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Retrieval in Hypertexten

Im Dokument Offene Hypertextsysteme (Seite 101-104)

5. Präsentations- und Interaktionsformen

6.5 Retrieval in Hypertexten

Wie bereits angemerkt wurde, ist die Informationssuche nach dem Matching-Paradigma in Hypertexten von der Informationssuche durch Navigation nicht strikt zu scheiden. Beide stellen Punkte in einer dreidimensionalen Klassifikation des Suchverhaltens dar (s.o.). Der Informationssuche durch Navigation liegen folgende Annahmen zugrunde:

Relevanz bezüglich der gleichen Fragestellung führt auch zu einer räumlichen Nähe der Knoten, so daß eine explorierende Vorgehensweise vermutlich alle relevanten Knoten abdeckt.

Die Relevanzindikatoren, die das System durch inhaltliche und optische Aufbereitung geben kann, reichen dazu aus, den Nutzer zu der relevanten Information zuführen.

Insbesondere die erste Annahme ist für große, offene Hypertexte, die von einer größeren Zahl von Nutzern erstellt und gewartet werden, die darüber hinaus fortlaufenden Änderungen unterliegen, nicht zu halten. Deshalb sind gerade für große und offene Hypertexte Suchverfahren unabdingbar, die durch Matching eine globale, nicht explorative Suche im Hypertext erlauben [Hammwöhner et al. 93]. Unter den Suchmöglichkeiten, die das KHS bietet, sollen hier die termorientierte Suche und die Formularsuche besonders hervorgehoben werden (s.a. [Rittberger et al. 94]).

Die unterschiedliche Aufgabenstellung schlägt sich in einem modifizierten Layout der Suchwerkzeuge nieder (s.a. Abb. 45). Im Vergleich zu den Übersichten kommt ein spezielles Areal zu Formulierung von Suchanfragen hinzu.

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Units

Kurzinformation

Abbildung 45 Layout der Suchwerkzeuge

6.5.1 Schlagwort- und Volltextsuche / Struktursuche

Das zur term- und strukturorientierten Suche entwickelte Werkzeug (s.a. Abb. 46) stellt nicht mehr dar als eine Sicht auf die themen- und strukturorientierten Filter des zugehörigen situativen Kontexts (s. Kapitel 4). An dieser Stelle sind also nicht mehr die eigentlichen Retrievalverfahren, sondern nur die Unterstützung hinsichtlich der Frageformulierung und der Ergebnispräsentation zu diskutieren. Hinsichtlich der Frageformulierung unterscheidet das KHS zwischen den termbasierten Verfahren für Schlagwort- und Volltextsuche und der Struktursuche. Im ersten Fall können beliebige Termmengen als Suchanfrage eingegeben werden. Das ist insofern von Vorteil gegenüber anderen (z.B. graphischen oder formalsprachlichen) Formen der Frageformulierung, als auch Passagen oder komplette Textinhalte aus Knoten, die als relevant erkannt wurden, als Suchanfrage übernommen werden können (Query by Example). Existiert ein kontrolliertes, strukturiertes Vokabular in

Form eines in den Hypertext integrierten Thesaurus, so kann der Nutzer den Indexraum bei Formulierung der Suchanfrage navigierend erkunden — eine weitere Form der Integration von Retrieval und Navigation. Des weiteren kann der Thesaurus zur Erweiterung der Suchfrage mit verwandten Begriffen herangezogen werden.

Strukturanfragen werden durch formalsprachliche Ausdrücke spezifiziert. Hier würde es der Interaktionsmetapher des KHS allerdings eher entsprechen, eine graphische Spezifikation von Strukturen zuzulassen, wie es in [Consens & Mendelzon 89] oder [Hofmann et al. 93]

gezeigt wird.

Abbildung 46 Schlagwortsuche mit relevanzorientierter Ordnung der Ergebnisse

6.5.2 Formularsuche

Die Formularsuche beruht auf dem Prinzip, daß die Suche nach stark strukturierten Objekten am leichtesten durch Angabe eines Beispiels, d.h. durch die Konstruktion eines prototypischen Formularknotens, möglich ist. Der Nutzer kann also aus einer Menge im Hypertext vertretener Schemata eines auswählen (s. Abb. 47), es partiell mit Information füllen und dann das System alle diejenigen Formulare finden lassen, die dem Prototyp hinlänglich ähnlich sind. Das Ähnlichkeitsmaß, beeinflußt vor allem durch die Attribute, die zur Ermittlung der Ähnlichkeit herangezogen werden, ist dabei typspezifisch. Eine Konstante ist jedoch, daß Typbeziehungen beim Abgleich ausgenutzt werden. Eine sehr allgemeine Suchanfrage kann also formuliert werden, indem eine Ausprägung einer abstrakten Formularklasse mit wenigen Attributen als Beispiel konstruiert wird, die in Übereinstimmung mit einer Vielzahl von Knoten gebracht werden kann, die Ausprägungen verschiedener, konkreter Knotentypen sind.

6.5.3 Präsentation der Ergebnisse

Die Präsentation der Suchergebnisse erfolgt in einer listenorientierten Darstellung, die einer Notizbuchmetapher folgt. Die Elemente der Trefferliste sind nach einem jeweils näher zu

bestimmenden Sortierkriterium geordnet. Ist die Trefferliste zu lang, um in einem wahrgenommen zu werden, so wird sie auf mehrere Seiten des Notizbuchs verteilt, die jeweils durch identifizierende Bezeichnungen auf maus-sensitiven "Reitern" aktivierbar sind. Diese Art der Darstellung ist mit einer erheblichen Informationsreduktion verbunden, insofern als keinerlei Verknüpfungsinformation mehr zugänglich ist. Dies ist sinnvoll, wenn sie — insbesondere bei größeren Treffermengen — zunächst dazu dient, einen Überblick über Art und Inhalt der gefundenen Knoten zu erhalten. Desweiteren sind Listen sehr geeignet für ein sukzessives Anwählen und Lesen der gefundenen Knoten. Dennoch wäre eine alternative Aufbereitung der Treffermenge sinnvoll, die auch die Graphenstruktur der Knotenmenge berücksichtigt, wie sie z.B. von [Zizi & Beaudouin-Lafon 94, Zizi & Beaudouin-Lafon 95]

vorgestellt wird.

Abbildung 47 Formularsuche mit zeitlicher Ordnung der Ergebnisse, das obere Fenster enthält das partiell ausgefüllte Beispielformular. Ein Menü ist aufgeblendet, das alternative Formulartypen zur Auswahl anbietet.

Dabei werden nur solche Typen berücksichtigt, für die Ausprägungen im Hypertext vorhanden sind. Die Gliederung des Menüs erfolgt nach der Zugehörigkeit zu abstrakten Obertypen.

Bei Durchführung eines Suchprozesses ist zunächst eine standardisierte Vorgabe für die Ordnung der Treffermenge vorgegeben. Bei Suche mit gewichteten Termen ist das Ergebnis nach dem Gewicht der relevanten Knoten sortiert, bei Formularsuche hängt das Sortierverfahren vom Formulartyp ab. In den meisten Fällen ist alphabetische Sortierung nach dem Namen der Knoten vorgegeben, für e-mail aber eine Sortierung nach dem Absendedatum.

Die Anordnung der Liste kann vom Leser explizit verändert werden. Das System bietet in einem Menü (s. Abb. 48) alle die Sortierverfahren an, die für alle in der Liste enthaltenen Knoten definiert sind. Aus dem Verfahren kann das System auf die zur Sortierung zu nutzenden Knotenattribute schließen und auch darauf, wie die Attributausprägungen zur Erzeugung von Bezeichnern für die "Reiter" genutzt werden können. Aus Eigenschaften der zur Sortierung genutzten Attribute kann auch erschlossen werden, ob ein einstufiger — z.B.

alphabetischer — oder ein zweistufiger Index genutzt werden soll — z.B. werden Datumsangaben durch Tag und Monatsangabe einerseits und Jahreszahl andererseits

Abbildung 48 Formularsuche mit thematischer Ordnung der Ergebnisse

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