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Diversität des Naturraumes (PRD, SIDI)

Im Dokument Landnutzungswandel und Biodiversität (Seite 155-159)

5.2 Landschaftsstrukturanalyse des Göttinger Waldes 1784 – 2002

5.2.4 Diversität des Naturraumes (PRD, SIDI)

5.2.4 Diversität des Naturraumes (PRD, SIDI)

Bereits die Ergebnisse der Landnutzungsanalyse sowie die Beschreibung der Landschaft anhand der vorangegangenen Strukturmaße machen deutlich, dass nicht ein Parameter allein über das Lebens-raumpotential einer Landschaft entscheidet. Zahlreiche Aspekte der Anzahl, Anordnung, Fragmen-tierung und nicht zuletzt Ausprägung der Landnutzungstypen spielen bei der Bereitstellung vielfälti-ger Lebensräume zusammen. Als letzter Parameter der Landschaftsstruktur als Basis für das Vor-kommen verschiedenster Lebensräume soll die Diversität der Landschaftsstruktur betrachtet wer-den, die viele Attribute der vorangegangenen Maße in sich vereint. Die Vielfalt der Landschafts-struktur spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, eine möglichst große Bandbreite an Biotoptypen herausbilden zu können. Sie basiert sowohl auf der Vielfalt der vorkommenden Land-nutzungstypen als auch auf der Vielfalt von deren Anordnung im Raum. Die Strukturmaße Patch Richness Density (PRD) und der Simpsons Diversity Index (SIDI) wurden gewählt, um den räum-lich messbaren Teil der Landschaftsdiversität abzubilden. Abbildung 23 und Abbildung 24 stellen die Ergebnisse der Parameter auf Landschaftsebene dar.

Abbildung 23: Ergebnisse der PRD auf Landschaftsebene

PRD (Patch Richness Density)

0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3

Zeitschnitt

PRD

PRD 0,1587 0,1587 0,202 0,1875 0,1587 ZS I ZS II ZS III ZS IV ZS V

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Abbildung 24: Ergebnisse des SIDI auf Landschaftsebene

Der PRD-Wert zeigt die höchste Vielfalt der Landnutzungstypen für die Zeitschnitte III und IV an.

Wie bereits in der Analyse des IJI (siehe Kap. 5.2.1) festgestellt wurde, war in dieser Zeit die Zahl der Landnutzungstypen um drei bzw. zwei Komponenten reicher als in den Zeitschnitten I, II und IV. Entsprechend hoch ist daher der Wert für die mittlere Anzahl der Landnutzungstypen je 100 ha zu erwarten. Einerseits steigt mit der Anzahl der vorkommenden Landnutzungstypen das Potential zur Ausbildung korrelierender Biotoptypen, andererseits darf aufgrund der Ergebnisse der Landnut-zungsanalyse für die Zeitschnitte III und IV (siehe Kap. 5.1.3 und 5.1.4) zugleich die höchste Be-wirtschaftungsintensität der Flächen angenommen werden. Aus der Analyse der Strukturmaße NP, PD, AREA MN und der Verkehrslinienlänge (siehe Kap. 5.2.2) geht zudem die höchste Fragmentie-rung und Zerschneidung der Landschaft durch Wege zu diesen Zeitschnitten hervor. Dem Lebens-raumpotential der zusätzlichen Landnutzungstypen stehen demnach ein geringerer Verbund der Biotoptypen bzw. eine geringere Flächengröße und ein hoher Druck anthropogenen Einflusses durch intensive Bewirtschaftung gegenüber. Es ist zu vermuten, dass diese Bedingungen insbeson-dere Arten und Artengruppen begünstigten, insbeson-deren Strategie auf kurzfristiger Besiedlung mit hohen Individuenzahlen (r-Strategen) beruht und die zudem einen hohen Hemerobiegrad indizieren. Für den ackerbaulich geprägten Bereich kann zudem angenommen werden, dass Arten, die an erhöhte Stickstoffeinträge angepasst sind, zu diesen Zeiten des mutmaßlich intensiven Düngemitteleintrages konkurrenzstärker und demnach häufig waren (vgl. Bürger-Arndt 1994). Diesen intensiv ackerbau-lich bewirtschafteten Bereichen entgegen steht das einzige Vorkommen des Landnutzungstyps

Hei-SIDI (Simpson's Diversity Index)

0,10 0,20,3 0,40,5 0,60,7 0,80,91

Zeitschnitt

SIDI

SIDI 0,5439 0,5847 0,5705 0,6042 0,6942 ZS I ZS II ZS III ZS IV ZS V

Seite | 146 de in den Zeitschnitten III und IV gegenüber. Es ist also des Weiteren zu überprüfen, ob auch an Magerstandorte angepasste Arten entsprechend des Vorkommens dieses Landnutzungstyps ver-zeichnet wurden. Generell kann die Aussage getroffen werden, dass in den Zeiten der intensivsten Bewirtschaftung des Untersuchungsgebietes die höchste Vielfalt an Landnutzungstypen herrschte.

Ob diese Voraussetzungen auch zu Ausprägung der vielfältigsten Lebensgemeinschaften führten, bleibt anhand der Herleitung von Biotoptypen auf Ebene der Teilflächen unter Verwendung der floristischen Untersuchung zu überprüfen.

Des Weiteren zeigt die Auswertung des Simpson Diversity Index (SIDI, siehe Abbildung 24) deut-lich, dass eine höhere Anzahl an Landnutzungstypen nicht zwangsläufig die Diversität auf Land-schaftsebene erhöht. Je höher der SIDI-Wert, desto höher ist die Diversität des Naturraumes. Die SIDI-Werte steigen sowohl in Abhängigkeit von der Anzahl der Landnutzungstypen als auch in Ab-hängigkeit von deren Anteil an der Gesamtfläche. Der Index reagiert damit wenig sensibel auf punk-tuell bzw. kleinflächig erscheinende seltene Landnutzungstypen, die in Bezug auf ihren Anteil an der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes auf Landschaftsebene keine Rolle spielen. Erst wenn diese Landnutzungstypen eine gewisse Ausdehnung erreichen, trägt ihr Vorkommen entsprechend stärker zur Erhöhung des Index bei. Da in dieser Untersuchung Aussagen getroffen werden sollen, die für den gesamten Naturraum Göttinger Wald gültig sind, ist insbesondere die Diversität auf Land-schaftsebene von Interesse. Landnutzungsänderungen, die auf LandLand-schaftsebene wirksam sind, sol-len lokalisiert werden. Somit erscheint die Auswertung der Landschaftsstruktur anhand des SIDI geeignet.

Wie in Abbildung 24 zu erkennen ist, wird die höchste Diversität zum Zeitpunkt des Zeitschnitts V erreicht. Dies liegt in erster Linie in dem bereits zuvor beobachteten Prozess begründet, in dem die zwei großen Nutzungskomplexe Acker und Laubwald kontinuierlich mehr und mehr durchbrochen werden von anderen Landnutzungstypen, deren Fläche sich entsprechend der Abnahme dieser bei-den Landnutzungstypen vergrößert. Im Ackerbereich ist es die Grünlandfläche, die erheblich erwei-tert wird und in einer ungleichmäßigen Verteilung die reinen Ackerflächen durchbricht. Im Laub-waldbereich sind es Misch- und Nadelwald, die das Bild des einheitlichen Laubwaldkomplexes schrumpfen lassen und an mehreren Stellen mosaikartig durchbrechen. Es liegt auf der Hand, dass eine verhältnismäßig geringe Anzahl von kleinen Grünlandflächen, weitläufig umgeben von reinen Ackerflächen nicht dasselbe Potential zur Besiedlung durch entsprechende Arten und Lebensge-meinschaften bieten kann (z.B. der Ackerbrachen oder der extensiven Wiesen und Weiden), wie ein Landschaftsgefüge, in dem sich Grünland- und Ackerflächen mal mehr und mal weniger regelmäßig abwechseln. Entsprechend übertragbar ist das Bild auf den großflächigen Laubwaldbereich des

Mu-Seite | 147 schelkalkplateaus, der ab Zeitschnitt IV am Süd-, West und Nordrand abteilungsweise durchbrochen wird von kleineren Nadelwald-Einheiten und Abteilungen, in denen Laub- und Nadelbaumarten in Mischung stehen. Für die Diversität des Naturraumes, die auf Landschaftsebene anhand von Struk-turmaßen gemessen wird, ist diese flächenmäßige Zunahme einzelner, bislang seltener Landnut-zungstypen sowie deren Verteilung innerhalb größerer Nutzungskomplexe entscheidend. Sowohl die entstehenden zusätzlichen Randzonen als auch die Flächen der neuen Landnutzungstypen selbst können zur Erhöhung des Lebensraumpotentials für Arten und Lebensgemeinschaften beitragen, die sich in ihrer Zusammensetzung von der für den zuvor dominierenden einheitlichen Landnut-zungstyp typischen Artenkombination unterscheiden. Betrachtet man demnach zunächst nur die anhand des SIDI gemessene Landschaftsdiversität, so ist die Diversität des Naturraumes Göttinger Wald zum Zeitpunkt des aktuellen Zeitschnitts potentiell als am höchsten gegenüber den histori-schen Zeitschnitten einzuschätzen. Die Art des Gefüges aus Bereichen unterschiedlicher Landnut-zung ist sowohl in Bezug auf die Anteile der verschiedenen LandnutLandnut-zungstypen an der Gesamtflä-che, als auch in Bezug auf deren räumliche Anordnung sehr viel diverser, als es noch vor 200 Jahren auf Landschaftsebene der Fall war. Zudem zeigen die einzelnen Nutzungseinheiten wieder die Ten-denz zu einer geringeren Zerschneidung und weniger intensiver Bewirtschaftung (vgl. Kap.4.1.2).

Inwiefern sich dieses Ergebnis mit der Tendenz zur Ausprägung bestimmter Lebensgemeinschaften in Verbindung mit den Ergebnissen der Landnutzungsanalyse deckt, ist in der detaillierten Analyse der Teilflächen (Kap. 6.2) zu überprüfen.

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6 L andnutzungswandel und die Diversität von Arten und

Lebensgemeinschaften

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