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D ARSTELLUNG DER E RGEBNISSE UND D ISKUSSION

7. INTERVIEWLEITFÄDEN UND ERGEBNISSE

7.3 I NTERVIEWS MIT DEN L EHRERN DER ALLGEMEINEN S CHULE

7.3.3 D ARSTELLUNG DER E RGEBNISSE UND D ISKUSSION

b) neutral c) negativ 13 Sprachverstehen im Unterricht a) positiv

b) neutral c) negativ

14 Hausaufgabensituation a) positiv

b) neutral c) negativ 15 Stellung des Kindes in der Klasse a) positiv

b) neutral c) negativ

16 Qualität der Integration a) positiv

b) neutral c) negativ

17 Schulische Leistung a) positiv

b) neutral c) negativ 18 Auffällige Persönlichkeitsmerkmale a) von geringem

b) von mittlerem c) von hohem Ausmaß 19-21 FÖRDERZENTRUM

19 Person, die den Wechsel primär gewünscht hat

a) Lehrer b) Eltern c) Kind d) Lehrer MSD 20 Kontakt der Klasse nach dem Wechsel a) oft

b) manchmal c) nie 21 Kontakt des Lehrers nach dem Wechsel a) oft

b) manchmal c) nie

Tab. 13: Gültiges Kategoriensystem für die Intervoes mit den Lehrern der allgemeinen Schule (LaS)

Abkürzungen:

aS: allgemeine Schule FZ: Förderzentrum HS: Hörschädigung MPA: Mikroportanlage HG: Hörgeräte

hg: hörgeschädigt

MSD: Mobiler Sonderpädagogischer Dienst

Bei der Auswertung der Interviews mit den Lehrern der allgemeinen Schule wurden manche Phänomene, die bei der Auswertung der Schüler aufgetreten waren, in besonderem Ausmaße erklärbar. Daher werden an gegebener Stelle die Ergebnisse dieser Auswertung bei der Diskussion der Ergebnisse der Interviews mit den Lehrern der allgemeinen Schule mit einbezogen.

7.3.3.1 Sprachverstehen der Schüler im Unterricht

Beim Sprachverstehen der integrierten Schüler ist zwar die Hälfte der Lehrer der Meinung, dass die Schüler schlecht und zwei nur mittelmäßig verstehen konnten, aber vier Lehrer gehen davon aus, dass die betreffenden Schüler sprachlich dem Unterricht gut folgen konnten.

Abb. 35: Sprachverstehen der integrierten Schüler (LaS)

Als Gründe für das schlechte Sprachverstehen gaben sie beispielsweise Ermü-dung oder den zu hohen Lärmpegel in der Klasse an:

„… manchmal denk ich auch, war`s Ermüdung, denn ich glaub, er hat sich furchtbar anstrengen müssen, dass er etwas mitgekriegt hat vom Unter-richt“ (LaS24 1, S. 5, 200 ff.).

24 LaS steht hier wie im Folgenden für den jeweiligen Lehrer der allgemeinen Schule der geführten Lehrerinterviews.

Sprachverstehen der Schüler - Aufteilung der Nennungen

6 4

2 schlechtes

Sprachverstehen gutes Sprachverstehen mittlelmäßiges

Sprachverstehen

In der Aussage der folgenden Lehrerin wird besonders deutlich, dass ihr Ursachen wie zu hoher Lärmpegel für schlechtes Sprachverstehen gar nicht bewusst waren und sie erst nach einem spezifischen Hörtest des integrierten Schülers auf dessen Hörschädigung aufmerksam wurde:

„…wenn jetzt Hintergeräusche waren, wie etwa in der Klasse, so Gemur-mel, das wurde bei dem Test, da konnte er nichts hören“ (LaS 5, S. 2, 67 f.).

Folgende Lehrer gingen von einem mittelmäßigen Sprachverstehen aus:

„Es hat keine Besonderheiten bei ihm gegeben. Weder nachdem – ja, auch nicht im negativen Sinn“ (LaS 7, S. 5, 180 f.).

Manche Lehrer waren auch der Meinung, dass ihre Schüler dem Unterrichts-geschehen in ausreichendem Maß folgen konnten:

„Ja, also ich würde sagen, sie hat alles mitbekommen, wenn sie aufmerk-sam war. Also sie hat alles hören können, die anderen Kinder verstanden“

(LaS 2, S. 4, 155 ff.).

„… und ich den Eindruck hatte, sie kann dem Ganzen ganz normal folgen“

(LaS 3, S. 5, 202).

Diskussion

Es wird ersichtlich, dass zwar die Hälfte der Lehrer von einem schlechten Sprach-verstehen für die hörgeschädigten Schüler ausgeht, aber diesbezüglich auch keine Bereitschaft erkennen lässt, spezielle Maßnahmen hierfür zu ergreifen. Dies kann als erschreckende Tatsache angesehen werden, da zum einen alle Schüler dieser Lehrer von einem schlechten Sprachverstehen gesprochen haben, also die andere Hälfte der Lehrer entgegen der Schülermeinung von einem guten bis mittleren Sprachverstehen ihrer Schüler ausgeht und zum anderen der für die Schüler genannte Hauptgrund für einen Schulwechsel gar nicht als solcher wahrgenommen wird. Es wird ersichtlich, dass das Sprachverstehen für die Lehrer der allgemeinen Schule keinen Hauptgrund für einen Schulwechsel darstellt.

Als Gründe könnte hierfür eine Überbelastung der Lehrer angenommen werden oder die Tatsache, dass sie von den Lehrern des MSD nicht in ausreichendem Maße aufgeklärt worden sind. Es wäre an dieser Stelle interessant nachzufragen,

ob die Lehrer, die mit dem MSD kooperieren, in der Lage sind, für ein aus-reichendes Sprachverstehen ihrer integrierten hörgeschädigten Kinder zu sorgen.

Möglicherweise kann auch die Wahrnehmung bei zum Teil mehr als dreißig Schü-lern nicht ausreichen, um diesen Zustand des mangelnden Sprachverstehens zu erkennen oder auch bei Erkennung umzusetzen.

Für die Lehrer der allgemeinen Schule könnte es ein Risiko für das Gelingen einer gemeinsamen Beschulung darstellen, dass es sich bei der Hörschädigung um eine unsichtbare Behinderung handelt. Dieser Zustand könnte sich verschlimmern, gerade dann, wenn sie nicht viel über eine Hörschädigung wissen und so die hörgeschädigten Schüler falsch einschätzen:

„Man sieht zudem einem stark hörgeschädigten Menschen seine Behin-derung nicht unmittelbar an und missinterpretiert – verstärkt durch die mangelnde Selbstakzeptanz der Behinderung – infolgedessen häufig Ver-haltensweisen von Schwerhörigen. Gutes Sprechen und partiell beobachte-te, scheinbar normale Sprachwahrnehmung führen nicht selten seitens nicht behinderter Kommunikationspartner zu einer Fehleinschätzung der Hörbehinderung“ (Günther 2000, S. 119).

Eine schwerhörige Schülerin beschreibt ebendies folgendermaßen:

„Schwerhörigkeit ist eine unsichtbare Behinderung, ich sehe ja ganz normal aus. Und wenn ich dann nichts verstehe, denken sie sich irgendwas. Wenn ich sage, daß ich schwerhörig bin, dann sagen sie: Das sieht man aber gar nicht“ (Müller & Hans 1998, S. 77).

7.3.3.2 Verhältnis zu den Mitschülern

Das Verhältnis der integrierten Schüler zu ihren Mitschülern wird von der Hälfte der Lehrer als gut bewertet. Vier Lehrer sind der Meinung, dass sich der hörge-schädigte Schüler schlecht mit seinen Mitschülern versteht. Ein Lehrer spricht von einem mittelmäßigen Verhältnis und ein Lehrer spricht davon, dass sich der integrierte Schüler völlig von seinen Mitschülern distanziert hat und man von keinem Kontakt bzw. Verhältnis sprechen könne.