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2.8.1 Haltungs- und Managementoptimierungen

Zahlreiche Möglichkeiten, eine M.-hyopneumoniae-Infektion zu verhindern oder einzudämmen, ergeben sich im Bereich der Betriebsführung und der Haltungsbedingungen. Sie sollten vor allen anderen Präventivmaßnahmen in Erwägung gezogen werden (MAES et al. 2008). Einer der entscheidenden Faktoren für die Krankheitsübertragungen und den Erregerdruck ist das Produktionssystem.

So ist das Einstallen nach dem Rein-Raus-Verfahren der kontinuierlichen Aufstallung vorzuziehen, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen (CLARK et al. 1991;

STÄRK et al. 1998b; CLEVELAND-NIELSEN et al. 2002). Als weiterer Faktor ist die Belegdichte zu nennen. Neben dem engen Nasenkontakt und der Erregerdichte ist vor allem der Stress der Tiere, der das Immunsystem negativ beeinflusst, der Grund für den Ausbruch respiratorischer Erkrankungen (LINDQVIST 1974; BACKSTROM u.

BREMER 1978; JENSEN u. BLAHA 1997). Weitere Risikofaktoren, wie Herdengröße, Zukaufstrategien, Biosecurity, Stallklima und Lüftung wurden ebenfalls im Zusammenhang mit der Enzootischen Pneumonie und anderen respiratorischen Erkrankungen genannt (LINDQVIST 1974; AALUND et al. 1976; BACKSTROM u.

BREMER 1978; JENSEN u. BLAHA 1997). In einer kürzlich veröffentlichten Langzeitstudie in einer schweinedichten Region Deutschlands zu Risikofaktoren, die die Enzootische Pneumonie begünstigen (NATHUES et al. 2012a), wurden die in der Literatur beschriebenen Faktoren weitestgehend bestätigt. Neu festgestellt wurde der Einfluss der Säugezeit auf das Vorkommen der klinisch ausgeprägten Enzootischen Pneumonie in der Mast. Es wird vermutet, dass bei längerer Säugezeit - durch den längeren Kontakt zwischen Sau und Ferkel - die vertikale Übertragung gefördert werden könnte. Auch bei der Eingliederungspraxis von neuen Tieren konnten Zusammenhänge festgestellt werden. Kommt ein Tier in der Quarantäne nicht mit lebenden Tieren sondern nur mit Materialien wie Fäzes oder Nachgeburtsmaterial in Kontakt, durch die M. hyoponeumoniae nicht übertragen wird, steigt das Risiko, dass solche Tiere nach Eingliederung klinisch erkranken. Ein weiterer interessanter Faktor konnte bei der Reproduktionsleistung des Betriebes erkannt werden. So konnte bei

der Aufzucht von einem Ferkel mehr pro Sau und Jahr eine signifikante Verbesserung des Gesundheitsstatus einer Herde bezüglich der Enzootischen Pneumonie festgestellt werden. Ein möglicher Zusammenhang wird hier in dem im Allgemeinen besseren Hygienemanagement und der besseren Tierversorgung in einem leistungsstärkeren Betrieb gesehen.

2.8.2 Vakzination

Neben der antimikrobiellen Behandlung sowie den Verbesserungen der Haltungsbedingungen und des Managements ist die Impfung eines der wichtigsten Mittel zur Kontrolle der Enzootischen Pneumonie (MAES et al. 2008). Die Impfdichte von ca. 85 % aller Ferkel in Deutschland (LEHNERT 2003) gibt einen Hinweis auf die Bedeutung dieser Maßnahme hierzulande. Zurzeit haben in Deutschland zwölf verschiedene Impfstoffe, beruhend auf inaktivierte M.-hyopneumoniae-Ganzzell-Präparate, eine gültige Zulassung zur Bekämpfung der Enzootischen Pneumonie (Paul-Ehrlich-Institut, Stand: 08.02.2013). Sie sind in Tabelle 4 zusammengefasst.

Tabelle 4: Präparate mit gültiger Zulassung in Deutschland (Stand des Paul-Ehrlich-Institutes vom 08.02.2013). Die Verfügbarkeit auf dem Markt ist dabei nicht berücksichtigt.

Zu den klassischen two-shot-Vakzinen kamen 2002 erstmals auch sogenannte one-shot-Vakzinen hinzu, die bereits nach einmaliger Anwendung einen zuverlässigen und langanhaltenden Schutz gegen M. hyopneumoniae gewährleisten sollen (ROOF et al. 2001). Mittlerweile hat sich die Anwendung der one-shot-Vakzine etabliert und weitere Studien haben ihre Wirksamkeit bestätigen können (DAWSON et al. 2002;

DÍAZ et al. 2004; PABST u. GROßE BEILAGE 2004; THACKER et al. 2004;

WILSON et al. 2012). Unter den zugelassenen Impfstoffen ist seit kurzer Zeit auch eine intradermal zu verabreichende Vakzine zu finden, deren Wirksamkeit in einer jüngst veröffentlichten Studie bewiesen wurde (TASSIS et al. 2012).

Handelsname Inhaber der Zulassung Dosis Art der Anwendung

Hyoresp® MERIAL GmbH 2ml

2 Injektionen im Abstand von 3-4 Wochen ab einem Alter von 5 Tagen.

M+PAC®

Laboratorios HIPRA S.A.,

Spanien 1ml

2 Injektionen im Abstand von 2-4 Wochen ab einem Alter von 7 Tagen MYPRAVAC SUIS®

Laboratorios HIPRA S.A.,

Spanien 2ml

2 Injektionen im Abstand von 3 Wochen.

1. Impfung: zwischen 7.-10. Lebenstag Porcilis M hyo® Intervet Deutschland GmbH 2ml

2 Injektionen im Abstan von 3 Wochen ab einem Alter von 7 Tagen

Stellamune Mykoplasma® Lilly Deutschland GmbH 2ml

1. Impfung: ab dem 3. Lebenstag 2. Impfung: 3. bis 5. Lebenswoche

Suvaxyn M. hyo® Pfizer GmbH 2ml

2 Injektionen im Abstand von 2-3 Wochen ab dem 3. Lebenstag Suvaxyn M. hyo - Parasuis® Pfizer GmbH 2ml

2 Injektionen im Abstand von 2.3 Wochen ab einem Alter von 7 Tagen

Handelsname Inhaber der Zulassung Dosis Art der Anwendung

Hyoresp® MERIAL GmbH 2ml Ab einem Alter von 10 Wochen

Ingelvac M. hyo®

Boehringer Ingelheim

Vetmedica GmbH 2ml In einem Alter von 3 bis 10 Wochen Ingelvac MycoFLEX®

Boehringer Ingelheim

Vetmedica GmbH 1ml Ab einem Alter von 3 Wochen M+PAC®

Laboratorios HIPRA S.A.,

Spanien 2ml In einem Alter von 21 Tagen

Porcilis M Hyo ID ONCE® Intervet Deutschland GmbH 0,2ml Ab einem Lebensalter von 2 Wochen Stellamune One® Lilly Deutschland GmbH 2ml ab einem Alter von 7 Tagen

Suvaxyn MH-One® Intervet Deutschland GmbH 2ml ab einem Mindestalter von 7 Tagen Zugelassene Two-shot-Vakzine

Zugelassene One-Shot-Vakzine

Die Wirksamkeit der Impfstoffe im Allgemeinen beruht auf der Reduktion der klinischen Symptome (MAES et al. 1999b; JENSEN et al. 2002), einem deutlichen Rückgang der Lungenläsionen, einer signifikanten Verbesserung der Tageszunahmen und Futterverwertung, insbesondere in der Mittel- und Endmast (MAES et al. 1998b; THACKER et al. 2000a; PABST u. GROßE BEILAGE 2004;

WILSON et al. 2012) und verringerten Medikamentenkosten (MAES et al. 1999b) im Vergleich zu nicht geimpften und infizierten Schweinen. Sollte es zu einem Antikörperanstieg durch die Impfung kommen, ist dies meist nach ca. vier Wochen festzustellen (GROßE BEILAGE et al. 2005; GROßE BEILAGE u. SCHREIBER 2005). Oft ist aber auch gar kein Antikörperanstieg nach Impfung messbar. Doch verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Serumantikörper nach einer Impfung nicht in direkter Korrelation zu einem Schutz gegen den Erreger stehen (MAES et al.

1998; THACKER et al. 2000a). Neben den beschriebenen positiven Effekten, die für die Wirksamkeit einer Impfung sprechen, konnte auch beobachtet werden, dass geimpfte Tiere im Falle einer Infektion mit einer schnelleren und deutlicheren Serokonversion reagieren als ungeimpfte (PABST 2004; GROßE BEILAGE et al.

2005). Des Weiteren konnte THACKER (2000a) nach der Impfung auch eine lokale humorale und zelluläre Immunantwort im Respirationstrakt nachweisen. Allerdings sind die verfügbaren Impfstoffe nicht in der Lage eine Infektion oder die Übertragung des Pathogens zu verhindern (MAES et al. 1998; MEYNS et al. 2006; VILLARREAL et al. 2011). Auch konnte die Schlachtkörperqualität nicht signifikant verbessert werden (MAES et al. 1998; MAES et al. 1999b). THACKER (2004) konnte aber mittels qPCR nachweisen, dass es durch eine Impfung zu einer signifikanten Reduzierung des Erregers im Atemtrakt kommen kann. Außerdem ergab eine 4-jährige Langzeitstudie zum Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Impfung gegen M.

hyopneumoniae, dass die Impfung bei normalen Marktbedingungen schon bei geringem Erregerdruck ökonomisch vorteilhaft ist.

Verschiedene Impfschemata stehen für die Kontrolle der Enzootischen Pneumonie zur Verfügung und können je nach Betriebsform und Infektionsmuster angewendet werden (HAESEBROUCK et al. 2004). In Europa ist die Impfung der Saugferkel nach der ersten Lebenswoche mit einer Boosterimpfung in der dritten oder vierten

Lebenswoche eine der häufigsten verwendeten Impfstrategien (PABST u. GROßE BEILAGE 2004). Generell gibt es aber Unstimmigkeiten über den richtigen Impfzeitpunkt. So gibt es Stimmen, die eine möglichst frühe Impfung, möglichst noch innerhalb der ersten Lebenswoche beginnend, vertreten, da eine Infektion schon in der Säugezeit erfolgen kann (KUHN 2004; LILLIE et al. 2007; FANO et al. 2007).

Dagegen steht die Annahme, dass maternale Antikörper mit der Impfung interferieren könnten oder dass das Immunsystem der Ferkel in den ersten Tag noch nicht ausreichend entwickelt ist (HAMMERBERG et al. 1989; THACKER et al. 2002;

HODGINS et al. 2004). Die Impfung der Sau in der Hochträchtigkeit mit one- oder two-shot-Vakzinen wurde ebenfalls untersucht und ist in Kombination mit der Ferkelimpfung vor allem bei früh einsetzenden Infektionen eine vielversprechende Strategie (DÍAZ et al. 2004; GROßE BEILAGE u. SCHREIBER 2005; SIBILA et al.

2008; LEHNER et al. 2008). Es zeigt sich ein deutlicher Anstieg an M.-hyopneumoniae-spezifischen Antikörpern bei geimpften Sauen im Blut und im Kolostrum sowie an maternalen Antikörpern im Blut der Saugferkel in den ersten vier Lebenswochen. Eine Impfung der Muttertiere scheint vor allem dann angebracht, wenn eine Jungsaueneingliederung nur unzureichend möglich ist oder der Anteil der Jungsauen in einer Wurfgruppe besonders hoch ist (GROSSE BEILAGE u.

SCHREIBER 2005).