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Echter Lein - Linum usitatissimum

3. Ölpflanzen in Österreich

3.4 Echter Lein - Linum usitatissimum

3.4.1 Die Leinpflanze

Lein gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae). Zur Gattung Linum gehören ca. 100 Arten, wobei nur Linum usitatissimum Bedeutung als Kulturpflanze erlangt hat. Lein wird als Faser-, Öl- und Arzneipflanze verwendet. Bei guten Standortbedingungen kann der Faserlein eine Höhe von bis zu 1,5 Metern erreichen (Löw, 2003, S.48).

Die Blüte des Echten Leins ist fünfzählig mit meist blauen bis lilablauen Kronblättern. Diese sind manchmal seitlich aneinander haftend, aber nicht miteinander verwachsen. Die

Laubblätter sind meist wechselständig angeordnet, ungeteilt und ganzrandig. Der Stängel ist zumeist nur im oberen Drittel verzweigt (Fischer et al., 2008).

An der Spitze befindet sich die rispige Infloreszenz, welche über mehrere Wochen täglich neue Blüten öffnet. Die Blütenblätter fallen dabei bereits zu Mittag ab. Die fünf Fruchtblätter sind synkarp zu einem Fruchtknoten verwachsen. Durch fünf falsche Scheidewände ist dieser in zehn Kammern geteilt, in der sich je eine Samenanlage befindet. Nach der

Selbstbefruchtung wächst der Fruchtknoten zu den erbsengroßen Kapselfrüchten mit meist 6-7 Samen heran (Lieberei et al., 2006-7). Die Größe der Kapseln ist von Sorte zu Sorte

unterschiedlich. So besitzt beispielsweise der Öllein größere Kapseln als der Faserlein. Die Leinsamen sind langoval und flach gedrückt mit einer glänzenden Schale (Abb. 5). Die äußerste Schicht der Samenschale kann bei Flüssigkeitszufuhr stark aufquellen und große Schleimmassen bilden (Löw, 2003, S.48).

25 Abb. 5: Linum usitatissimum. a) Reife Kapseln. b) Samen (Lieberei et al., 2007).

3.4.2 Entwicklung des Anbaus

Die zweifache Nutzung des Leins (als Öl- und als Faserpflanze) erschwert die

Zurückverfolgung des Leinanbaus. Lein stammt aus Südwestasien und Nordafrika und ist eine der ältesten Kulturpflanzen (Löw, 2003, S.48). Sie wurde bereits vor 6000 bis 8000 Jahren von den Ägyptern angebaut, die bekanntlich ihre Toten in Leinengewebe hüllten. Sogar bereits in der Jungsteinzeit sollen die Menschen in der heutigen Schweiz die Pflanze kultiviert haben (Lieberei et al., 2007).

3.4.3 Standortansprüche der Leinpflanze

Auf Grund ihrer kurzen Vegetationszeit von 100-120 Tagen und ihres intensiven Wachstums benötigt die Leinpflanze viel Wasser. Der Ölgehalt der Samen ist umso höher, je besser die Pflanze mit Wasser versorgt wurde. Herrschen zu der Zeit der Reife zusätzlich noch kühle Temperaturen, steigt der Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Auch die Art der Düngung beeinflusst den Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. So wird dieser durch Stickstoffdüngung herabgesetzt, durch Kalidüngung jedoch angehoben.

Neben der Wassermenge ist auch die Temperatur für das Wachstum der Leinpflanze wichtig.

Diese sollte bei 18 bis 20 °C liegen. An die Bodenbeschaffenheit stellt Lein keine großen Ansprüche (Löw, 2003, S.48).

26 3.4.4 Anbau

Lein wird häufig nach den Vorfrüchten Raps und Rübsen angebaut. Er selbst ist ebenfalls eine gute Vorfrucht, jedoch mit sich selbst unverträglich (Löw, 2003, S.48). Um Krankheiten und Abbauerscheinungen (Leinmüdigkeit) zu umgehen, sollte Lein nicht öfter als alle sechs Jahre auf dem selben Feld angebaut werden. Die Aussaat sollte spätestens Mitte April erfolgen.

Dabei sollten 450 bis 550 keimfähige Samen je Quadratmeter abgelegt werden, was einen Ertrag von 50 bis 60 kg pro Hektar ergibt. Reifen Lein erkennt man daran, dass die

Leinsamen in den braunen Kapseln beweglich sind und beim Schütteln ein Geräusch zu hören ist. Der Stängel ist zum Zeitpunkt der Reife meist dunkelbraun, die Blätter abgefallen (Köppl, 2015). Zur Ernte werden die Pflanzen von Hand oder maschinell aus dem Boden gezogen.

Dies wird als Raufen bezeichnet. Zum Trocknen werden die Pflanzen in Bündeln aufgestellt oder flach ausgebreitet und anschließend gedroschen (Lieberei et al., 2007). Die Leinsamen lassen sich nur bei einem Feuchtigkeitsgehalt von unter 12 % lagern, da ansonsten das enthaltene Öl ranzig wird (Köppl, 2015).

3.4.5 Leinöl

3.4.5.1 Beschreibung

Bei Leinöl handelt es sich, je nach Herstellung, um ein gold-gelbes bis gelblich-braunes Öl.

Sein Geruch wird als würzig, nach Heu riechend, beschrieben. Frisches Leinöl schmeckt leicht nussig, bei längerer Lagerung wird es bitter (Krist, 2013, S.417). Das Öl wird schnell ranzig. Es ist im Kühlschrank etwa zwei Monate lang haltbar und sollte in dunklen, luftdicht schließenden Flaschen aufbewahrt werden (Krist, 2013, S.422).

3.4.5.2 Verwendung

Leinöl wird sowohl in der kalten Küche als auch für die Hautpflege, bei trockener, rissiger Haut, verwendet. Das Öl der Leinsamen hat eine schmerzstillende, zellregenerierende und entzündungshemmende Wirkung (Löw, 2003, S.113ff, 127). Als Rohstoff in der Industrie, z. B. zur Herstellung von Ölfarben und zur Imprägnierung von Holz, wird es jedoch häufiger eingesetzt (Krist, 2013, S.424).

27 3.4.5.3 Fettsäurezusammensetzung

Leinöl gehört zu den Ölen mit sehr hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Ihr Anteil liegt bei 67,4 %, gefolgt von 22,1 % einfach ungesättigten Fettsäuren und 10,8 % gesättigten Fettsäuren. Der Gehalt an α-Linolensäure, einer mehrfach ungesättigten Fettsäure, ist besonders hoch (Löw, 2003, S.99ff).

3.4.6 Faserlein

Neben der Ölgewinnung spielt auch die Fasergewinnung aus Linum usitatissimum eine wichtige Rolle. Dabei ist anzumerken, dass die disruptive Selektion während der

Domestizierung von Linum usitatissimum subsp. usitatissimum in der Ausbildung von Typen von Lein, die zur Nutzung der Fasern oder der Samen dienen, resultierte. Kulpa und Danert schlugen eine Unterscheidung von vier innerartlichen Gruppen, sogenannten Convarietäten, vor. Diese umfassen den Springlein Linum usitatissimum convar. crepitans, den Faserlein Linum usitatissimum elongatum, den Öllein Linum usitatissimum mediterraneum und den Öl-Faser-Lein (Kombinationslein) Linum usitatissimum usitatissimum (Diederichsen und Fu, 2006). Im Gegensatz zu Linum usitatissimum mediterraneum liegt beim Faser- oder

Kombinationslein der Produktionsschwerpunkt auf der Fasererzeugung. Phänotypisch lässt sich der Faserlein durch die geringer verzweigte Infloreszenz unterscheiden. Die Fasern werden aus den Sprossachsen dieser krautigen Pflanze gewonnen (Lieberei et al., 2007).