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Plättchenfunktionsanalysegerät PFA-100 ®

2.1.4 Ausgewählte Methoden zur in vitro Bestimmung der Plättchenfunktion

2.1.4.1 Plättchenfunktionsanalysegerät PFA-100 ®

Seit den frühen 1970ern wird versucht die Plättchenfunktion beim Menschen mittels in vitro Testsystemen zu überprüfen und die in vivo Blutungszeit zu ersetzen (Kundu et al., 1994; Mammen et al., 1995). Das in den 1990ern entwickelte Plättchenfunktions-analysegerät PFA-100® ist eines davon und basiert auf dem Konzept des Vorläufer-modells Thrombostat 4000, das im Jahre 1985 von Kratzer und Born entwickelt wurde.

Die Plättchenfunktionsanalyse dient der quantitativen Überprüfung der primären Hä-mostase (Kundu et al., 1994; Mammen et al., 1995). Mit Natriumcitrat antikoaguliertes

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Vollblut wird dabei unter konstantem Vakuum aus dem Probenreservoir der austausch-baren Testkartusche durch eine ebenfalls in der Kartusche enthaltene Kapillare ge-saugt, an deren Ende sich eine Membran befindet, die eine Öffnung besitzt. Die Memb-ran ist entweder mit Kollagen und Adenosindiphosphat (CADP-Testkartusche) oder Kollagen und Epinephrin (CEPI-Testkartusche) beschichtet (Harrison, 2005). In Ver-bindung mit dem Agonisten auf der Membran und unter Einfluss der hohen Scherge-schwindigkeit formt sich ein Plättchenpfropf, der die Öffnung in der Membran zuneh-mend verschließt und den Blutfluss durch das Gerät blockiert. Die Thrombusbildung wird als Funktion der Zeit gemessen, die benötigt wird die Membranöffnung zu ver-schließen (Verschlusszeit) (Rand et al., 2003).

In der Humanmedizin dient die CEPI-Testkartusche des Plättchenfunktionsanalysege-rät PFA-100® vornehmlich der Überwachung einer plättchenhemmenden Therapie mit ASS oder einer Desmopressin-Behandlung bei Patienten mit Hämophilie A (Favaloro, 2008), detektiert aber auch geerbte Plättchenfunktionsstörungen, wie z. B. den Sto-rage-Pool-Defekt (Harrison et al., 1999). Ist die Verschlusszeit der CADP-Testkartu-sche zusätzlich zur CEPI-TestkartuCADP-Testkartu-sche verlängert, gibt das einen Hinweis auf schwer-wiegendere Thrombozytopathien wie von-Willebrand-Krankheit, Glanzmann-Throm-basthenie und Bernard-Soulier-Syndrom (Mammen et al., 1998; Rand et al., 2003).

Um den plättchenhemmenden Effekt von Clopidogrel zu ermitteln, eignet sich das Plättchenfunktionsanalysegerät PFA-100® beim Menschen nur bedingt, da er hierfür eine geringe Sensitivität besitzt (Mani et al., 2006; Dyszkiewicz-Korpanty et al., 2007;

Müller et al., 2008). In der Studie von Mani et al. (2006) erhielten 43 Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit Clopidogrel. Die Plättchenfunktion wurde mittels der CEPI- und CADP-Testkartuschen des Plättchenfunktionsanalysegerätes PFA-100® er-mittelt. Nur 14 % der Patienten zeigten eine verlängerte Verschlusszeit bei den CEPI-Testkartuschen und lediglich 7 % bei den CADP-CEPI-Testkartuschen. Ein ähnlicher Effekt ist in der Studie von Dyszkiewicz-Korpanty et al. (2007) auszumachen. Dort lagen le-diglich 29 % der Ergebnisse für die Verschlusszeit der gesunden Probanden nach zehntägiger Clopidogrelgabe oberhalb des Referenzbereiches für die CADP-Testkar-tusche. In einer weiteren Studie, in der 39 Patienten mit manifester kardiovaskulärer

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Erkrankung 75 mg Clopidogrel einmal täglich erhielten, wurden auch keine Verlänge-rungen der Verschlusszeiten mit der CEPI-Testkartusche festgestellt im Vergleich zu Patienten ohne plättchenhemmender Therapie (P > 0,200) (Müller et al., 2008). Die CADP-Testkartusche ergab bei keiner der Versuchsgruppen ein Ergebnis. Lediglich in der Versuchsgruppe, in der Clopidogrel mit ASS kombiniert wurde, gab es eine deutli-che Verlängerung der CEPI-Verschlusszeit (P < 0,001), was auf den plättdeutli-chenhem- plättchenhem-menden Effekt der ASS zurückzuführen ist, da die Kombination der beiden Medika-mente das gleiche Ergebnis geliefert hat wie ASS alleine, so wie Müller et al. es schon in einer vorangegangenen Studie aus dem Jahre 2003 mit ähnlichem Versuchsaufbau festgestellt haben.

In der Tiermedizin liegen zum Hund die meisten Studien vor: In der Studie von Mischke und Keidel (2003) ist die Sensitivität des Plättchenfunktionsanalysegerätes PFA-100® hinsichtlich Plättchenfunktionsstörungen beim Hund getestet worden. Bei Hunden mit von-Willebrand-Krankheit waren die Verschlusszeiten und das verbrauchte Probenvo-lumen mit der CADP-Testkartusche erhöht. Korrespondierend zu einigen Studien im Humanbereich (Homoncik et al., 2000; Müller et al., 2008) haben Mischke und Keidel (2003) ebenfalls festgestellt, dass auch beim Hund die CEPI-Testkartusche sensitiver auf ASS reagiert als die CADP-Testkartusche. Zusätzlich sind in der genannten Studie Referenzwerte für die CADP-Testkartusche (53–98 Sekunden) und für die CEPI-Test-kartusche (92–>300 Sekunden) erstellt worden. Vergleichbare Referenzwerte weist auch die Studie von Callan und Giger (2001) für die Verschlusszeit der CADP-Test-kartusche (52–86 Sekunden) und der CEPI-TestCADP-Test-kartusche (97–225 Sekunden) auf.

Darüber hinaus haben Callan und Giger (2001) das Plättchenfunktionsanalysegerät PFA-100® auch bei Hunden mit primären Plättchenfunktiosstörungen wie von-Wille-brand-Krankheit und Thrombozytopenie angewendet. Die Ergebnisse waren ver-gleichbar mit denen von Mischke und Keidel (2003). Die Verschlusszeiten bei von-Willebrand-Krankheit und Thrombozytopenie waren signifikant verlängert. Clancey et al. (2009) haben für die mittels CADP-Testkartusche gemessene Verschlusszeit beim Hund einen Referenzbereich von 48–79 Sekunden ermittelt. Darüber hinaus sind in dieser Studie Hunde mit Herzerkrankungen wie Klappendefekten, Aortenstenosen und allgemeinen Herzgeräuschen untersucht worden. Sie zeigten signifikant verlängerte

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Verschlusszeiten gegenüber gesunden Hunden (Clancey et al., 2009). Auch zur Katze liegen mittlerweile einige Studien zu Referenzwerten, möglichen Veränderungen bei Erkrankungen und Beeinflussung durch Plättchenfunktionshemmer vor (Jandrey et al., 2008; Ho et al., 2016). Bei Katzen mit HCM zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Verschlusszeit im Vergleich zu gesunden Katzen (Jandrey et al., 2008). Dazu wurden bei Jandrey et al. (2008) Blutproben von 30 Katzen mit HCM und von 42 ge-sunden Katzen untersucht und verglichen. Die mediane Verschlusszeit der gege-sunden Katzen lag bei 64 Sekunden und die der erkrankten Katzen bei 74 Sekunden. Darüber hinaus sind von den gesunden Katzen in dieser Studie für die CADP-Testkartuschen Referenzwerte (43–176 Sekunden) für Katzenblut erstellt worden. In einer weiteren Studie sind ebenfalls Referenzwerte (46–89 Sekunden) für Katzenblut für die CADP-Testkartusche des Plättchenfunktionsanalysegerätes PFA-100® basierend auf den Blutproben von 46 gesunden Katzen erstellt worden (Ho et al., 2015). Die Arbeits-gruppe hat in einer aktuellen Arbeit auch einen deutlichen Effekt von Clopidogrel auf die Verschlusszeit der CADP-Testkartusche nachweisen können (Ho et al., 2016;

siehe 2.1.3).