Geburtsjahr
Für die varianzanalytische Auswertung der Merkmale Lebensalter, Nutzungsdauer, insgesamt im Leben einer Sau lebend geborene und insgesamt im Leben einer Sau aufgezogene Ferkel wurde die Prozedur MIXED von SAS (Statistical Analysis Systems, Cary, NC, USA, 2003), Version 8.2, verwendet. Die im folgenden erläuterten Effekte wurden nach Rassen getrennt nach dem unten aufgeführten gemischten Modell geschätzt und auf Signifikanz geprüft. Bei der Analyse des Merkmals Lebensalter wurde der Effekt Erstferkelalter aus dem Modell entfernt.
Modell 1 für die Analyse systematischer Effekte
yijklmno = µ + GEBMi + GEBJj + EFAk + ZWTl + b1LGEBm + betrn + eijklmno
yijklmno = beobachtetes Merkmal für die Lebensdauer, Nutzungsdauer, im Leben insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel der ijklmno-ten Sau
µ = Modellkonstante
GEBMi = fixer Effekt des Geburtsmonats der Sau (i = 1 – 12) GEBJj = fixer Effekt des Geburtsjahres der Sau (j = 1 – 6)
EFAk = fixer Effekt der Erstferkelaltersklasse der Sau (k = 1 – 3)
ZWTl = fixer Effekt der Klasse der durchschnittlichen Zwischenwurfzeit (l = 1 – 6 für DE, 1 – 9 für DL und PI )
LGEBm = durchschnittliche Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf als Kovariable
b1 = linearer Regressionskoeffizient
betrn = zufälliger Effekt des Betriebes (n = 1 – 40 für DE; 1 – 294 für DL;
1 – 163 für PI) eijklmno = zufälliger Restfehler
Das Erstferkelalter (EFA) der Sauen lag aufgrund der Restriktionen zwischen 305 und 500 Tagen und wurde in drei Klassen eingeteilt. Klasse 1 wurde mit Tieren besetzt, die vor dem 350. Lebenstag abferkelten. Klasse 2 beinhaltete Sauen, deren
befanden, die nach dem 380. Lebenstag den ersten Wurf erbrachten. Die Anzahl der Sauen innerhalb der Erstferkelaltersklassen betrug bei der Rasse DE zwischen 207 und 234, bei DL zwischen 3.173 und 5.391 und für die Rasse PI zwischen 1.362 und 2.673 Tieren.
Die durchschnittliche Zwischenwurfzeit (ZWT) ging ebenfalls als fixer Effekt in das Modell ein. Für die Sauen der Rassen DL und PI wurden 9 Klassen gebildet, während die DE-Sauen nur in 6 Klassen eingeteilt wurden, um eine zu geringe Klassenbesetzung zu vermeiden. Klasse 1 enthielt die Tiere, die bereits nach dem ersten Wurf aus dem Betrieb ausschieden und für die somit keine Zwischenwurfzeit ermittelt werden konnte. Die Anzahl der Sauen in den Zwischenwurfzeitklassen schwankte bei DE zwischen 63 und 148, für die Rasse DL zwischen 685 und 2.690 und bei PI zwischen 166 und 1.505 Tieren (Tab. 19).
Tabelle 19: Verteilung der durchschnittlichen Zwischenwurfzeiten (Tage) innerhalb der Rassen DE, DL und PI
Rasse durchschnittliche Zwischenwurfzeit
Klasse 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Tage - - 154 - 161 - 168 - 175 - 182 - 189 - 203 - 420
DE 129 148 126 72 53 37 27 22 41
DL 2.690 1.189 2.221 1.997 1.448 969 685 832 994
PI 1.505 166 604 1.002 921 700 439 526 617
Die durchschnittliche Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf ergab sich aus der Gesamtzahl lebend geborener Ferkel und der Gesamtzahl Würfe, die die Sau in ihrem Leben erbracht hat.
Für die einzelnen Merkmale Lebensdauer und Nutzungsdauer in Tagen, insgesamt im Leben der Sau lebend geborene und aufgezogene Ferkel wurden die additiv-genetischen und residualen Varianzen mittels Residual Maximum Likelihood (REML) nach dem unten aufgeführten linearen Tiermodell geschätzt. Hierfür wurde das Programm VCE4, Version 4.2.5. (GROENEVELD, 1998) verwendet. Für das Merkmal
Erstferkelalter eine Teilkomponente der Lebensdauer ist.
Modell 2 für die Heritabilitätsschätzung
yijklmn = µ + EFAi + ZWTj + b1LGEBk + hjsl + am + eijklmn
yijklmn = beobachtetes Merkmal für die Lebensdauer, Nutzungsdauer, im Leben insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel der ijklmn-ten Sau
µ = Modellkonstante
EFAi = fixer Effekt der Erstferkelaltersklasse der Sau (i = 1 – 3)
ZWTj = fixer Effekt der Klasse der durchschnittlichen Zwischenwurfzeit (j = 1 – 6 für DE, 1 – 9 für DL und PI )
LGEBk = durchschnittliche Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf als Kovariable
b1 = linearer Regressionskoeffizient
hjsl = zufälliger Effekt der Herden-Jahr-Saison-Klasse (l = 92 für DE, 732 für DL, 438 für PI)
am = zufälliger additiv-genetischer Effekt des Tieres (m =1.026 für DE, 21.271 für DL, 12.074 für PI)
eijklmn = zufälliger Restfehler
Das hier beschriebene Modell 2 unterscheidet sich von dem vorhergehenden durch die Einführung der Herden-Jahr-Saison-Klassen und des additiv-genetischen Effekt des Tieres. Der Effekt der Herden-Jahr-Saison-Klasse setzte sich aus dem Betrieb, dem Geburtsjahr und dem Geburtsmonat der Sau zusammen. Die Geburtsmonate wurden zu Quartalen zusammengefasst (Januar bis März = Saison 1, April bis Juni = Saison 2, Juli bis September = Saison 3, Oktober bis Dezember = Saison 4).
Das für die 655 DE-Sauen erstellte Pedigree beinhaltete insgesamt 1.026 Tiere und ließ sich über 8 Generationen zurückverfolgen. Das Pedigree umfasste alle Mütter, war jedoch auf der väterlichen Seite nur zu 99 % vollständig. Auf der Stufe der väterlichen Großeltern lag die Vollständigkeit bei nur 1 %, während sie auf der Stufe
eingegangenen Sauen stammten von 106 Vätern und 227 Müttern ab. Auf der Basis von 13.008 DL-Sauen konnte ein Pedigree erstellt werden, das aus 21.271 Tieren bestand und 13 Generationen beinhaltete. Die Vollständigkeit des Pedigrees erreichte auf der Elternstufe 99 %, auf der Stufe der väterlichen Großeltern 98 % und der mütterlichen Großeltern 96 %. Die DL-Sauen gingen auf 1.382 Väter und 5.829 Muttertiere zurück. Das Pedigree der PI-Sauen bestand aus 12.074 Tieren und konnte über 16 Generationen zurückverfolgt werden. Die Eltern waren zu 99 % bekannt, während die väterlichen Großeltern eine Vollständigkeit von 98 % und die mütterlichen Großeltern von 97% erreichten. Die 6.481 PI-Sauen stammten von 1.087 Vätern und 3.029 Müttern ab (Tab. 20).
Tabelle 20: Anzahl der Väter, Mütter und der Großeltern im analysierten Datensatz n
DE DL PI
Sauen 655 12.995 6.479
Väter 106 1.383 1.087
Mütter 227 5.825 3.027
Väterliche Großväter 5 518 563
Väterliche Großmütter 5 817 842
Mütterliche Großväter 79 1.396 885
Mütterliche Großmütter 127 3.567 1.973
3.1.3 Ergebnisse
3.1.3.1 Systematische Effekte
In Tab. 21 sind die Ergebnisse der Varianzanalyse mit ihren Irrtumswahrscheinlichkeiten für die Signifikanz der Effekte getrennt nach Rassen aufgeführt. Die Geburtsmonate und Geburtsjahre sowie das Erstferkelalter hatten bei den Sauen der Rasse DE keinen signifikanten Einfluss auf die analysierten Merkmale. Das Erstferkelalter lag knapp über der Signifikanzgrenze für die Anzahl
Zwischenwurfzeit auf alle Merkmale einen signifikanten Einfluss. Das Lebensalter und die Nutzungsdauer wurden durch die Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf signifikant beeinflusst. Bei der Rasse DL hatten alle geprüften Effekte außer dem Geburtsmonat einen signifikanten Einfluss auf alle Merkmale. Der Geburtsmonat und das Erstferkelalter waren bei den Pietrain-Sauen nicht signifikant. Das Geburtsjahr zeigte einen signifikanten Einfluss auf das Lebensalter und die Nutzungsdauer, jedoch nicht auf die Anzahl insgesamt lebend geborener und aufgezogener Ferkel.
Die Zwischenwurfzeit und die Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf beeinflussten alle Merkmale signifikant.
Tabelle 21: Signifikante Einflüsse (Irrtumswahrscheinlichkeiten) auf die Merkmale Lebensdauer, Nutzungsdauer, insgesamt lebend geborene und aufgezogene Ferkel
Rasse / Effekt Lebensdauer Nutzungs-dauer
Geburtsmonat 0,788 0,705 0,662 0,692
Geburtsjahr 0,236 0,231 0,261 0,200
Erstferkelalter - 0,248 0,107 0,080
durchschnittliche
Zwischenwurfzeit < 0,001 < 0,001 < 0,001 < 0,001 lebend geborene
Ferkel pro Wurf 0,004 0,006 < 0,001 < 0,001
Deutsche Landrasse
Geburtsmonat 0,240 0,187 0,509 0,594 Geburtsjahr < 0,001 < 0,001 < 0,001 < 0,001
Geburtsmonat 0,981 0,988 0,960 0,978 Geburtsjahr < 0,001 < 0,001 0,055 0,025
Erstferkelalter - 0,173 0,091 0,124
durchschnittliche
Zwischenwurfzeit < 0,001 < 0,001 < 0,001 < 0,001 lebend geborene
Ferkel pro Wurf < 0,001 < 0,001 < 0,001 < 0,001
Anzahl insgesamt lebend geborener und aufgezogener Ferkel pro Geburtsjahrgang sind getrennt für die Rassen DE, DL und PI in der Tabelle 22 dargestellt. Die LS-Mittelwerte für das Lebensalter und die Nutzungsdauer bei den DE-Sauen stiegen im Geburtsjahrgang 1990 auf 1.188 bzw. 822 Tage an, fielen dann jedoch wieder, um in den beiden letzten Geburtsjahrgängen mit 1.079 und 1.077 Tagen bzw. 709 Tagen auf ein ähnlich hohes Niveau wieder anzusteigen. Die LS-Mittelwerte für die Anzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel stiegen ebenfalls für das Geburtsjahr 1990 auf 51,8 bzw. 48,1 an, fielen dann wieder auf 43,3 bzw. 39,9 für das Jahr 1991 ab und zeigten im weiteren einen stetig ansteigenden Verlauf.
Die LS-Mittelwerte aller Merkmale für die DL-Sauen waren für den Geburtsjahrgang 1991 am niedrigsten und erreichten ihr Maximum für den Jahrgang 1993, um dann wieder abzufallen. Die niedrigsten bzw. höchsten Werte lagen für das Lebensalter und die Nutzungsdauer bei 1.091 bzw. 1.140 Tagen und bei 726 bzw. 772 Tagen.
Der geringste LS-Mittelwert betrug 44,0 bzw. 41,3 Ferkel für die Merkmale lebend geborene und aufgezogene Ferkel, während die Höchstwerte bei 46,5 bzw. 43,7 Ferkeln lagen.
Bei der Rasse Pietrain waren die LS-Mittelwerte für den Geburtsjahrgang 1990 für alle Merkmale am niedrigsten, stiegen dann jedoch stetig an. Die LS-Mittelwerte für das Lebensalter und die Nutzungsdauer erreichten mit 998 bzw. 629 Tagen ihren tiefsten Stand und stiegen dann bis zum Ende des Beobachtungszeitraums im Geburtsjahrgang 1994 auf 1.100 bzw. 721 Tage an. Die LS-Mittelwerte für die Anzahl insgesamt lebend geborener und aufgezogener Ferkel wiesen den Minimalwert von 36,4 bzw. 33,7 Ferkeln für den Geburtsjahrgang 1990 auf und stiegen auf 39,1 bzw. 36,5 Ferkel für den Geburtsjahrgang 1994 an.
Tabelle 22: LS-Mittelwerte und deren Standardfehler für die Lebensdauer, die Nutzungsdauer (in Tagen), die insgesamt lebend geborenen und aufgezogenen Ferkel nach Geburtsjahren für die Rassen DE, DL und PI
Rasse /Merkmal Geburtsjahrgänge
1989 1990 1991 1992 1993 1994
Deutsches Edelschwein
Lebensd. 1.039 ± 63 1.188 ± 55 1.054 ± 57 1.059 ± 53 1.079 ± 50 1.077 ± 54 Nutzungsd. 674 ± 64 822 ± 56 688 ± 57 718 ± 53 709 ± 50 709 ± 54 lebend geb.
Ferkel
42,4 ± 3,1 51,8 ± 3,6 43,3 ± 3,6 45,3 ± 3,4 46,6 ± 3,3 46,8 ± 3,4
aufgezog.
Ferkel
39,7 ± 3,7 48,1 ± 3,3 39,9 ± 3,3 41,6± 3,1 42,8 ± 2,9 44,0 ± 3,1
Deutsche Landrasse
Lebensd. 1.109 ± 14 1.098 ± 14 1.091 ± 14 1.131 ±14 1.140 ± 14 1.111 ± 14 Nutzungsd. 745 ± 14 734 ± 14 726 ± 14 766 ± 14 772 ± 14 744 ± 14 lebend geb.
Ferkel
44,6 ± 0,7 44,3 ± 0,8 44,0 ± 0,8 46,4 ± 0,8 46,5 ± 0,8 44,8 ± 0,8
aufgezog.
Ferkel
41,6 ± 0,7 41,4± 0,7 41,3 ± 0,7 43,6 ± 0,7 43,7 ± 0,7 42,1 ± 0,7
Pietrain
Lebensd. 1.029 ± 18 998 ± 18 1.012 ± 18 1022 ± 19 1049 ± 19 1.100 ± 20 Nutzungsd. 661 ± 18 629 ± 18 640 ± 18 646 ± 19 671 ± 19 721 ± 20 lebend geb.
Ferkel
37,4 ± 0,8 36,4 ± 0,8 36,7 ± 0,8 36,7 ± 0,9 37,5 ± 0,9 39,1 ± 0,9
aufgezog.
Ferkel
34,6 ± 0,8 33,7 ± 0,8 34,0 ± 0,8 34,2 ± 0,8 34,9 ± 0,8 36,5 ± 0,9
Tagen), die insgesamt lebend geborenen und aufgezogenen Ferkel nach Erstferkelaltersklassen für die Rassen DE, DL und PI
Rasse / Merkmal Erstferkelalter (Tage)
< 350 350 - 380 > 380 Deutsches Edelschwein
Anzahl Sauen 207 234 214
Nutzungsdauer 732 ± 45 749 ± 45 678 ± 47 lebend geb. Ferkel 47,0 ± 2,9 48,5 ± 2,9 42,6 ± 3,0 aufgezogene Ferkel 43,8 ± 2,6 44,9 ± 2,6 39,3 ± 2,8 Deutsche Landrasse
Anzahl Sauen 5.391 4.461 3.173
Nutzungsdauer 770 ± 12 744 ± 12 730 ± 13 lebend geb. Ferkel 46,6 ± 0,7 45,0 ± 0,7 43,8 ± 0,7 aufgezogene Ferkel 43,7 ± 0,6 42,2 ± 0,6 41,0 ± 0,7 Pietrain
Anzahl Sauen 1.362 2.452 2.673
Nutzungsdauer 677 ± 18 654 ± 16 654 ± 16 lebend geb. Ferkel 38,2 ± 0,8 37,0 ± 0,7 36,7 ± 0,7 aufgezogene Ferkel 35,5 ± 0,8 34,4 ± 0,7 34,1 ± 0,7
Die Tab. 23 gibt die LS-Mittelwerte für die Erstferkelaltersklassen der verschiedenen Rassen an. Bei den DE-Sauen lagen die LS-Mittelwerte für die Klasse 2 mit 749 Tagen für die Nutzungsdauer und mit 48,5 und 44,9 Ferkeln für die Wurf- bzw.
Aufzuchtleistung am höchsten, während die DL- und PI-Sauen in der ersten Klasse die höchsten Werte erreichten. Für die Sauen der Rasse DL errechneten sich LS-Mittelwerte für die höchste Nutzungsdauer von 770 Tagen und für die größte Anzahl der insgesamt im Leben einer Sau lebend geborenen bzw. aufgezogenen Ferkel von 46,6 bzw. 43,7. Die Maximalwerte der PI-Sauen lagen für die Nutzungsdauer bei 677 Tagen und für die Gesamtzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel bei 38,2
Erstferkelaltersklasse 3.
Die LS-Mittelwerte der Zwischenwurfzeit sind für die Rassen getrennt in den Tabellen 24 – 25 dargestellt. Die Klassen wurden nach der Besetzungsgröße gebildet und reichten bei den DE-Sauen auf Grund geringer Anzahlen nur von 1 bis 6, während die DL- und PI-Sauen in 9 verschiedene Klassen eingeteilt wurden. Die Klasse 4 bzw. 5 der DE-Sauen entspricht den zusammengefassten Klassen 4 und 5 bzw. 6 und 7 der anderen Rassen. Für die Sauen der Rasse DE ergaben sich mit 1.276 und 905 die höchsten Werte für die Lebens- und Nutzungsdauer in der Klasse 5 (176 – 189 Tage), während die Maximalwerte mit 58,8 für die insgesamt lebend geborenen und mit 54,2 insgesamt aufgezogenen Ferkeln von Sauen der Klasse 4 (162 – 175 Tage) erreicht wurden. Die LS-Mittelwerte für die Lebens- und
Die LS-Mittelwerte der Zwischenwurfzeit sind für die Rassen getrennt in den Tabellen 24 – 25 dargestellt. Die Klassen wurden nach der Besetzungsgröße gebildet und reichten bei den DE-Sauen auf Grund geringer Anzahlen nur von 1 bis 6, während die DL- und PI-Sauen in 9 verschiedene Klassen eingeteilt wurden. Die Klasse 4 bzw. 5 der DE-Sauen entspricht den zusammengefassten Klassen 4 und 5 bzw. 6 und 7 der anderen Rassen. Für die Sauen der Rasse DE ergaben sich mit 1.276 und 905 die höchsten Werte für die Lebens- und Nutzungsdauer in der Klasse 5 (176 – 189 Tage), während die Maximalwerte mit 58,8 für die insgesamt lebend geborenen und mit 54,2 insgesamt aufgezogenen Ferkeln von Sauen der Klasse 4 (162 – 175 Tage) erreicht wurden. Die LS-Mittelwerte für die Lebens- und