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2.1 Rhodococcus equi

2.1.10 Prophylaxe

Da R. equi ubiquitär vorkommt und die von ihm ausgelösten Erkrankungen eine zeit- und kostenintensive Therapie erfordern, die Nebenwirkungen induziert, ist die Entwicklung einer Prophylaxe von großem Interesse. Es werden insbesondere Strategien verfolgt, um eine Immunität in den Fohlen aufzubauen, die entweder auf

der Übertragung schützender Antikörper an die Fohlen oder auf einer aktiven Immunisierung der Fohlen selbst beruhen.

2.1.10.1 Mutterschutzimpfungen

Die Vakzinierung der Mutterstuten, um so die Fohlen vor einer Erkrankung durch R.

equi zu schützen, führte zu unterschiedlichen Studienergebnissen. Ein R. equi-Totimpfstoff erhöhte den spezifischen Antikörpergehalt im Kolostrum der geimpften Stuten und im postkolostralen Serum der zugehörigen Fohlen, blieb aber für die Fohlen ohne Schutzwirkung gegen die R. equi-Pneumonie (MADIGAN et al. 1991).

In einer weiteren Studie zeigten die Fohlen von mit Lebendimpfstoff vakzinierten Stuten ebenfalls eine signifikant erhöhte Antikörperkonzentration gegenüber der Kontrollgruppe, unterschieden sich jedoch nach experimenteller Infektion weder hinsichtlich der Erkrankungs- noch der Überlebensrate von den Fohlen ungeimpfter Tiere (MARTENS et al. 1992). In einer mehrjährigen Studie hingegen konnte durch Immunisierung von fast 800 Mutterstuten mit einem R. equi-Totimpfstoff in der Zeit von 1992 bis 1995 die Mortalität von 3 auf 1,2 % deutlich reduziert werden (BECÚ et al. 1997). CAUCHARD et al. (2004) verglichen die Mutterschutzimpfung durch eine VapA-Antigen-haltige Vakzine, der ein wasserlösliches Nanopartikel-Adjuvans (Montanide IMS 3012) zugesetzt wurde, mit der Verabreichung eines formalin-inaktivierten Ganzzell-Impfstoffs. Die gemessenen Antikörper der VapA-Gruppe zeigten sowohl hinsichtlich der Konzentration im Fohlenserum am 30. und am 45.

Lebenstag als auch in der Opsonisierungsaktivität im Fohlen- und im Stutenserum gegenüber den Antikörpern der anderen Impfgruppe bzw. der Kontrollgruppe ein signifikant besseres Ergebnis. Hier schienen allerdings die Antikörper beider Impfgruppen eine Schutzwirkung zu übertragen, da nur in der Kontrollgruppe vier der 15 Fohlen eine Pneumonie entwickelten.

2.1.10.2 Impfung der Fohlen

Ebenso wie bei der Mutterschutzvakzinierung führt die Verwendung eines R. equi-Totimpfstoffs bei der aktiven Immunisierung der Fohlen nicht zu einheitlichen Ergebnissen. Manche Autoren beschreiben den Einsatz eines Totimpfstoffs als wirkungslos (BECÚ et al. 1997, PRESCOTT et al. 1997b). In einer Studie wird von

der Reduzierung der Morbidität und der Letalität durch einen formalin-inaktivierten R. equi-Impfstoff sowohl alleine als auch in Kombination mit einer EHV-2-Vakzine in Bezug auf eine Feldinfektion berichtet (VARGA et al. 1997). Ein oral verabreichter R.

equi-Lebendimpfstoff führte zu einer Immunität, die bei experimenteller Infektion sowohl eine Erkrankung verhinderte als auch eine schnelle Beseitigung des Erregers aus der Lunge bewirkte (CHIRINU-TREJO et al. 1987). Jedoch gilt der Einsatz eines Lebendimpfstoffs auf endemisch mit R. equi betroffenen Gestüten aufgrund der möglichen Vermehrung des Erregers im Fohlendarm als zu gefährlich. Der Aufbau einer schützenden Immunität durch einen Lebendimpfstoff konnte später durch HOOPER-McGREVY et al. (2005) bestätigt werden, die vier Fohlen im Alter von 2 Tagen, einer Woche und drei Wochen oral mit dem virulenten Stamm ATCC 33701 immunisierten und am Tag der letzten Impfung intratracheal infizierten. Weder in der klinischen Beobachtung noch in der zwei Wochen nach Infektion durchgeführten Sektion wurden in der Impfgruppe Hinweise auf eine Pneumonie gefunden. Darüber hinaus war im Lungengewebe der immunisierten Tiere der Erregergehalt signifikant geringer als bei der Kontrollgruppe, in der alle Fohlen eine Pneumonie mit deutlichen klinischen Erscheinungen und Sektionsbefunden entwickelten. Damit wurde gezeigt, dass der orale Weg für eine Immunisierung mit virulenten R. equi-Stämmen nicht immunsuppressiv ist und dass Fohlen im Alter von drei Wochen eine schützende Immunantwort aufbauen können (HOOPER-McGREVY et al. 2005). Es wird jedoch, um die Risiken im Einsatz eines Lebendimpfstoffs zu minimieren, die Erforschung schwach virulenter Mutanten, die dennoch einen ausreichenden Schutz bieten können, für notwendig gehalten.

2.1.10.3 Impfstudien

Im Mittelpunkt der Entwicklung neuer Impfstoffe stand in den letzten Jahren das virulenz-assoziierte Protein A (VapA), das im Mäusemodell eine auf einer verstärkten Th1-Antwort beruhende Immunität hervorruft (PRESCOTT et al. 1997a). Darüber hinaus induziert VapA in Pferden die Bildung schützender VapA-Antikörper, die in experimentell mit R. equi infizierten Mäusen zu einer dosisabhängigen Eliminierung des Erregers aus allen Geweben führen (FERNANDEZ et al. 1997). Eine DNA-Vakzine auf der Grundlage des Genoms, das für VapA codiert, induzierte nach

gleichzeitiger intradermaler und intranasaler Verabreichung in erwachsenen Ponies eine Erhöhung der Antikörper gegen VapA sowohl im Serum als auch in der bronchoalveolären-Lavage-Flüssigkeit (BALF) (LOPEZ et al. 2003). Des Weiteren zeigten aus der BALF entnommene Zellen in vitro eine signifikant höhere Proliferationsrate auf eine erneute Konfrontation mit dem VapA als auf ein unspezifisches R. equi-Antigen. Bei Fohlen steigerte dieser Impfstoff zwar nicht die zelluläre Aktivität, aber sowohl im Serum als auch in der BALF zeigten zwei von fünf Tieren erhöhte spezifische Antikörpergehalte gegen VapA. Sowohl eine DNA-Vakzine auf der Basis des VapA als auch das VapA selbst wurden im Mäusemodell getestet (VANNIASINKAM et al. 2005). Beide Reagenzien induzierten eine deutliche Th1-Antwort, die im Fall der DNA-Vakzine durch Zugabe von Interleukin 12 (IL-12) noch verstärkt werden konnte. IL-12 spielt eine Schlüsselrolle bei der Differenzierung von omnipotenten Lymphozyten in Th1-Zellen und unterstützt somit die zelluläre Immunantwort (PARK u. SCOTT 2001). Im Gegensatz zu einem gleichzeitig im Mäusemodell getesteten Lebendimpfstoff bewirkte weder die DNA-Vakzine noch das VapA einen ausreichenden Schutz gegen eine experimentelle Infektion. Eine protektive Immunität wurde jedoch später mit dem gleichen Versuchsaufbau beobachtet (HAGHIGHI et al. 2005). Mit einer DNA-Vakzine auf der Basis von VapA intramuskulär oder intraperitoneal immunisierte Mäuse zeigten im Vergleich zu Kontrolltieren eine signifikant höhere Eliminierung des Erregers vier Tage nach intravenöser Applikation einer R. equi-haltigen Lösung. Darüber hinaus erhöhte die Zugabe der DNA-Sequenz, die für IL-12 codiert, die Eliminierungsrate signifikant, reduzierte jedoch im gleichen Maße den spezifischen Antikörpergehalt, ein Phänomen, das bereits bei DNA-Impfungen gegen Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium avium beobachtet wurde.

2.1.10.4 Hyperimmunplasma

Das Serum von Tieren, die eine Infektion mit R. equi erfolgreich überstanden haben, an junge Fohlen zu verabreichen ist eine Prophylaxemaßnahme, über die schon seit langem berichtet wird (SCHMIEDHOFFER 1922). In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde über den erfolgreichen Einsatz von Hyperimmunplasma berichtet, das von Spendertieren gewonnen wurde, die mit einem R.

equi-Lebendimpfstoff oder einem inaktivierten R. equi-Stamm immunisiert wurden (MARTENS et al. 1989, 1992, MADIGAN et al. 1991). Die Beobachtung, dass das infundierte Plasma einen besseren Schutz bietet als die passive Immunisierung durch Kolostrum wird auf im Kolostrum nur in geringen Konzentrationen vorhandene Faktoren der humoralen Abwehr wie Komplement, Interferone, Zytokine und Fibronektin zurückgeführt (MARTENS et al. 1989, 1992, MADIGAN et al. 1991).

Unterstützt wird diese Ansicht von der Erkenntnis, dass Serum von immunkompetenten Pferden, ohne gesteigerten R.-equi-Antikörpergehalt, ebenso wirksam ist wie Hyperimmunplasma (PERKINS et al. 2001). An 28 Fohlen wurde ein handelsübliches Hyperimmunplasma mit einem Plasma verglichen, das nur aufgereinigte Immunglobuline gegen die Virulenzfaktoren VapA und VapC enthielt (HOOPER-McGREVY et al. 2001). Dass beide Präparate im Vergleich zur Kontrollgruppe die klinischen Symptome und die Schäden in der Lunge reduzierten, wird mit der Schutzwirkung der Antikörper gegen VapA und VapC erklärt. Es wird aber auch nicht ausgeschlossen, dass trotz der Aufreinigung der Immunglobuline bisher noch nicht identifizierte Proteine in der Infusionslösung vorhanden waren (HOOPER-McGREVY et al. 2001). Neben einer unterschiedlichen Präparation des Hyperimmunplasmas werden unterschiedliche Zeitpunkte und Häufigkeiten der Infusionen angegeben. Solange sie vor der ersten Exposition mit dem Erreger stattfindet, wird eine einmalige Infusion bis zum 60. Lebenstag als ausreichend erachtet (MADIGAN et al. 1991). Für Gestüte mit hoher Prävalenz von R. equi-Erkrankungen und hoher Mortalität wird eine Infusion von einem Liter Hyperimmunplasma während der ersten Lebenstage und eine zweite von ebenfalls einem Liter in der dritten Lebenswoche vorgeschlagen (COHEN et al. 2000). Um die unterschiedlichen Präparationen (Lebend- oder Totimpfstoff) und Applikationszeiten bzw. –häufigkeiten vergleichbar zu machen, wurde die Wirksamkeit von verschiedenen Hyperimmunplasmen auf einem Gestüt mit endemischer Rhodokokkose überprüft (GIGUÈRE et al. 2002). Die Erkrankungsrate der 68 infundierten Fohlen fiel mit 19,1 % niedriger aus als die der 80 unbehandelten mit 30 %, wies damit aber keine signifikante Verbesserung auf. Trotz der identischen Präparation und nahezu gleichen Antikörpergehalten im Serum der Spendertiere wie MARTENS et al. (1992) konnten HURLEY und BEGG (1995) bei infundierten Fohlen

weder einen ausreichenden Schutz noch eine Abschwächung der Symptome beobachten. Der Einsatz von Hyperimmunplasma, das sieben Tage nach experimenteller Infektion zu therapeutischen Zwecken verabreicht wurde, zeigte keinen Einfluss auf die klinischen Erscheinungen oder den Krankheitsverlauf (CHAFFIN et al. 1991).

2.1.10.5 Sonstige Prophylaxemaßnahmen

Verbesserungen in Haltung und Management, um Fohlen vor einer Infektion mit R.

equi zu schützen, beziehen sich auf die epidemiologischen Eigenschaften des Erregers und insbesondere auf seine Verbreitungswege. Besonders Gestüte mit einer großen Zahl an Stuten bzw. Fohlen und mit viel Durchgangsverkehr zeigen ein erhöhtes Risiko, Rhodokokkose als Bestandproblem zu entwickeln (CHAFFIN et al.

2003). In die Überlegungen der Betriebsführung sollten Maßnahmen, die den Keimdruck senken, wie das Auskoffern von kontaminierten Paddocks, die Vermeidung von Staub durch Beregnung von Treibwegen, die Pflege der Grasnarbe, die Reduzierung der Herdengröße oder ein Rotationssystem auf den Weiden aufgenommen werden (COHEN et al. 2000, CHAFFIN et al. 2003). Um die Fohlen vor weiteren Agenzien zu schützen, die ihre Gesundheit beeinflussen können, wird ein konsequentes Impf- und Entwurmungsprogramm empfohlen (FALCON et al.

1985). Besonders auf Gestüten mit endemischen R. equi-Pneumonien wird der Aufbau eines Früherkennungsystems geraten, das je nach möglichem bzw.

erwünschtem Umfang aus Temperaturkontrolle, Lungenauskultation, Messung der Leukozytenzahl sowie Röntgen- und Ultraschalluntersuchung bestehen kann (COHEN et al. 2000, GIGUÈRE et al. 2003b).

2.2 Das Immunsystem beim Fohlen im Zusammenhang mit R. equi