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Risiken und Herausforderungen

6   Die Bedeutung des Internet der Dienste für den Standort Deutschland

6.2   Chancen und Herauforderungen für die deutsche Wirtschaft

6.2.2   Risiken und Herausforderungen

Herausragende Innovationen im Dienstleistungsbereich kommen bislang häufig aus den USA. Auch Technologien und Lösungen wie IaaS-Angebo-te und App-Plattformen sind momentan deutlich in der Hand US-amerika-nischer Unternehmen. Für deutsche Unternehmen wird es schwierig, den Markt- und Technologievorsprung US-amerikanischer Unternehmen auf diesen Technologiefeldern wieder aufzuholen. Große (US-)Plattformen agieren dabei häufig als „Gatekeeper“ für die auf ihren Marktplätzen an-gebotenen Anwendungen und Dienste (Bsp. Apple AppStore).

Allerdings ist diese Marktdominanz nicht für alle Branchen in gleichem Maße spürbar. Besonders betroffen ist hier beispielsweise die Medien-branche, aber auch in der Automobilbranche wird dies bei der Entwick-lung von Kommunikations-, Informations- und Unterhaltungslösungen im Fahrzeug deutlich. Dagegen spielt dies für den Maschinenbau derzeit noch keine Rolle.

126BMBF (2007) „IKT 2020“.

127Fraunhofer ISI (2010): „Software und IT-Dienstleistungen: Kernkompetenzen der Wissensgesellschaft Deutschland“.

128Die Anwendungsbereiche und zukünftigen Potenziale innovativer und konvergen-ter elektronischer Technologieansätze wie Smart Energy Grids, Smart Home, Elektro-mobilität, E-Health oder Servicerobotik werden in einer aktuellen Studie von VDI/VDE-IT und BIEM analysiert (Botthof et al., 2010).

Investionsquote von IKT-Branchen weit über dem gesamtdeutschen Durch-schnitt

Dominanz

US-amerikanischer Firmen durch Innovationen und Technologievorsprung Gefahr der Fachkräfte-abwanderung durch bessere Angebote im Ausland

Fehlende Finanzierungsmöglichkeiten und Umsetzung von Innovationen Innovative Unternehmen in Deutschland sind oft unzureichend mit Kapi-tal ausgestattet. Ihre Möglichkeiten, eine VC-Finanzierung zu erhalten, sind im Vergleich zu anderen Ländern eher gering. Dies ist nicht selten das Ergebnis einer vergleichsweise geringen Risikofreudigkeit deutscher Unternehmer und potenzieller Investoren.

Kritisch ist in diesem Zusammenhang auch zu sehen, dass zwar zahlrei-che innovative Produkte in Deutschland erfunden, diese aber oft nicht bis zur Marktreife vorangetrieben werden. Oder sie haben erst im Aus-land, zumeist in den USA, ihren Durchbruch, wie es z.B. bei der mp3-Technologie der Fall war. Bei der Umsetzung von Neuentwicklungen in marktfähige Produkte bestehen somit in Deutschland noch erhebliche Verbesserungschancen.

Bisher unzureichendes Angebot von E-Services

In Deutschland ist das Angebot integrationsfähiger E-Services für ein echtes „Internet der Dienste“ und den Aufbau entsprechender Ökosys-teme bisher noch unzureichend. Die Möglichkeiten, mit E-Services neue Geschäftsmodelle aufzubauen und neue Märkte zu erschließen, werden von vielen Unternehmen außerhalb des IKT-Sektors noch nicht hinrei-chend wahrgenommen – das zeigen sowohl die Befragungsergebnisse des ZEW, als auch viele Expertengespräche.

Hinzu kommt die teilweise noch fehlende Kommerzialisierung und stra-tegische Verankerung von E-Services in Unternehmen. Sie sollten die Wachstumschancen durch E-Services systematisch erschließen und nicht dem Zufall überlassen. Gerade in Leitbranchen wie dem Maschi-nenbau oder der Automobilwirtschaft haben Services viel zu lange ein Schattendasein gefristet und wurden in der Vergangenheit nicht strate-gisch entwickelt. Wenn hier ein Umdenken stattfindet, dann stehen mitt-lerweile mit E-Services und gerade den sich abzeichenden technologi-schen Innovationen im Internet der Dienste wirksame Enabler für weite-res Wachstum zur Verfügung.

Zur unzureichenden Wahrnehmung kommen die erschwerte Auffindbar-keit und Interoperabilität geeigneter E-Services hinzu. Dienstebeschrei-bungen sind heute (noch) nicht standardisiert. Zudem sind Dienstleister bzw. Plattformen, mit denen sich E-Services finden und unternehmens-spezifisch bündeln lassen, bisher selten.

Mangelnde Offenheit, Interoperabilität und Standardisierung

Mangelnde Offenheit, Standardisierung und Interoperabilität von Servi-ces und Prozessen hemmen aktuell die Diffusion webbasierter Dienste und Lösungen sowie die Entwicklung übergreifender Diensteplattformen.

Der bisher unzureichende Einsatz von Standards verstärkt zudem anbieterspezifische LockinEffekte, erhöht die Kosten für Lösungsfindung, -wechsel und -vernetzung. Dabei besteht Standardisierungsbedarf nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch auf der Ebene von Prozessab-läufen, der Dienstbeschreibung, Quality-of-Service-Regelungen und Tari-fierung. Hinzu kommt, dass gerade KMU bisher eher selten E-Business-Standards einsetzen und damit kaum in die elektronisch unterstützten Prozessketten eingebunden sind.

Zurückhaltung deutscher Unternehmen bei der Nutzung neuer Techno-logien

Dem vielfach noch unzureichenden Angebot geeigneter webbasierter Dienste steht gerade in mittelständischen Unternehmen häufig auch eine deutliche Skepsis gegenüber der Nutzung innovativer webbasierter Infrastrukturen und Anwendungen gegenüber. Dies birgt sowohl für die anwendenden wie auch die anbietenden Unternehmen die Gefahr, Marktchancen ungenutzt zu lassen und langfristig hinter der fortschrei-tenden Technologieentwicklung zurückzubleiben. Darüber hinaus kön-nen Effizienzgewinne, die durch die Nutzung neuer Technologien wie Cloud Computing erzielbar wären, in Deutschland nicht ausreichend realisiert werden und mithin Wettbewerbsnachteile für deutsche Unter-nehmen entstehen.

So zeigen sich vor allem deutsche KMU z.B. bei der Nutzung webbasier-ter Technologien noch eher zurückhaltend, wie auch die geringen Nut-zungsraten von SaaS, IaaS und PaaS im Rahmen der ZEW-Befragung zei-gen (vgl. Abschnitt 4.7). Die Gründe dafür sind vielfältig (vgl. Abschnitt 2.1.3). Zum einen werden mittelständische Anwenderunternehmen häu-fig von mittelständischen IKT-Dienstleistern beraten, die die Umsetzung von Cloud-Modellen bei ihren Kunden nicht immer unbedingt forcieren wollen. Denn sie sehen häufig ihre traditionellen Geschäftsmodelle durch Marktveränderungen im Internet der Dienste selbst bedroht. Zum anderen resultieren die zunehmende Serviceorientierung und verstärkte Verlagerung von IT-Prozessen in die Cloud auch in einem geänderten Rollenverhältnis und neuen Aufgaben von IT-Mitarbeitern in Anwender-unternehmen und stoßen somit auf interne Widerstände.

Schließlich können viele Unternehmen die Sicherheit von Cloud-Lösun-gen sowie die rechtlichen AnforderunCloud-Lösun-gen bislang nur schwer einschät-zen. Daher sind transparente und nachvollziehbare Datenschutzbestim-mungen nötig. Zudem lässt sich das Vertrauen in die Sicherheit von Lö-sungen und Anbietern sowie in entsprechende Haftungsregelungen durch festgelegte Kriterien und ggf. die Vergabe entsprechender Zertifi-kate erhöhen.

Deutschland beteiligt sich dabei bisher auch unzureichend an Initiativen zur europäischen Harmonisierung von Regelungen zur Datenspeicherung sowie der Entwicklung von Kriterienkatalogen für die Auswahl von Anbie-tern und Lösungen. Europaweite Regelungen reduzieren Komplexität und Unsicherheiten bei Anwendern wie Anbietern in einem länderübergrei-fenden Dienstleistungsmarkt.

Lücken in der Breitbandversorgung

Hochverfügbare Übertragungsnetze bilden eine zentrale Grundvoraus-setzung für die Nutzung von E-Services im Allgemeinen und Cloud-Tech-nologien im Speziellen. Durch Cloud Computing und die Nutzung webba-sierter Dienste wird das zu übertragende Datenvolumen in den kommen-den Jahren weiter rapide ansteigen. Aufgrund der noch immer vorhande-nen Lücken in der Breitbandversorgung bzw. aufgrund zu geringer Band-breiten, die den Unternehmen zum Beispiel im ländlichen Raum zur Ver-fügung stehen, können eine rasche und reibungslose Datenübertragung und Dienstenutzung nicht flächendeckend gewährleistet werden. Regu-latorische und marktspezifische Unsicherheiten senken vielfach die In-vestitionsanreize für TK-Unternehmen, beim Breitbandausbau in

ländli-Skepsis gegenüber neuen

che Regionen vorzudringen. Zudem sind so genannte Next Generation Networks (NGN) derzeit noch im Aufbau begriffen und Fragen zur Netz-neutralität noch weitgehend ungeklärt.

Vor dem Hintergrund des wachsenden Datenübertragungsbedarfs müs-sen der Ausbau der flächendeckenden und breitbandigen Netzinfrastruk-tur in Deutschland deutlich intensiviert und investitionshemmende Re-gulierungen beseitigt werden.

Abb. 38 Chancen und Herausforderungen für den Standort Deutschland Ausbau flächendeckender, breitbandiger Netzinfra-struktur in Deutschland muss intensiviert werden