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eine gespantere Reitzbahrere Faser haben, und das Blut bey denselben mehr Terestorischer und nicht sofiele schleimigte Theile bey sich hat, als bey den vieh aus feuchten warmen Gegenden, wie und auf was Arth dieses zugegen ist leichte zu Erklähren und einzusehen, weilen bey leztern so wohl durch die wässerichten Nahrungs Mittel, (die an solgen Gegenden wacksen welge sie geniesen müssen), als auch durch die feuchte Luft welge sie umwe- het und durch ihren Körper tringt, lauter wässrichte Säfte und hiraus denn schlapfe Theile erzeugt wer- den;

Nun ist auch noch zu bemercken, das diese Kranckheit nicht immer auf einerley Arth sich verbreithet und forth pflantzet ___.

Ende von d:em h:errn Kersting seinen Vorlesungen Hannover

d:en 26ten Maertz 1784

3.2.6 Tabellen

Tab. 1: Erklärung der im Manuskript vorkommenden Abkürzungen mit Punkt.

Abkürzung Erläuterung

Kr. Krankheit

Ms. Geburtshilfe Vorlesungsabschrift „Von der Gebuhrtshülfe Bey Pherden und Rintvieh“

Ms. Viehseuche Vorlesungsabschrift „Von der Viehseuche Bey den Rintvieh“

NB. Nota Bene = Merke gut

pp. perge perge = usw. = und so weiter

z.b. zum Beispiel

z.E. zum Exempel = zum Beispiel

Tab. 2: Mögliche Bedeutungen des im Manuskript verwendeten Kürzels.

Kürzel im Originaltext Mögliche Bedeutungen vorkommende Wörter im Transkriptionstext Herr

Herrn Herren

H:err H:erren

Pferd Pferds Pferde Pferdes

Pf:erd Pf:erde

der Herr dem Herrn des Herrn

d:em h:errn d:er h:err

Tab. 3: Schwer- und unverständliche Begriffe.

Die in Tabelle 3 aufgelisteten Begriffe umfassen sowohl allgemeine als auch pharma-zeutische, anatomische und nicht identifizierbare Begriffe sowie Fremd- und Lehnwörter. Um die zum Teil sehr schwer verständlichen Wörter und Ausdrücke leicht auffinden zu können, wurde auf das Erstellen eines Glossars verzichtet. Statt dessen sind die Begriffe in alphabetischer Reihenfolge in einer Tabelle aufgelistet und werden mithilfe folgender Literatur erläutert: Leyh 1859 (Ley), Müller 1871 (Mü), Probstmayr 1871 (Pr), Anacker 1879 (An), Müller 1879 (Mül), Leisering 1888 (Le), Höfler 1899 (Hö), Guttmann 1913 (Gu), Krüger 1961 (Kr), Hyrtl 1966 (Hy), Wörterbuch der elsässischen Mundarten 1974 (El), Langenscheidts Handwörterbuch Französisch 1992 (La), Duden 1 2006 (Du), Grimms Wörterbuch online (Gr), Rheinisches Wörterbuch online (Rh), Kruenitzer Wörterbuch online (Krü), Pfälzisches Wörterbuch online (Pf), Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Adelung) online (Ad).

Aderlassung Aderlassen (Ad) Phlebotomie, meist an der Vena jugularis ancket anken (Rh) stöhnen, seufzen, weinen vor Schmerz von

Mensch und Tier (Rh)

Angina entzündliche Schwellung der Mandeln,

Rachenwände und des weichen Gaumens, verbunden mit Kau- und Schluck-, teilw. auch mit Atem- und Stimmbeschwerden (Kr 23) apstringieren abstinere fernhalten

atstringierend adstringierend zusammenziehend

Bähe Bähungen (Gu) [bähen, verwandt mit baden]: Warme, feuchte Umschläge, zum Teil versetzt mit

Arzneimitteln (Gu 129) BaukenThon Pauke (Ad) starker, dumpfiger Schall (Ad) brandigten Blut Gangrän = Brand (Kr)

gangränös a) zu Katarrh neigend (La 113)

b) Katarrh: Entzündung von Schleimhäuten mit Sekretion (Kr 262)

Clytor Clitoris (Kr) Kitzler (Kr 94)

Conjestion Congestion (Gu) Hyperämie, vermehrte Blutfülle in einem begrenzten Körperbezirk (Gu 576) Contusion Contusio, die lat. (Kr) Quetschung, Prellung (Kr 100)

Disposition Empfänglichkeit oder Neigung an gewissen

Krankheiten zu erkranken (Gu, 316) Durvafulopiana

Durva fulopiana

tubae fallopianae (Mü) Eileiter (Mü 367)

Tab. 3 (Forts.)

Eichen Ei (Hö) die weiblichen Eier im Eierstock (Hö 109) Excramente Exkremente (Du) Ausscheidungsprodukt (Du 387)

Füllen Fohlen (Hö 164)

Galarth Galert (Du) Gallert, durchsichtige, steife Masse aus eingedickten pflanzlichen oder tierischen Säften (Du 430)

Galsäfte gelbe Galle (Hö) die normale, in der Gallenblase angesammelte Galle (Hö 179)

Gebuhrtsglit Geburtsglied (Ad) äußere und innere männliche und weibliche Geschlechtorgane (Ad)

Glückshauwe Glückshaube (Gr) Teil der Embryonalhaut, die häufig am Kopf des Neugeborenen hängenbleibt, das dann als Glückskind bezeichnet wurde; Haut bringt auch nach dem Entfernen vom Kopf noch Glück (Gr)

Gilus Chylus (Gu) Milchsaft, Inhalt der Lymphgefäße des Darmes und des Ductus thoracicus (Gu 223) Hackenbeyn Vorderbein:

Der heute als Os carpi accessorium benannte Knochen der Vorderfußwurzel ist dem menschlichen Os pisiforme gleichzusetzen.

Die Nomenklatur der Vorderfußwurzelknochen der Haussäugetiere blieb bis ins 20.

Jahrhundert sehr uneinheitlich.

Kersting setzt den Begriff auch am Hinterbein ein und meint damit vermutlich in Anlehnung an die menschliche Ferse die Tarsalfläche am Huf.

Heiligenbein Os sacrum, Creuzbein (Hy)

Kreuzbein (Hy 32)

Himmelsstriche Bereich am Boden unter einem gewissen Teil

des Himmels, bestimmte Gegend (Gr) Hipomanis Hippomanes, Stutenbrot

(Kr 223)

Pferdemilz, Füllengift (Ley 676)

ovale, braune oder braungrüne Körper, die bei Pferden, Wiederkäuern und Schweinen frei in der Allantoisflüssigkeit schwimmen auftreten können;

Hippomanes ist eigentlich ein Kraut, das zum Rossigmachen der Stuten verwendet wurde

Inoculation Einimpfung (Pr 423)

Itter Euter

Tab. 3 (Forts.)

kulken kolken (Gr) Klang, der beim Schlucken von Wasser, beim Laufen im Bauch der Pferde hörbar wird (Gr) mäyet maiig (Hö) im Frühjahr begattungslustig (Hö 387) Milggefässe Milchsaftgefäße (Gu) Lymphgefäße (Gu 787)

Mutterhals Cervix uteri (Ad) Gebärmutterhals; auch als der „untere sich abgerundet endende theil der gebärmutter“

bezeichnet (Ad)

Mutterscheide Vagina uteri (Ad) eine häutige längliche Röhre, welche sich vom Gebärmutterhals bis zum „weibl. Schoß erstreckt“ (Ad)

Pasa[s]che passage (frz.) (La) Durchgang (La 425)

perspirabel perspirable (frz.) (La) im physiologischen Sinne: durchlässig (La 435)

Porax Borax (Gu) Natriumtetraborat (Gu 161)

Rehusieren a) réussir (frz.) (La) b) reüssieren (Du)

Erfolg haben (La 805) (Du 851) Röhrgen Röhrlein (Hö) kleine hohle (Blut)-Gefäße (Hö 516) rossig seyn Rosse, Rossigkeit (Kr) die Brunst bei Stuten (Kr 422) Schoßbein Schambein (Hö) Os pubis (Hö 596)

Seirusse a) Cirrhose (An) b) Cirrhosis (An)

a) tritt in Folge einer Pneumonie auf;

gleichbedeutend mit Verhärtung (An 85) b) im Rahmen einer interst. o. interlob.

Pneumonie ein Zustand, bei dem graue Bindegewebsstreifen die Lunge durchziehen und durch Schrumpfung die Oberfläche höckerig erscheint (An 98)

spohrAder Sporader, Spornader (Ad)

Vena thoracica externa, befindet sich bei Pferden am Bauch, knapp hinter der Sattelgurtlage, auf Höhe des Spornes; auch als Herzader oder Seitenader bezeichnet (Ad)

stickend stickig vermutlich fauler Geruch

stupfen südd., österr. ugs., schweiz. mdal. für stupsen

(Du 981)

Tab. 3 (Forts.).

Begriff im Originaltext

Korrigierter zeitgenössischer Begriff

Erläuterung

Teeoct Decoctum (Pr) Abkochung (Pr 231)

Terrestorischer terrestrisch (Du) die Erde betreffend (Du 1004)

Titzen Zitzen

Trommelsugt Trommelsucht (Hö) „ein Krankheitszustand bei Mensch und Tier mit trommelförmiger Aufblähung des Leibes“

(Hö 717);

Tympanie

Uretirus Urachus (Kr) der embryonale Harnleiter, der zur Allantoisblase verläuft (Kr 504)

Vollblütigkeit vollblütig seyn (Ad) mehr Blut, als zur Erhaltung der Gesundheit notwendig wäre; Gegen Vollblütigkeit wirksam galt der Aderlass (Ad).

Tab. 4: Symbole, Gewicht- und Maßangaben.

Die Inhalte der Tabelle 4 wurden mit Hilfe folgender Literatur erläutert: Gessmann 1899 (Ge), Schneider 1962 (Sc) und Alberti 1975 (Al).

Symbol Seite Erläuterung/ Bedeutung

1, Ms. Geburtshilfe Zahl 1

53, Ms. Geburtshilfe Zahl 2

18, Ms. Geburtshilfe Säure (Sc Tafel)

18, Ms. Geburtshilfe Aqua = Wasser (Sc 28)

18, Ms. Geburtshilfe pulverisiert

= Pulvis = Ein Pulver (Sc 48) 22, Ms. Geburtshilfe Oleum = Öl (Sc 47)

Tab. 4 (Forts.).

Tab. 5: Umrechnungstabelle der Medizinalgewichte52 in Gramm.53

Pfund Unze Lot Drachme Skrupel Obolus Gran g

52 Medizinalgewichte oder Apothekergewichte sind altertümliche Gewichtseinheiten der Heilberufe.

Darunter fallen: Apothekerpfund, Unze, Lot, Drachme, Skrupel, Obolus und Gran.

53 Alberti, H.- J. von (1957): Mass und Gewicht. Geschichtliche und tabellarische Darstellungen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Akademie Verlag, Berlin, 379.

53, Ms. Geburtshilfe 3 Scrupel

= Skrupel (Ge Tafel CVII) 1 Skrupel ~ 1.2 g (s. Abb. 12)

quentin

53, Ms. Geburtshilfe Altes, sehr kleines deutsches Handelsgewicht Oft: 1 Quentin = ¼ Lot=3 2/3 g;

später: 1 Quentin = 1/10 Lot = 1 2/3 g (Preußen) (Al 368)

4, Ms. Viehseuche Lb. = Libra = Pfund (Apothekerpfund) (Ge Tafel CI)

1 Pfund ~ 367.1 g (s. Abb. 12) 4, Ms. Viehseuche dr = Drachme

1 Drachme ~ 3.8 g (s. Abb. 12)

3.2.7 Erklärung der Zeichnungen

Die Geburtshilfevorlesung enthält zwei Zeichnungen, die durch Wiedergabe und Deutung des dazugehörigen Vorlesungstextes erläutert werden. Die nachträglich eingefügten Kenn-zeichnungen dienen dabei dem besseren Verständnis.

Zeichnung 1: Die erste Zeichnung befindet sich auf Seite 23 der Geburtshilfevorlesung und stellt zwei Gliedmaßen dar. Kersting empfiehlt vor jeder geburtshelfenden Maßnahme, vorab die Lage der Frucht zu überprüfen, in dem die Hufe nach der Lage der Ballen abgetastet werden.

Durch diese transvaginale Untersuchung lässt sich die obere Stellung, die Kersting als „ge-hörige Lage“ bezeichnet, von der unteren Stellung unterscheiden. In oberer Stellung zeigen die Ballen nach unten:

und in unterer Stellung zeigen die Ballen nach oben:

Zeichnung 2: Die zweite Zeichnung befindet sich auf Seite 54 der Geburtshilfevorlesung und stellt schematisch die Anheftung einer von Kersting als mittlere Haut bezeichneten fetalen Fruchthülle an die maternale Uteruswand dar. Im gleichen Zuge werden sowohl die Lagever-hältnisse als auch die Beschaffenheit der Fruchthüllen erläutert, die jedoch nicht auf der Zei-chnung abgebildet wurden. Um die sehr umständliche Beschreibung besser verstehen zu können, sollte vergleichend Abb.13 mitbetrachtet werden.

Kersting beschreibt auf S. 54, dass die Frucht von drei Häuten umgeben wird, die wiederrum zwei Säcke bilden. Die mittlere Haut (das Chorion) befestigt sich am maternalen Uterus und kleidet denselben, wie auf Zeichnung 2 dargestellt ist, von innen aus.

Die „innerste Haut“, die die Frucht direkt umhüllt, nennt Kersting auch das Schafhäutchen oder erster Sack (das Amnion), der eiförmig ist und eine Flüssigkeit enthält, die zur Ernäh-rung des Fohlens dient und sich im Trächtigkeitsverlauf verbraucht. Der zunächst leere zweite oder äußere Sack (die Allantoisblase), der sich mit der Nabelschnur verbindet, füllt sich wiederrum im Trächtigkeitsverlauf mit fetalem Urin, der über einen Kanal aus der fetalen Harnblase in den zweiten Sack geleitet wird.

Abb. 13: „Schema der Eihäute des Pferdes von einem ca. 5 Monate alten Ei.“ 54

54 Bonnet, R. (1891): Grundriss der Entwicklungsgeschichte der Haussäugethiere. Paul Parey Verlag, Berlin, 246.