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Akquise und Vorbereitung potenzieller Pflegeeltern

4. Projektergebnisse – Neue Modelle der Zusammenarbeit mit Eltern in der

4.3. Wellenbrecher e.V. Pflegekinderhilfe Die Option

4.3.2 Akquise und Vorbereitung potenzieller Pflegeeltern

Ob eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Pflegeltern verwirklicht werden kann, steht und fällt mit der grundsätzlichen Motivation, Haltung und tatsächlichen Bereitschaft von Pflegeeltern, sich darauf einzulassen. Insoweit geeignet zu sein ist jedoch keine feststehende Eigenschaft, die zukünftige Pflegeeltern haben oder nicht haben, sondern ein Prozess, der mit einer ergebnisoffenen Kommunikation zwischen Bewerber*innen und Fachkräften in der Vor-bereitungsphase beginnt und sich im Pflegefamilienalltag bei kontinuierlicher fachlicher Bera-tung und BegleiBera-tung weiterentwickelt (vgl. Sauer 2017: 10).

Interessierte haben unterschiedliche Vorstellungen und Vorerfahrungen, die sie mit den Aufga-ben von Pflegeeltern verbinden. Zu diesem frühen Zeitpunkt sind diese häufig noch diffus und unkonkret. Mit einer ansprechenden Öffentlichkeitsarbeit kann zunächst eine breite Zielgruppe angesprochen werden. Im nächsten Schritt geht es dann darum, die Bewerber*innen schritt-weise mit allen für einen Entscheidungsprozess notwendigen Informationen zu versorgen und sich in einem qualifizierten Vorbereitungsprozess gemeinsam mit ihnen auf den Weg zu ma-chen (vgl. ebd.: 7).

In diesem Sinne setzte sich das Pflegekinderhilfeteam Die Option im Projektverlauf mit Fragen auseinander, wie zur Erweiterung ihres Angebots weitere Personen beworben, gewonnen und für die Aufgaben von Pflegeeltern vorbereitet werden können.

Öffentlichkeitsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Werbung sind elementare Bestandteile der Akquise potenzi-eller Pflegeeltern. Weit gedacht geht es dabei um das Bild, das der Träger mit seinem spezifi-schen Angebot nach außen hin darstellt. Spezifisch geht es um die direkte Ansprache, verbunden mit dem Ziel, einen Zugang zu Interessent*innen zu gewinnen. Beide Aspekte wur-den im Projektprozess im Blick gehalten und entsprechend unterschiedliche Formate entwi-ckelt.

Durch die Veröffentlichung von Materialien, welche die fachliche Haltung und Handlungsan-sätze zum Ausdruck bringen, positioniert sich die Pflegekinderhilfe Die Option im Feld und stellt ihre Alleinstellungsmerkmale heraus. Sowohl Fachkräfte als auch interessierte Laien können sich z.B. auf der Homepage des Trägers und verschiedenen Social-Media-Plattformen informie-ren. Neben der weiterentwickelten Konzeption finden sich dort auch die Handreichung, die zum Thema Erziehungspartnerschaft erstellt wurde, ein Erklärvideo zur Erziehungspartnerschaft, der u.a. auch Eltern und Pflegeeltern ansprechen soll, sowie ein Erfahrungsbericht einer Pflege-familie (geplant sind mehrere).

Im Hinblick auf die gezielte Werbung wurde zusammengetragen, welche spezifischen Pflegefa-milienprofile und -typen gezielt gesucht werden und was diesen als verbindliches Angebot sei-tens der Pflegekinderhilfe Die Option zur Verfügung gestellt wird. In der Zusammenschau hat das Team das bisherige Akquisevorgehen kritisch beleuchtet und bestehende Werbemittel wie

PROJEKTERGEBNISSE – NEUE MODELLE DER ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER PFLEGEKINDERHILFE

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Flyer und Plakate auf den Prüfstand gestellt. Im Ergebnis wurden die Inhalte überarbeitet und mit einem stärker werbenden Charakter pointiert und grafisch durch die Abteilung für Öffent-lichkeitsarbeit des Trägers umgesetzt.

Auswahl und Vorbereitung von Bewerber*innen

Die Eignungseinschätzung und Vorbereitung von geeigneten Pflegeeltern zählen zum Aufga-benspektrum der Pflegekinderhilfe Die Option. Im Rahmen des Projektes wurden die Qualitäts-merkmale dieses Aufgabenbereichs im Hinblick auf den gesamten Prozess geschärft und als Orientierungshilfe für alle Teammitglieder aufbereitet. Dabei ging es zum einen darum, einen idealtypischen Ablauf inklusive methodischer Verfahrensweisen zu beschreiben, der innerhalb des Teams als verbindlicher Qualitätsstandard beschlossen wurde. Dieser hilft einer etwaigen Willkür oder Personen-Abhängigkeit vorzubeugen und dient als Werkzeug auch dafür, den Be-werber*innen die Abläufe transparent zu beschreiben (siehe Verzeichnis abrufbarer Materia-lien, Kap. 4.3.3).

Zum anderen ging es im Arbeitsprozess um das Erarbeiten von Kriterien, die für die Auswahl von Bewerber*innen abgewogen werden müssen bzw. entscheidend sind. Mit der überarbeite-ten Leistungsbeschreibung bringt der Träger diesen Prozess wie folgt auf den Punkt:

„Neben der formalen Prüfung wird in den Bewerbergesprächen die persönliche Eignung der BewerberInnen mit einem Kriterienkatalog und einem Leitfaden geprüft. Die ersten Gespräche, die der Überprüfung und der Auswahl der Pflegeeltern dienen, sind Teil einer ganzen Gesprächsreihe auf persönlicher Ebene, die Hausbesuche bei den Pflegeeltern in-kludieren. Sie werden von zwei erfahrenen Fachkräften durchgeführt. Explorationen der persönlichen Lebensumstände sind ebenso Bestandteil des Auswahlverfahrens wie die fachliche Beurteilung der Erziehungsvorstellungen, der Motivationen, der Erwartungen, der eigenen Beziehungsgeschichte sowie der vorhandenen Kooperationsbereitschaft.“

Aus: Wellenbrecher, Pflegekinderhilfe Die Option: Leistungsbeschreibung, S. 7f.

Die Kriterien für die Auswahl wurden diskutiert und in drei Kategorien sortiert:

a) Ausschlusskriterien

b) Kriterien, die erfüllt sein müssen

c) Kriterien, die es im Einzelfall abzuwägen gilt

In diesem Prozess wurden subjektive Normalitätsvorstellungen berührt, denen der Teamkol-leg*innen gegenübergestellt und unter Einbezug fachlicher Wissensbestände reflektiert. In der Zusammenschau wurden auf diese Weise einige Punkte neu bewertet und eingeordnet. Bis auf Weiteres wurde als Orientierung zur internen Auswertung und Bewertung der Bewerber*innen

eine Tabelle mit für den Träger bedeutsamen Kriterien festgehalten (siehe Verzeichnis abrufba-rer Materialien, Kap. 4.3.3).

Diese Kriterien sind nicht im Sinne einer Checkliste zu verstehen. Inwieweit Kriterien erfüllt sind oder nicht, muss mit Ausnahme einzelner „harter“ Faktoren – etwa solche, die strafrechtliche Relevanz haben – immer im Einzelfall abgewogen werden (vgl. Helming u.a. 2011: 410 f.). Wie im Ablaufmodell skizziert, sind hierfür eine Reihe persönlicher Gespräche vorgesehen, die ge-meinsam mit der Co-Bratung geführt werden. „Gerade weil es bei der Eignungseinschätzung um Hypothesenbildung und Interpretation geht, ist es hilfreich, das Zusammenspiel von fachli-chen und persönlifachli-chen Haltungen im Diskurs mit anderen Fachberaterinnen und -beratern sorgfältig zu reflektieren“ (Sauer 2017: 10). Die finale Auswahl wird aus diesem Grund nie von einer Fachkraft allein getroffen.

Im Rahmen der Eignungseinschätzung kommen verschiedene Instrumente und Methoden zum Einsatz, die der Exploration (z.B. Genogramm, Netzwerkkarte, Beobachtungen, Fragebogen für Bewerber*innen siehe Anhang), der Anregung von Reflexionsprozessen (z.B. Fallbeispiele, sze-nisches Verstehen, Erfahrungsberichte von Pflegeeltern und Eltern im Vorbereitungskurs) sowie der fachlichen Beurteilung dienen. Letzteres wird beispielsweise durch einen Gesprächsleitfa-den für die Erfassung von Kriterien bei der Auswahl von Pflegeeltern unterstützt (siehe Ver-zeichnis abrufbarer Materialien, Kap. 4.3.3). Dieser umfasst fachlich abgesicherte Items zu verschiedenen Dimensionen, zu denen eine Einschätzung getroffen werden soll. Auch dieses Instrument ist als Orientierungshilfe gedacht, das einerseits Anregungen für die Formulierung von Fragen bietet und andererseits den Fachkräften ermöglicht, sich im Prozess (beispielsweise im Nachgang eines Gesprächs) zu vergewissern, ob alles Wesentliche erfasst wurde. Die Anwen-dung dieses Leitfadens entbindet explizit nicht davon, sich persönlich und mit einer Haltung aus Interesse und Offenheit auf die Bewerber*innen einzulassen.

Die Vorbereitungsseminare sind Teil des Auswahlprozesses und bieten den Bewerber*innen die Möglichkeit, sich theoretisch und reflexiv mit der Bedeutung der Herkunft für die Kinder auseinanderzusetzen und eine Idee davon zu entwickeln, was es heißt, sich auf eine Erziehungs-partnerschaft mit den Eltern einzulassen. Die im Projekt beteiligten Pflegeeltern betonten, wie wichtig es sei, diese Ausrichtung von Beginn an sehr deutlich zu machen.

Pflegemutter: „Es ist wichtig das Konzept im Vorbereitungskurs darzustellen. Dann wird schnell klar, wer sich eine Pflegschaft in Begleitung von Wellenbrecher vorstellen kann. Andere sind aufgestanden und gegangen. Ich habe gesagt, genau das will ich!“

Im Hinblick darauf hat das Team der Pflegekinderhilfe Die Option seine Schulungsmaterialien und Seminare nachjustiert.

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4.3.3 Verzeichnis abrufbarer Materialien

Unter dem Link: http://bericht-eltern-pkh-2021-materialien.perspektive-institut.de/

werden folgende Materialien zur Verfügung gestellt:

• Wellenbrecher e.V. (2021): Konzeption der Pflegekinderhilfe Die Option.

Auch verfügbar unter: https://wellenbrecher.de/pdf/Konzeption_Pflegekinderhilfe.pdf [Stand: 07.2021]

• Wellenbrecher e.V. (2021): Pflegekinderhilfe Die Option – Konzeption/Leistungs- und Qualitätsentwicklungsbeschreibung.

• Erklärvideo: Was ist eine Erziehungspartnerschaft?

Auch verfügbar unter:

https://wellenbrecher.de/erziehungspartnerschaft-ein-erklaervideo [Stand: 07.2021]

• Handreichung „Erziehungspartnerschaft als konzeptioneller Schlüsselbegriff in der Pflegekinderhilfe Die Option von Wellenbrecher e.V.“

Flyer: Pflegeeltern gesucht.

Auch verfügbar unter: https://wellenbrecher.de/pdf/Flyer_Pflegekinderhilfe.pdf [Stand: 07.2021]

• Ablauf und Kriterien in der Auswahl von Pflegeeltern bei Wellenbrecher e.V. Pflegekin-derhilfe Die Option

• Leitfaden zur Erfassung der Kriterien in der Auswahl von Pflegeeltern in Bewerberge-sprächen bei der Pflegekinderhilfe Die Option

• Familienfragebogen für Bewerber*innen bei Wellenbrecher e.V. Pflegekinderhilfe Die Option