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Die mediterrane Ernährung wird oft als Beispiel für eine gesunde Ernährung angeführt. Viele Studien konnten zeigen, dass eine derartige Diät die Gesundheit fördern und das Auftreten einer Vielzahl von Erkrankungen wie z. B. Herzkreislaufstörungen, Krebs, Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson verringern kann (SOFI et al. 2008). Die mediterrane Diät ist durch eine sehr hohe Aufnahme von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen, durch die Verwendung einer großen Menge an Olivenöl und durch eine relativ geringe Aufnahme gesättigter Fettsäuren charakterisiert. Darüber hinaus nehmen Menschen in den Mittelmeerregionen eine relativ hohe Menge an Fisch- und Milchprodukten sowie eine eher geringe Menge an Fleisch- und Fleischprodukten zu sich, welche von einem moderaten, aber regelmäßigen Alkoholkonsum, vor allem in Form von Wein während den Mahlzeiten, begleitet wird. (WILLETT et al. 1995; TRICHOPOULOU et al. 2003). Bei dieser Ernährungsweise kommt dem Wein eine wichtige Rolle zu, denn ihm ist ein Großteil der positiven gesundheitlichen Effekte zuzuschreiben. In diesem Zusammenhang veröffentlichten RENAUD u. DELORGERIL 1992 eine Studie, in der sie über das „Französische Paradoxon“

und die positiven Auswirkungen von Wein auf die Entstehung und den Verlauf von Herzkreislauf-Erkrankungen berichteten. Nachdem neuere Untersuchungen gezeigt haben, dass Wein eine stärker ausgeprägte gesundheitsfördernde Wirkung besitzt als andere alkoholische Getränke (ESTRUCH 2000; DI CASTELNUOVO et al. 2002), konzentrierten sich darauffolgende Studien vor allem auf die nicht-alkoholischen Komponenten im Wein. Es konnte gezeigt werden, dass den im Rotwein enthaltenen Polyphenolen eine große Bedeutung bei der positiven Beeinflussung von Herzkreislauf- und Krebserkrankungen zuzuschreiben ist (CLIFFORD et al. 1996; AL-AWWADI et al. 2004). Dabei wirkt Rotwein am stärksten protektiv bei der Entstehung von den o. g. Krankheiten. Der Grund hierfür liegt vermutlich am höheren Polyphenol-Gehalt im Rotwein im Vergleich zu anderen Weinarten. Dieser unterschiedliche Gehalt an Polyphenolen ist wiederum durch den Herstellungsprozess bedingt. Bei der Herstellung von Weißwein werden Fruchtschale und Kerne, welche im Vergleich zum Fruchtfleisch sehr reich an antioxidativ wirkenden Substanzen (Polyphenole)

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sind, schon frühzeitig entfernt. Dadurch stehen sie im Fermentierungsprozess nicht mehr zur Verfügung. Im Unterschied dazu bleiben diese Pflanzen- bzw. Fruchtbestandteile und damit auch die Polyphenole während des Prozesses der Rotweinherstellung vollständig erhalten und können so in das Endprodukt Rotwein gelangen. Da sich Polyphenole gut in Alkohol lösen, ist deren Gehalt im Rotwein höher als in rotem Traubensaft.

1.1.1 Resveratrol

Der wichtigste und am meisten untersuchte Vertreter der Weinpolyphenole ist das Resveratrol (3,5,4’-trans-Trihydroxystilben). Dieses, zur Familie der Stilbene gehörende Polyphenol ist ein Phytoalexin, ein Bestandteil eines pflanzeneigenen Abwehrsystems. Resveratrol und andere Stilbene lassen sich in einer Reihe von Nahrungspflanzen und deren Früchte wie Erdnüssen, Pistazien und Maulbeeren nachweisen. In beachtlichen Mengen ist Resveratrol aber vor allem in Weintrauben zu finden. In hohen Konzentrationen findet man es hauptsächlich in der Traubenschale, geringere Konzentrationen sind aber auch im Traubenkern und Stiel sowie in den Wurzeln des Weinstocks zu finden. Die Hauptaufgabe von Resveratrol in der Pflanze ist deren Schutz vor Pilz-, Bakterien- und Virusinfektionen sowie vor schädlichen Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung und Toxinen (LANGCAKE u.

PRYCE 1976). Hieraus erklärt sich der zum Teil sehr unterschiedliche Gehalt an Resveratrol in verschiedenen Rotweinsorten. Hohe Konzentrationen finden sich vor allem in solchen Reben, deren Abwehrsystem stark gefordert wird. Da das Phytoalexin hauptsächlich als Fungizid wirkt, enthalten Trauben, die wechselhaften Witterungsbedingungen mit starken Feuchtigkeitsperioden ausgesetzt sind, meistens viel davon. Seit seiner Entdeckung 1976 durch LANGCAKE und PRYCE wurde Resveratrol mehrfach eine präventive bzw. positive Wirkung gegenüber einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen zugeschrieben. Wie im Fall anderer Polyphenole zeigt es antikanzerogene Wirkungen (M. JANG et al. 1997), positive Effekte bei Herzkreislauferkrankungen (BRADAMANTE et al. 2004) und kann die Lebensdauer unterschiedlicher Organismen verlängern (VALENZANO et al. 2006).

1.1.2 Vineatrol®30

Die Firma BREKO GmbH hat zusammen mit der französischen Firma Actichem den Weinrebenextrakt Vineatrol®30 entwickelt und auf den Markt gebracht. Dieser Extrakt wurde aus den jungen Trieben der Weinrebe (Vitis vinifera) aus der Weinregion Bordeaux in

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Frankreich durch Wasser/Ethanol-Extraktion hergestellt. Vineatrol®30 enthält neben dem vielfach untersuchten Monomer trans-Resveratrol einen hohen Anteil an Resveratrol-Oligomeren und -Polymeren (Tab. 1). Zu den weiteren, in sehr unterschiedlichen Konzentrationen in dem Extrakt enthaltenen Resveratrol-Oligomeren, zählen z. B. das Monomer trans-Piceatannol, die Dimere ε -Viniferin und Ampelopsin A sowie die Tetramere r-2-Viniferin und Hopeaphenol.

Tab. 1. In Vineatrol®30 enthaltene Resveratrol-Oligomere und deren prozentualer Anteil im Extrakt.

Resveratrol-Monomere und -Oligomere Anteil in Vineatrol®30

ε-Viniferin 14,6 %

trans-Resveratrol 7,7 %

Ampelopsin A 3,4 %

Miyabenol C 2,5 %

r-Viniferin (Visitin B) 2,5 %

Iso-trans-ε-Viniferin 2,4 %

Hopeaphenol 1,8 %

r-2-Viniferin (Visitin A) 1,6 %

trans-Piceatannol 0,6 %

Gesamt Resveratrol-Monomere

und -Oligomere 37,1 %

1.1.3 Resveratrol-Oligomeren

Resveratrol-Oligomere (Abb. 1) weisen auch gesundheitsfördernde Wirkungen auf. So wirkt z. B. das Dimer ε-Viniferin, ähnlich wie Resveratrol, antioxidativ (PRIVAT et al. 2002), antiinflamatorisch (ZHANG et al. 2004), antikanzerogen (KIM et al. 2002; PIVER et al.

2003a) und neuroprotektiv (YANEZ et al. 2006; RIVIERE et al. 2007). Das Dimer Ampelopsin A übt nicht nur eine antikanzerogene Wirkung (LIU et al. 2003), sondern auch einen positiven Effekt auf das Immunsystem (ZENG et al. 2006) aus. Die Tetramere r-Viniferin und r-2-r-Viniferin wirken antioxidativ und somit positiv auf das Herz-Kreislauf-System (Y. L. HUANG et al. 2005). Darüber hinaus besitzen sie eine neuroprotektive

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Wirkung (M. H. JANG et al. 2007). Beim Tetramer Hopeaphenol wurden sowohl Antikanzerogene (SAHIDIN et al. 2005) als auch entzündungshemmende (K. S. HUANG et al. 2001) und antimikrobielle Wirkungen (ZGODA-POLS et al. 2002) beschrieben. Als letztes soll hier noch das Monomer Piceatannol erwähnt werden, dem ebenfalls zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden. So wirkt es antikanzerogen (LARROSA et al. 2004), antioxidativ (OVESNA et al. 2006), entzündungshemmend (RICHARD et al. 2005), vasorelaxierend (Yoo et al. 2007) und neuroprotektiv (KIM et al.

2007).

Trans-Resveratrol Trans Piceatannol ε-Viniferin

r2-Viniferin Hopeaphenol Ampelopsin A

Abb. 1. Strukturformeln von Resveratrol und ausgewählten Resveratrol-Oligomeren, die in dieser Arbeit untersucht wurden.