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I NTERVIEWLEITFÄDEN FÜR S CHÜLER

7. INTERVIEWLEITFÄDEN UND ERGEBNISSE

7.1 S CHÜLERINTERVIEWS

7.1.2 I NTERVIEWLEITFÄDEN FÜR S CHÜLER

• Wie hast du dich mit deinen Mitschülern der allgemeinen Schule

verstanden bzw. wieso hast du dich mit den Mitschülern nicht verstanden?

• Wie hast du dich mit deinem Klassenlehrer verstanden?

• Welche Hörhilfen hast du verwendet?

• Wie oft wurde die Mikroportanlage verwendet?

• Wie waren deine Noten?

• Wie war dein Verhältnis zum Lehrer des MSD?

• Welche Veränderungen sind im Laufe der Zeit aufgetreten?

• Warum bist du schließlich an die andere Schule gegangen?

• Wer hat sich den Schulwechsel vor allem gewünscht?

• Was hast du dir in dieser Zeit gedacht?

7.1.2.2 Kommentierung der Fragen

Damit zu Beginn des Interviews zwischen Interviewerin und befragten Schülern eine emotionale Nähe aufgebaut werden konnte, wurde die einleitende Frage nach dem subjektiven Empfinden an der allgemeinen Schule gewählt. Die Frage sollte zusätzlich als Einstiegsfrage fungieren, um sich im weiteren Verlauf des Ge-sprächs an nachfolgende Fragestellungen heranzutasten.

Insgesamt wurde bei jedem Interview besonders darauf geachtet, auf die jeweils gegebenen Antworten der Schüler einzugehen und diese als etwaige Impulse für anstehende Fragen anzusehen.

Das Verhältnis der befragten Schüler zu ihren Mitschülern stellte eine wichtige Fragestellung in Bezug auf einen anstehenden Schulwechsel dar, denn ein gutes Verhältnis zu den Mitschülern kann als Indikator für positive emotionale Integration (siehe Kapitel 2) gewertet werden, welcher als sicherer Faktor für den Verbleib an einer Schulart stehen könnte. Im Gegenteil dazu vermag ein schlechtes Verhältnis zwischen integriertem Schüler und den Mitschülern ein ausschlaggebender Grund für einen Schulwechsel sein. Aus diesem Grund wurde auch die Frage nach einem problematischen Verhältnis zu den Mitschülern aufgenommen, da es in diesem Zusammenhang besonders interessant zu ergründen schien, weshalb das Miteinander in der Klasse zwischen hörgeschädigtem Schüler und seinen Mitschü-lern möglicherweise nicht funktionieren konnte.

Auch ein positives bzw. negatives Verhältnis zum Klassenlehrer kann für einen Schulwechsel an die allgemeine Schule verantwortlich sein. Denn dieser ist zum großen Teil für das Sprachverstehen des integrierten hörgeschädigten Schülers verantwortlich: Er soll beispielsweise die Funktionsfähigkeit des Hörgerätes kontrollieren, den Schüler in der Klasse so setzen, dass er möglichst viel vom Unterricht versteht, oder gegebenenfalls auch eine Mikroportanlage verwenden

(siehe Punkt 3.1). In diesem Zusammenhang wurde auch nachgefragt, ob die Hörgeräte vom Schüler regelmäßig getragen wurden oder der Lehrer die Mikroportanlage verwendet hatte. Ein mangelndes Sprachverstehen kann eine Vielzahl von Problemen für den hörgeschädigten Schüler nach sich ziehen und so wurde auch die konkrete Frage nach dem Sprachverstehen im Unterricht gestellt.

Da die Lehrer der allgemeinen Schule allerdings nicht speziell in hörgeschädigten-spezifischen didaktischen Maßnahmen ausgebildet sind, wird ihnen ein Lehrer des MSD (siehe Punkt 3.3) zur Seite gestellt, der sowohl Lehrer der allgemeinen Schule als auch Schüler und Eltern berät. Ein gutes Verhältnis zwischen allen Beteiligten stand somit für einen problemlosen Verbleib des hörgeschädigten Schülers an der allgemeinen Schule. Daher war wichtig, vom Schüler selbst zu erfahren, wie er den Kontakt zum Lehrer des MSD einschätzte und bewertete.

Selbstverständlich sind weiterhin die schulischen Leistungen für den Verbleib an der allgemeinen Schule verantwortlich, da nur mit ausreichenden Leistungen das Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe möglich ist. Die persönliche Einschätzung der Schüler in Bezug auf ihre schulischen Leistungen war an dieser Stelle wiederum besonders wertvoll.

Da es für den Schulwechsel noch weitere als die bereits genannten Faktoren in Betracht gezogen werden können, wurde die spezifische Frage nach dem eventuellen Eintreten von Veränderungen oder sogar in der negativen Form, also vom Auftreten von Problemen und den direkten Gründen für den Schulwechsel gestellt.

In diesem Zusammenhang war ebenso interessant zu ergründen, wer diesen Schulwechsel initiiert bzw. intendiert hat und wie die Zeit des Schulwechsels emotional erlebt wurde.

Die Fragen nach dem subjektiven Befinden, das Verhältnis zu den Mitschülern sowie das Verhältnis zum Klassenlehrer sollten in gleicher Weise für die Zeit am Förderzentrum gestellt werden, um eventuelle Unterschiede zwischen den beiden Schularten herausstellen zu können.

Für die Zeit am Förderzentrum wurde zudem die Frage nach der Bewertung der Entscheidung im Rückblick und einer zusammenfassenden Einschätzung bzgl. der neuen Schule, also dem Förderzentrum, hinzugefügt.

Der Ablauf der Fragen kann in der geplanten Reihenfolge, an welcher aber wie bereits erwähnt nicht starr festgehalten werden muss, als „quasi-chronologisch“

angesehen werden.

In Bezug auf die Eruierung der Gründe für den Schulwechsel hatten nicht alle aufgeführten Fragen den gleichen Stellenwert, wurden jedoch im Kategorien-system zur Übersichtlichkeit gleichwertig abgebildet. Innerhalb eines Interviews besitzen schließlich alle Fragen wiederum eine gleichwertige Berechtigung, da erst nach der Auswertung des jeweiligen Interviews erkennbar wurde, welche Be-weggründe für den jeweiligen Schüler die ausschlaggebenden für einen Schul-wechsel waren.

7.1.2.3 Erfahrungen beim Führen der Interviews

Es stellte sich heraus, dass bereits der erste Frageimpuls bzgl. des subjektiven Befindens bei nahezu allen Schülern einen geeigneten Stimulus darstellte: Sie begründeten ihr subjektives Befinden an der allgemeinen Schule, so dass im Verlauf jedes einzelnen Interviews die meisten der von der Interviewerin inten-dierten Fragen gestellt werden konnten.

Leider war es aufgrund der Verschiedenheit der befragten Schüler, beispielsweise bzgl. der unterschiedlichen Lautsprachkompetenz, nicht immer möglich, auf alle Fragen Antworten in gleicher Intensität zu erhalten. Ein Schüler z.B. war „puber-tätsbedingt“ nicht ausreichend motiviert, auf die Fragestellungen zu antworten.

Eine andere Schülerin war besonders schüchtern und stellte für die Interviewerin eine große Herausforderung dar. Insgesamt konnten die gegebenen Antworten der Schüler jedoch für eine befriedigende Form der Auswertung herangezogen werden.

Es wurde bei jedem Interview darauf geachtet, sich auf das jeweilige Sprach-niveau des zu befragenden Schülers einzulassen, um eine partnerschaftliche Ge-sprächsatmosphäre zu evozieren und damit möglichst umfassende Informationen vom Schüler zu erhalten (vgl. Honig, Leu & Nissen 1996). Während des Interviews konnten zum Teil aufgrund der emotionalen Nähe der Interviewerin zu den betreffenden Schülern die eigentlich unzulässigen Suggestivfragen nicht völlig vermieden werden. Die betreffenden Passagen wurden selbstverständlich nicht für die Auswertung herangezogen.