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Pharmakokinetik von Dembrexin nach intravenöser Applikation

III MATERIAL UND METHODEN

Pferd 3 Pferd 4 Pferd 6 Pferd 8 Pferd 9 Dembrexinhydrochlorid

2 Pharmakokinetik von Dembrexin

2.1 Pharmakokinetik von Dembrexin nach intravenöser Applikation

Die Ermittlung der pharmakokinetischen Daten erfolgte sowohl für das Gesamtdembrexin, als auch für den unkonjugierten Anteil an Dembrexin im Plasma. Für die Berechnungen wurden vergleichend die Plasmakonzentrationen bis zur Quantifizierungsgrenze (LLQC = 50 ng/ml) (Tab. 25 und 27) und bis zur Nachweisgrenze (LOD = 5 ng/ml) eingesetzt (Tab. 26 und 28).

Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass Werte unterhalb des LLQC nicht eindeutig quantitativ darstellbar sind, ihre Einbringung in pharmakokinetische Berechnungen daher unsicher ist. In den folgenden Abschnitten wird deshalb nur auf die Ergebnisse der Berechnungen bis zum LLQC eingegangen.

Die Konzentrationen des Gesamtdembrexin im Plasma (s. Tab. 35 im Anhang) zeigen zu Beginn hohe interindividuelle Schwankungen. Die bei allen Pferden nach 2 Minuten genommenen Proben enthielten Dembrexin in einer durchschnittliche Konzentration von ca.

550 ± 170 ng/ml. Ein rascher Abfall der Konzentration innerhalb der ersten 10 Minuten nach der Applikation war nicht bei allen Pferden zu verzeichnen. So zeigte sich bei Pferd 7 in den ersten 5 Minuten nach der Applikation ein Konzentrationsabfall; die Konzentration der 10 Minuten nach der Applikation entnommenen Probe war jedoch wieder ähnlich der Anfangskonzentration. Die Quantifizierungsgrenze (50 ng/ml) war im Mittel bei allen Pferden

nach etwa 4 Stunden unterschritten. Die Nachweisgrenze (5 ng/ml) war bei 6 Pferden nach 24 Stunden, bei einem Pferd nach 36 Stunden unterschritten. Die Darstellungen der Konzentrationen des unkonjugierten und des gesamten Anteils an Dembrexin im Vergleich (s. Abb. 24) verdeutlichen, dass die Substanz unmittelbar nach der Injektion noch nahezu vollständig unkonjugiert vorlag. Die Zunahme der konjugierten Fraktion im Verlauf der Verweildauer der Substanz im Körper geht aus Abb. 24 ebenfalls hervor. Unkonjugiertes Dembrexin war nach 10 Stunden bei keinem Pferd mehr nachweisbar.

Zur Berechnung der pharmakokinetischen Daten wurde ein Zwei-Kompartiment-Modell gewählt. Hiermit wurde bei allen sieben Pferden die beste Anpassung an statistische Kriterien (Akaike-, Schwarz- und Imbimbo-Test) erreicht (HEINZEL et al. 1993). Als terminale Halbwertszeit wurde so für das Gesamtdembrexin eine Zeit von durchschnittlich 1,9 ± 0,6 Stunden errechnet, für den unkonjugierten Anteil im Mittel 0,6 ± 0,2 Stunden.

Dementsprechend lag die Clearance des unkonjugierten Anteils mit durchschnittlich 23,0 ± 3,4 ml/min*kg mehr als doppelt so hoch wie die des Gesamtdembrexins mit 8,8 ± 2,9 ml/min*kg. Die kürzere Halbwertszeit und die höhere Clearance des unkonjugierten Anteils sind ein Hinweis für die Metabolisierung der Substanz. UNGEMACH (2003) gibt für Dembrexin eine Halbwertszeit von 1-3 Stunden an. Eine wesentlich längere terminale Halbwertszeit von 15 Stunden geht aus einer Studie, in der 1 mg Dembrexinhydrochlorid einem Pferd intravenös verabreicht wurde, hervor (interner Bericht Boehringer Ingelheim).

Die pharmakokinetischen Daten wurden hierbei jedoch nach einem Drei-Kompartiment-Modell berechnet, im Gegensatz zu den Berechnungen in dieser Arbeit nach einem Zwei-Kompartiment-Modell. Das Verteilungsvolumen im Steady State von durchschnittlich 1,2 ± 0,4 l/kg bzw. in der Eliminationsphase von etwa 0,8 ± 0,3 l/kg lässt, da es deutlich über dem Volumen des Gesamtkörperwassers (0,55-0,6 l/kg) liegt, auf eine gute Verteilung der Substanz in das Gewebe schließen (FREY 1996). Aus Studien mit mehrtägiger oraler Gabe von radioaktiv markiertem Dembrexin geht hervor, dass die Anreicherungsorte von Dembrexin Leber und Nieren sind (interner Bericht Boehringer Ingelheim). An dieser Stelle wurde nur auf die Mittelwerte der pharmakokinetischen Parameter eingegangen. Unter Bezugnahme auf die Fragestellung dieser Arbeit sollten jedoch die Einzelwerte besondere Beachtung finden, da sich nicht unerhebliche interindividuelle Unterschiede zeigen. So

schwankten die errechneten Cmax-Werte zwischen 338 und 822 ng/ml. Auch Halbwertszeit bzw. Clearance variierten teilweise um den Faktor 2 (z.B. Pferd 1 und 7, Tab. 25).

Die im Urin gemessenen Konzentrationen (s. Tab. 37) zeigten ähnliche Schwankungen wie die Plasmakonzentrationen. So lagen die maximalen Werte zwischen 4522 und 14626 ng/ml.

Auch nach 72 Stunden differierten die Werte noch um den Faktor 6. Die Quantifizierungsgrenze (50 ng/ml) war bei vier Pferden bereits nach drei, bei drei Pferden nach vier Tagen unterschritten. Die Substanz konnte bei vier Pferden nach fünf, bei drei Pferden nach sechs Tagen nicht mehr nachgewiesen werden. Diese Unterschiede, die sowohl in der linearen (Abb. 27) als auch in der halblogarithmischen Darstellung (Abb. 28-34) der Konzentrationsverläufe gut zu erkennen sind, verdeutlichen, dass die Beurteilung des Ausscheidungsverhaltens einer Substanz anhand der Urinkonzentrationen mit Unsicherheiten behaftet ist. Eine maßgebliche Beeinflussung liegt in der teilweise erheblich variierenden Harnproduktion der Tiere, die auf verschiedenen physiologischen Faktoren beruht, wie z.B.

diurnalen Schwankungen, Flüssigkeitsaufnahme, Stress, körperliche Belastung u.a. (SAMS 1992). Für eine exaktere Beurteilung wäre es erforderlich, den gesamten Urin über die Dauer der Ausscheidung zu sammeln, was die Ermittlung der Ausscheidungsrate (ausgeschiedene Menge pro Zeiteinheit) ermöglichen würde (DYKE und SAMS 1994). Dieses stößt bei Pferden jedoch auf praktische Probleme. Die Auswirkung der Urinproduktion auf die Ausscheidungsmenge einer Substanz, wird anhand einer kumulativen Darstellung verdeutlicht. Zur Urinproduktionsmenge beim Pferd werden im Schrifttum Werte von 3-18 bzw. 24-48 ml/kg KM/Tag angegeben (GÄBEL 2000, SCHÄFER 1999). In Abb. 35 bzw.

Tab. 40 wurde mit einer Menge von 18 ml/kg KM pro Tag gerechnet. Für Pferd 7 ergibt sich daraus beispielsweise eine nach 11 Tagen ausgeschiedene Menge an Dembrexin von ca.

56 mg. Das entspricht etwa 28 % der gegebenen Dosis (bezogen auf die Dosis von 203,29 mg Dembrexin Reinsubstanz). Stellt man die Berechnung mit 48 ml/kg KM täglicher Harnproduktion an, erhöht sich die ausgeschiedene Menge auf 148 mg Dembrexin, entsprechend ca. 67 % der gegebenen Dosis. Selbst wenn der ganze Urin gesammelt würde, müsste berücksichtigt werden, dass weitere physiologische Faktoren die Ausscheidung einer Substanz mit dem Urin beeinflussen (SAMS 1992). Einer dieser Faktoren ist beispielweise der Harn pH-Wert, der infolge körperlicher Anstrengung (z.B. durch einen Wettkampf) sehr

variieren kann (KLAUS und HAPKE 1994). Bei Rennpferden wurde eine Schwankungsbereich des pH-Wertes im Harn von 4,5 bis 9,0 festgestellt (TOBIN 1986). Für Substanzen, die in Abhängigkeit vom pH-Wert eliminiert werden, kann das einen erheblichen Einfluss auf Urinkonzentration und Ausscheidungszeit haben (UNGEMACH 1985). TOBIN (1986) erklärt, dass die Urinkonzentration einer Substanz aufgrund dieser Tatsache um das 200-fache variieren kann und kommt zu dem Schluss, dass es so gut wie unmöglich ist, von der Urinkonzentration eines Arzneimittels auf den Zeitpunkt seiner Applikation zu schließen.

Obwohl es sich bei Dembrexin um eine basische Substanz handelt, kann an dieser Stelle keine Aussage darüber gemacht werden, ob sie pH-Wert abhängig eliminiert wird, da sie nur in glukuronidierter und sulfatierter Form ausgeschieden wird. Der pK-Wert der Konjugate ist bislang unbekannt.

Die ausgeschiedene Gesamtmenge an Dembrexin, die unter der hypothetischen Annahme einer Urinproduktion von 18-48 ml/kg KM/Tag berechnet wurde, verdeutlicht, dass die Substanz noch 11 Tage nach der Applikation nicht vollständig ausgeschieden war, obwohl sie im Urin nicht mehr nachgewiesen werden konnte (s. Tab. 40 mit Berechnungen für 18 ml/kg KM/Tag). TOBIN et al. (1982) unterscheiden in diesem Zusammenhang die „detection time“

von der „clearance time“, da eine Substanz noch über einen langen Zeitraum in nicht zu detektierenden Mengen ausgeschieden wird. Ein Teil der Substanz kann auch auf anderem Wege eliminiert werden (Schweiß, Atmung u.a.) (BENET et al. 1996). In dieser Studie kommt hinzu, dass nur die Muttersubstanz trans-Dembrexin analysiert wurde, da eine Referenzsubstanz für das cis-Isomer nicht zur Verfügung stand. Angaben über den prozentualen Anteil des cis-Isomers im Urin nach intravenöser Applikation liegen jedoch nicht vor.

Berechnungen nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) (s. Kap. IV 1.5 und Tab. 31-34) sollten zur Ermittlung der Dembrexinkonzentration in Plasma und Urin führen, bei denen die Substanz keine relevante pharmakologische Wirksamkeit mehr besitzt. Die für das Gesamtdembrexin nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) ermittelte effektive Plasmakonzentration (EPC) beträgt durchschnittlich 48 ± 20 ng/ml, für die unkonjugierte Fraktion 17 ± 3 ng/ml. Zur Berechnung einer irrelevanten Plasmakonzentration (IPC) wurde

ein Sicherheitsfaktor eingebracht. Dieser setzt sich nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) aus dem Faktor 10 für die interindividuelle Variabilität, multipliziert mit dem Faktor 50, zusammen. Ein Faktor von 50 wird laut TOUTAIN und LASSOURD (2002) gewählt, wenn die gegebene Dosis ähnlich der Dosis ist, bei der 50 % der maximalen Wirkintensität (ED50) erwartet werden und wenn die Dosis-Wirkungsbeziehung einem Emax-Modell folgt. Das Emax -Modell ist ein pharmakodynamisches -Modell, das bei der Ermittlung der Konzentration/Effekt-Beziehung die maximal erreichbare Wirkintensität (Emax) und die Konzentration des Arzneistoffs, bei der die Hälfte dieser maximalen Wirkintensität beobachtet wird, einbezieht. Dadurch trägt dieses Modell im Gegensatz zu anderen pharmakodynamischen Modellen der Tatsache Rechnung, dass die maximale Wirkintensität eines Arzneistoffs auch bei weiterer Erhöhung seiner Konzentration nicht mehr zunimmt (DERENDORF et al. 2002). Auch in den eigenen Berechnungen wurde ein Sicherheitsfaktor von 500 angenommen. Es ergab sich für das Gesamtdembrexin eine IPC von durchschnittlich 0,1 ± 0,04 ng/ml, für den unkonjugierten Anteil von 0,03 ± 0,01 ng/ml. Da diese errechneten Werte weit unterhalb der Nachweisgrenze liegen, können die Ausscheidungszeiten bis zum Erreichen der IPC — 23,7 ± 7,3 Stunden für das Gesamtdembrexin und 9,1 ± 3,1 Stunden für den unkonjugierten Anteil (s. Tab. 31 und 33) — nicht mit den gemessenen Konzentrations-Zeit-Werten verglichen werden (s. Tab. 35 und 36). Mit einer Gleichung nach KIETZMANN (1983) wurden zusätzlich jeweils die Ausscheidungszeiten des gesamten und freien Dembrexins bis zum Erreichen der Quantifizierungs- bzw. der Nachweisgrenze (tA50 und tA5) berechnet (s. Tab. 31 und 33). Für das Gesamtdembrexin wurde eine Zeit von 6,9 ± 2,6 Stunden bis zum Erreichen der Quantifizierungsgrenze, bis zum Erreichen der Nachweisgrenze 13,1 ± 4,7 Stunden errechnet. Im Mittel stimmt diese errechnete Zeit mit den Messergebnissen überein, die Einzelwerte liegen jedoch teilweise nach dieser Zeit noch oberhalb der Nachweisgrenze (vgl. Tab. 31 und 35). Bei der Berechnung der Ausscheidungszeiten des unkonjugierten Anteils verhält es sich ähnlich. Die Mittelwerte, 2,4

± 1,0 Stunden bis zur Quantifizierungsgrenze und 4,5 ± 1,7 Stunden bis zur Nachweisgrenze, stimmen mit den Messergebnissen relativ gut überein, während die Einzelwerte Abweichungen zeigen (vgl. Tab. 33 und 36). Diese Ergebnisse belegen die Unsicherheiten errechneter Werte aufgrund der teilweise erheblichen Streuung der Einzelwerte und

verdeutlichen die Problematik, auf Grundlage solcher Berechnungen allgemeingültige Aussagen zu treffen.

Zur Berechnung einer irrelevanten Urinkonzentration (IUC) nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) wurde die IPC mit dem Urin/Plasma-Konzentrationsverhältnis im Steady State (Rss) multipliziert. Hierfür wurde die durchschnittliche Plasmakonzentration im Dosierungsintervall von 12 Stunden errechnet (s. Kap. IV Ergebnisse 1.5). Die durchschnittliche Urinkonzentration konnte nur für die ersten zehn Stunden ermittelt werden, da ein nach 12 Stunden gemessener Wert bei allen Pferden fehlt. Eine experimentelle Extrapolation auf eine nach 12 Stunden gemessene Konzentration führte aber zu keinem nennenswerten Unterschied. Die Berechnung für das Konzentrationsverhältnis Gesamtdembrexin/Urin ergab ein Rss von 47 ± 26, für das Verhältnis unkonjugierte Fraktion/Urin ein Rss von 134 ± 79. Trotz dieser unterschiedlichen Rss-Werte errechnete sich, aufgrund der niedrigeren IPC-Werte des unkonjugierten Anteils, für beide Fraktionen eine annähernd vergleichbare IUC; 4,1 ± 2,1 ng/ml für Gesamtdembrexin und 4,4 ± 2,7 ng/ml für den unkonjugierten Anteil. Laut dieser Berechnungen bewegt sich die IUC also im Bereich der Nachweisgrenze. Die aus Tabelle 37 abgelesene Zeit, bis zum Erreichen der jeweils für die einzelnen Pferde errechneten IUC-Werte, liegt zwischen 5-7 Tagen, wobei die Zuordnung der Werte unter 5 ng/ml unsicher ist.

Das Einbeziehen des variablen Wertes Rss, stellt nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) einen Unsicherheitsfaktor bei diesen Berechnung dar. Da sich dieser Faktor aus der Konzentration der Substanz im Urin errechnet, wird er durch verschiedene Faktoren beeinflusst (s.o.). Würde die Konzentration beispielsweise durch eine verstärkte Diurese um eine Zehnerpotenz ansteigen, dann lägen die oben angegebenen IUC-Werte nicht mehr im Bereich der Nachweisgrenze, sondern eher im Bereich der Quantifizierungsgrenze.

2.2 Pharmakokinetik nach oraler Applikation

Die Berechnung pharmakokinetischer Daten für Dembrexin nach oraler Applikation sollte vor allem dazu dienen, Aussagen zur Bioverfügbarkeit des pharmakologisch wirksamen Bestandteils der Substanz zu treffen. So wurde im Plasma nur der Anteil der unkonjugierten

Fraktion bestimmt. Die Parameter konnten nur orientierend nach dem Ein-Kompartiment-Modell berechnet werden, da die Plasmakonzentrationen überwiegend im Bereich (unterhalb) der Quantifizierungsgrenze lagen. Die maximal gemessenen Konzentrationen im Plasma lagen zwischen 25 und 59 ng/ml und waren 30 Minuten nach der oralen Applikation erreicht.

Da vorher keine Plasmaproben gewonnen wurden, ist nicht auszuschließen, dass die maximalen Konzentrationen früher erreicht wurden. Die errechnete Zeit tmax bis zum Erreichen der maximalen Konzentration Cmax betrug etwa 0,4 ± 0,2 Stunden. Aus einer anderen Studie geht eine Zeit in ähnlicher Größenordnung von 0,25-0,75 Stunden hervor (interner Bericht Boehringer Ingelheim). Als Absorptionshalbwertszeit konnten durchschnittlich 0,6 ± 0,2 Stunden ermittelt werden, die Eliminationshalbwertszeit lag bei durchschnittlich 0,1 ± 0,03 Stunden. Die im Vergleich zur intravenösen Applikation relativ hohe Clearance von im Mittel 85 ± 25 ml/min*kg ist ein Hinweis auf die schnelle Metabolisierung der Substanz.

Die Bewertung der genannten pharmakokinetischen Parameter kann aus den oben genannten Gründen nur mit Vorbehalt erfolgen.

Trotz der schlecht zu beurteilenden Plasmawerte aus dem Versuch mit oraler Applikation, konnte mit 27,7 ± 8,6 % eine Bioverfügbarkeit für Dembrexin ermittelt werden (s. Tab.30), die Angaben von 30 % gut entsprechen (UNGEMACH 2003, interner Bericht Boehringer Ingelheim). Diese mäßige Bioverfügbarkeit spiegelt in erster Linie den hohen „First-Pass-Effekt“ wider, dem Dembrexin unterliegt.

Entsprechend den Plasmakonzentrationen erreichten auch die Konzentrationen im Urin nicht die Höhe der Urinkonzentrationen nach intravenöser Gabe (s. Tab. 39). Die maximalen Werte waren bei 2 Pferden nach 2 Stunden, bei 3 Pferden erst nach 6 Stunden erreicht. Sie bewegten sich zwischen 1113 und 2851 ng/ml und die mit einem geschätzten Urinvolumen von 18 ml/kg KM errechnete ausgeschiedene Substanzmenge betrug nur 10,1 ± 2,6 % der gegebenen Dosis (s. Abb. 44 und Tab. 41). Die Nachweisgrenze im Urin war bei einem Pferd nach 4 Tagen unterschritten, bei den anderen Pferden erst nach 5 Tagen. Diese Zeiten sind trotz der niedrigeren Ausgangskonzentrationen denen nach intravenöser Gabe (5-6 Tage) vergleichbar.

Dieses lässt sich wahrscheinlich durch den sogenannten enterohepatischen Kreislauf, dem die Substanz unterliegen kann, erklären, durch den die Ausscheidungszeit verlängert wird (KAMERLING und OWENS 1994).

Die Gründe für die Unterschiede zwischen intravenöser und oraler Gabe sind vielschichtig.

Bei der oralen Applikation muss sichergestellt sein, dass die gesamte Substanzmenge aufgenommen wurde. Dieses kann sich im Einzelfall gerade bei Großtieren schwierig gestalten. Im Magen-Darm-Trakt unterliegt die Substanz möglicherweise der Zersetzung durch Darmenzyme (BAGGOT 1978) und schließlich wird Dembrexin in der Leber zu Glukuronid- und Sulfatkonjugaten metabolisiert (hepatischer „First Pass Effekt“) (interner Bericht Boehringer Ingelheim). Auch eine Metabolisierung in den Zellen der Darmschleimhaut ist zu erwägen (DERENDORF et al. 2002). Zu einem nicht quantifizierbaren Anteil wird die metabolisierte Substanz mit den Fäzes ausgeschieden; sie entzieht sich so der Detektion in Plasma bzw. Urin (BENET et al. 1996). Hinzu kommt der in dieser Arbeit nicht erfasste Anteil des cis-Isomers (s.o.). Dieses soll nach oraler Applikation von Dembrexin in etwa der gleichen Konzentration vorliegen wie die Muttersubstanz (BAUER et al. 1986). Ein ausgeprägter „First-Pass-Effekt“ konnte in einer Studie mit radioaktiv markiertem Dembrexin ermittelt werden. So wurden 30 Minuten nach oraler Applikation nur 10–20 % der Muttersubstanz im Plasma gefunden (interner Bericht Boehringer Ingelheim). In einer Studie von NESPOLO et al. (1988) lagen nach oraler Gabe von Dembrexin nahezu alle Plasmakonzentrationen im nicht messbaren Bereich bzw.

unterhalb der dort festgelegten Nachweisgrenze von 20 ng/ml, so dass eine pharmakokinetische Auswertung nicht möglich war. Diese Untersuchungen bestätigen die eigenen Ergebnisse.

3 Bewertung der Ergebnisse

Die Ermittlung der irrelevanten Plasma- und Urinkonzentration eines Arzneimittels nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) hat im eigentlichen Sinn die Ermittlung von Grenzwerten, die in den Dopinglisten Anwendung finden sollen, zum Ziel. Die Autoren beziehen sich ausschließlich auf Arzneimittel, die zu Therapiezwecken eingesetzt werden. Sie

wollen verhindern, dass zu strenge Dopingkontrollen zu einem limitierenden Faktor in der ordnungsgemäßen Behandlung erkrankter Tiere werden. Da es mit den heutigen Analysemethoden möglich ist, kleinste Mengen einer Substanz nachzuweisen, die oftmals weit unterhalb der pharmakologisch wirksamen Konzentration liegen, ist diese Vorgehensweise grundsätzlich durchaus sinnvoll.

So ist Dembrexin ein Therapeutikum, das häufig zur Behandlung einer chronischen Atemwegserkrankung eingesetzt wird. Die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis erfolgt in der Regel nur symptomatisch (HAMANN 1999) teilweise über einen langen Zeitraum. Es ergibt sich hieraus die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, für ein Arzneimittel, das zur Linderung chronischer Beschwerden eingesetzt wird, irrelevante Konzentrationen in Plasma bzw. Urin festzulegen. Die in dieser Arbeit errechnete irrelevante Urinkonzentration beträgt 4,1 ± 2,1 ng/ml und bewegt sich damit im Bereich der Nachweisgrenze (= 5 ng/ml).

Das bedeutet letztlich, dass alle bei einer Dopingkontrolle gemessenen Werte unterhalb der Quantifizierungsgrenze von 50 ng/ml nicht zu beanstanden wären.

Es bedeutet zwangsläufig sicherlich nicht, dass ein auf Dembrexin positiv getestetes Pferd an COB leidet, die Möglichkeit müsste jedoch in Betracht gezogen werden. Aus tierschutzrechtlicher Sicht ergäbe sich hieraus die Notwendigkeit ein positiv getestetes Tier zunächst eingehender auf seinen Gesundheitszustand zu untersuchen. Es macht keinen Sinn, einen negativen Dopingbefund auszusprechen, ein Pferd aber eventuell mit weiterhin bestehenden Atemproblemen an Wettkämpfen teilnehmen zu lassen. GERBER (1997) weist auch auf die Verfälschung von Zuchtwertschätzung hin, wenn medizierte Pferde zum Wettkampf zugelassen werden, da die Neigung zur Allergie bei der COB offensichtlich auf einer genetischen Grundlage beruht.

Die vorgelegten Ergebnisse sagen aus, dass Dembrexin bei den hier untersuchten sieben Pferden 6 Tage nach der Applikation weder im Plasma noch im Urin nachzuweisen ist. Eine allgemeingültige Aussage, wie lange die Substanz bei einem Pferd detektierbar ist, soll damit jedoch nicht getroffen werden. Zum Einen ist die gewählte Anzahl der Probanden noch immer zu gering, um sicher auf die Gesamtpopulation schließen zu können. Zum Anderen wird

schon bei den hier untersuchten Tieren eine beachtenswerte interindividuelle Variabilität deutlich. So zeigen sich erhebliche Unterschiede in den Dembrexinkonzentration von zu gleichen Zeiten entnommenen Urin- bzw. Plasmaproben. TOBIN (1986) führt anhand des Beispiels Phenylbutazon aus, dass Plasmakonzentrationen bei verschiedenen Pferden nach Applikation der gleichen Menge des Arzneimittels um das 50-fache schwanken können. Um Aussagen über das Ausmaß dieser Schwankungsbreite treffen zu können, wäre laut TOBIN (1986) eine Mindestanzahl von 50 untersuchten Tieren notwendig.

Die individuellen Einflussfaktoren auf die Pharmakokinetik eines Arzneimittels sind vielschichtig. Beim Menschen wurden beispielweise geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt, wobei Männer höhere Aktivitäten einiger Enzyme, die am Metabolismus von Arzneimitteln beteiligt sein können, aufwiesen. Auch genetische Einflüsse sind ein Grund für das Vorliegen interindividueller Variabilität, so z.B. die Vererbung bestimmter Enzymaktivitäten (DERENDORF et al. 2003). Weiterhin ist zu erwähnen, dass es sich bei den in dieser Arbeit verwendeten Pferden um gesunde Tiere handelte. Die pharmakokinetische Variabilität bei kranken Individuen ist jedoch in der Regel größer als bei gesunden (DERENDORF et al. 2003, KLAUS und HAPKE 1994). Auch körperliche Belastung eines Tieres, wie z.B. bei einem Wettkampf, wirkt sich möglicherweise auf das pharmakokinetische Verhalten einer Substanz aus (SAMS 1996). So kann z.B. die Absorption eines Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt aufgrund potrahierter Magenentleerung und verminderter intestinaler Durchblutung verzögert sein (KAMMERLING und OWENS 1994). Je nach Grad der körperlichen Anstrengung kommt es zu einer verminderten Durchblutung der Nieren, wodurch die renale Ausscheidung beeinflusst werden kann (VAN BAAK 1990). Nicht zuletzt sei noch einmal der ebenfalls durch körperliche Belastung variierende pH-Wert des Urins genannt, der einen erheblichen Einfluss auf das Ausscheidungsverhalten einer Substanz haben kann (TOBIN 1986).

Somit ist festzuhalten, dass die Ergebnisse dieser Arbeit die mit dem Nachweis dopingrelevanter Substanzen verbundene Problematik im Pferdesport einmal mehr verdeutlichen. Die verschiedenen Ansätze zur Ermittlung von Grenzkonzentrationen, wie sie von TOUTAIN und LASSOURD (2002) oder auch von TOBIN et al. (1999) erbracht werden,

limitieren sich zum Teil selbst. So erklären TOUTAIN und LASSOURD (2002), dass sich ihre Vorgehensweise auf bestimmte Arzneimittel beschränken muss und Urin als Matrix zur Beurteilung von Arzneimittelkonzentrationen eher unsicher ist. Auch der Vorschlag von TOBIN et al. (1999), die „Highest No Effect Dose“(HNED) eines Arzneimittels zu ermitteln, beschränkt sich auf bestimmte Arzneimittel und kann z.B. nicht übertragen werden, wenn ein Medikament auf anderem Wege verabfolgt wurde. Ein weiteres Problem das viele Studien gemein haben, ist, dass die Anzahl der Versuchstiere oftmals zu gering ist, um definitive Aussagen für die Gesamtpopulation treffen zu können (DYKE und SAMS 1994). Die auf diese Weise nicht erkannten „Ausreißer“ könnten die Tiere sein, die in Dopingkontrollen positiv getestet werden (TOBIN 1986).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit dieser Arbeit eine geeignete GC/MS-Methode zum Nachweis von Dembrexin in Plasma und Urin entwickelt werden konnte. Es wurde eine Quantifizierungsgrenze von 50 ng/ml und eine Nachweisgrenze von 5 ng/ml erreicht. Die Etablierung dieser Methode wäre eine Lösung, die Nachweisempfindlichkeiten verschiedener Laboratorien zu vereinheitlichen.

Die Festlegung eines Grenzwertes für Dopingkontrollen ist aufgrund der Tatsache, dass Dembrexin unter anderem zur Behandlung einer chronischen Erkrankung eingesetzt wird, nicht zu empfehlen. Auch die Empfehlung für eine Karenzzeit gestaltet sich schwierig.

Die Festlegung eines Grenzwertes für Dopingkontrollen ist aufgrund der Tatsache, dass Dembrexin unter anderem zur Behandlung einer chronischen Erkrankung eingesetzt wird, nicht zu empfehlen. Auch die Empfehlung für eine Karenzzeit gestaltet sich schwierig.