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Resultate anderer Gruppen aus der Sicht plastischer ProzesseProzesse

6.1.5 ¨ Anderung der Oberfl¨ achenmorphologie durch plastische Prozesse

6.1.7 Resultate anderer Gruppen aus der Sicht plastischer ProzesseProzesse

Die von Song at al. [SON99] publizierte Abh¨angigkeit der maximalen Dehnung von der Schichtdicke ist mit dem hier gezeigten zu verstehen: Die maximale Dehnung h¨angt stark von der M¨oglichkeit der Schicht ab, elastische Dehnungen aufzunehmen.

D¨unne Schichten lassen sich nach Abb. 6.5 weit st¨arker linear elastisch dehnen und bauen in der Schichtebene weit h¨ohere Spannungen auf als dicke Schichten.

In den von Song et al. [SON99] aufgenommenen ’Isothermen’ epitaktischer Schich-ten, bei denen die Gitterdehnung als Funktion des Partialdruckes aufgetragen ist, sind neben den chemischen Wechselwirkungen auch die mechanischen Beitr¨age ent-halten. Eine Auftragung der Gleichgewichtspartialdr¨ucke als Funktion der H-Kon-zentration kann zu deutlich ver¨anderten Steigungen der Isothermen f¨uhren. Span-nungsrelaxationen werden die vertikalen Dehnungen immer zu kleineren Werten ver-schieben. Songs ’Isothermen’ verlaufen damit in speziellen Bereichen steiler als die uber der Konzentration aufgetragenen Isothermen.¨

Die Steigung der Kurven am Wendepunkt der Kurve bzw. die Form der Kurve geht bei Song et al. [SON99] direkt in die Berechnung der H-H-Wechselwirkungsenergie ein. Song et al.[SON99] finden eine deutlichen Abh¨angigkeit der kritischen Tempe-ratur von der Schichtdicke in Form eines Skalen-Gesetzes. F¨ur eine Nb-Schichtdicke von 4 nm kann daraus eine kritische Temperatur der α−α’-Entmischung von 0 K extrapoliert werden.

Steilere Kurven erg¨aben niedrigere kritische Temperaturen. Es stellt sich nun die Frage, ob plastische Prozesse ein Skalen-Verhalten, wie es von Song et al. gefunden wurde, erzeugen k¨onnen. Im Falle dicker Schichten wird der Einsatzpunkt f¨ur plasti-sche Verformung bei kleinen H-Konzentrationen, d.h. hier auch kleinen Dehnungen, erwartet. In den ’Isothermen’ von Song et al. [SON99] ist dies auch zu sehen, wobei die Messpunkte zu kleineren Werten springen. Bei d¨unneren Schichten verschiebt sich der Einsatzpunkt zu h¨oheren H-Konzentrationen, d.h. Dehnungen. Treten die plastischen Prozesse nun innerhalb des flachen Bereiches der Isothermen auf, wie es bei d¨unnen Schichten zu erwarten ist, kann ein Skalen-Verhalten verst¨arkt werden.

Der von Song et al.[SON96] ermittelte kritische Exponent (ν=1,37) liegt entfernt von dem des dreidimensionalen Ising-Modells (ν= 0,64) oder der Molekularfeldn¨aherung (ν= 0,5). Dies ist ein weiteres Indiz daf¨ur, dass andere Effekte das Verhalten der Schichten mitbestimmen.

Auch die von Song et al. [SON97] nachgewiesenen anisotropen Dehnungen in der Schichtebene f¨ugen sich in das hier vorgestellte Bild: 527 nm Nb-H-Schichten dehnen sich in 1¯11-Richtung st¨arker als in 1¯10Richtung und in 001-Richtung. Deh-nungen in der Schichtebene sind an plastische Verformung gebunden, sofern sich die Schichten nicht vom Substrat l¨osen. Plastische Verformung findet in (bcc) Nb-Schichten richtungsabh¨angig auf{110} und 112-Gleitebenen statt ( Abb. 6.10). In einer (110)-orientierten Schicht sind die (01¯1)- bzw. die (011)-Ebenen Gleitebenen, wobei 1¯11, 11¯1,111und 1¯1¯1Gleitrichtungen sind. Damit wird die laterale Dehnung, d.h. die Gitterrelaxation nach plastischer Verformung in diesen Richtun-gen besonders groß sein, wie Song et al. [SON97] auch findet.

Die von Song et al. publizierten ’Isothermen’ zeigen f¨ur verschiedene Richtungen

6 Wasserstoff in d¨unnen Schichten

auch unterschiedliche ’Plateaus’. Des Weiteren zeigt die1¯10-Expansion f¨ur eine 527 nm Nb-Schicht in dieser Auftragung deutliche Spr¨unge zu geringeren Dehnungen bei h¨oheren H2-Partialdr¨ucken. Die Expansion der001-Richtung dahingegen zeigt gar kein Plateau mehr. Dies passt ebenfalls in das hier entwickelte Bild.

Die in Kap. 5.2 durchgef¨uhrten Untersuchungen an Nb-H-Schichten auf Polymeren zeigen, dass auch zwischen der Schicht und einer Unterlage geringer Adh¨asionsener-gie noch Spannungen im GPa-Bereich (-2 GPa in dem Fall) auftreten k¨onnen. Es ist zu erwarten, dass auch bei den auf Mica deponierten Schichten von Song et al.

[SON99] ebenfalls hohe Spannungen auftreten, die schließlich zum Abl¨osen f¨uhren.

Damit beinhalten auch Messungen an diesen Schichten mechanische Beitr¨age.

Zur Trennung des mechanischen Beitrages von dem Verhalten der Schicht sind dringend Messungen bei definierter H-Konzentation im Hochtemperaturbereich n¨otig.

Messungen zum Skalen-Verhalten k¨onnen nach dem hier gezeigten nur an frei-en Schichtfrei-en erfolgfrei-en, oder, bei gfrei-enauer Kfrei-enntnis der Spannung in der jeweiligfrei-en Schicht, auch bei haftenden Schichten.

Die von Reimer et al. [REI93a] an 300 bzw. 250 nm epitaktischen Nb-H-Schichten publizierte außergew¨ohnlich starke Gitterexpansion von H= 0,56 cH (linear ela-stisches Modell: H = 0.136 cH) ist nach dem oben gezeigten nicht zu verstehen.

Wie Reimer et al. bemerken,[REI93] liegt dieser Wert weit oberhalb dessen, was f¨ur d¨unne Schichten theoretisch erwartet werden kann. Alle von uns untersuchten Mes-sungen an H-beladenen Nb-Schichten zeigen dagegen Werte, die im Einklang mit den Vorhersagen des linear elastischen Modells stehen. Stark nach oben abweichen-de Daten sind in keiner Messung aufgetreten. Es stellt sich nun die Frage, wie die außergew¨ohnlich starke Expansion interpretiert werden kann.

Die Expansionswerte h¨angen empfindlich von der exakten H-Konzentration in der Probe ab, welche die Autoren mittels der1H(15N,αγ)12H-Methode (kurz 15 N-Methode), bestimmt haben.[REI93a] In der Publikation haben Reimer et al. auch ein typisches Tiefenprofil einer 250 nm Nb-Schicht abgebildet. Es weist eine starke H-Anreicherung von 0,020 in den ersten 5 nm - 20 nm der Schicht auf, die dann auf 0,01 H/Nb abf¨allt. In den folgenden 150 nm wird ein leichter Konzentrationsanstieg von 0,010 auf 0,014 H/Nb gemessen. Bei ca. 210 nm f¨allt die Konzentration steil gegen Null, was als das Erreichen der Grenzfl¨ache zum Substrat gedeutet wird.

Reimer et al. [REI93a] bemerken in der Publikation, dass der Abfall etwas zu fr¨uh einsetzt. Die Genauigkeit der 15NMethode liegt hier, je nach Probentiefe, bei 5 -20 nm.

Das von Reimer et al. publizierte H-Tiefenprofil weist deutliche ¨Ahnlichkeiten mit H-Tiefenprofilen auf, die wir mittels SIMS- bzw. TAP- Messungen gewonnen haben: Es zeigt die Anreicherung an der Oberfl¨ache, dann eine Senke gefolgt von ei-nem leichten Anstieg der Konzentration (vgl. z.B. Kasten in Abb. 4.2) Gegen Ende des Schichtpaketes ist dieses H-entleert und die H-Konzentration sinkt vor Errei-chen der Substratgrenzfl¨ache gegen Null. Der Verlauf dieser Profile wurde darauf zur¨uckgef¨uhrt, dass w¨ahrend der Messung ein D-Strom zur Oberfl¨ache der Probe stattfindet, der zu H-Verlusten f¨uhrt. Durch Verluste wird die mittlere Konzen-tration in der Schicht verringert und die gemessene GesamtkonzenKonzen-tration zu niedrig ausgewiesen. Wird nun die gemessene Dehnung ¨uber der zu niedrig gemessenen Kon-zentration aufgetragen, werden zu große Steigungen erzeugt. So k¨onnten Werte um

6.1 Nb-H-Schichten: Mikrostruktur

0,5cHk¨unstlich erzeugt werden. Das ungew¨ohnliche Profil und die außergew¨ohnliche Steigung k¨onnten hierdurch erkl¨art werden.

Es stellt sich hier die Frage, ob bei Anwendung der 15N-Methode ein H-Strom zur Probenoberfl¨ache erzeugt werden kann. Oberfl¨achensputterprozesse k¨onnen bei der Methode ausgeschlossen werden, wie SRIM-Simulationen14zeigen. Auch die mit ca. 5.9 MeV kinetischer Energie emittierten γ-Teilchen hinterlassen keine nennens-werte Sch¨adigung in der Nb-Schicht. Allerdings kann die gesamte deponierte Ener-gie bei unzureichender W¨armeabfuhrt zu einem Aufheizen der Probe f¨uhren, wobei Temperaturen von 500 - 700C nicht ungew¨ohnlich sind.[SCH01a] Die Aufheizung der Probe w¨ahrend der Profilierung ist ein h¨aufig auftretendes Problem der 15 N-Methode.[SCH01a] Hierdurch ließe sich ein H-Verlust eventuell erkl¨aren. Song et al.

entladen ihre Nb-Schichten bei 400 C. Songs Nb-Schichten sind allerdings mit 5 nm Pd terminiert. Die thermische Aufheizung der Probe ist hiernach der einzige Prozess, der einen H-Verlust erkl¨aren kann.

Es ist gezielt zu pr¨ufen, inwieweit eine Probenaufheizung die gemessene H-Konzen-tration und die gemessenen H-Profile beeinflusst. Entsprechende Messungen sind in Zusammenarbeit mit Schwickert vom II. Physikalischen Institut der Universit¨at G¨ottingen geplant.

Die von Reimer et al. [REI92, REI93] und Song et al. [SON96] gefundenen, scheinbar widerspr¨uchlichen Ver¨anderungen der Rocking-Kurve epitaktischer Nb-H Schichten kann mit dem entwickelten Modell verstanden werden. Unterhalb der H-Konzentration, bei der plastische Verformung einsetzt, kann es zum H-induzierten Ausheilen von Defekten kommen, wie Reimer et al. 1992 publiziert haben: Die Rocking-Kurve des (110)-Peaks verschm¨alert sich in diesem Bereich.[REI92, REI93]

Wird diese Konzentration ¨uberschritten, findet Spannungsrelaxation durch Verset-zungsbildung statt. Die nun gemessene Rocking-Kurve ist breit, wie Song et al. 1996 gefunden haben.

14Entsprechende Simulationen wurden zur Absch¨atzung der Sputtereffekte eingesetzt, indem Monte-Carlo-Rechnungen f¨ur isotrope, amorphe Matrizes entsprechenden Streuquerschnittes durchf¨uhrt werden (SRIM-Programm [ZIE00]). F¨ur die Ausnutzung der 6,38 MeV Resonanz mit einer geringen Unsch¨arfe von 1,8 keV werden kinetische Energien bis 200 keV ¨uber der Re-sonanzenergie ben¨otigt, um eine typische Schicht zu profilieren. Die Kernreaktion findet statt, sobald die 15N-Atome die Resonanzenergie aufweisen. Die Atome verbleiben, nach He-Kern-undγ-Emission, als C-Atome im Gitter. Diese sollten zu Kompressionsfeldern f¨uhren, die die H-L¨oslichkeit reduzieren. Eine starke Sch¨adigung durch die so abgebremsten Projektile ist nicht zu erwarten, da ihr Wirkungsquerschnitt vor der Kernreaktion sehr klein ist, danach ist ihre Geschwindigkeit gering. Bei senkrechtem Einfall der15N-Atome auf ein 300 nm Nb-Target auf einem Saphir-Substrat ergibt sich ein Profil, bei dem die Energie im Wesentlichen im Substrat deponiert wird.[SCH01a] Oberfl¨achensputterprozesse kommen nur mit 1·10−4Atome/Ion vor.

Bei einem typischen Profil werden 30·10−6C/Messpunkt gemessen, d.h. bei einer Ladung von 2ewerden 1014Ionen deponiert bzw. 1010Atome abgesputtert. Das entspricht ca. 1·10−5mal der Anzahl der Oberfl¨achenatome. Damit kann Nb-Oberfl¨achensputtern durch15N-Beschuss als Prozess ausgeschlossen werden.

6 Wasserstoff in d¨unnen Schichten