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Datenaufbereitung und –auswertung der Floren

Im Dokument Landnutzungswandel und Biodiversität (Seite 63-69)

3.4 Erfassung der floristischen Entwicklung

3.4.2 Datenaufbereitung und –auswertung der Floren

Die Zusammenstellung der floristischen Daten für die Zeitschnitte I bis IV erfolgte somit wie be-schrieben über die Flora von Henry Fuchs aus dem Jahr 1964, die umfassend die Kartierungen von Gefäßpflanzen innerhalb des Göttinger Waldes und der näheren Umgebung seit 1745 aufbereitet (siehe Kap. 3.4.1). Insgesamt wurden durch Henry Fuchs die Angaben von 26 Autoren über das Vorkommen von ca. 1100 Gefäßpflanzen übernommen, kommentiert und durch eigene Erhebun-gen ergänzt. Für das Projekt wurden nur die Angaben zu Art- und Gattungsnamen und die Fund-ortangaben verwendet. Diese Daten wurden nach Aufnahmedatum den vier historischen Zeitschnit-ten (I 1784, II 1878, III 1910, IV 1965) zugeordnet, zunächst in Excel-DaZeitschnit-tenblätter aufgenommen und später in eine Access-Datenbank eingepflegt. Um eine ausreichende Datendichte auch für die ältesten Zeitschnitte zu erreichen war der Zeitraum der Aggregation für die älteren Zeitschnitte im-mer weiter auszudehnen. Für Zeitschnitt I wurden Daten aus 90 Jahren aggregiert, für Zeitschnitt II aus 60 Jahren, für Zeitschnitt III aus 30 Jahren und für Zeitschnitt IV aus 10 Jahren. Für Zeitschnitt

Seite | 53 V bilden wie bereits erwähnt die aktuelle Biotopkartierung der Stadt Göttingen (Stadt Göttingen 2000) sowie die für den Göttinger Wald relevanten Ergebnisse der selektiven Biotopkartierung Nie-dersachsens (NLÖ 1984) die Grundlage. Tabelle 4 zeigt die Zuordnung der Autoren(-angaben) zu diesen Zeitschnitten in der Übersicht.

Tabelle 4: Zuordnung der Autorenangaben zu den Zeitschnitten I-V

Alle Autoren grenzten die Fundorte der von Ihnen aufgenommen Pflanzen anhand von Flurnamen ab. Die verschiedenen genannten Fundorte innerhalb des Untersuchungsgebietes wurden lokalisiert und es wurde überprüft, ob sich die Verwendung von Flur- oder Forstnamen geändert hat. Ggf.

erfolgte eine Anpassung an die aktuelle Schreibweise und Namensgebung. Im zweiten Schritt der Datenaufbereitung wurden die unterschiedlich detaillierten Fundortbeschreibungen der Autoren zu einheitlichen Fundorten zusammengefasst. Dabei wurden je nach Häufigkeit der Nennung unter Umständen mehrere punktuelle Angaben auf ihrer niedrigsten gemeinsamen örtlichen Ebene der Flurnamen zusammengefasst und als neue „Teilfläche“ des Göttinger Waldes definiert. Tabelle 5 zeigt die Fundortangaben, bei denen eine Zuordnung zu der nächst höheren Ebene der Teilfläche notwendig war. Tabelle 6 zeigt die Teilflächen in der Übersicht, die durch die Angaben der Autoren (einschließlich der Flurangaben der aktuellen Kartierungen) definiert wurden.

Autor ZS Autor ZS E. Grisebach (1869) W. Winterhoff (1956-60) C. Noeldeke (1886) Schmelz (1962/63) W. Brandes (1897/1900) H. Fuchs (1964)

IV 1965

Selektive Biotopkartierung Niedersachsens (NLÖ 1984) Flächendeckende Biotopkartierung der Stadt Göttingen (2000)

V 2002

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Tabelle 5: Zuordnung der Autorenangaben zu den Teilflächen

Nr. Fundortbeschreibung Zuordnung zu Teilfläche Nr. Teilfläche

1 Kötherfeld Knochenmühle 5

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Tabelle 6: Tabellarische Aufstellung der Teilflächen und Teilflächennummern des UG

Die zunächst nur durch Flurnamen gekennzeichneten Teilflächen wurden sodann durch einen Ab-gleich mit der Bodenübersichtskarte BÜK 50 (NLfB 2004) und dem Agrarstrukturellen Entwick-lungsplan (AEP, Bezirksregierung Braunschweig 2002) sowie anhand des Reliefs abgegrenzt. So wurde weitgehend gewährleistet, dass die neu definierten Flächen in etwa mit den Bereichen über-einstimmen, auf die die Vegetationskundler der Vergangenheit ihre Fundortangaben bezogen. Die Definition der Grenzen der Teilfläche war notwendig um die Ergebnisse der floristischen Auswer-tung auf Ebene der Teilfläche abzubilden. Der Aufbau der Excel-Datenbank entspricht der Aggre-gation der Daten in Teilflächen und Zeitschnitten. Für jeden Zeitschnitt wurde ein Datenblatt ange-legt, das für jede Teilfläche angibt, welche der Arten im entsprechenden Zeitschnitt vorkamen. Da in jedem Zeitschnitt mehrere Autoren aggregiert wurden, gab es unter Umständen mehrere Angaben für dieselbe Art. Widersprüchliche Aussagen wurden gekennzeichnet und können im weiteren Ver-lauf gesondert interpretiert werden. Auch Aussagen zu gezielt gesuchten aber nicht wieder angetrof-fenen Arten wurden gesondert markiert.

Die folgende Abbildung 5 zeigt die Teilflächen des Untersuchungsgebietes in der Übersicht. Die Abbildung beruht auf eigener Darstellung, die Hintergrundkarte zeigt die digitalen TK 25 Einzel-layer Wald, Verkehrswege (inkl. Flurnamen) und Siedlung. Die EinzelEinzel-layer wurden vom Landesamt für Geobasisinformation Niedersachsen (LGN) erstellt dort und bezogen.

Name Nr. Name Nr.

Lengdener Burg 1 Gösselgrund 24

Mackenröder Spitze 2 Soll 25

Kerstlingeröder Feld 3 Hessendreisch 26

Kartoffelstein (bei Herbhs.) 4 Lange Nacht 27

Knochenmühle 5 Kehr 28

Feldbornberg 17 Sauberg / Kl. Amerika 40

Billingshäuser Schlucht 18 Herberhausen 41

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Abbildung 5: Übersicht über die Teilflächen des UG (Zuordnung der Nummern siehe Tabelle 6)

Seite | 57 Trotz der inhaltlichen Beschränkung auf Art- und Gattungsnamen sowie Fundortangaben konnten nicht alle Angaben Eingang in die floristische Datenbank des Projekts finden. Aus verschiedenen Gründen mussten Angaben zu einzelnen Arten unberücksichtigt bleiben. Die genannten wider-sprüchlichen Autorenangaben konnten zum Ausschluss der Aussage von der Auswertung führen, sofern es sich nicht um eine Überprüfung punktgenau definierter Fundortangaben von einem Autor durch den nächst jüngeren handelte. In diesem Fall wurde die jüngere Angabe berücksichtigt und die Aussage des überprüften Autors vermerkt. Konnte keine eindeutige Beziehung zwischen den Aussa-gen hergestellt werden, die den Widerspruch aufklärte, wurde die Angabe gänzlich verworfen. Eben-falls zum Ausschluss von der Datenbank führten unklare Ortsangaben. Nicht alle Autoren grenzten den „Göttinger Wald“ als Gebiet ihrer vegetationskundlichen Untersuchungen gleich ab. Albert Peter (1901) bezieht beispielsweise in seine Definition des Göttinger Waldes den Nörtener Wald mit ein, der nördlich an Bovenden angrenzt. Entsprechend konnten allgemein formulierte Angaben von Peter, deren Fundortangabe „am Nordrand des Göttinger Waldes häufig“ oder ähnlich lauteten, nicht berücksichtigt werden, da nicht sichergestellt war, ob sich die Angabe noch auf das Untersu-chungsgebiet bezieht. Abzüglich aller verworfenen Artangaben gingen Angaben zu 991 Arten in die Datenaufnahme ein.

Die in den Excel-Datenblättern je Zeitschnitt und Teilfläche zusammengestellten Daten wurden in eine Access-Datenbank übertragen. Die ursprünglich verwendeten Art- und Gattungsnamen der historischen Zeitschnitte wurden an die Standardliste der Farn und Blütenpflanzen von Wisskirchen und Häupler (1998) angepasst. Gab es keine Entsprechung in der Standardliste, wurde auf die Listen von Ellenberg (1996) sowie Frank und Klotz (1990) zurückgegriffen. Innerhalb dieser Datenbank sind nun bereits einfache Abfragen zum Vorkommen einzelner Arten möglich, die weiterführende Auswertung wurde mit dem Programm FRIDOLINO durchgeführt. FRIDOLINO ist ein Prog-ramm der Abteilung für Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen. Der Name des Entwicklers ist Andreas Parth. Er ist Mitarbeiter der Abteilung für Waldbau und hat das Programm schon mehrfach erfolgreich für vegetationskundliche Analysen in Projekten der Abteilung zum Ein-satz gebracht (z.B. Ebrecht 2005). Es besteht aus einer Vielzahl von Makros und Formularen, die in die Funktionen der Software Microsoft Access implementiert wurden. Dem Programm ist ein Da-tensatz hinterlegt, der Informationen zu einer Vielzahl von Parametern je Pflanzenart enthält. Für dieses Projekt wurde dieser Datensatz um Angaben für ca. 300 Arten erweitert. Dabei handelte es sich insbesondere um Offenlandarten, da das Programm bisher speziell für Auswertungen von Ve-getationsaufnahmen innerhalb des Waldes herangezogen wurde. Durch die vorangegangene

Anpas-Seite | 58 sung der Art- und Gattungsnamen an aktuelle Standardlisten ist gewährleistet, dass für den überwie-genden Teil der Arten Angaben zu den gewünschten Parametern zur Verfügung stehen. Für die Auswertung konnten letztendlich 901 Arten von den 991 Arten der historischen Florendatei heran-gezogen werden. Die Differenz erklärt sich durch den Wegfall von Arten, für die keine Angaben zu den gewünschten Parametern zur Verfügung stehen sowie von Arten, deren angegebener Art- und Gattungsname keiner der heutigen Standardquellen entspricht und für die sich auch kein Wechsel in der Namensgebung zurückverfolgen ließ. Zum Teil war es auch notwendig, bis auf Subspezies be-stimmte Arten in Aggregationen auszudrücken und die für die Analyse notwendigen Angaben der Aggregation zu übernehmen. Auch dies trug zur Differenz zwischen der Artenliste der Datenbank und der Artenliste des FRIDOLINO Programms bei. Die Angaben der 901 Arten wurden über Auswahlabfragen in der Access-Datenbank zweckmäßig zusammengestellt und in die Auswertungs-datei von FRIDOLINO übertragen. Die Auswertung einzelner Parameter (siehe Kap. 3.4.3) erfolgte sowohl auf der Ebene des gesamten Göttinger Waldes als auch für ausgesuchte und mit Hinblick auf die festgestellten Landnutzungsänderungen besonders repräsentative Teilflächen (Plessewald, Rats-burg, Göttinger Klosterforst, Billingshäuser Schlucht, Deppoldshäuser Feldmark und Hainberg) (Kap. 6.2.1 ff.). Die Anzahl der erfassten Arten ist in diesen Teilflächen in jedem Zeitschnitt in etwa gleichbleibend hoch und es sind die aussagekräftigsten Ergebnisse zu erwarten.

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