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7. INTERVIEWLEITFÄDEN UND ERGEBNISSE

7.2 E LTERNINTERVIEWS

7.2.3 D ARSTELLUNG DER E RGEBNISSE UND D ISKUSSION

7.2.3.5 S CHULISCHE L EISTUNG

machen musste oder nachlernen musste. Also, das waren für mich sehr erholsame Jahre, muss ich sagen“ (E 9, S. 5, 214 ff.).

Diskussion

Innerhalb kurzer Zeit entspannt sich auch für die meisten Eltern die Lage, nach-dem ihr Kind an das Förderzentrum gewechselt hatte. Zum einen stellen sie fest, dass die Hausaufgaben von den Kindern selbstständig bearbeitet werden können, sich die Noten verbessert haben und sie aufgrund dessen keine Zukunftsängste bzgl. ihres Kindes auszustehen hatten. Als Gründe hierfür kann wohl das gute Sprachverstehen der Schüler angesehen werden, da die Lehrer hierfür speziell ausgebildet sind. Zudem befinden sich maximal zwölf Kinder in den Klassen des Förderzentrums, was sich positiv auf den Geräuschpegel innerhalb der Klasse auswirkt. Bei den Eltern entfallen als Konsequenz über lange Zeiten hinweg das

„Hausaufgabenerledigen“ und daraus resultierende häufige Besuche bei den Lehrern, Schuldzuweisungen in der Familie oder Ähnliches.

Einige Mütter beschreiben die neue Situation als Glücksgefühl. Es wird ersichtlich, dass sie unter einer großen Anspannung zu leiden hatten, die durch die offen-sichtlich adäquate Beschulung ihres Kindes am Förderzentrum entfallen ist.

Abb. 29: Schulische Leistung der integrierten Schüler an der allgemeinen Schule (Eltern)

Ein Großteil der Mütter stellte bei ihren Kindern schlechte schulische Leistungen zu dieser Zeit an der allgemeinen Schule fest:

„Also, er hat in Deutsch, in Deutsch und in Mathe hat er also große Probleme. Vier, Fünf und Sechs waren die Noten immer“ (E 8, S. 2, 59 f.).

Einige geben an, dass sich die Noten ihrer Kinder verschlechterten, obwohl sie mehr als andere Mütter mit ihnen am Nachmittag lernten:

„Es klappte im Verhältnis gut, aber wir haben immer mehr tun müssen als andere und gerade in der vierten hab ich dann auch gemerkt, wie er absackt“ (E 7, S. 1, 19 ff.).

Aus den Aussagen einer Mutter wurde besonders deutlich, dass dieses Absinken der Leistungen an der allgemeinen Schule ihrer Meinung nach auch nicht aufzu-halten gewesen wäre:

„... und so is er eigentlich immer mehr zurückg´fallen und wenn ma ihn da dring´lassen hätt, also er wär eigentlich sang- und klanglos untergegangen, also des is sicher, ne“ (E 11, S. 12, 526 ff.).

Dieser Zustand war für einige Schüler umso problematischer, da sie sehr ehr- geizig waren und offensichtlich bei gleicher nachmittäglicher Mühe weniger als ihre Mitschüler erreichten:

„Und außerdem kommt noch dazu, unsere M. ist ein sehr ehrgeiziger Mensch und wenn´s dann mit Vierer und Fünfer losgeht, dann dreht sie

Schulische Leistung aS - Aufteilung der Nennungen

8

2

zufriedenstellende Leistungen

Verschlechterung der Leistungen

N=10

durch und sieht rot. Das ist dann für die natürlich auch schwierig gewesen, ne“ (E 10, S. 6, 252 ff.).

„Also des hat se gar nicht gemocht, wenn se schlechte Noten gehabt hat“

(E 3, S. 234 f.).

Diskussion

Es wird ersichtlich, dass ein Großteil der integrierten Schüler mittelmäßige bis schlechte Noten an der allgemeinen Schule hatte. Keiner der Schüler hatte gute bis sehr gute Zensuren. Bei den meisten Schülern verschlechterten sich die schulischen Leistungen sogar so drastisch, dass ein Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe nicht möglich gewesen wäre, so dass die Eltern zum großen Teil dazu angehalten wurden, über andere Lösungen und damit auch andere Beschu-lungsmöglichkeiten nachzudenken.

Die schlechten schulischen Leistungen sind als Folge mehrerer Faktoren anzu-sehen: im Mittelpunkt das schlechte Sprachverstehen, denn es zieht nicht nur eine problematische Hausaufgabensituation nach sich, sondern es kann auch eine Einschränkung der mündlichen Beteiligung im Unterricht erfolgen, da die Schüler beispielsweise auf Fragen von Lehrern oder Mitschülern, die sie nicht richtig verstanden haben, nicht in korrekter Weise antworten können.

Zum anderen können dadurch Wissenslücken entstehen, die sich auch bei schriftlichen Leistungsanforderungen widerspiegeln. Massive Verschlechterung der schulischen Leistungen sowie ein problematisches Verhältnis zu Mitschülern und Lehrern, das zum Teil ebenfalls durch sprachliche Missverständnisse entstan-den ist, kann zudem zu einem gewissen Unmut bei entstan-den Schülern beigetragen haben. Es sieht so aus, als könnten die schlechten schulischen Leistungen ebenfalls in den negativen Kreisprozess, wie er bereits in den vorherigen Punkten erwähnt wurde, eingeordnet werden. Sie können aus der Sicht der Eltern als einer der Hauptgründe für den Schulwechsel von der allgemeinen Schule an das Förderzentrum angesehen werden.

Laut Aussagen der Mütter können sich bei einigen Schülern die schulischen Leistungen nach der Einschulung am Förderzentrum verbessern. Manche Eltern machen hierzu keine Angaben.

Abb. 30: Schulische Leistung der integrierten Schüler am Förderzentrum (Eltern)

Die Ausführungen der Mütter hierzu könnten als nahezu einheitlich angesehen werden:

„Sie schreibt gute Noten, macht fleißig mit und ist auch zufrieden, ja“ (E 3, S. 7, 260 f.).

„Sein Zeugnis war hervorragend, er hat ’nen Notendurchschnitt von 1,9, also es war super“ (E 7, S. 17, 730 f.)

„Und sie hat’ s phantastisch g’schafft, sie hat dann sogar ihren Quali gemacht mit 2,2“ (E 10, S. 10, 414 f.).

Diskussion

Acht der zwölf Eltern können Angaben zu den guten schulischen Leistungen ihrer Kinder am Förderzentrum machen. Im Vergleich zu der Zeit an der allgemeinen Schule kann man bei all diesen Schülern von einer Verbesserung der schulischen Leistungen sprechen. Es kann davon ausgegangen werden, dass organisa-torische Rahmenbedingungen, Ausbildung der Lehrkräfte etc. dazu führen, dass die hörgeschädigten Schüler, die zuvor aufgrund ihrer schlechten Zensuren frustriert waren, am Förderzentrum zu Leistungen angespornt werden, zu denen sie an der allgemeinen Schule nicht fähig gewesen wären. Es ist zu vermuten, dass sich auch in diesem Punkt ein sog. Bezugsgruppeneffekt eingestellt hat, da Schüler sich innerhalb einer Klasse gerade über die Schulnoten vergleichen und auch definieren. Durch den Schulwechsel an das Förderzentrum wurde der nega-tive Kreisprozess, der sich an der allgemeinen Schule eingestellt hat, unter-brochen und mit einer Wendung zum Positiven aufgelöst.

Schulische Leistung FZ - Aufteilung der Nennungen

4

8

Verbesserung keine Nennung

N=12

Der Grund dafür, dass einige Eltern keine Aussagen bzgl. der Schulnoten gemacht haben, könnte sein, dass sich die zuvor in negativem Maße angegebe-nen Begebenheiten wie auch die Schulnoten so sehr zum Positiven verändert haben und somit am Förderzentrum keine übergeordnete Rolle mehr spielen.