• Keine Ergebnisse gefunden

Priming-Effekte und Schema-Kongruenz

Im Dokument Brand Content und Brand Image (Seite 133-138)

Im Rahmen dieses Kapitels wird schliesslich aufPriming und Schema-Kongruenz eingegangen, wobei Priming die Grundlage von Schema-Kongruenz bildet.

Schema-Kongruenz kann zwischen dem (a) Social-Media-Kanal (als Kontext), (b) der beworbenen Marke und (c) dem Brand Content als Wirkdimensionen der Markenkommunikation auftreten und die Wirkung von Botschaften beeinflussen.

4.2.1 Priming

Es wurde bereits beschrieben, dass das mit den Marken verbundene Wissen aus Assoziationen besteht, die in einem semantischen Netzwerk oder Schema mitein-ander verbunden sind (Henderson et al., 1998). Das gilt nicht nur für Marken, sondern für sämtliche Begriffe oder Objekte.

Priming-Effektekönnen durch die Schema-Theorie erklärt werden (Schenk, 2007, S. 305): Ein genannter Begriff oder Stimulus (z. B. Fussball) aktiviert den entsprechenden Begriff im semantischen Netzwerk und die mit dem Begriff ver-bundenen Assoziationen (Ball, Stadion etc.). Je stärker ein Begriff aktiviert wird (z. B. durch längere oder wiederholte Darbietung), desto stärker wird das seman-tische Netzwerk, in dem der Begriff eingebettet ist, aktiviert bzw. die mit dem

Begriff verbundenen Assoziationen. Aktivierte Begriffe können, solange die Akti-vierung anhält, rascher abgerufen werden als nicht aktivierte Begriffe. Beeinflusst die durch einen vorangegangenen Stimulus hervorgerufene Aktivierung in einem semantischen Netzwerk die Interpretation nachfolgender Informationen, wird von Priming-Effekten gesprochen (Roskos-Ewoldsen et al., 2009, S. 79–81; Schenk, 2007, S. 305–307). Primes lenken entsprechend die Interpretation nachfolgender Inhalte in Richtung der aktivierten Assoziationen. Roskos-Ewoldsen et al. (2009) schreiben: «Priming refers to the effect of some preceding stimulus or event on how we react, broadly defined, to some subsequent stimulus» (S. 74).

Yi (1990b) untersucht anhand von kognitiven Priming-Effekten den Einfluss des Kontextes auf die Interpretation von Aussagen in Werbungen. Er geht davon aus, dass die Interpretation mehrdeutiger Aussagen von den Wissensstrukturen im semantischen Netzwerk abhängig ist, die aktuell aktiviert sind. Ob ein als leicht beworbener Koffer als leicht zu tragen oder als wenig beständig eingestuft wird, hängt unter anderem von aktivierten Wissensstrukturen ab. Der Werbekontext aktiviert als Prime solche Wissensstrukturen, macht gewisse (Produkt-)Attribute zugänglich und beeinflusst damit die Interpretation der Werbung: «The evaluation of the advertised brand would therefore depend on which attribute is activated by the contextual factors preceding or accompanying the ad» (Yi, 1990b, S. 216).

Ebenso wie kognitive Priming-Effekte können auch affektive Priming-Effekte die Interpretation beeinflussen. Positive oder negative durch den Kontext ausgelöste Gefühle wirken dann auf die Wahrnehmung der Marke ein (Yi, 1990a, 1990b).

Im Rahmen dieser Arbeit spielen durch digitale Kanäle und Marken ausgelöste Priming-Effekte eine Rolle. Beim Priming durch Marken wird davon ausgegan-gen, dass das mit der Marke verbundene, aktivierte Wissen die Wirkung des Brand Contents beeinflusst. Beim Priming durch Kanäle wird angenommen, dass die mit dem Kanal verbundenen Gratifikationserwartungen (als eine Form akti-vierten Wissens) die Beurteilung von Brand Content beeinflussen. Auf Basis von Erfahrungen hat man gewisse Erwartungen an einen Kontext. So erwartet man beispielsweise in einer Sportzeitung Sportnachrichten und in einer Wirtschafts-zeitung Wirtschaftsnachrichten. Die Wahrnehmung des Kontexts aktiviert dabei die entsprechenden Schemata, und diese werden für die Verarbeitung der Inhalte (u. a. Werbung) übernommen.

4.2.2 Schema-Kongruenz

Im Gegensatz zur Arbeit von Yi (1990) geht es im Rahmen dieser Arbeit nicht darum, inwiefern einzelne Wörter auf Basis des Primes interpretiert werden, son-dern inwiefern sich thematische Kongruenz zwischen einem Prime und einer nachfolgenden Botschaft auf die Beurteilung der Botschaft auswirkt (Pelsmacker, Geuens & Anckaert, 2002; Segev, Wang & Fernandes, 2014). In diesem Zusam-menhang wird auch von Schema-Kongruenz gesprochen. Schema-Kongruenz bedeutet, dass die durch einen Kontext aktivierten Schemata mit dem Stimulus übereinstimmen (S. S. Wang et al., 2018, S. 74). Eine Werbung wird einfacher verarbeitet, wenn diese in einem kongruenten Kontext gespielt wird. Der Kontext aktiviert dabei gewisse Assoziationen oder Wissensstrukturen, auf die bei der Ver-arbeitung der Werbung wieder zurückgegriffen werden kann (Pelsmacker et al., 2002). Aktivierte Schemata entlasten die Informationsverarbeitung. Botschaften müssen nicht von null auf interpretiert werden, weil die aktivierten Schemata der Botschaft einen Rahmen geben und deren Interpretation strukturieren (Matthes, 2014, S. 20). Diese unterstützte Informationsverarbeitung führt zu einer erhöhten Verarbeitungsflüssigkeit (Processing Fluency; Alter & Oppenheimer, 2009; Jiang, Guan & Haaij, 2019), die sich schliesslich positiv auf die Einstellungsbildung auswirkt (Estes, Gibbert, Guest & Mazursky, 2012; Jeong & King, 2010). Auch affektive, kontextbasierte Primes können die Wahrnehmung von Botschaften im Sinne von Kongruenz beeinflussen (Pelsmacker et al., 2002). Wenn die von der Werbung vermittelten Gefühle den Gemütszustand des Rezipienten, unter ande-rem ausgelöst durch den Kanal, abbilden, kann dies die Verarbeitung der Werbung erleichtern und zu einer besseren Bewertung von dieser führen (Pelsmacker et al., 2002, S. 50).

Einen Bezug zu dieser Art von Priming-Effekten weist die Resource-Matching-Theorie auf (Coulter & Punj, 2004; Meyers-Levy & Peracchio, 1995).

Diese besagt, dass die Wirkung einer Botschaft am grössten ist, wenn die für die Rezeption der Botschaft notwendigen kognitiven Ressourcen (RR = resources required) gleich sind den vom Rezipienten eingesetzten kognitiven Ressourcen (RA =resources available). Werden entsprechend Menschen durch ein Medium auf Unterhaltung «geprimt», dann ist ihre Motivation tief, kognitiv anstrengende Botschaften zu verarbeiten. Dieser Umstand führt zu einer oberflächlichen Ver-arbeitung bzw. zu einer starken Bezugnahme auf periphere Hinweise. Werden Menschen durch ein Medium auf Information «geprimt», dann sind sie eher bereit, kognitive Ressourcen für die Verarbeitung einer Botschaft einzusetzen.

Absorbiert allerdings der Kontext in signifikanter Weise die kognitiven Ressour-cen, bleiben ungenügend Ressourcen zur Verarbeitung einer Botschaft (Coulter &

Punj, 2004; Meyers-Levy & Peracchio, 1995).

In verschiedenen Untersuchungen wurden allerdings auch negative Konse-quenzen bezüglich einer Kongruenz zwischen Kontext und Werbung eruiert.

Durch «kognitive Interferenz» (Furnham, Bergland & Gunter, 2002) verschlech-tert sich beispielsweise die Erinnerungsleistung an eine Werbung, wenn diese in einem kongruenten Kontext gespielt wird. Die Unterscheidung zwischen Kontext und Werbung, so die Theorie, wird schwieriger und die Elemente des Kontex-tes und der Botschaft beginnen sich zu vermischen (Furnham et al., 2002). Bei Inkongruenz zwischen Kontext und Werbung kann hingegen nicht in erwartetem Masse auf die mit dem Kontext verbundenen Schemata zurückgegriffen werden.

In unterschiedlichen Studien führte Inkongruenz zu erhöhter Verarbeitungstiefe und einem besseren Erinnerungsvermögen an die Werbung (Jeong & King, 2010, S. 251–252; Törn & Dahlén, 2007).

Während Inkongruenz insbesondere zu positiven Effekten auf die Erinne-rungsleistung führt, werden auch moderater Inkongruenz positive Effekte auf die Beurteilung von Botschaften zugesprochen, sofern die Inkongruenz aufgelöst werden kann (S. S. Wang et al., 2018, S. 75). Zudem wird dem Involvement des Rezipienten eine intervenierende Wirkung bezüglich Vorzug von Kongruenz oder Inkongruenz zugeschrieben – wobei auch hier die Erkenntnisse nicht eindeutig sind (Pelsmacker et al., 2002; Segev et al., 2014).

Open AccessDieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 Interna-tional Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.

Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen eben-falls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.

5

Forschungsstand, Hypothesen und Forschungsmodell

In diesem Kapitel werden unter Berücksichtigung der theoretischen Grundlagen und des aktuellen Forschungsstandes Hypothesen über die Wirkung von Brand Content auf das Markenimage hergeleitet. Die Herleitung der Hypothesen gliedert sich in drei Kapitel.

1. Wirkung des Brand Contents: Untersucht werden die Auswirkungen von infor-mativem und unterhaltendem Brand Content auf das Markenimage, insbeson-dere auf spezifische Dimensionen des Markenimages. Damit wird einerseits der knappen Forschung rund um Brand Content entgegengewirkt (Hollebeek &

Macky, 2019; Müller & Christandl, 2019), und andererseits rücken Marke-nimagedimensionen als abhängige Variablen in den Fokus. Meist endet die markenbezogene Wirkungsforschung bei der Einstellung gegenüber den Bot-schaften, bei der Einstellung gegenüber der Marke oder bei der Kaufabsicht (z. B. Schivinski & Dabrowski, 2013).

2. Wirkung des Kommunikationskanals: Es wird untersucht, wie die mit einem digitalen Kommunikationskanal verbundenen Gratifikationserwartungen die Wirkung von Brand Content beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen, dass es weiterer Forschung zur Frage bedarf, inwiefern Kommunikation in unter-schiedlichen sozialen Netzwerken unterschiedlich wirkt (Voorveld et al., 2018).

3. Wirkung nach Art der Marke: Im letzten Hauptteil wird darauf eingegan-gen, wie die Wirkung von Brand Content durch die Markenpositionierung (funktional versus emotional) und durch das mit der Marke verbundene Produktinvolvement (hoch versus tief) moderiert wird.

In einem weiteren Kapitel wird aufgezeigt, dass demografische Variablen als Moderatoren die Wirkung von Brand Content beeinflussen können. Es werden

© Der/die Autor(en) 2022

M. Albisser,Brand Content und Brand Image, https://doi.org/10.1007/978-3-658-35711-5_5

119

dazu allerdings keine Hypothesen formuliert. Am Ende des Kapitels findet sich eine Übersicht über alle Hypothesen. Der besseren Übersicht halber wird das auf den Hypothesen beruhende konzeptionelle Modell eingangs im nächsten Kapitel präsentiert.

Im Dokument Brand Content und Brand Image (Seite 133-138)