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5. Diskussion der Ergebnisse

5.2 Probenentnahme

5.4.4 Proteinanalyse

Für alle vier Gruppen wurden die höchsten Serum Amyloid A-Werte am dritten Lebenstag gemessen. Dabei ist ein deutlicher Anstieg der SAA-Konzentration in den ersten Lebenstagen des neonaten Fohlens zu erkennen, der schwach signifikant ist (p < 0,05) ähnlich wie in früheren Studien (NUNOKAWA et al. 1993; SATOH et al.

1995; STONEHAM et al. 2001). Dieser Anstieg der SAA-Konzentration im gesunden Fohlen nach einer natürlichen Geburt hat einen schützenden Effekt auf das Fohlen (DUGGAN et al. 2007). Insbesondere eine Isoform des SAA wird über das Kolostrum und die frühe Milch von der Stute an das Fohlen vermittelt (MC DONALD et al. 2001).

Dieses kolostrale SAA wird während der postnatalen Periode der makromolekularen Absorption über den Darm absorbiert (DUGGAN et al. 2007), da in dieser Phase die intestinalen Zellen von neonaten Fohlen nicht selektiv bei der Aufnahme von Makromolekülen sind (JEFFCOTT 1974 b; JEFFCOTT 1975). Die Mengenaufnahme von Kolostrum ist in der vorliegenden Studie zwar nicht gemessen worden, es kann aber trotzdem davon ausgegangen werden, dass alle Fohlen ausreichend getrunken haben, da alle Fohlen vital waren und gut am Euter der gesunden Stute gesaugt haben. Somit kann von einer guten Absorption des Kolostrums ausgegangen werden und nicht nur von Immunglobulinen, sondern auch von kolostralem SAA (DUGGAN et al. 2007).

Eine weitere Erklärung für den Anstieg von SAA in den ersten Lebenstagen sind die kleinen Gewebeverletzungen intra partum, die eine Ausschüttung von Zytokinen bewirken. Dies wird durch die Ausschüttung von Glukokortikoiden während der Geburt zusätzlich gesteigert (DUGGAN et al. 2007). Durch das Ablösen der Plazenta während der Geburt und das Reißen der Nabelschnur entstehen Gewebetraumata. Über das Blut aus der Plazenta der Stute, das bis zum Abnabeln des Fohlens weiterhin zum Fohlen strömt, gelangen während der Geburt ausgeschüttete Zytokine in den

Blutkreislauf des Fohlens und stimulieren die Hepatozyten des Fohlens (DUGGAN et al. 2007).

Den höchsten SAA-Medianwert am dritten Lebenstag wurde in Gruppe 4 gemessen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter der Fohlen in der Gruppe mit den Nabelresektionen (Gruppe 4) lag bei Tag 4 ± 1 Tag. Das Erkrankungsalter richtet sich nach dem Tag, an dem klinisch eine Nabelinfektion durch einen veränderten äußeren Nabel und/oder pathologische Befunde bei der sonographischen Untersuchung klinisch manifest wurde. Der hohe SAA-Wert am dritten Tag in der Gruppe 4 ist nicht alleine durch die Aufnahme von Kolostrum zu erklären. Dies führt nur zu moderaten Erhöhungen der SAA-Konzentration in den ersten Lebenstagen (NUNOKAWA et al.

1993; STONEHAM et al. 2001). Die erhöhten Werte sind in dieser Gruppe auch durch die beginnende Nabelentzündung bedingt.

In dieser Studie konnte beim neonaten Fohlen mit Nabelentzündung bei den meisten Probanden nur geringgradige oder keine Konzentrationserhöhungen der SAA-Werte im Serum gemessen werden. Dabei war der Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen im zeitlichen Verlauf in dieser Studie nur schwach signifikant (p < 0,05). 20 % der Fohlen aus Gruppe 2, 25 % der Fohlen aus Gruppe 3 und 50 % der Fohlen aus Gruppe 4 zeigten einen SAA-Wert > 100 mg/l im Untersuchungszeitraum. Die restlichen Fohlen zeigten keine oder nur geringe Erhöhungen der SAA-Konzentrationen (Anhang, Tab. 19). Fohlen mit Nabelentzündung zeigten auch in einer anderen Studie von STONEHAM et al. (2001) nur geringe bis nicht messbare Werte im Plasma. Diese geringe hepatische SAA-Synthese könnte durch die Abkapslung der Entzündungsprozesse am Nabel begründet sein.

In der Gruppe mit den 47 klinisch gesunden Fohlen konnte bei sieben Fohlen (14,6 %) im Verlauf der ersten acht Lebenstage ein SAA-Wert > 100 mg/l gemessen werden, welches als Grenzwert zur Unterscheidung zwischen infektiösen und nicht infektiösen Entzündungen beim Fohlen angesehen wird (STONEHAM et al. 2001). Bei diesen Fohlen könnte im Untersuchungszeitraum also eine subklinische Infektion bestanden haben, da in der klinischen Untersuchung keine Abweichungen festgestellt wurde. Des Weiteren könnte der zeitliche Abstand der klinischen Untersuchung zu

groß gewesen sein, um geringgradige Abweichungen zu erfassen. Die Fohlen in der Studie sind täglich allgemein klinisch untersucht worden und es wurden täglich die rektale Temperatur, die Atemfrequenz und der Nabel überprüft. Diese Intervalle zum Monitoring von Nabelentzündungen sind ausreichend, um eine Nabelentzündung klinisch rechtzeitig zu erfassen. REEF (1991) empfiehlt ultrasonographische Untersuchungen im Abstand von drei bis fünf Tagen, da Veränderungen schnell auftreten können. Die Fohlen in dieser Studie sind im Abstand von zwei Tagen ultrasonographisch untersucht worden, sodass Veränderungen am Nabel unmittelbar festgestellt werden konnten.

In dieser Studie wurde schließlich kein klinisches Nutzen der SAA-Bestimmung für das Monitoring der Nabelentzündung beim Fohlen festgestellt. Es besteht nur ein schwach signifikanter Unterschied zwischen klinisch gesunden Fohlen und Fohlen mit Nabelentzündung bezüglich der SAA-Konzentration, sodass sich SAA im Vergleich zur Ultraschalluntersuchung hier nur bedingt als nützlich zur Früherkennung der Nabelentzündung gezeigt hat. Das Nutzen von SAA ist in jedem Fall begrenzt, da viele erkrankte Fohlen eine normale Serumkonzentration an SAA hatten. Dies könnte mit der Entzündung zusammenhängen, die lokal begrenzt und teilweise abgekapselt ist und deshalb die Stimulation von SAA limitiert. Vielleicht waren auch die Fohlen in der Studie, die als klinisch gesund klassifiziert wurden, teilweise subklinisch an einer Infektionskrankheit oder anderen Entzündung erkrankt. Auch können andere Faktoren wie der frühzeitige Einsatz von Antibiotika einen immunmodulatorischen Effekt haben, sodass die SAA-Antwort bei einigen Fohlen nicht so ausgeprägt war. Einige Individuen zeigen z. B. weniger ausgeprägte APP-Antworten als andere nach LPS-Injektion (JACOBSEN et al. 2006 b).

5.4.4.2 Haptoglobin

Es wurde ab dem fünften Lebenstag kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der gemessenen Haptoglobinkonzentrationen im Plasma zwischen den nabelgesunden Fohlen und den Fohlen in den drei Gruppen mit Nabelentzündungen gemessen. Die lokal begrenzte Entzündung des Nabels, wie bei den Fohlen in dieser Studie, könnte die Stimulation einer Haptoglobinausschüttung wie die

SAA-Ausschüttung limitieren. Beim Pferd können die höchsten Haptoglobinwerte drei bis fünf Tage nach einem entzündlichen Stimulus gemessen werden (KENT u. GOODALL 1991; MILNE et al. 1991). Die Fohlen in dieser Studie wurden täglich allgemein und speziell der Nabel untersucht, sodass bereits geringgradige Veränderungen am Nabel identifiziert und direkt therapiert wurden. Dieses frühzeitige therapeutische Eingreifen könnte das Ausbleiben einer signifikanten Erhöhung des Haptoglobinwertes bei den nabelkranken Fohlen bewirkt haben.

Am ersten Lebenstag wurde ein hoch signifikant niedrigerer Haptoglobinwert in den Gruppen mit den nabelkranken Fohlen als in der Gruppe mit den nabelgesunden Fohlen gemessen. Haptoglobin bindet Hämoglobin in einem Komplex, um den schädigenden Effekt von freiem Eisen aus das Gewebe zu verhindern (Yang et al.

2003) und um Eisen vor Bakterien zu verbergen (PUTMAN 1975). Bei der Geburt kommt es durch das Reißen der Nabelschnur zu Gewebetraumata und Blutungen, die eine bakterielle Infektion des Nabels begünstigen können. Da das Haptoglobin, das durch die Traumata frei gewordene Hämoglobin bindet, kann es zu einem Verbrauch von Haptoglobin im Blut kommen. Fohlen mit einer Nabelentzündung weisen bei Geburt häufig einen stärker traumatisierten Nabel auf als Fohlen ohne Nabelentzündung, weshalb es zu einem niedrigeren Haptoglobinwert bei den nabelkranken Fohlen an Tag 1 und Tag 3 kommen kann.

Die Haptoglobinkonzentrationen sind im Fohlen signifikant höher als im adulten Tier (POLLOCK et al. 2005). In einer Studie von TAIRA et al. (1992) konnten die höchsten Serumkonzentrationen in neugeborenen Fohlen gemessen werden. Das hohe Level hält bis zu einem Alter von zwölf Monaten an, um dann wieder abzufallen.

Die normalen Haptoglobinwerte beim Fohlen liegen bei 5,2 ± 2,4 mg/ml (TAIRA et al.

1992). Die gemessenen Haptoglobinwerte der Fohlen in dieser Studie lagen im Mittel alle in diesem Bereich. Einen Zusammenhang zwischen den hohen Haptoglobinwerten und der Prävalenz für die neonatale Isoerythrolyse beim Fohlen sehen TAIRA et al. (1992), da das Haptoglobin eine große Rolle im Abfangen von freiem Hämoglobin spielt, dass durch Hämolyse entsteht. Genetische Untersuchungen an Vollblutpferden lassen eine Inzidenz von 26,5 % erwarten, wobei nur weniger als

1 % der Fohlen klinische Symptome zeigt (MARTENS 1986; PUTMAN 1975; TAIRA et al. 1992).

5.4.4.3 Ceruloplasmin

In allen vier untersuchten Gruppen der Studie stiegen die Ceruloplasminkonzentrationen im Plasma im Untersuchungszeitraum ab dem ersten Lebenstag an. Dieser ansteigende Verlauf zeigte eine hohe Signifikanz (p < 0,001) und war am deutlichsten in der Gruppe 1 (gesunde Fohlen) zu beobachten. Die Konzentrationen von Ceruloplasmin und Kupfer im Blut neonater Fohlen ist zunächst sehr niedrig und steigt aber schnell innerhalb eines Monats an, um ab einem Alter von 17 Monaten stabil zu bleiben (OKUMURA et al. 1998).

Die Synthese von Ceruloplasmin scheint also in der ersten Lebenswoche begrenzt zu sein. Dies bringt das neugeborene Fohlen in eine kritische Situation mit einem marginalen Kupferstatus in der frühen Lebensphase. Die Fohlen haben in der ersten Lebenswoche zu wenig Kupfer, da die Ceruloplasminsyntheserate und seine Oxidaseaktivität in dieser Phase sehr niedrig sind (OKUMURA et al. 1998).

Der deutlichste Anstieg der Ceruloplasminkonzentrationen im Serum war hier in den gesunden Fohlen zu sehen. Der Anstieg des CP-Wertes war in den Gruppen mit den nabelkranken Fohlen umso geringer, je schwerwiegender die Nabelentzündung war (Abb. 26). Die Syntheserate des Ceruloplasmin könnte von der bestehenden Infektion am Nabel beeinträchtigt sein und so zu einem späteren Anstieg der Konzentrationen im Plasma führen.

Ceruloplasmin steigt sechs Tage nach einer experimentell induzierten Entzündung, nach Kastration und nach Jejunojejunostomie im adulten Pferd an. Es steigt also in der intermediären bis späten Phase der Akute-Phase-Reaktion an (OKUMURA et al. 1991). Somit ist dieser Parameter zur Diagnostik von Nabelentzündungen beim Fohlen nicht geeignet.

5.4.4.4 Fibrinogen

In unserer Studie konnte bezüglich des Fibrinogenwertes kein signifikanter Unterschied zwischen den gesunden Fohlen und den Fohlen mit einer

Nabelentzündung gesehen werden. Nur 30 % der Fohlen, die in der ultrasonographischen Untersuchung eine Infektion der inneren Nabelstrukturen aufwiesen, zeigten in einer Studie von REIMER und BERNARD (1998) erhöhte Fibrinogenwerte oder ein verändertes Leukogramm.

Die Fohlen in dieser Studie zeigten das frühe Bild einer Nabelentzündung und wurden unmittelbar therapiert, sodass der Stimulus nicht für eine Fibrinogenantwort ausgereicht haben könnte. Zudem ist der Nachteil an Fibrinogen gegenüber den anderen APP, dass es ein Protein ist, welches in Reaktion auf Gewebeschäden nur langsam ansteigt (JACOBSEN et al. 2005).

5.4.5 Referenzgruppe

Die Referenzgruppe stellt die Gruppe 1 mit den klinisch gesunden Fohlen dar.

Die Leukozytenzahl in der Gruppe der gesunden Fohlen sank am dritten Lebenstag leicht ab und stieg dann bis zum achten Lebenstag wieder an. Diese Schwankungen zeigten sich statistisch hoch signifikant, lagen aber innerhalb des Referenzbereiches und konnten in allen vier Gruppen beobachtet werden.

Die SAA-Werte der Gruppe 1 zeigten am dritten Lebenstag einen Peak, der am fünften Lebenstag wieder auf den SAA-Wert des ersten Lebenstags herabgesunken war. Die gemessenen Werte lagen teilweise über denen für diesen Test angegebenen Referenzbereich. Auch NUNOKAWA et al. (1993) gaben den basalen Serum Amyloid A-Wert in gesunden neonaten Fohlen, die jünger als sieben Tage sind, höher an als die von gesunden erwachsenen Pferden. Andere Autoren haben andererseits geringe oder nicht messbare Konzentrationen sowohl in neonaten als auch in älteren Fohlen beschrieben (STONEHAM et al. 2001; POLLOCK et al. 2005).

Die Haptoglobinwerte der Gruppe 1 zeigten sich zwischen dem ersten und achten Lebenstag konstant im Referenzbereich bei 5,2 ± 2,4 mg/ml (TAIRA et al.

1992). Die Haptoglobinkonzentrationen sind somit im Fohlen signifikant höher als im adulten Tier (POLLOCK et al. 2005).

Der Ceruloplasminwert stieg im zeitlichen Verlauf in der Gruppe 1 hoch signifikant an. Auch OKUMURA et al. (1998) haben beschrieben, dass die Ceruloplasminkonzentrationen in der ersten Lebenswoche am niedrigsten bei 17,0 ± 8,0 mg/dl sind und dann rapide auf 43,7 ± 5,8 mg/dl innerhalb eines Monats

ansteigen. Bereits 1991 haben sie beim neugeborenem Fohlen Werte von 2,8 ± 0,4 mg/ml, beim zwei Wochen alten Fohlen von 3,4 ± 0,8 mg/ml und beim drei Monate alten Fohlen bereits Werte von 5,0 ± 0.9 mg/ml gemessen (OKUMURA et al.

1991).

Am ersten Lebenstag hatten die Fohlen der Gruppe 1 niedrige Fibrinogenwerte, die am dritten Lebenstag anstiegen und dann konstant verliefen, wobei die Werte für das Fibrinogen alle im Referenzbereich lagen. In gesunden neonaten Fohlen konnten in einer Studie von BARTON et al. (1998) ebenfalls niedrige Fibrinogenwerte im Vergleich zu gesunden adulten Pferden gemessen werden. Die Werte eines adulten Pferdes werden erst in einem Alter von einem Monat erreicht (BARTON et al. 1998).