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III. Eigene Untersuchungen

3.2. Spezielle Neurologische Untersuchung

3.2.1. Prüfung der spinalen Reflexe

Zur Überprüfung der spinalen Reflexe sollte der Hund möglichst gut entspannt sowie kooperativ sein und wurde dazu in Seitenlage verbracht. Dies förderte die Entspannung, die auch durch leichte Lockerungsübungen wie passives Beugen und Strecken der Gliedmaße verbessert werden konnte. Die Reflexantwort wurde folgendermaßen bezeichnet: normale Reflexantwort (0), Hyporeflexie (-1) = Reflexabschwächung, Areflexie (-2) = völliger Verlust der Reaktion, Hyperreflexie (+1)

= übermäßige Reflexantwort, sowie Klonus (+2) = eine repetitive Reflexantwort nach einmaliger Stimulation.

Spinale Reflexe der Vorderextremität:

Extensor carpi radialis-Reflex: Reflexzentrum C6 –Th1, der N.radialis ist der verant-wortliche sensible und motorische Nerv. Die Vordergliedmaße wurde von medial am Ellenbogen unterstützt und Ellenbogen und Karpus leicht gebeugt gehalten. Der M.

extensor carpi radialis wurde knapp distal des Ellenbogens ihres Ursprungs mit dem Reflexhammer leicht beklopft. Als normale Reflexantwort erfolgte die Streckung des Karpalgelenkes.

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Flexorreflex: Reflexzentrum C6 –Th2, sensible Afferenzen: N. ulnaris, N. medianus, N.

radialis, N. musculocutaneus; motorische Efferenzen: N. musculocutaneus, N. axillaris, N. radialis, N. medianus, N. ulnaris. Bei leicht gestrecktem Vorderbein wurde in die Zwischenzehenhaut, Zehen oder Ballen gekniffen. Als normale Reflexantwort erfolgte ein sofortiges Anziehen der gesamten Gliedmaße.

Spinale Reflexe der Hinterextremität:

Patellarreflex oder Quadrizepsreflex: Reflexzentrum L4 – L6, der N. femoralis ist der verantwortliche sensible und motorische Nerv. Das Knie wurde in leichter Flexion von medial mit einer Hand unterstützt und die Patellarsehne mit dem Reflexhammer kurz beklopft. Als normale Reflexantwort erfolgte eine schnelle, kräftige Extension des Kniegelenkes.

Tibialis cranialis - Reflex: Reflexzentrum L6 – L7, der N. peronaeus ist der verantwortliche sensible und motorische Nerv. Das Knie wurde von medial unterstützt wie bei der Testung des Patellarsehnenreflexes. Der Reflexhammer beklopfte den M.

tibialis cranialis unmittelbar unterhalb des Fibulaköpfchens. Als normale Reflexantwort erfolgte eine Beugung des Sprunggelenkes.

Flexorreflex: Reflexzentrum L6 – S1, der N. ischiadicus ist hauptverantwortlich für die Motorik und Sensibilität dieses Reflexes. Der N. femoralis ist motorisch teilweise mitbeteiligt. Durchführung siehe Flexorreflex Vordergliedmaße. Als normale Reflexantwort erfolgte ein rasches vollständiges Anziehen der Gliedmaße mit maximaler Beugung aller Gelenke.

Weitere Reflexe:

Perianal/Analreflex und Bulbo- oder Vulvourethralreflex: Reflexzentrum S1 – S3, der N.

pudendus ist der verantwortliche sensible und motorische Nerv. Am stehenden Tier wurde die Rute angehoben und mit einer Arterienklemme vorsichtig die Peri- und Analgegend, dann die Vulva bei der Hündin oder mit der Hand der Bulbus urethralis

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beim Rüden berührt. Als normale Reflexantwort erfolgte eine Kontraktion des analen Sphinktermuskels und ein Niederdrücken der Rute.

Pannikulusreflex: Reflexzentrum C8 – Th1. Dieser Reflex wurde am sitzenden oder stehenden Tier durchgeführt. Kaudal etwa bei L6 beginnend wurde die Rückenhaut beidseitig im Wechsel mit einer Arterienklemme bis auf die Höhe der Schulterblätter stimuliert. Sensible Nerven in der Rückenhaut wurden dabei gereizt. Diese leiteten die Information über die weiße Rückenmarkssubstanz zum Reflexzentrum im Bereich C8 – Th1, wo die motorischen Efferenzen entspringen und eine Kontraktion der Hautmuskulatur im Thoraxbereich bewirkte.

3.2.2. Prüfung der Kopfnervenfunktion N. olfactorius : I. Gehinnerv

Die Funktion des N. olfactorius wird z.B. mit dem Anbieten von Futter überprüft. Einer normalen Reaktion entspricht das Lecken der Nase oder schnüffelnde Bewegungen. In dieser Studie wurde der Test nicht durchgeführt.

N. opticus: II. Gehirnnerv

Drohreflex: Nach einer drohenden Bewegung mit der flachen Hand Richtung Auge des Patienten, werden die Lider geschlossen.

Wattebauschtest: Im lateralen Gesichtsfeld des Patienten wurde ein Wattebausch fallen gelassen. Bei erhaltenem Visus dreht der Patient den Kopf und schaut dem Wattebausch nach.

Visuelle Tischkantenprobe: Der Patient wurde angehoben und auf eine Tischkante zu bewegt. Normalerweise zieht das Tier bei Sicht der Tischkante die Beine an und setzt sie auf der Tischplatte ab.

N. opticus: II. Gehirnnerv; N. oculomotorius : III. Gehirnnerv ; N. trochlearis: IV.

Gehirnnerv; N. abducens: VI. Gehirnnerv

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Pupillarreflex: Durch die Lichteinwirkung mit einer punktförmigen Lichtquelle wurde der N. opticus gereizt, über den N. oculomotorius erfolgte die Antwort durch die Pupillen-kontraktion.

Die Symmetrie der Augenstellung und Augenbewegung wurde in horizontaler und vertikaler Richtung beobachtet. Normal ist eine symmetrische Augenbewegung mit physiologischem Nystagmus.

N. trigeminus: V. Gehirnnerv

Lidreflex: Durch Berührung im medialen Kantus des Augenlides wird der N. trigeminus stimuliert. Dies führt über den N. facialis (motorischer Anteil des Reflexes) zu einem Lidschluß.

Kornealreflex: Die Kornea wurde von lateral mit einem Tupfer berührt. Der Reflexbogen, der einen Lidschluß zur Folge hat, läuft über N. trigeminus (sensibel) und N. facialis (motorisch).

Überprüfung der Sensibilität im Gesichtsbereich: Die Berührung der Nasenscheidewand mit einem stumpfen Gegenstand bewirkt im Normalfall das Wegziehen des Kopfes. Kneifen der Gesichtshaut mit einer Arterienklemme sollte zu einer Abwehrreaktion führen.

Die Überprüfung der motorischen Trigeminusanteile erfolgte durch die Kontrolle der Kaumuskulatur.

N. facialis: VII. Gehirnnerv

Bei der Adspektion beurteilte man den Gesichtsausdruck auf Veränderungen wie Asymmetrie, Hängen einer Gesichtshälfte oder Fallenlassen von Futter beim Fressen und das Ohrenspiel, wenn man in die Hände klatscht, weitere Untersuchungen sind der Lidreflex, Kornealreflex (siehe N. trigeminus).

N. vestibulocochlearis: VIII. Gehirnnerv

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Geräusche wie Pfeifen oder Händeklatschen wurden hinter dem Tier erzeugt und sollten eine Bewegung der Ohrmuscheln („Preyer-Effekt“) und des Kopfes in der Richtung der Tonquelle bewirken. Eine objektive Beurteilung des Hörsinnes mit elektrodiagnostischen Methoden wurde nicht durchgeführt. Es wurde beobachtet, ob der Hund eine Kopfschiefhaltung aufwies.

N. glossopharyngeus: IX. Gehirnnerv

Der Schluckreflex wurde ausgelöst, indem man dem Tier den Mund öffnete und mit dem Finger den Zungengrund berührte. Auch Druck von außen auf den Pharynx löste eine Schluckreaktion aus.

N. vagus: X. Gehirnnerv

Der Schluckreflex ist bei einer Läsion des N. vagus ebenfalls gestört. Der okulokardiale Reflex löst bei Druck auf die beiden Augenbulbi eine Reflexbradykardie des Herzens aus.

N. accessorius: XI. Gehirnnerv

Die Funktion dieses Nervs ist eine Teilinnervation der Halsmuskulatur.

Funtionsstörungen sind nur schwer feststellbar und kommen selten vor.

N. hypoglossus: XII. Gehirnnerv

Es wurde auf die symmetrische Zungenform, Abweichen nach der Seite und Zungenbewegung geachtet. Das Beträufeln der Zunge mit Wasser führte normalerweise zu Leckbewegungen.