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Rasch Model - Kinodaten

4. Empirische Methodenüberprüfung und -entwicklung

4.3. Neue methodische Herangehensweisen 1. Paarvergleichsmodelle

4.3.2. Item Response Theory: vom Rasch model zum linear logistic model with relaxed assumptions

4.3.2.1. Rasch Model - Kinodaten

Im Rahmen der Kinostudie werden alle Zufriedenheitsbewertungen sämtlicher Kinobesuche der ersten sechs Wellen miteinbezogen. Für das erste Modell wird die 6-Punkt-Likert-Skala dichotomisiert. Die Antworten eins, zwei und drei, welche die Bewertungen zufriedener Kunden darstellen, erhalten den Wert null.

Die Antworten vier, fünf und sechs, welche die Bewertungen unzufriedener Kunden darstellen, erhalten den Wert eins. Für die vorliegende Studie werden die Parameter der ltemschwierigkeit durch ,Servicequalitätslevel' und Personenfähigkeit durch ,Erwartungserfüllung' ersetzt. Es wird bestimmt, ob es für die ltems der Zufriedenheitsmessungen schwer oder leicht ist, zufriedene bzw. unzufriedene Antworten zu geben. Auch werden manche ltems die befragten Personen besser als andere differenzieren, da diese genau auf jener kritischen Zufriedenheitsposition liegen, auf welcher sich der Großteil der Personen gerade befindet. Es ist für diese auch am schwersten, zwischen positiver und negativer Zufriedenheit zu wählen. Es wird ein einfaches Rasch-Modell gerechnet. Die location Parameter in Tabelle 34 beschreiben die Lage der ltems und somit die Leichtigkeit bzw. Schwierigkeit, positive bzw. negative Antworten zu geben. Die 95-%-igen Konfidenzintervalle mit zugehöriger Standardabweichung geben den Bereich der location an, in welchem der durchschnittliche Übergang zwischen positiver und negativer Bewertung zu erwarten ist. Dieser Übergang liegt an jenem Punkt, wo eine 50-%-ige Wahrscheinlichkeit positiv zu antworten und eine 50-%-ige Wahrscheinlichkeit negativ zu antworten besteht. Location ist die Lage auf der aktuellen Zufriedenheitsskala, eine latente Dimension, welche die Bewertung auf einer allgemeinen Zufriedenheitsempfindungsskala zulässt.

Jene ltems, welche sehr niedrige /ocations aufweisen, z.B. Technik/Bild/Ton, werden eher bessere Zufriedenheitsbewertungen erhalten, da der Übergang von negativ auf positiv schon sehr früh stattfindet. Jene mit sehr hohen Werten, z.B.

Buffet, werden eher schlechte Zufriedenheitsurteile erhalten, da ein verbessertes Empfinden der Zufriedenheit benötigt wird, um den Übergang einer negativen zu einer positiven Bewertung zu erreichen. Es gibt für alle locations Wahr-scheinlichkeiten für eine Bewertung auf der Spanne zwischen ,sehr zufrieden (0)' und ,nicht zufrieden ( I )'. Angenommen, man möchte für eine Person die Wahrscheinlichkeit dafür bestimmen, mit welchem Wert höchstwahrscheinlich auf die einzelnen ltems geantwortet wird, so muss lediglich eine vertikale Linie durch den Personenwert in Diagramm 43 gezogen werden, in diesem Fall durch 145

den Wert auf der Erwartungserfiillungsdimension. Die ltemnummerierung sämtlicher Graphiken dieses Kapitels folgt der Auflistung aus Tabelle 34. Die Wahrscheinlichkeiten, negative Zufriedenheitsbewertungen für Technik/

Bild/Ton abzugeben, liegt für eine Person, welche sich auf einem Zufrieden-heitslevel von null auf der x-Achse befindet, unter 50 %, für das ltem Buffet jedoch über 50 %. Dies bedeutet, dass die Person Technik/Bild/Ton eher positiv und Buffet eher negativ bewerten wird. Je weiter ein ltem links angesiedelt ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit negativer Antworten, je weiter rechts, desto größer die Wahrscheinlichkeit positiver Antworten.

Unteres/Oberes Item Location Standardabweichung

Konfidenzintervall

Technik/Bildffon ( 1) -0.913 0.041 -0.992/-0.833

Komfort (2) -0.414 0.034 -0.481/-0.347

Servicepersonal (3) -0.071 0.032 -0. 134/-0.007

Preis/Leistung ( 4) 0.880 0.025 0.831/0.929

Buffet (5) 1.445 0.027 1.392/1.497

Atmosphäre ( 6) 0.327 0.028 0.273/0.381

Standort/Erreichbarkeit (7) -0.351 0.033 -0.416/-0.285

Filmangebot (8) -0.417 0.035 -0.485/-0.349

Informationsangebot (9) -0.265 0.035 -0.333/-0.197

Reservierungsmöglichkeiten (10) -0.216 0.038 -0.289/-0.142 Erscheinungsbild/Image (1 1) -0.005 0.030 -0.065/0.054 Tabelle 34: Locations - dichotomes Modell (123-456)

Im diesem Modell wird davon ausgegangen, dass alle ltems die gleiche Steigung besitzen. Das heißt, der Übergang von ,sehr zufrieden' bis ,nicht zufrieden' läuft bei allen ltems in einem gleichbleibenden Stärkenänderungsintervall ab. Die einzelnen elf Kurven können sich in aufgrund deren identischer Steigungen nicht überschneiden. Werden alle Kurven steiler geschätzt, passiert der Übergang schneller und eine kleine Veränderung der angebotenen Serviceleistung mit der einhergehenden Zufriedenheitsbewertung wird zu einem schnelleren Schwanken zwischen einer positiven und negativen Antwort führen. Je flacher die Kurve, desto mehr Einwirkung und Veränderung wird benötigt, ein Kippen der Antwort von positiv auf negativ zu bewirken.

D

Diagramm 43: Joint-Plot der ICC-Kurven - dichotomes Modell ( 123-456) 4

Die x-Achse kann für die Leichtigkeit einer gewissen Antwort stehen und von rechts nach links gelesen werden. Je weiter ein ltem rechts liegt, desto leichter fällt es positive, je weiter links, desto leichter negative Antworten zu geben. Die x-Achse kann aber auch für die Schwierigkeit einer gewissen Antwort stehen. Je weiter ein ltem links liegt, desto schwerer fällt es positive, je weiter rechts, desto schwerer negative Antworten zu geben. Zusammengefasst bedeutet dies, dass bei einer größeren Wahrscheinlichkeit eher eine negative Antwort gegeben wird und bei einer niedrigen eher eine positive. Es ist auch anhand der location Parameter aus Tabelle 34 erkennbar, dass Buffet an der linken Seite ausgerichtet ist, also beim Wert null auf der x-Achse eine höhere Wahrscheinlichkeit besitzt und somit den Wert eins, nicht zufrieden, schon sehr früh erreicht. Umgekehrt ist erkennbar, dass Technik/Bild/Ton an der rechten Seite ausgerichtet ist, also beim Wert null auf der x-Achse eine niedrigere Wahrscheinlichkeit besitzt und somit den Wert eins, nicht zufrieden, später als Buffet erreicht.

Aus Vergleichszwecken wird die Lösung veranschaulicht, wenn die Antworten eins und zwei auf null, und die Werte drei, vier, fünf und sechs auf eins, 147

recodiert werden. Diese Lösung wird aufgrund der Positivlastigkeit der Antwortskalen in sozialempirischen Studien angeführt und stellt hier eine abgeänderte Form der Dichotomisierung dar. Das Ergebnis wird in Diagramm 44 dargestellt.

Joint ICC Plot

0 - ltem1 ltem2 ltem3 - ltem4

<D ltem5

6 -- ltem6

ltem7 ltem8

- ltemQ

~ 0 - ltem10

0 6 ltem 11

(J) B

~ .i'i ro D e

"

6

Q._

6 N

0 6

-4 -2 0 2

Latent Dimension

Diagramm 44: Joint-Plot der ICC-Kurven - dichotomes Modell (12-3456)

Die geänderte dichotome Kodierung der Antwortskala bewirkt ein leichtes Auseinanderdriften der ltems. Dies resultiert aus der vermehrten Häufigkeit negativer Antworten. Auch in Tabelle 35 ist der Unterschied erkennbar. Die Spanne zwischen dem höchsten und dem niedrigsten /ocation-Wert vergrößert sich von 2,358, -0.913 bis 1.445, im 123-456-Modell auf2,646, -l.169 bis l.477, im 12-3456-Modell. Es ergibt sich eine Differenz von 0,288.