• Keine Ergebnisse gefunden

3. Das Modellprojekt: Ziele, Ansatz und Verlauf

3.1. Der Projektverlauf

Das zweijährige Projekt lässt sich in fünf Phasen gliedern, die sich zum Teil zeitlich überschnitten haben.

Phase I – Projektinitiierung

An den drei Standorten wurden bereits vor Projektstart Ideen für trägerspezifische Konzepte erarbeitet, die den Einbezug von Eltern in der Pflegekinderhilfe intensivieren sollen. Zum zentralen Projektauftakt wurden die jeweiligen Themenschwerpunkte der Standorte festgelegt und eine gemeinsame Planung der gesamten Projektlaufzeit vorgenommen. Im Rahmen von regionalen Auftakttreffen in Dortmund, Hamburg und Bremen wurden das Projekt sowie die individuellen Zielsetzungen der Trägerschaft vorgestellt und im Anschluss mit der standort- spezifischen Projektgruppe die konkrete Umsetzung geplant.

Wellenbrecher e.V. – Pflegekinderhilfe Die Option in Herne/Dortmund hat sich insbesondere mit der Akquise und Vorbereitung geeigneter Pflegefamilien sowie der Entwicklung konkreter Ansätze zur Umsetzung einer Erziehungspartnerschaft beschäftigt.

PiB – Pflegekinder in Bremen gGmbH hat sich auf die Förderung konstruktiver Kooperations-beziehungen zwischen Eltern und Pflegeeltern sowie die Evaluation und Entwicklung der Elternberatung und des Familiencafés fokussiert.

PFIFF gGmbH hat sich mit dem Aufbau einer Informations- und Beteiligungsstruktur von Eltern auseinandergesetzt.

Phase I Projektinitiierung

Phase III Arbeitsprozesse

& Auswertung

Phase V Abschluss

Phase II Erhebung &

Umsetzung

Phase IV Auswertung &

Modifizierung

Potenzialanalyse

Im Rahmen einer Ist-Stand-Erhebung der bestehenden Angebote zur Zusammenarbeit mit Eltern wurden Dokumente, Konzeptionen und Arbeitspapiere der Fachbereiche analysiert. Die Einschätzungen und Bewertungen der Fachkräfte zu den Angeboten zur Zusammenarbeit mit Eltern im Kontext der im Projekt gesetzten Schwerpunkte wurden mit Hilfe von Experteninter-views erfasst. Dazu wurde für jeden Träger ein spezifischer Leitfaden entwickelt, der sich auf die individuellen Zielsetzungen im Projekt bezieht.

Die Sichtweisen der Pflegeeltern und Eltern wurden mit Hilfe von Fragebögen erfasst. Dazu wurden insgesamt sechs verschiedene Fragebögen erstellt. Die Fachkräfte der Träger haben zuvor bei Pflegeeltern und Eltern um die Teilnahme an der Befragung geworben.

Die Erkenntnisse der unterschiedlichen Erhebungsformate wurden ausgewertet und die Ergeb-nisse für die Potenzialanalyse aufbereitet.

Bei den ersten regionalen Arbeitstreffen mit den Fachkräften des jeweiligen Modellstandortes wurde mit der SWOT-Analyse (vgl. Funcke/Havenith 2017) im ersten Schritt eine interne und externe Analyse der Organisationseinheit durchgeführt. In einem zweiten Schritt wurden Ablei-tungen und Konsequenzen aus den Ergebnissen des ersten Schrittes erarbeitet. Die gesamte Analyse bezog sich auf die vom jeweiligen Träger gesetzten Schwerpunkte im Projekt.

Auf der Grundlage der Erkenntnisse aus den gemeinsamen Analysen folgten in der zweiten Projektphase konzeptionelle Weiterentwicklungen sowie die Erprobung der (neu) konzipierten Angebote.

Phase II – Erhebung und Umsetzung

Die zweite Phase des Projekts zeichnete sich durch die Entwicklung und Umsetzung konkreter Ansätze in der Praxis sowie deren wissenschaftliche Begleitung in Form von vielfältigen Daten-erhebungen aus. Es erfolgte eine systematische Erhebung der Sichtweisen von Eltern, Pflegeel-tern und Pflegekindern sowie von Fachkräften der Modellstandorte in Form von Interviews, Gruppendiskussionen und Teilnehmenden Beobachtungen, um ein multiperspektivisches Bild der jeweiligen Praxis zu erstellen. Die anschließende Auswertung und Aufbereitung von Ergeb-nissen dienten der konzeptionellen Weiterentwicklung.

Der Zugang zu Eltern, Pflegeeltern sowie Kindern und Jugendlichen erfolgte durch die persönli-che Ansprapersönli-che und das Werben der Fachkräfte der beteiligten Träger. Damit einher geht ein gewisser Selektionsprozess, etwa dadurch, dass eher diejenigen angesprochen und erreicht wurden, zu denen ohnehin Kontakt besteht. Gleichwohl wurden auch Kontakte zu Beteiligten vermittelt, mit denen es auch konfliktreichere Phasen in der Kooperation gab.

Um insbesondere die Beteiligung von Eltern in einem Projekt zu erhöhen, in denen sie im Fokus stehen, wurden die Erhebungsformate in dieser Phase erweitert. So zeigte sich, dass eine

DAS MODELLPROJEKT: ZIELE, ANSATZ UND VERLAUF

34

Fragebogen-Erhebung nur von wenigen Eltern angenommen wurde. Mittels Telefoninterviews konnten hingegen mehrere Elternteile erreicht werden.

Phase III – Arbeitsprozesse und Auswertung

In der dritten Phase wurde im Rahmen von jeweils drei zweitägigen Arbeitstreffen mit einer festen Gruppe von Fach- und Leitungskräften der jeweiligen Träger zu den gewählten Themen-schwerpunkten gearbeitet. Dort wurden in einem fortlaufenden Prozess die Ergebnisse der Da-tenerhebungen systematisch vorgestellt, diskutiert und standortspezifische Konsequenzen für konzeptionelle Weiterentwicklungen abgeleitet.

In drei zweitägigen überregionalen Arbeitstreffen, an denen die Projektverantwortlichen der drei Modellstandorte, des Projektträgers und der wissenschaftlichen Leitung teilnahmen, wur-den die standortspezifischen Zwischenergebnisse präsentiert und eine Verbindung der drei re-gionalen Prozesse geschaffen. Die so entstandenen Synergien wurden für die Diskussion und Ableitung allgemeiner Konsequenzen genutzt.

Phase IV – Auswertung und Modifizierung

Ziel der vierten Projektphase war die Anwendung erarbeiteter Ansätze und die Umsetzung der an den drei Standorten weiterentwickelten Konzepte sowie deren wissenschaftliche Begleitung.

Zur Diskussion und Bewertung dessen erfolgte eine systematische Erhebung der Sichtweisen von Eltern, Pflegeeltern und Pflegekindern).

Aufgrund der Corona-Pandemie und den daraus folgenden Maßnahmen konnten nicht alle von den Trägern entwickelten Angebote wie geplant umgesetzt werden. Zum Teil wurden sie in di-gitale Formate übersetzt.

In dieser Projektphase wurden die Zwischenergebnisse und konzeptionellen Ansätze Eltern, Pflegeeltern und Jugendlichen, die in Pflegefamilien leben, vorgestellt und mit ihnen diskutiert.

Im Rahmen der hierfür durchgeführten Ideenwerkstätten und telefonischen Einzelinterviews wurden ihre Resonanzen und Anregungen eingeholt und überdies insbesondere von Eltern tiefe Einblicke in ihre Sichtweisen und Erfahrungen gewonnen. Die Erkenntnisse wurden den beteiligten Fachkräften in Arbeitstreffen zurückgespielt und von ihnen für die Weiterarbeit re-flektiert.

Präsentation und Diskussion von Zwischenergebnissen

Durch die positiven Erfahrungen der überregionalen Arbeitstreffen innerhalb des Projekts, bei denen die Projektverantwortlichen gemeinsam spezifische Themen bearbeitet und sich über die jeweilige Praxisentwicklung an den Modellstandorten ausgetauscht haben, wurde die ur-sprünglich geplante Expert*innenrunde – zur Präsentation und Diskussion von Zwischenergeb-nissen – erweitert und in Form von zwei digitalen Terminen durchgeführt.

a. Projektübergreifender Austausch

Die digitale Umsetzung der geplanten Expert*innenrunde wurde als Chance genutzt, Syner-gien zwischen zwei laufenden Projekten des Perspektive-Instituts und damit eine weitere bundesweite Vernetzung herzustellen. So fand ein projektübergreifender Austausch zum Thema Zusammenarbeit mit Eltern in der Pflegekinderhilfe zwischen den beteiligten Fachkräf-ten dieses Projekts und des Projekts Einbezug leiblicher Eltern in der Pflegekinderhilfe1 statt.

Die Verantwortlichen beider Projekte stellten ihre Praxisentwicklungen vor, gaben Anregun-gen durch ihre ErfahrunAnregun-gen und diskutierten zentrale Aspekte, die über die Modellstand-orte hinaus für Eltern in der Pflegekinderhilfe relevant sind.

b. Expert*innenrunde

Das digitale Format ermöglichte die Teilnahme von Expert*innen aus weiten Teilen Deutschlands. Einleitend wurden den projektexternen Expert*innen die Zwischenergeb-nisse in Form von Botschaften vorgestellt und anschließend ausführlich diskutiert. Durch kurze Statements der Expert*innen wurden Verbindungen zu weiteren zentralen Themen hergestellt und verschiedene Blickwinkel eingenommen.

Phase V - Abschluss

In der letzten Phase des Projekts wurden die zentralen Erkenntnisse und konzeptionellen Wei-terentwicklungen für den vorliegenden Bericht zusammengefasst. Als trägerübergreifende Ori-entierungshilfe wurden die drei regionalen Erkenntnisprozesse zur konzeptionellen Implementierung zusammengefasst und sollen als Absicherung einer weiterentwickelten Pfle-gekinderhilfe dienen. Zur breiten Veröffentlichung der Projektergebnisse wurden verschiedene Formate genutzt: Die zentrale Abschlussveranstaltung wurde aufgrund der Corona-Pandemie digital geplant und im Juni und Juli 2021 wegen hoher Nachfrage zweifach durchgeführt. Durch die erfolgreiche Verlängerung des Projekts bis Mai 2022 konnten die regionalen Abschlussver-anstaltungen mit der Hoffnung eines abflachenden Pandemiegeschehens ins Frühjahr 2022 verschoben werden. Der weitere Transfer der Projektergebnisse erfolgt unter anderem mittels einer modularen Weiterbildungsreihe, die in Kooperation der Projektpartner*innen geplant und durchgeführt wird.

1 In einem dreijährigen Projekt haben das Jugendamt Stuttgart, das Landratsamt Karlsruhe (Außenstelle Bruchsal) mit dem kooperierenden freien Träger Villa Kunterbunt unter wissenschaftlicher Leitung des Perspektive-Instituts zum Thema „Einbezug leiblicher Eltern in der Pflegekinderhilfe“ gearbeitet. Gefördert wurde das Projekt vom KVJS – Kom-munalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg.

DAS MODELLPROJEKT: ZIELE, ANSATZ UND VERLAUF

36