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2   Konzepte und Technologien für das Internet der Dienste

2.1   Cloud Computing

2.1.2   Chancen und Treiber

Die Chancen von Cloud Computing für Unternehmen werden derzeit in-tensiv diskutiert und von zahlreichen Anbietern der IKT-Branche nach-drücklich beworben. Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die wichtigsten Vorteile von Cloud Computing und damit über die Treiber für eine weitere Verbreitung dieses Technologiekonzeptes. Es wird dabei zwischen technischen, finanziellen und organisatorischen Vorteilen unterschieden.

Technische Vorteile

Sicherheit: Sicherheitsrisiken stehen einerseits häufig im Mittelpunkt der Kritik an Cloud Computing (siehe auch Abschnitt 2.1.3). Andererseits bietet Cloud Computing Unternehmen zahlreiche Vorteile in Bezug auf die IKT-Sicherheit. So ist die Sicherheit von Daten und Anwendungen in hochprofessionellen Rechenzentren eines Cloud-Anbieters häufig sehr viel besser gewährleistet als im Unternehmen selbst. Gerade kleinere Unternehmen können mit den umfassenden Sicherheitsvorkehrungen in Cloud-Rechenzentren meist nicht mithalten.

Ein weiterer sicherheitsrelevanter Vorteil des Cloud Computing ist, dass viele Daten nicht mehr lokal auf den Endgeräten gespeichert werden, sondern zentral im Rechenzentrum des Providers. Dieser Vorteil kommt insbesondere bei mobilen Endgeräten zum Tragen, bei denen die Gefahr groß ist, dass sie verloren gehen oder gestohlen werden.

Performance und Verfügbarkeit: Bei Inanspruchnahme von Cloud Ser-vices überträgt das Anwenderunternehmen die Verantwortung für Per-formance und Verfügbarkeit auf den Provider, der diese über Service Level Agreements (SLAs) vertraglich garantiert. Auf der einen Seite erfor-dert dies zwar ein hohes Vertrauen in die Fähigkeiten des Providers, die vereinbarten SLAs auch einzuhalten. Auf der anderen Seite reduzieren sich die technischen und organisatorischen Anforderungen für das An-wenderunternehmen maßgeblich.

Verfügung zu stellen, als wenn sie Strom aus der Steckdose bekommen würden.

Dabei verfügt das Grid über standardisierte Schnittstellen, über die der Benutzer seine Anfragen übermitteln kann und über die ihm die Ressourcen dann automati-siert zugeteilt werden. Die Ressourcen sind dabei über das Internet verteilt und kön-nen unterschiedlichen „virtuellen“ Organisatiokön-nen angehören. (Büst, 2010: „Was ist Grid Computing“)

Technische Neuerungen: Durch die Inanspruchnahme von Cloud-Services überträgt das Anwenderunternehmen auch die Verantwortung für Updates, Upgrades und andere technische Neuerungen auf den Pro-vider. Der Provider sorgt dafür, dass seinen Kunden immer die aktuellste Version einer Software bzw. die aktuellsten Funktionalitäten zur Verfü-gung stehen. Anwenderunternehmen können so von technischen Neue-rungen profitieren, ohne aufwändige Neuinstallationen vornehmen zu müssen.

Gleichzeitig sind Softwareanbieter im Cloud Computing weniger an Re-lease-Zyklen gebunden und können ihre Entwicklungen zeitnah an den Bedarf ihrer Kunden anpassen: „Im On-demand-Modus können wir ge-nau beobachten, wie die Anwender unsere Software nutzen, welche Mo-dule erfolgreich sind und wo die Nutzer auf Hürden stoßen. Dadurch können wir schnell reagieren und Dinge verändern. Wir sind damit we-sentlich näher am Kunden, können neue Funktionen ausprobieren und sehen sehr schnell, ob diese angenommen werden oder nicht. Bei On-premise-Systemen kann man als Anbieter nicht so schnell reagieren.“5 Die Möglichkeiten zur einfachen Versionspflege sowie zur schnellen und flächendeckenden Fehlerbehebung wurden auch vom überwiegenden Teil der befragten IT-Anbieter einer Fraunhofer IAO-Studie als technische Vorteile von SaaS-Angeboten hervorgehoben.6

Der Einsatz von Virtualisierungstechnologien gestattet Unternehmen darüber hinaus die Replizierbarkeit von Servern und Arbeitsumgebun-gen. Nicht zuletzt ermöglichen sie zudem den virtuellen Betrieb von Alt-systemen und damit erweiterte Nutzungsmöglichkeiten, ohne dass eine aufwendige und kostenintensive Migration notwendig wird.

Orts- und Endgeräteunabhängigkeit: Der Zugriff auf Daten und Anwen-dungen aus der Cloud stellt vergleichsweise geringe Ansprüche an die genutzte Hardware. In der Regel sind ein Browser und ein breitbandiger Internetanschluss ausreichend. Nutzer können unabhängig vom Ort, vom jeweils genutzten Endgerät und weitgehend unabhängig vom Be-triebssystem auf Anwendungen und Daten zugreifen. Dadurch wird zum einen die Mobilität von Mitarbeitern unterstützt, da sie beispielsweise vom Home Office, im Hotel oder von mobilen Endgeräten unterwegs mit allen Anwendungen und Daten arbeiten können, wie im Büro. Die Not-wendigkeit, zwischen „stationären“ und „mobilen“ Anwendungen zu unterscheiden und ggf. eigene mobile Versionen einer Software zu ent-wickeln, entfällt. Zum anderen unterstützt die Endgeräte- und Platt–

formunabhängigkeit die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit, indem Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmen mit verschiede-nen IKT-Systemen gemeinsam Anwendungen nutzen könverschiede-nen.

Reduktion von Komplexität: SaaS-Anwendungen haben das Ziel, einfach über einen Webbrowser nutzbar zu sein. Technische Expertise zur Im-plementierung und Integration ist im Optimalfall kaum nötig. Geschäfts-anwendungen sollen so einfach anwendbar werden wie internetbasierte Consumer-Anwendungen. So propagiert Salesforce.com das neue

5Bayer (2010): „SAP – mit leisen Schritten in die Cloud“, Interview mit John Wookey vom 23.4.2010.

zehnt als „The decade when enterprise software died“ und fragt „Why can’t business applications be as easy to use as consumer services?“7 Auch SAP bestätigt: „Die Hersteller müssen diesen Typ von Software also eher wie eine Art Consumer-Applikation entwickeln.“8 Gerade KMU können so Lösungen bzw. Lösungsteile (Enterprise Software) nutzen, die früher aufgrund ihrer Komplexität eher großen Unternehmen vorbehalten waren.

Finanzielle Vorteile

Die Möglichkeit, durch den Einsatz von Cloud Computing Kosten zu sparen, wird mittelfristig einer der wichtigsten Treiber für dessen Durch-setzung sein. 59 Prozent der im Rahmen einer Delphi-Studie befragten Experten gehen davon aus, dass Kosten und Informationssicherheit die wichtigsten Treiber für Cloud Computing im geschäftlichen Bereich sind.9 Diese Einschätzung teilen auch die von uns interviewte Experten.

Finanzielle Vorteile ergeben sich für Anwenderunternehmen zum einen bei Anschaffung und Implementierung. So entfallen beim Cloud Compu-ting umfangreiche Investitionen z.B. in Hardware, Infrastrukturelemente und Softwarelizenzen. Zudem fallen ggf. Projektkosten für Implementie-rung und Integration geringer aus, als bei On-premise-Installationen.

Damit können Investitionskosten eingespart und fixe in variable, monat-liche Betriebskosten umgewandelt werden. Die daraus folgende geringe-re Kapitalbindung und höhegeringe-re Liquidität dürfte gerade für kleinegeringe-re Un-ternehmen ein wichtiges Argument für Cloud Computing darstellen. Die Vermeidung von Investitionen ist zudem gerade auch vor dem Hinter-grund interessant, dass IKT-Entscheidungen immer häufiger von den Fachabteilungen getroffen werden.

Zudem können Unternehmen mit Cloud Computing Kosteneinsparungen bei Administration und Support realisieren. Sie müssen in sehr viel ge-ringerem Maße als beim Eigenbetrieb Ressourcen und Kompetenzen vorhalten, da Betrieb und Support zu einem großen Teil durch den Provi-der abgedeckt werden. Letztere können bei Provi-der Verwaltung Provi-der Infra-strukturen und Anwendungen für viele Kunden Skaleneffekte nutzen, bspw. beim Upgrade oder Rollout von Software oder zentralen Change-Prozessen. Allerdings erfordert dies beim Anbieter entsprechende Kom-petenzen und Organisationsstrukturen (siehe Abschnitt 2.1.3).

Gleichzeitig liegen die Infrastrukturkosten bei der Inanspruchnahme von Cloud-Diensten häufig deutlich niedriger als bei On-premise-Installa-tionen. Denn Cloud Provider können erhebliche Skaleneffekte realisie-ren, wenn sie eine große Anzahl an Kunden über eine gemeinsame und hoch skalierbare Infrastruktur bedienen. Gerade Unternehmen, deren Geschäft das Vorhalten großer Datenbestände erfordert oder deren Rechenlast deutlichen Schwankungen unterworfen ist, können hier

7Garnett (2010): „The Decade When Enterprise Software Died“, Keynote auf der Cebit Global Conferences 2010.

8Bayer (2010): „SAP – mit leisen Schritten in die Cloud“, Interview mit John Wookey vom 23.4.2010.

9 Münchner Kreis (2009): „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien, Internationale Delphi-Studie 2030”, S.

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Kosteneinsparungen realisieren. Denn während unternehmensinterne IT-Ressourcen auf Spitzenlast ausgerichtet sein müssen, können Cloud-Services bedarfsabhängig genutzt und abgerechnet werden. Ein „Over-sizing“ von Infrastruktur-Ressourcen bzw. eine „Überlizenzierung“ von Software (durch nicht genutzte Lizenzen) wird so vermieden.

Insgesamt versprechen die Cloud-Anbieter, dass die Total Cost of Ow-nership (TCO) von Cloud-Diensten deutlich niedriger sind als bei eigenen Anwendungen und Infrastrukturen. Die Unternehmensberatung Hurwitz

& Associates hat (im Auftrag eines Cloud-Anbieters) exemplarisch be-rechnet, dass die TCO von Cloud-Lösungen über 4 Jahre für KMU um 35%

bis 55% niedriger liegen als bei On-premise-Lösungen.10 IDC hat im Auf-trag von Salesforce ermittelt, dass Unternehmen, die eine individuelle Unternehmensanwendung auf einer Cloud-Plattform entwickeln und implementieren, ihre TCO über 3 Jahre um 54% reduzieren können.11 Organisatorische Vorteile

Neben den dargestellten technischen und finanziellen Vorteilen bietet das Cloud-Computing-Konzept sowohl Anwenderunternehmen als auch Cloud Providern eine Reihe von organisatorischen Vorteilen.

Kürzere Implementierungszeiten: Cloud-basierte Infrastrukturen und Anwendungen können sehr viel schneller eingesetzt werden, als dies bei einer Implementierung im Unternehmen der Fall wäre. Insbesondere die Entwicklung individueller Unternehmensanwendungen über Cloud-Platt-formen ist laut Aussage des Analystenhauses IDC etwa fünf mal schnel-ler möglich als über eigene, unternehmensbasierte Systeme.12 Projekte und Veränderungen können also schneller umgesetzt und die Agilität des Geschäfts damit erhöht werden.

Skalierbarkeit: Auch die hohe Skalierbarkeit von Cloud-Diensten soll es Unternehmen ermöglichen, ihre Flexibilität und Agilität zu erhöhen, in-dem IKT-Ressourcen schnell und unkompliziert an veränderte Geschäfts-anforderungen angepasst werden können. Beispiele sind etwa die Ab-deckung von Belastungsspitzen von Rechnerkapazitäten, die rasche Aus-stattung zusätzlicher Mitarbeiter mit IKT-Anwendungen, aber auch die Freigabe nicht genutzter Ressourcen. In der Praxis sind einer unbegrenz-ten Skalierbarkeit allerdings häufig durch vertragliche Regelungen ge-wisse Grenzen gesetzt.

Organisatorische Flexibilität: Die hohe Skalierbarkeit von Cloud-Ressourcen sowie deren Unabhängigkeit von vor Ort implementierten Infrastrukturen erlaubt es Unternehmen auch, organisatorische Verände-rungen, wie UmstrukturieVerände-rungen, die Anbindung neuer Standorte oder die Übernahme von Unternehmen, schneller und effizienter umzusetzen.

Ebenso unterstützt die Orts- und Endgeräteunabhängigkeit die Mobilität von Mitarbeitern sowie die unternehmensübergreifende Vernetzung.

10Aggarwal/McCabe (2009): „The Compelling TCO Case for Cloud Computing in SMB and Mid-Market Enterprises“.

Prozessorientierung: Cloud Computing unterstützt Unternehmen zudem darin, stärker auf die Optimierung ihrer Geschäftsprozesse zu fokussie-ren, als auf deren technologische Umsetzung. Die Notwendigkeit, in allen IKT-Bereichen eigenes Know-how vorzuhalten, wird reduziert und erlaubt eine stärkere Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen.

Mit der zunehmenden Prozessorientierung geht in vielen Unternehmen auch eine zunehmende Bedeutung der Fachbereiche als Entscheider über den Einkauf von IT-Lösungen einher. „The IT department’s role as the sole provider and operator of IT will slowly diminish, gradually shrinking footprint of the IT department.“13

Geschäftsmodelle: Nicht zuletzt bietet das Cloud Computing Software-herstellern neue Möglichkeiten, ihr Angebotsportfolio um webbasierte Software zu erweitern und diese auf (globalen) SaaS-Plattformen oder Application Marketplaces anzubieten. Sie können dabei von so genann-ten Long-Tail-Effekgenann-ten profitieren.

Darüber hinaus können auch klassische Dienstleistungs- und Industrie-unternehmen eigene Services webbasiert in der Cloud zur Verfügung stellen und ihre bisherige Produkt- und Dienstleistungspalette ergänzen (siehe dazu Kapitel 5).