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Räumliche Verteilung der Landnutzungstypen (LPI, IJI)

Im Dokument Landnutzungswandel und Biodiversität (Seite 140-145)

5.2 Landschaftsstrukturanalyse des Göttinger Waldes 1784 – 2002

5.2.1 Räumliche Verteilung der Landnutzungstypen (LPI, IJI)

Für die Diversität einer Landschaft ist die Anordnung der Landnutzungstypen im Raum von ent-scheidender Bedeutung. Kommen Flächen gleicher oder ähnlicher Landnutzung geklumpt oder gleichmäßig verteilt vor? Gibt es einen flächenmäßig dominanten Landnutzungstyp? Welche Fläche nimmt er ein und wie entwickelt sich diese Dominanz? Antworten auf diese Fragen sind insbesonde-re in Hinblick auf großflächig zusammenhängende Lebensräume von Inteinsbesonde-resse, die an einen be-stimmten Nutzungstyp gebunden sind. In Verbindung mit Informationen zur Verteilung der Nut-zungstypen insgesamt können daraus Hinweise auf den Verbund und die Ausdehnung der potentiell vorkommenden Lebensräume abgeleitet werden.

Seite | 130 Auf Landschaftsebene kann anhand des Landschaftsmaßes LPI (Largest Patch Index, siehe Kap.

3.3.2) die Entwicklung der Flächengrößen über alle Landnutzungstypen nachvollzogen werden. Auf Ebene der Landnutzungsklassen kann die Art des dominanten Landnutzungstyps abgelesen werden.

Abbildung 14: Ergebnisse des Largest Patch Index (LPI) auf Landschaftsebene

Wie der Abbildung 14 zu entnehmen ist, ist die Landschaft des Göttinger Waldes bis zum Zeit-schnitt III von relativ großen, zusammenhängenden Patches einer Nutzungsklasse dominiert. Da-nach nimmt der Anteil des größten zusammenhängenden Stücks derselben Landnutzung zwischen ZS III und ZS IV rapide ab und im ZS V wieder minimal zu. Aus Tabelle 12 geht hervor, dass es sich bei den größten Patches über alle Zeitschnitte um den Landnutzungstyp Laubwald handelt. An zweiter Stelle folgt der Landnutzungstyp Acker. Diese Ergebnisse bilden deutlich die Dominanz der Landnutzungstypen Laubwald und Acker bis zum dritten Zeitschnitt ab. Unabhängig von deren innerer Form und Gestaltung zeigt der LPI, dass die Landschaft bis dorthin von den zwei großflä-chigen Nutzungskomplexen Wald und Ackerflur geprägt war, wobei der Waldbereich dominiert. Ab dem vierten Zeitschnitt zeigen die Werte des LPI an, dass das größte vorhandene Patch nur noch einen sehr geringen Anteil an der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes einnimmt und gibt da-mit einen Hinweis auf die wesentlich verkleinerte Flächengröße aller Patches.

LPI (Largest Patch Index)

100 2030 4050 60 7080 10090

Zeitschnitt

LPI [%]

LPI 57,3416 53,8583 55,7092 5,4606 13,646

ZS I ZS II ZS III ZS IV ZS V

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Parameter LPI

Zeitschnitt I II III IV V

Typ Acker 27,7497 22,5274 12,6736 1,0795 1,0098

Bebauung 0,0998 0,1046 0,1655 0,0903 0,3082

Grünanlagen 0,088 0,0509 0,0409 0,1162 0,1205

Heide 0,178 0,1875

Hutung 0,1391 0,4086 0,1402 0,1149

Laubwald 57,3416 53,8583 55,7092 5,4606 13,646

Mischwald 1,5211 0,265 0,386 0,9054

Nadelwald 0,3409 0,0799 0,2896 0,2031 0,2249

Seen, Teiche 0,0018 0,0019 0,0019 0,0034

Steinbruch 0,0257 0,0176 0,0171 0,0334

Verkehrsfläche 0,7159 1,6117 3,6417 4,3467 3,5444

Weide 1,36 0,4948 0,0208

Wiese 0,1823 0,1626 0,372 0,214 0,4777

keine

Zuord-nung 0,8011 0,0594 0,109 0,0089

Tabelle 12: Ergebnisse des Largest Patch Index (LPI) je Landnutzungstyp

Der Prozess der Verkoppelung verbunden mit der Anlage eines neuen Wegenetzes für eine effizien-tere landwirtschaftliche und forstliche Bewirtschaftung in der Feldflur und im Waldbereich, ließen die Anteile der größten Patches durch Zerschneidung sinken (vgl. Kap.5.2.2). Interessant ist, dass der Anteil der größten zusammenhängenden Wegefläche im Zeitschnitt IV beinahe dem Anteil der größten zusammenhängenden Waldfläche entspricht. Dies weist nicht zwingend auf eine Dominanz des Landnutzungstyps Verkehrsfläche hin, da die Wegeflächen rein konstruktionstechnisch nicht mit anderen Landnutzungen zu vergleichen sind und durch Verbindung natürlich nur aus sehr wenigen einzelnen Patches bestehen. Die Verschiebung des Verhältnisses des LPI der Verkehrsfläche zu den LPI der anderen Landnutzungstypen weist aber auf die extreme Tendenz zur Flächenzerstückelung der übrigen Landnutzungstypen bis zum vierten Zeitschnitt bzw. auf die Umkehrung dieser Ent-wicklung im fünften Zeitschnitt hin. Die Landschaft ist nicht mehr von zwei großen zusammenhän-genden Nutzungskomplexen dominiert, sondern zeigt eine Vereinheitlichung der Landnutzungsty-pen in ihrer Größe und ihrem räumlichen Zusammenschluss. Bis zum Zeitschnitt IV sind also viele

Seite | 132 kleine Nutzungskomplexe entstanden, die im Zeitschnitt V tendenziell wieder größer zu werden scheinen. Wie verteilen sich diese Nutzungskomplexe in der Landschaft?

Der IJI (Interspersion Juxtaposition Index) gibt das Verhältnis zwischen der Grenzlänge zweier be-nachbarter Patches unterschiedlicher Landnutzungen und der Gesamtkantenlänge, gewichtet nach der Anzahl aller Landnutzungsklassen an (vgl. Kap. 3.3.2). Dementsprechend zeigen hohe Werte des IJI eine relativ gleichmäßige Anordnung der Landnutzungstypen innerhalb der Landschaft an. Die Auswertung des IJI für den gesamten Göttinger Wald zeigt Abbildung 15, die Ergebnisse des IJI für jeden einzelnen Landnutzungstyp sind in Tabelle 13 dargestellt.

Abbildung 15: Ergebnisse des IJI auf Landschaftsebene

Die gleichmäßigste Anordnung der Landnutzungstypen im Raum besteht nach den Ergebnissen der Abbildung 15 in den Zeitschnitten I, II und V. Relativ ungleichmäßig verteilt waren die Landnut-zungstypen dagegen in den Zeitschnitten III und IV. Mit der Zersplitterung der LandnutLandnut-zungstypen zu mehreren kleineren Nutzungseinheiten (siehe LPI) ging demnach eine ungleichmäßigere Anord-nung der Nutzungen in der Landschaft einher. Dieser Effekt wurde für die Zeitschnitte III und IV noch verstärkt durch das Vorkommen von zwei bzw. drei zusätzlichen Landnutzungstypen. In Zeit-schnitt III kamen alle 14 möglichen Landnutzungstypen vor, in ZeitZeit-schnitt IV fehlte lediglich der Landnutzungstyp Weide (siehe Kap. 5.1.4). In den Zeitschnitten I, II und V kamen jeweils elf Land-nutzungstypen in unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Je geringer die Gleichverteilung und je mehr Landnutzungstypen vorkommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass viele ungleiche

IJI (Interspersion & Juxtapostion Index)

100 2030 4050 6070 8090 100

Zeitschnitt

IJI [%]

IJI 48,3467 46,5058 28,8398 33,0751 45,4152 ZS I ZS II ZS III ZS IV ZS V

Seite | 133 Landnutzungstypen aneinander grenzen. Die Zeitschnitte III und IV zeigen dementsprechend die niedrigsten Werte des IJI, die Zeitschnitte I, II und V die höchsten. Interessant ist die deutliche An-näherung der Werte des fünften an die Werte des ersten und zweiten Zeitschnitts. Einerseits kann dies in der gleichen Anzahl an vorkommenden Landnutzungstypen begründet liegen, andererseits spricht das Ergebnis dafür, dass die Nutzungskomplexe im Zeitschnitt V wieder zusammenhängen-der werden (siehe LPI) und sich in bestimmten Bereichen des Untersuchungsgebietes konzentrieren.

Parameter IJI

Zeitschnitt I II III IV V

Typ Acker 49,3141 55,3128 25,924 28,3168 45,3288

Bebauung 56,7449 48,2089 42,3741 44,5253 35,8772

Grünanlagen 57,3391 58,7954 47,4151 54,9695 61,5474

Heide 33,7293 43,2302

Hutung 47,7575 42,0156 32,3888 41,3177

Laubwald 45,4017 22,6734 7,8412 8,4765 13,8887

Mischwald 52,0313 23,3455 22,73 19,4953

Nadelwald 41,6601 48,259 27,6392 31,1819 40,8064

Seen, Teiche 28,596 0 27,8322 37,2351

Steinbruch 56,7057 47,8413 54,7237 55,0579

Verkehrsfläche 49,3332 51,9418 39,4141 45,3704 61,0974

Weide 48,6167 49,85 40,3581

Wiese 51,5433 55,3067 45,4312 43,6903 57,7142

keine Zuordnung 9,44 8,377 30,2745 28,8435

Tabelle 13: Ergebnisse des Interspersion & Juxtaposition Index (IJI) je Landnutzungstyp

Der Blick auf die Ergebnisse des IJI auf Ebene der einzelnen Landnutzungsklassen in Tabelle 13 zeigt, welche Landnutzungstypen diese Entwicklung entscheidend beeinflusst haben. Es wird er-sichtlich, dass insbesondere die Ackerflächen im Zeitschnitt V wieder eine relativ gleichmäßige Ver-teilung zeigen, der Laubwald im Vergleich zu den Zeitschnitten I und II eher ungleichmäßig verteilt bleibt, ebenso der Landnutzungstyp Mischwald. Dies hängt vermutlich mit der Anordnung der Auf-forstungsflächen zwischen Stadtgebiet und Göttinger Stadtwald zusammen, die die Ausdehnung der bestockten Flächen im Untersuchungsgebiet entscheidend verändert haben. Zunächst erstaunlich erscheint der IJI-Wert 19,5 für den Landnutzungstyp Bebauung im Zeitschnitt V, der auf eine sehr

Seite | 134 ungleichmäßige Verteilung der Flächen dieses Landnutzungstyps hinweist. Die Siedlungsflächen in der Landnutzungstypenkarte des ZS V (siehe Kap. 5.1.5) bilden dagegen drei eher kompakte Berei-che in der Feldflur. Das Strukturmaß IJI erfasst jedoch alle FläBerei-chen des Landnutzungstyps und bei genauerer Betrachtung fallen die vielen kleinen bebauten Flächen in Stadtnähe sowie die Erweite-rungen der Dörfer am Nord- und Ostrand des Untersuchungsgebietes auf, die durch ihre Kleintei-ligkeit und verstreute Lage erheblichen Anteil an dem niedrigen Wert des IJI haben dürften.

Insgesamt bilden die Strukturmaße zu Anordnung und Dominanz der Landnutzungstypen eine er-heblich höhere Variabilität in den Zeitschnitten III und IV ab. Die Zeitschnitte I, II und V sind dem gegenüber geprägt von wenigen, relativ großen, gleichmäßig im Untersuchungsgebiet verteilten Nut-zungskomplexen, während die Werte der Zeitschnitte III und IV einen Wechsel an unterschiedli-chen Nutzungstypen abbilden, der aus relativ kleinflächigen und eher ungleichmäßig über das Unter-suchungsgebiet verteilten Nutzungskomplexen besteht. Damit liegen – zunächst unabhängig von den unterschiedlichen Nutzungsformen und -intensitäten der einzelnen Landnutzungstypen – in den Zeitschnitten I, II und V geeignete Voraussetzungen für die Ausbildung von großflächig zusam-menhängenden Lebensräumen vor. Die in den Zeitschnitten III und IV abgebildete Landschaft da-gegen scheint mit ihrem kleinflächigen Wechsel an Nutzungstypen eher die Ausbildung von kleinflä-chigen Habitaten der Randzonen zu begünstigen. Dies ist auf Ebene der Teilflächen bei der Herlei-tung der Biotoptypen in Verbindung mit den entsprechenden Landnutzungsformen und – intensitäten weiter zu prüfen.

Im Dokument Landnutzungswandel und Biodiversität (Seite 140-145)