• Keine Ergebnisse gefunden

4. Ergebnisse

4.5 Ergebnisse der Proteinanalyse

Der Gehalt an Serum Amyloid A (= SAA) stieg in allen vier Gruppen am dritten Untersuchungstag schwach signifikant an (p < 0,05), wobei der Anstieg in Gruppe 4 am deutlichsten war.

Abb. 21: Serum Amyloid A-Werte der einzelnen Fohlen-Gruppen

Gruppe 1: gesunde Fohlen (n = 47), Gruppe 2: Fohlen mit Antibiotika-Therapie < 7 Tage (n = 10), Gruppe 3: Fohlen mit AB-Therapie ≥ 7 Tage (n = 16), Gruppe 4: Fohlen mit Nabelresektion (n = 4) am 1., 3., 5. und 7./8. Lebenstag. Angegeben sind Mediane, Quartile und Min.-/Max-Werte

1 10 100 1000

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4

Lebenstag 1 Lebenstag 3 Lebenstag 5 Lebenstag 7/8 SAA µg/ml

Gruppe

Tab. 10: SAA-Werte der Fohlen am 1., 3. und 5. Lebenstag

Gruppe 1 (gesunde Fohlen), Gruppe 2 (Fohlen mit einer Antibiotikatherapie < 7 Tage), Gruppe 3 (Fohlen mit einer Antibiotikatherapie ≥ 7 Tage) und Gruppe 4 (Fohlen mit Nabelresektion) zum Zeitpunkt 1., 3. und 5. Lebenstag (Medianwerte und Quartile

Abb. 21 zeigt den Verlauf der logarithmierten SAA-Werte im Median mit oberem und unterem Quartil und dem Minimal- und Maximalwert im Untersuchungszeitraum.

Für alle vier Fohlen-Gruppen wurden die höchsten Werte am dritten Lebenstag gemessen. Die SAA-Werte der Gruppen 2 und 4 sind am dritten Lebenstag schwach signifikant höher als die SAA-Werte der Gruppe 1 mit den gesunden Fohlen (p < 0,05).

4.5.2 Haptoglobin

Die Haptoglobinwerte im Serum der Fohlen der Gruppe 1 (gesunde Fohlen) zeigten einen konstanten Verlauf mit einem leichten Absinken der Werte am achten Lebenstag (3,1 ± 1,4 mg/ml). Die Mittelwerte lagen im Untersuchungszeitraum bei 3,8 ± 1,3 mg/ml. Die Hp-Werte der Gruppe 1 am Untersuchungstag 1 sind signifikant höher als in den Gruppen 2, 3 und 4 (Fohlen mit Nabelerkrankungen unterschiedlicher Ausprägung).

In den Gruppen 2 und 3 (Fohlen mit ggr. und mgr. Nabelentzündung) verhielten sich die Mittelwerte des Hp ebenfalls konstant im Referenzbereich bei 3,5 ± 1,2 mg/ml (Gruppe 2) und bei 3,1 ± 1,1 mg/ml (Gruppe 3) im zeitlichen Verlauf.

Die Mittelwerte des Hp stiegen in Gruppe 4 am siebten/achten Lebenstag leicht an, allerdings nicht signifikant (p > 0,05) und war gegenüber der Gruppen 1, 2 und 3 leicht erhöht, aber nicht signifikant (p > 0,05). Die Mittelwerte der Gruppe 4 (Fohlen mit Nabelresektion) betrugen im Untersuchungszeitraum 3,4 ± 0,9 mg/ml.

Am Tag 1 der Untersuchung zeigten alle vier Gruppen einen hochsignifikanten Unterschied untereinander (p < 0,001), der Haptoglobinwert war bei den gesunden Fohlen signifikant höher als bei den nabelkranken Fohlen (Gruppe 2, 3 und 4) (p < 0,01). Am dritten Lebenstag konnte ein schwach signifikanter Unterschied zwischen Gruppe 1 und Gruppe 3 sowie zwischen Gruppe 1 und Gruppe 4 ermittelt werden (p < 0,05). Zwischen den vier Gruppen untereinander konnte aber im Gesamtuntersuchungszeitraum kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (p > 0,05), die Gruppen unterscheiden sich ab dem Untersuchungstag 5 nicht signifikant voneinander (Abb. 22).

Abb. 22: Haptoglobin im Serum von Fohlen

Gruppe 1: gesunde Fohlen (n = 47), Gruppe 2: Fohlen mit Antibiotika-Therapie < 7 Tage (n = 10), Gruppe 3: Fohlen mit AB-Therapie ≥ 7 Tage (n = 16), Gruppe 4: Fohlen mit Nabelresektion (n = 4) im zeitlichen Verlauf. Angegeben sind MW und SD

4.5.3 Ceruloplasmin

Die Ceruloplasminwerte im Serum der Fohlen stiegen in allen vier untersuchten Gruppen im Untersuchungszeitraum ab dem ersten Lebenstag (= LT) an. Der Anstieg war am deutlichsten und hoch signifikant in der Gruppe der gesunden Fohlen (Gruppe 1) zu beobachten (p < 0,001).

Tab. 11: Ceruloplasminwerte (MW und SD) der Gruppe 1 (gesunde Fohlen) Lebenstag

1. 3. 5. 8.

Ceruloplasmin

mg/ml 2,1 ± 0,7 3,8 ± 1,7 5,5 ± 2,0 7,1 ± 2,1 0

1 2 3 4 5 6

1 3 5 7/8 9/10 11/12 13/14

Haptoglobin mg/ml

Lebenstag

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4

Bei den Fohlen der Gruppe 2 (Antibiotikatherapie < 7 Tage) war ab dem neunten/zehnten Lebenstag ebenfalls ein deutlicher Anstieg der CP-Werte festzustellen. In Gruppe 3 (Antibiotikatherapie ≥ 7 Tage) fiel der CP-Wert am dritten LT leicht ab, stieg dann aber auch bis zum neunten/zehnten LT leicht an.

Der geringste Anstieg war in der Gruppe 4 (Fohlen mit Nabelresektion) zu beobachten. Am ersten Lebenstag unterschieden sich die CP-Werte der vier Gruppen nicht signifikant voneinander (p > 0,05), aber im Gesamtuntersuchungszeitraum konnte für die Unterschiede zwischen den Gruppen untereinander ein hochsignifikanter Unterschied (p < 0,001) nachgewiesen werden. Besonders zwischen Gruppe 1 (gesunde Fohlen) und Gruppe 3 (Fohlen mit mgr. Nabelentzündung) konnte im paarweisen Vergleich eine signifikante Differenz an Tag 3, Tag 5 und Tag 7/8 ermittelt werden. Die Wechselwirkung der vier Gruppen im zeitlichen Verlauf betrachtet zeigen einen nur schwach signifikanten Unterschied (p < 0,05; Abb. 24).

Abb. 23: Ceruloplasmin (MW und SD) im Blut der Fohlen

Gruppe 1: gesunde Fohlen (n = 47), Gruppe 2: Fohlen mit Antibiotika-Therapie < 7 Tage (n = 10), Gruppe 3: Fohlen mit Antibiotika-Therapie ≥ 7 Tage (n = 16), Gruppe 4:

Fohlen mit Nabelresektion (n = 4) im Untersuchungszeitraum 4.5.4 Fibrinogen

Aus einer Gruppe von insgesamt 17 Fohlen wurde zusätzlich Citratplasma zur Bestimmung des Fibrinogenwertes an den beschriebenen Untersuchungstagen entnommen. Sechs der 17 Fohlen blieben im Untersuchungszeitraum zwischen dem ersten und achten LT gesund (Gruppe 1), sieben der 17 Fohlen entwickelten eine milde Nabelentzündung, die eine Antibiotikatherapie < 7 Tage erforderte (Gruppe 2), drei der 17 Fohlen hatten eine mgr. Nabelentzündung mit einer Antibiotikatherapie ≥ 7 Tage (Gruppe 3) und eins der 17 Fohlen musste auf Grund einer hgr.

Nabelentzündung einer Nabelresektion unterzogen werden. Der Verlauf der Fb-Werte 0

2 4 6 8 10 12

1 3 5 7/8 9/10 11/12 13/14

Ceruloplasmin mg/ml

Lebenstag

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4

ist für alle drei Gruppen und das Fohlen mit der Nabelresektion ohne einen signifikanten Unterschied (p > 0,05).

Am ersten Lebenstag lag der Fb-Wert bei allen drei Gruppen und dem Fohlen mit Nabelresektion im Vergleich zu den weiteren Messzeitpunkten signifikant niedriger (p < 0,001), steigt zum dritten LT hin an und verläuft im weiteren Untersuchungszeitraum konstant im Referenzbereich (Abb. 24 und Tab. 12).

Tab. 12: Fibrinogenwerte am ersten Lebenstag der Fohlen der Gruppe 1, 2 und 3 (MW und SD)

Gruppe

1 2 3

Fibrinogen mg/dl 53,6 ± 55,8 62,9 ± 47,4 34,3 ± 59,5

Abb. 24: Verlauf der Fibrinogenwerte im Blut der Fohlen

Gruppe 1: gesunde Fohlen (n = 6), Gruppe 2: Fohlen mit Antibiotika-Therapie < 7 Tage (n = 7), Gruppe 3: Fohlen mit Antibiotika-Therapie ≥ 7 Tage (n = 3) und Gruppe 4:

Fohlen mit Nabelresektion (n = 1) im Untersuchungszeitraum, MW und SD 4.6 Referenzgruppe

Die Gesamtleukozytenzahl sank am dritten Lebenstag leicht ab und stieg dann bis zum achten Lebenstag wieder an. Diese Schwankungen lagen innerhalb des Referenzbereiches und konnte auch bei den Gruppen mit nabelkranken Fohlen beobachtet werden.

Der SAA-Wert hingegen stieg am dritten LT an und war am fünften LT wieder auf den SAA-Wert des ersten Lebenstags herabgesunken. Alle Median-Werte lagen bei den gesunden Fohlen in denen für diesen Test angegebenen Referenzwerten.

Der Verlauf der Hp-Werte zeigte sich zwischen dem ersten und achten Lebenstag konstant im Referenzbereich.

0 20 40 60 80 100 120 140 160

1 3 5 7/8 9/10 11/12 13/14

Fibrinogen mg/dl

Lebenstag

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4

Der CP-Wert stieg im zeitlichen Verlauf zwischen dem ersten und achten LT um das 3,5-fache an. Diese Zunahme der Werte konnte auch in den Gruppen der nabelkranken Fohlen im Untersuchungszeitraum beobachtet werden.

Am ersten Lebenstag hatten die Fohlen niedrige Fb-Werte, die am dritten LT anstiegen und dann konstant weiter verliefen. Die Werte für das Fb lagen alle im Referenzbereich (Tab. 11).

Tab. 13: Ausgewählte Blutparameter der Entzündung bei gesunden Fohlen MW und SD bzw. Median und 25 % - 75 %-Quartile von 47 gesunden neonaten Fohlen für den jeweiligen Parameter

Blut-Parameter

Lebenstag

1. 3. 5. 8.

WBC 109/l 10,3 ± 2,8 7,5 ± 2,0 8,7 ± 1,6 10,3 ± 1,8

SAA µg/ml 4,0 (3,6 - 4,9)

4,4

(3,6 - 17,1)

3,5 (3,4 - 3,7)

3,4 (3,4 - 3,5) Hp mg/ml 4,0 ± 1,0 4,0 ± 1,1 3,9 ± 1,3 3,1 ± 1,4 CP mg/ml 2,1 ± 0,7 3,8 ± 1,7 5,5 ± 2,0 7,1 ± 2,1 Fb mg/dl 53,6 ± 55,8 111,5 ± 11,2 111,5 ± 11,1 114,2 ± 7,1

CP: Ceruloplasmin, Fb: Fibrinogen, Hp: Haptoglobin, SAA: Serum Amyloid A, WBC: White Blood Cells = Gesamtleukozytenzahl

5. Diskussion der Ergebnisse

5.1 Probanden

Die 77 Fohlen, die in diese Studie aufgenommen wurden, stammten alle von demselben Gestüt und wurden alle unter den gleichen hygienischen Bedingungen in einem gesonderten Abfohlbereich geboren. Die Stuten befanden sich alle während der Trächtigkeit bereits auf dem Gestüt, sodass sie alle einem ähnlichen Keimspektrum ausgesetzt waren. Dies entspricht auch der üblichen Empfehlung, die tragende Stute bis spätestens 30 Tage vor der Abfohlung nicht in eine andere Umgebung zu verbringen, damit die im Kolostrum gebildeten spezifischen Antikörper auch dem Erregerspektrum der Umgebung entsprechen, in die das Fohlen geboren wird (MORRIS 1984). Die Aufnahme des Kolostrums war bei allen Fohlen spätestens 14 Stunden nach der Geburt ausreichend, was mittels einer Kontrolle des Gehaltes mittels SNAP-Test im Blut überprüft wurde. Bei allen Fohlen lag der IgG-Gehalt bei > 800 mg/dl und die Fohlen sind bei diesem Wert gut mit Kolostrum versorgt gewesen (PLATT 1983). Hier ist einschränkend zu vermerken, dass die Sensitivität (94 %) und die Spezifität (47 %) des SNAP-Tests suboptimal sind und anzunehmen ist, dass einige Fohlen trotz hohem IgG-Wert mit Antikörper eigentlich unterversorgt waren (METZGER et al. 2006). Alle Fohlen wurden nach der Geburt nach demselben Protokoll der Nabelpflege behandelt und unter denselben Haltungsbedingungen aufgezogen, sodass der Infektionsdruck für alle Fohlen gleich war.

Die Fohlen wurden ab dem ersten Lebenstag in einem zweitägigen Abstand beprobt, da sich eine Nabelentzündung generell während der ersten zwei Lebenswochen nach der Geburt entwickelt (MADIGAN 1990). Durch den gewählten Zeitraum der Beprobungen wurde in jedem Fall auch die Phase der Entzündung erfasst, in der noch keine klinischen Symptome zu erkennen sind. So konnte der Verlauf der Akute-Phase-Proteine während der ersten Lebenstage nach der Geburt und zu Beginn der Nabelentzündung beobachtet werden. Das durchschnittliche Erkrankungsalter der Fohlen in dieser Studie mit einer Nabelentzündung betrug für alle drei Gruppen der erkrankten Fohlen 6 ± 3 Lebenstage. Die Fohlen mit einer schwerwiegenderen Nabelentzündung erkrankten früher als die Fohlen mit einer milden Form der Nabelentzündung.

5.2 Probenentnahme

Fohlen, die sich trotz sanftem Umgang bei der Blutentnahme sehr wehrig zeigten, wurden zusätzlich am Ohr fixiert, um eine Verletzung der V. jugularis externa und eine Hämatombildung zu vermeiden. Diese Maßnahmen am Fohlen stellten eine Stresssituation dar, die in der neonatalen Periode zu einer Erhöhung der Kortikosteroidwerte im Blut der Fohlen führen kann. Dies kann sich depressiv auf das Immunsystem auswirken (BECK u. BROWNING 1983) und eine Verminderung der Gesamtleukozytenzahl bewirken.

Die tägliche Blutentnahme aus einer V. jugularis externa ist beim Schwein hinsichtlich des Einflusses auf Akute-Phase-Proteine untersucht worden und führt zu keinem Effekt auf die im Blut gemessene Haptoglobinkonzentration (PETERSEN et al.

2002). Auch bei Kälbern kann durch Stress kein Effekt auf die Haptoglobinkonzentration gesehen werden. Die Plasmakonzentration von SAA steigt aber bei Kälbern, die unter Stress stehen, messbar an (ALSEMGEEST et al. 1996).

5.3 Probenbearbeitung

Das hier verwendete Gerät Vet ABC® zur Bestimmung der Blutleukozytenzahl gilt als valide für Fohlenwerte und ergab eine gute Korrelation in der Bestimmung der Gesamtleukozytenzahl mit anderen Messverfahren (MILLER 2006). Das gewonnene Serum und das Citratplasma wurden nach dem Abzentrifugieren bis zur Analyse bei -20 °C eingefroren. Eventuell hat das Einfrieren einen negativen Effekt auf die Bestimmung der SAA-Konzentration (COHEN et al. 2005). HULTÉN und DEMMERS (2002 a) konnten allerdings keinen Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bestimmung der SAA-Werte feststellen. Die Stabilität des Haptoglobin in abgetrenntem Serum oder Plasma bei -26 °C ist erwiesen (KENT u. GOODALL 1991).

Die SAA-Bestimmung wurde mit dem kommerziell erhältlichen immunoturbidometrischen Assay (LZ test SAA, Eiken Chemical Co. [Eiken SAA TIA]), der zur Bestimmung von humanem SAA entwickelt wurde, durchgeführt. Der Test ist für die Nutzung beim Pferd evaluiert worden (JACOBSEN et al 2006 a). Die gute Übereinstimmung zwischen frischen Zitratplasmaproben und tiefgefrorenen Proben bezüglich der gemessenen Fibrinogenwerte ist ebenfalls erwiesen (MILLER 2006).

5.4 Ergebnisse

5.4.1 Klinische Untersuchung

Die Ermittlung der Körperinnentemperatur ergab einen schwach signifikanten Unterschied zwischen den gesunden Fohlen und den Fohlen mit einer länger andauernden Nabelentzündung (Antibiotikatherapie ≥ 7 Tage), wobei sich die Werte im Untersuchungszeitraum bei allen vier Gruppen im Mittel innerhalb des angegebenen Referenzbereiches für Fohlen befinden. Diese Beobachtung deckt sich mit der von SMITH (2006), die beschrieben hat, dass an Nabelentzündung erkrankte Fohlen häufig keine anderen Symptome als Inappetenz und Depression zeigen. Auch REIMER und BERNARD (1998) stellten nur bei 25 % der Fohlen mit einer Infektion der inneren Nabelstrukturen Fieber fest.

Die Bestimmung des Nabeldurchmessers zeigte in der Gruppe mit den Fohlen, die einer Nabelresektion unterzogen werden musste, einen deutlich größeren Umfang des Nabels im Zeitverlauf als in den anderen drei Gruppen, wobei der signifikant größte Durchmesser im Mittel am neunten/zehnten Lebenstag gemessen wurde (p < 0,01). Der geringste Nabeldurchmesser wurde in der Gruppe mit den gesunden Fohlen gemessen. Die Dicke des Nabels hat mit der Schwere der Erkrankung zugenommen. In dieser Studie wurden die Fohlen bei Feststellung einer Nabelinfektion gegen diese frühzeitig mittels Antibiotikagabe und lokaler Desinfektion behandelt. Die Wahl der Behandlung richtete sich dabei nach den Befunden in der klinischen und der ultrasonographischen Untersuchung. Haben sich die Befunde trotz eingeleiteter konservativer Therapie nicht gebessert oder sogar verschlimmert, wurde der Nabel chirurgisch reseziert. Die Fohlen mit dem größten Nabeldurchmesser haben am schlechtesten auf die genannte Behandlung angesprochen und wurden deshalb chirurgisch therapiert. Beim Kalb wird der Nabelbasisdurchmesser als Entscheidungskriterium für die Wahl der Therapie benutzt. Ab einem Durchmesser von

> 10 cm wird eine Nabelresektion empfohlen (TRENT u. SMITH 1984; TRENT 1987).

Es ist anzunehmen, dass je größer der Nabeldurchmesser des infizierten Nabels ist, nur noch eine unzureichende Antibiotikakonzentration im betroffenen Gewebe erreicht wird.

Geringgradige Feuchtigkeit an der Nabelspitze konnte in allen vier Gruppen gesehen werden. Gesunde wie am Nabel erkrankte Fohlen zeigten am ersten Tag nach der Geburt physiologisch häufig wenig blutige Feuchte am Nabel, die innerhalb des nächsten Tages abgetrocknet ist. Der äußere Nabel kann aber auch feucht bleiben (MURRAY 1987). Erst ab dem siebten/achten Lebenstag war der Grad der Exsudation bei den kranken Fohlen signifikant höher als bei den gesunden Fohlen. Dies zeigte, dass eine geringe Feuchte in den ersten Lebenstagen physiologisch ist. Für einen blutigen Nabel wurde der Score von 1 gewählt, da geronnenes Blut am und im Nabel ein optimales Nährmedium für bakterielles Wachstum darstellt und so eine Erregerbesiedelung begünstigt wird (EDENS 1997).

Ausfluss aus dem Nabel kommt in Verbindung mit Infektionen am Nabel vor, kann aber nicht bei allen Nabelentzündungen beobachtet werden (SMITH 2006). Das Fohlen aus der Gruppe mit den gesunden Fohlen, welches hochgradige Feuchte am Nabel gezeigt hat, hat am ersten Tag nach der Geburt einen erheblich blutigen Nabel gezeigt, der kurzweilig abgebunden werden musste. Diese Blutung ist daraufhin gestillt worden und der Nabel war bei der nächsten Untersuchung des Nabels trocken. Es konnte in unserer Studie beobachtet werden, dass je schwerwiegender die Nabelinfektion war, umso höher war insgesamt der Grad der Exsudation.

5.4.2 Ultrasonographische Untersuchung

Die Fohlen wurden von einem Helfer im Stehen an Hals und Schweif fixiert. Der zu schallende Bereich um den Nabel wurde nicht geschoren und das Fell mit 99 %-igem Isopropyl-Alkohol benässt. Wie empfohlen, wurde zusätzlich auf den Schallkopf eine ausreichende Menge Ultraschallgel aufgetragen (SMITH 2006). Diese Methode ist zeitsparend, kann in jedem Stall durchgeführt werden und bedeutet wenig Stress für das neonate Fohlen.

Die Einteilung des Scores anhand der Durchmesser der Nabelgefäße deckt sich mit den Angaben, die LAVAN et al. (1997) in ihrer Studie gemacht haben. Ein Blutkoagulum ohne verdickte Gefäßwand konnte in den Arterien bei einigen Fohlen in den ersten Lebenstagen gesehen werden, was sich mit den Beobachtungen von

REIMER und BERNARD (1998) deckt. Dieser sterile Thrombus wurde wegen dem erhöhten Infektionsrisiko mit einem Score von 1 bewertet.

Von den gesunden Fohlen zeigten 58 % einen Score von 0 und zu 40 % einen Score von 1. Ein Fohlen der Gruppe 1 zeigte während des Untersuchungszeitraumes einen mittelgradigen Befund in Form einer 6 mm großen Urachuskaverne am ersten Lebenstag, der in diesem Fall als nicht krankhaft bewertet wurde, da keine weitere Struktur vergrößert, die Echogenität physiologisch und der Nabel klinisch nicht verändert war. Kriterien für einen entzündeten Nabel sind die Vergrößerung der betroffenen Strukturen mit der Erkennung von anechogenen Flüssigkeiten, von purulentem echogenem Material und/oder hyperechogenen Gasechos (REEF et al.

1989).

Der Schweregrad der sonographischen Befunde ist in der Gruppe mit nabelkranken Fohlen und einer Antibiotikatherapie < 7 Tage geringer als in den Gruppen mit einer längeren Antibiotikatherapie und den Nabelresektionen. Bei den gravierendsten Befunden musste der Nabel reseziert werden, weshalb die Fohlen der Gruppe 4 die höchsten Medianwerte im zeitlichen Verlauf mit 0,5 bis 1,5 mit einem unteren Quartil zwischen 0 und 1 und einem Oberen Quartil zwischen 0,5 und 2,5 zeigten. Eine chirurgische Therapie ist generell angezeigt bei einer in seiner gesamten Länge vereiterten Nabelvene, wenn Strukturen das Doppelte von der Norm und mehr überschreiten und wenn trotz intensiver Behandlung keine Besserung eintritt (POKAR 2004).

Die 77 Fohlen in unserer Studie stammen von einem intensiv geführten großen Gestüt ähnlich der Untersuchung von REIMER (1993). Viele der Nabelinfektionen unserer Studie waren nicht schwerwiegend und die Nabelprobleme wurden auf Grund einer guten medizinischen Überwachung frühzeitig erkannt, sodass hier das klinische Bild der frühen Nabelinfektion überwiegt. In dieser Studie wurden viele Nabelinfektionen frühzeitig konservativ behandelt, aber eine kürzere medikamentöse Behandlung könnte auch effektiv sein. Hier wurde die Behandlung erst bei vollständig normalen ultrasonographischen Befunden beendet, da der Zeitpunkt der Erregerelimination aus dem Gewebe schwer zu bestimmen ist. Es ist ebenfalls möglich, dass einige dieser Nabelentzündungen auch unbehandelt ohne

Komplikationen abheilen, jedoch ist das Risiko einer hämatogenen Streuung der Keime zu den Gelenken zu hoch und im Sinne der Fohlen nicht lohnenswert (REIMER 1993).

5.4.3 Hämatologie

Die Leukozytenzahlen der Gruppen 1 bis 4 unterschieden sich nicht untereinander und der zeitliche Verlauf ist bei allen vier Gruppen gleich. Die Gesamtleukozytenzahl steigt zwar tendenziell bei bakteriellen Infektionen an, aber häufig sind Veränderungen im Blutbild erst Tage nach den ersten klinischen Zeichen zu sehen (ROSSDALE 1972). Die Fohlen in dieser Studie zeigten zum größten Teil das Bild einer frühen Nabelinfektion und wurden unmittelbar nach Diagnosestellung antibiotisch behandelt. Auch in früheren Untersuchungen wurden nur bei 30 % der Fohlen mit einer Infektion der inneren Nabelstrukturen Veränderungen im weißen Blutbild gemessen (REIMER u. BERNARD 1998). Bei der Nabelentzündung handelt es sich um eine meist lokal begrenzte Entzündung, die vermutlich einen zu schwachen Stimulus darstellt, um eine systemische Erhöhung der Gesamtleukozytenzahl zu induzieren.

Die Leukozytenkonzentration wies bei allen vier Gruppen am dritten Untersuchungstag einen leichten Abfall auf, der sich innerhalb der Referenzwerte bewegte, aber statistisch hoch signifikant war (p < 0,001). Ein ähnlicher Verlauf ist bereits bei gesunden Fohlen beschrieben worden (HARVEY 1990). Unmittelbar nach der Geburt kommt es zu einer Erhöhung der Leukozytenzahl, welche durch eine Erhöhung der neutrophilen Granulozyten im Blut bedingt ist (HARVEY 1990). In Verbindung mit dem Anstieg der neutrophilen Granulozyten findet auch ein rascher Anstieg der Cortisolkonzentration innerhalb 30 Minuten nach der Geburt statt (SILVER et al. 1984). Anschließend kommt es zu einem Absinken der Leukozytenkonzentration um dann nach sieben Tagen wieder anzusteigen und sich mit zunehmendem Alter zu stabilisieren (HARVEY et al. 1984). Andere Beobachtungen beschreiben einen kontinuierlichen Anstieg der Leukozytenzahl bis zu einem Alter von drei Tagen, die dann wieder abfällt (JEFFCOTT et al. 1982; MEDEIROS et al. 1973; SATO et al.

1979). Der gemessene leichte Abfall der Leukozytenkonzentration könnte hier durch einen Verbrauch an neutrophilen Granulozyten bedingt sein.

5.4.4 Proteinanalyse 5.4.4.1 Serum Amyloid A

Für alle vier Gruppen wurden die höchsten Serum Amyloid A-Werte am dritten Lebenstag gemessen. Dabei ist ein deutlicher Anstieg der SAA-Konzentration in den ersten Lebenstagen des neonaten Fohlens zu erkennen, der schwach signifikant ist (p < 0,05) ähnlich wie in früheren Studien (NUNOKAWA et al. 1993; SATOH et al.

1995; STONEHAM et al. 2001). Dieser Anstieg der SAA-Konzentration im gesunden Fohlen nach einer natürlichen Geburt hat einen schützenden Effekt auf das Fohlen (DUGGAN et al. 2007). Insbesondere eine Isoform des SAA wird über das Kolostrum und die frühe Milch von der Stute an das Fohlen vermittelt (MC DONALD et al. 2001).

Dieses kolostrale SAA wird während der postnatalen Periode der makromolekularen Absorption über den Darm absorbiert (DUGGAN et al. 2007), da in dieser Phase die intestinalen Zellen von neonaten Fohlen nicht selektiv bei der Aufnahme von Makromolekülen sind (JEFFCOTT 1974 b; JEFFCOTT 1975). Die Mengenaufnahme von Kolostrum ist in der vorliegenden Studie zwar nicht gemessen worden, es kann aber trotzdem davon ausgegangen werden, dass alle Fohlen ausreichend getrunken haben, da alle Fohlen vital waren und gut am Euter der gesunden Stute gesaugt haben. Somit kann von einer guten Absorption des Kolostrums ausgegangen werden und nicht nur von Immunglobulinen, sondern auch von kolostralem SAA (DUGGAN et al. 2007).

Eine weitere Erklärung für den Anstieg von SAA in den ersten Lebenstagen sind die kleinen Gewebeverletzungen intra partum, die eine Ausschüttung von Zytokinen bewirken. Dies wird durch die Ausschüttung von Glukokortikoiden während der Geburt zusätzlich gesteigert (DUGGAN et al. 2007). Durch das Ablösen der Plazenta während der Geburt und das Reißen der Nabelschnur entstehen Gewebetraumata. Über das Blut aus der Plazenta der Stute, das bis zum Abnabeln des Fohlens weiterhin zum Fohlen strömt, gelangen während der Geburt ausgeschüttete Zytokine in den

Blutkreislauf des Fohlens und stimulieren die Hepatozyten des Fohlens (DUGGAN et al. 2007).

Den höchsten SAA-Medianwert am dritten Lebenstag wurde in Gruppe 4 gemessen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter der Fohlen in der Gruppe mit den Nabelresektionen (Gruppe 4) lag bei Tag 4 ± 1 Tag. Das Erkrankungsalter richtet sich nach dem Tag, an dem klinisch eine Nabelinfektion durch einen veränderten äußeren

Den höchsten SAA-Medianwert am dritten Lebenstag wurde in Gruppe 4 gemessen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter der Fohlen in der Gruppe mit den Nabelresektionen (Gruppe 4) lag bei Tag 4 ± 1 Tag. Das Erkrankungsalter richtet sich nach dem Tag, an dem klinisch eine Nabelinfektion durch einen veränderten äußeren