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Raps - Brassica napus oleifera

3. Ölpflanzen in Österreich

3.1 Raps - Brassica napus oleifera

3.1.1 Die Rapspflanze

Brassica napus oleifera gehört zu der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Die

zweigeschlechtliche Blüte besitzt vier Kelch- und vier kreuzweise gestellte Blütenblätter. Der männliche Teil der Blüte besteht aus vier langen und zwei kurzen Antheren, der weibliche aus der Narbe. Der Blütenstand der Rapspflanze ist, wie in Abb. 1 ersichtlich, eine Traube. Die Blüten blühen an dieser von unten nach oben ab. Sie blühen in der Früh auf und schließen sich abends wieder. Am dritten Tag beginnen sie bereits zu welken. Raps besitzt protogyne Blüten. Das bedeutet, dass die Narbe bereits befruchtungsfähig ist, bevor die Staubgefäße ihre Pollen verstäuben. Hierfür drehen die Antheren ihre Öffnungsseite um 120° von der Narbe weg, um die Selbstbefruchtung zu minimieren. Die Fremdbefruchtung findet überwiegend durch Insekten statt. Da beide Befruchtungsformen vorkommen, gilt der Raps als partieller Fremdbefruchter. Selbst- und Fremdbefruchtung erfolgen in einem Verhältnis von ca. 80:20 (Alpmann et al., 2006, S.96).

Abb.1: Moderner Raps. a) einzelner Blütenstand. b) blühendes Rapsfeld. c) Rapssamen (Miedaner, 2014).

13 Abb. 2 zeigt Früchte und Samen der Rapspflanze. Die

Früchte sind 5-10 cm lange Schoten, die etwa 15 bis 40 kugelförmige, 1,5-3 mm große Samen enthalten (Alpmann et al., 2006, S.96). Die glatte Samenschale umschließt die beiden gelben, gefalteten Kotyledonen und das ca. 1 mm lange Würzelchen (Löw, 2003, S.13). Die zwei Hälften der Schote sind durch eine Mittelwand getrennt, an der die Samen ansitzen. Sind die Samen reif, so platzen die Schoten auf und geben diese frei. Die Samen der Rapspflanze enthalten etwa 40-50 % Fett, 16-27 % Eiweiß, 23 % Kohlenhydrate und 14-20 % Schalenbestandteile (Alpmann et al., 2006, S.97).

Abb.2: Raps a) Erntereifer Bestand. b) Samen. c) Spross mit reifen Früchten, geöffnete Schote, Samen (Lieberei et al., 2007).

3.1.2 Sommer- und Winterraps

Bei Brassica napus oleifera unterscheidet man zwischen der Sommer- und der Winterform.

Der größte Unterschied liegt hier bei der Kältetoleranz bzw. dem Kältebedürfnis. Winterraps, bei dem die Aussaat im Herbst erfolgt, benötigt, um in die reproduktive Phase zu kommen, einen Kältereiz. Ohne diese sogenannte Vernalisation kommt es zu einem Ausbleiben oder einer Verminderung der Blütenbildung. Winterraps überdauert die kalte Jahreszeit als flach am Boden aufliegende Blattrosette. Erst nach dieser Winterruhe beginnt die Pflanze mit dem Längenwachstum und der Bildung von Seitentrieben (Alpmann et al., 2006, S.94f).

Sommerraps benötigt keinen Kältereiz. Die Aussaat erfolgt bei dieser Form im Frühjahr.

Sommerraps bildet im Gegensatz zur Winterform keine Blattrosette, sondern beginnt nach der Keimung sofort mit der Bildung von langgestreckten Trieben. Die Sommerform des Rapses

14 weist kürzere Vegetationszeiten, schwächer entwickelte Einzelpflanzen und einen geringeren Fettgehalt auf. Bei dieser Form kommt es auch zu stärkeren Schwankungen im Ertrag.

Aufgrund der Ertragsvorteile überwiegt in den mitteleuropäischen Ländern der Anbau von Winterraps. Sommerraps hingegen wird meist als Grünfutterpflanze verwendet. Weltweit gesehen überwiegt jedoch der Anbau der letztgenannten Rapsform. Hauptanbauländer sind Kanada und China sowie Russland, die Ukraine und das Baltikum (Alpmann et al., 2006, S.95).

3.1.3 Entwicklung des Anbaus

Raps entstand durch spontane Kreuzung von Rübsen (Brassica rapa) und Wildkohl (Brassica oleracea). Dieses Ereignis fand vermutlich im Mittelmeerraum statt, in dem Rübsen und Wildkohl nebeneinander vorkommen (Alpmann et al., 2006, S.94). Bei der Kreuzung waren nur Kulturformen beider Eltern beteiligt, weshalb es keine Wildform des Rapses gibt

(Miedaner, 2014). Raps wird als amphidiploider Bastard bezeichnet, da in seinem

Chromosomensatz sowohl der vollständige Chromosomensatz von Brassica rapa als auch der von Brassica oleracea enthalten ist (Alpmann et al., 2006, S.94).

Frühe Aufzeichnungen zeigen, dass Raps bereits 4000 Jahre vor Christus in Indien genutzt wurde. 2000 Jahre später verbreitete sich die Pflanze weiter bis nach China und Japan. Die Kultivierung von Raps nördlich der Alpen begann vermutlich erst im 13. Jahrhundert (Alpmann et al., 2006, S.94).

3.1.4 Standortansprüche der Rapspflanze

Die Rapspflanze bevorzugt ein niederschlagsreiches, maritimes Klima mit ganzjährig gemäßigten Temperaturen. Ein kühles Frühjahr gefolgt von einem mäßig warmen Sommer wirkt sich positiv auf die Ertragsbildung aus (Alpmann et al., 2006, S.86). Neben der

Temperatur spielt auch die Wasserversorgung eine wichtige Rolle. Da sich Raps schnell und stark entwickelt, benötigt er einen reichlichen Wasservorrat und eine hohe Luftfeuchtigkeit (Löw, 2003, S.13). Durch sein gut entwickeltes Wurzelsystem ist er aber auch bei

unregelmäßigen Niederschlägen anbaufähig.

Empfindlich reagiert Raps jedoch auf Staunässe oder Bodenverdichtung, welche die Durchwurzelbarkeit des Bodens vermindern (Alpmann et al., 2006, S.85).

Die Ansprüche der Rapspflanze an die Bodenbeschaffenheit sind gering. Die Pflanze weist auf schweren, aber auch auf mittleren und leichten Standorten ein großes Anbaupotential auf.

15 Auf leichten Böden bedarf es allerdings eines höheren Kontrollaufwandes bezüglich Wasser- und Nährstoffversorgung. Die geringeren Reserven an Nährstoffen von leichten Böden müssen durch verstärkte Düngung ausgeglichen werden. Des Weiteren kommt es hier zu einem früheren und verstärkten Auftreten von Schädlingen und Krankheiten, da sich diese Art von Boden schneller erwärmt. Schwerere Böden wie Niederungslagen oder

Schwarzerdeböden eignen sich für den Anbau besonders gut (Alpmann et al., 2006, S.84).

3.1.5 Anbau

Als Vorfrüchte des Rapses dienen Pflanzen, die das Feld früh räumen. Hier kommen beispielsweise Winter- und Sommergerste in Frage. Der Raps selbst kann als Vorfrucht für Winterfrüchte eingesetzt werden, da Raps früh geerntet wird. Damit das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen minimiert wird, sollte Raps nur alle fünf Jahre auf demselben Feld angebaut werden.

Raps ist erntereif, wenn die Körner glänzend schwarz sind, bei Bewegung der Schoten darin rascheln und sich nicht mehr zwischen den Fingern zerdrücken lassen. Bei einer optimalen Erntefeuchte von 8-12 % sind die Schoten gelblich gefärbt und trocken (Löw, 2003, S.14).

3.1.6 Rapsöl

3.1.6.1 Beschreibung

Raffiniertes Rapsöl ist gelbstichig, fast farblos, wohingegen unraffiniertes Öl bräunlich gelb ist. Auch beim Geruch unterscheidet sich das leicht grüne, frisch und stechend riechende raffinierte von dem nussig, fruchtig riechenden unraffinierten Rapsöl (Krist, 2013, S.667). Es ist bei kühler, dunkler Lagerung bis zu zwölf Monate haltbar (Roth und Kormann, 2000, S.146).

3.1.6.2 Verwendung

Rapsöl gehört zu den besonders häufig verwendeten Speiseölen. Es wird überwiegend raffiniertes Rapsöl angeboten, welches geschmacksneutral und hoch erhitzbar ist. Dieses Öl eignet sich sehr gut zum Braten, Grillen oder Frittieren. Auch in der kalten Küche findet es vor allem dann Verwendung, wenn das Eigenaroma der anderen Zutaten zur Geltung kommen soll. Als Anwendungsbeispiele wären hier Mayonnaise und Kräutersaucen zu nennen.

16 Raffiniertes Rapsöl ist etwa 18 Monate haltbar, unraffiniertes hingegen nur sechs Monate (Löw, 2003, S.134).

Rapsöl hat nicht nur eine wichtige Bedeutung in der Küche und in der Lebensmittelindustrie, sondern wird auch als Kraftstoff und für die Biodieselherstellung verwendet. Darauf soll im Kapitel 10 „Einsatzmöglichkeiten von Ölpflanzen und daraus gewonnenen Ölen und Fetten“

näher eingegangen werden.

3.1.6.3 Fettsäurezusammensetzung

Raps weist einen besonders hohen Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren (Ölsäure) auf.

Der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist dementsprechend mit 28,8 % eher gering.

Rund 20 % der Fettsäuren stellen Linolsäure dar (Löw, 2003, S.105).

Bei der Fettsäurezusammensetzung ist auch die Tatsache erwähnenswert, dass heutzutage immer mehr Qualitätszüchtungen stattfinden, bei denen die Pflanzen neue, verbesserte Eigenschaften erhalten. So haben es Züchter geschafft, das Fettsäuremuster des Rapses so zu verändern, dass ein begehrtes Nahrungsmittel daraus wurde. Unveränderter Raps enthält hohe Anteile an Erucasäure (45-50 %), die dazu führt, dass das Fett sehr schnell ranzig wird

(Miedaner, 2014). Des Weiteren zeigten Beobachtungen im Tierversuch, dass die Fütterung von Ratten mit Rapsöl mit hohen Gehalten an Erucasäure bei den Tieren zu Herzverfettung und Nekrosen führte. Diese Auswirkungen wurden bei Menschen und Schweinen nicht beobachtet. Neu gezüchtete Raps-Sorten enthalten statt Erucasäure erhöhte Mengen an Ölsäure und Linolsäure (Baltes, 2000). Diese grundlegenden Veränderungen der Fettsäurezusammensetzung sind auf den kanadischen Wissenschaftler R. K. Downey

zurückzuführen. Er entdeckte einzelne Pflanzen einer alten deutschen Sommerrapssorte, deren Samen kaum Erucasäure, dafür mehr Ölsäure enthielten. Aus dieser Mutterpflanze wurden neue Sorten entwickelt, die ab 1971 großflächig angebaut wurden. Vertrieben wurden sie unter dem Markennamen Canola, was für Canadian oil, low acid, steht. Heute wird dieser Markenname in ganz Nordamerika für Raps verwendet (Miedaner, 2014).

Ab 1967 wurden weitere bedeutende Züchtungen vorgenommen. Dabei wurden die scharf schmeckenden Senföle, sogenannte Glucosinolate, größtenteils aus der Pflanze entfernt, damit die Pressrückstände der Rapsölherstellung als Viehfutter eingesetzt werden konnten. Die Züchtungen gingen von einer polnischen Sommerrapssorte namens Bronowski aus. Seit 1988 werden praktisch nur mehr Rapssorten angebaut, die erucasäurefrei und glucosinolatarm sind.

Diese Sorten werden als Doppel-0-Sorten bezeichnet (Miedaner, 2014).

17 00-Raps enthält ungefähr 61 % Ölsäure, 20 % Linolsäure, 11 % Linolensäure und 1,5 % Eicosensäure. Gesättigte Fettsäuren sind mit rund 6,5 % vertreten. Hiervon sind 4,5 % Palmitinsäure, 1,5 % Stearinsäure, 0,5 % Arachinsäure und 0,2 % Behensäure. Diese Fettsäurezusammensetzung ist laut ErnährungswissenschaftlerInnen besser als die von anderen Pflanzenölen und wird als ideal für Ernährungszwecke angesehen (Spasibionek, 2006).