• Keine Ergebnisse gefunden

2.2 Optionale Prüfung Spülfeldverbringung

3.1.2 Pflanzen der Roten Listen

Die Erfassung der Pflanzen der Roten Liste erfolgte innerhalb des direkten Eingriffsbereiches (Abtragungsflächen, Spülfeld Flemhude und Verbringungsflächen) im Rahmen von 2 Bege-hungen im Mai und im August 2008. Hinzu kommt die am 06.08.09 durchgeführte Erfassung der Pflanzen der Roten Listen im Bereich des Fähranlegers Landwehr auf der Südseite des NOK. Darüber hinaus wurden auch die nicht beeinträchtigten Böschungsbereiche erfasst, um Aussagen zu Wiederbesiedlung und möglicher Einzigartigkeit der nachgewiesenen Pflanzenarten treffen zu können. Dabei wurden alle Fundorte sowie die geschätzten Popula-tionsgrößen der nach der Roten Listen der Farn- und Blütenpflanzen Schleswig-Holsteins (MIERWALD & ROMAHN 2006) bzw. Deutschlands (KORNECK et al. 1996) gefährdeten Pflanzenarten aufgenommen. Die Fundorte wurden punktgenau in Geländekarten eingetra-gen bzw. mittels eines GPS-Gerätes eingemessen und den jeweilieingetra-gen Biotopfundorten zu-geordnet. Darüber hinaus wurden in diesen Bereichen auch Funde von Arten der Vorwarnlis-te nach MIERWALD & ROMAHN (2006) aufgenommen, diese aber nicht einzeln punktgenau

1 Seit 01.03.10 ist der gesetzliche Schutz bestimmter Biotoptypen zwar in anderen Paragrafen geregelt, der Kartierschlüssel behält aber für die inhaltliche Ansprache weiterhin Gültigkeit.

verortet, sondern direkt den Biotopfundorten zugeordnet. Für den übrigen Untersuchungs-raum erfolgte eine Aufnahme der Pflanzen der Roten Listen im Rahmen der Biotoptypenkar-tierung, die als Grundlage für eine Potenzialabschätzung bzw. für eine gezielte Nachsuche dienten. Die Lage der Fundorte ist der Karte „Rote Liste Pflanzen“ zu entnehmen.

3.1.3 Kalktuffquellen

Quellen lassen sich charakterisieren als natürlich oder künstlich entstandene Grundwas-seraustritte in der Landschaft, die ausgeprägt genug sind, dass es zu einem - wenn auch kurzen und örtlich begrenzten - Abfluss kommt (DIN 4049-3 1994; MATTEß & UBELL 2003).

Im Gegensatz dazu stehen Nassstellen als Wasseraustritte ohne sichtbaren Abfluss.

Aufgrund ihrer besonderen ökologischen Bedingungen sind Quellen Lebensräume, die eine oft hochspezialisierte Pflanzen- und Tierwelt beherbergen. Insbesondere weisen aus Tiefen-wasser gespeiste Quellen im Jahresverlauf eine weitgehend konstante Wassertemperatur auf, so dass sie sich im Frühjahr oft durch einen früheren Vegetations- und Blühbeginn als in der Umgebung auszeichnen. Oberflächennah gespeiste Quellen weisen eher schwankende Temperaturen auf (SCHÖNBORN 2003). Die chemischen Verhältnisse des Quellwassers werden von den geologischen Bedingungen im Einzugsgebiet bestimmt. Minerale werden ausgewaschen und können durch biologisch-chemische Reaktionen an der Luft ausgefällt werden. Liegt etwa ein hoher Eisengehalt des Quellwassers vor, kann es durch Eisenbakte-rien zuweilen zu den charakteristisch rötlichen Eisenockerablagerungen kommen. Aus silikatischem Einzugsgebiet entstehen Silikatquellen, die kalkarm sind. An Karbonatquellen dagegen kann es zur Ausfällung von Kalk in fester Form kommen oder in Form von porösem Kalktuff. Hier weist das austretende Grundwasser einen erhöhten Gehalt von Kohlendioxid (CO2) auf. Im Zuge der pH-abhängigen Dissoziation der Kohlensäure entsteht in Folgereakti-onen das schwerlösliche Calciumcarbonat (CaCO3) und setzt sich ab (Quellkalk). In solchen kalkhaltigen Quellen können Moose durch ihre schwammartige Filterstruktur und Oberflä-chenvergrößerung eine wichtige zusätzliche Rolle bei der Kalkablagerung einnehmen. Sie entziehen dem Wasser zusätzlich CO2 und tragen damit zur Kalkausfällung bei. So können jährlich bis zu mehreren Millimeter Kalk in Moosteppiche der Kalkquellen eingelagert werden (SCHÖNBORN 2003). Gut ausgeprägte Kalkquellen sind heutzutage in Schleswig-Holstein sowie bundesweit sehr selten geworden und stark gefährdet (RIECKEN et al. 2006). Alle Quellen sind nach § 30 (2) des BNatSchG geschützt.

Kalktuffquellen werden des Weiteren von der Europäischen Union als „prioritär schützens-werte“ Lebensräume in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) eingestuft (SSYMANK 1998). Vor diesem Hintergrund wurde auch das Gebiet „Kalkquellen am Nord-Ostsee-Kanal in Kiel DE 1626-351“ in die nationale Vorschlagsliste der FFH-Gebiete aufgenommen. Dies ist ein etwa 6 ha großes Gebiet in der Talniederung der ehemaligen Levensau mit flächig austretenden Sickerquellen und einem hochwertigen Artenspektrum aus hochgradig selte-nen Kalkmoosen und Kalk anzeigenden Pflanzenarten.

Im Zuge der vorliegenden Untersuchung wurden in der Vegetationsperiode 2008 exempla-risch an 11 Kalkquellen des Nord-Ostsee-Kanals innerhalb des Untersuchungsgebietes zwi-schen Groß-Königsförde und der Levensauer Hochbrücke Kiel Untersuchungen zur

Ausprä-gung der Quellen, der spezifischen Moosflora und Vegetation sowie der Molluskenfauna durchgeführt.

3.1.3.1 Übersichtskartierung

Anhand der vorliegenden Biotopkartierung (BBS 2007) wurde eine Übersichtskartierung der Kalktuffquellen im Böschungsbereich des NOK vorgenommen. Da geomorphologisch die Bezeichnung Kalktuffquellen auf alle Quellbereiche und Sickerstellen zutrifft, in denen es zu Kalkausfällungen kommt und solche Bereiche in großer Zahl am NOK vorhanden sind, wur-den gemäß einer Abstimmung mit dem LLUR nur die Quellbereiche weiter untersucht, die neben einem feucht-nassen Quellbereich auch eine kalktuffquellenspezifische Moosflora aufweisen. Es erfolgte am 06.02.2008 eine Vor-Ort-Begehung mit Herrn Dr. Florian Schulz, indem das Moosarteninventar an den Quellbereichen der Böschungen gesichtet und einige Arten im Labor bestimmt wurden. Entscheidungsrelevante Arten waren Bryum pseudotriquetrum, Cratoneuron filicinum und Pellia endiviifolia. Nach Abstimmungen der Er-gebnisse mit Herrn Dr. Schulz sowie Sichtung weiterer Angaben von Frau Dr. Silke Lütt (LLUR), wurden 11 Quellen für eine weitere Untersuchung ausgewählt. Die Fundorte wurden von Westen nach Osten durchnummeriert und mit NOKQ (Q für Quelle) präfiziert. Die Lage der Fundorte ist der Karte „Quellen“ zu entnehmen.

3.1.3.2 Moose und Gefäßpflanzen

Die nach einer Übersichtskartierung ausgewählten 11 Kalktuffbereiche wurden hinsichtlich der Moosflora und der Gefäßpflanzen weiter untersucht. Hierzu wurden in insgesamt 4 Be-gehungen in den Monaten Februar, April, Mai und Juni die Moosflora aufgenommen und pflanzensoziologische Aufnahmen mit halbquantitativen Deckungsangaben erhoben. Zwi-schen März und September 2008 erfolgten mehrere Geländebegehungen an 11 Quellberei-chen am Nord-Ostsee-Kanal innerhalb des ausgewiesenen Untersuchungsgebietes zu un-terschiedlichen Blühzeitpunkten. Die Ausdehnung der Quellen wurde ausgemessen und An-gaben zur Ausprägung und Struktur (mittlere Breite und Länge des Quellbereichs, Hangnei-gung, Ausrichtung, Vegetationsstruktur, Störungen oder Schäden, naturschutzrelevante Kri-terien) festgehalten. Je Quelle wurden 2 - 3 vegetationskundliche Belegaufnahmen, abge-wandelt nach BRAUN-BLANQUET (1964) aktuell in einer kombinierten Fassung nach BARKMAN et al. (1964) sowie REICHELT & WILMANNS (1973) erstellt sowie die Moosflora innerhalb der Quellen und der unmittelbaren Randbereiche erfasst. Darüber hinaus wurden sonstige floristische Besonderheiten aufgeführt.

Aufnahmeskala für die Vegetation nach BRAUN-BLANQUET (1964), abgewandelt:

r 1 Individuum /Aufnahmefläche,

+ 2 -5 Individuen /Aufnahmefläche, Deckung < 5 % der Aufnahmefläche 1 6 - 50 Individuen / Aufnahmefläche, Deckung < 5 % der Aufnahmefläche 2m > 50 Individuen / Aufnahmefläche, Deckung < 5 % der Aufnahmefläche 2a > 5 - 15 % Deckung, Individuenzahl beliebig

2b > 16 - 25 % Deckung, Individuenzahl beliebig 3 > 26 - 50 % Deckung, Individuenzahl beliebig

4 > 51 - 75 % Deckung, Individuenzahl beliebig 5 > 75 - 100 % Deckung, Individuenzahl beliebig

Die Häufigkeitsangaben zu den Arten wurden wie folgt definiert:

e = Einzelfund

s = selten vorkommend (2 - 5 Nachweise) z = zerstreut vorkommend (6 - 25 Nachweise) v = verbreitet vorkommend (26 - 50 Nachweise) h = häufig vorkommend (> 50 Nachweise)

Die Gefährdungseinstufungen der Pflanzen richten sich nach der aktuellen Roten Liste des Landes Schleswig-Holstein (MIERWALD & ROMAHN, 2006) und für die Moose nach SCHULZ (2002). Angaben zur Verbreitung orientieren sich an SCHULZ & DENGLER (2007).

Angaben zu den Zeigerwerten der Pflanzen und Moose richten sich nach ELLENBERG et al.

(1992)

Reaktionszahl (R) Gefäßpflanzen

Die Zeigerwerte zu den Reaktionszahlen der Gefäßpflanzen geben Auskunft über Vorkom-men der Arten im Gefälle der Bodenreaktion.

1 Starksäurezeiger

2 zwischen 1 und 3 stehend 3 Säurezeiger

4 zwischen 3 und 5 stehend 5 Mäßigsäurezeiger

6 zwischen 5 und 7 stehend

7 Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger

8 zwischen 7 und 9 stehend, d.h. meist auf Kalk weisend 9 Basen- und Kalkzeiger, stets auf kalkreichen Böden Reaktionszahl (R) Moose

Die Zeigerwerte zu den Reaktionszahlen der Moose geben Auskunft über Vorkommen der Arten im Gefälle der Bodenreaktion und des Kalkgehaltes (nach DÜLL in ELLENBERG et al.

1992).

1 Starksäurezeiger

2 zwischen 1 und 3 stehend, d. h. vorwiegend auf saurem Substrat 3 Säurezeiger

4 zwischen 3 und 5 stehend 5 Mäßigsäurezeiger

6 zwischen 5 und 7 stehend

7 Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger, kalkhold 8 zwischen 7 und 9 stehend, d.h. meist auf Kalk weisend 9 Basen- und Kalkzeiger, stets auf kalkreichen Böden, kalkstet

3.1.3.3 Mollusken

An den 11 ausgewählten Quellen wurde die Molluskenfauna qualitativ durch Sichtbeobach-tung und durch Handaufsammlungen erfasst. Hierbei wurde u. a. auch die Vegetation oder Bodenstreu über einem weißen Tablett ausgeklopft. Die Handaufsammlungen fanden bei günstigen Erfassungsverhältnissen (anhaltende feuchte Witterung) an mehreren Terminen Ende September und Ende Oktober 2008 statt. Jeder Quellstandort wurde im Rahmen der qualitativen Erfassung zwischen 1 - 2 Stunden intensiv untersucht. Für die quantitative Er-fassung wird die Vegetation auf einer Fläche von 0,25 m2 abgeschnitten und die dazugehöri-ge Streuschicht bzw. der Aufladazugehöri-gehorizont entnommen. Insdazugehöri-gesamt wurden in Abhängigkeit von Größe und Strukturreichtums des jeweiligen Quellbereichs 1 - 2 Streumischproben pro Quelle entnommen. Insgesamt wurden 14 Streuproben für die quantitative Erfassung der Molluskenfauna untersucht. Die Entnahme fand nach wochenlanger feuchter Witterung Ende Oktober 2008 statt. In der nachfolgenden Tabelle ist die konkrete Anzahl der pro Quelle ent-nommenen Streuproben genauer aufgeführt.

Tabelle 3-1: Anzahl der entnommenen Streuproben pro untersuchter Quelle Fundort Anzahl der Streuproben

NOKQ01 1

NOKQ02 1

NOKQ03 1

NOKQ04 1

NOKQ05 2

NOKQ06 2

NOKQ07 2

NOKQ08 1

NOKQ09 1

NOKQ10 1

NOKQ11 1

Nach Trocknung der Streuprobe wurde das Substrat durch einen Siebsatz mit 4 übereinan-der gestellten Sieben (4 mm, 2 mm, 1,25 mm und 0,71 mm) gesiebt. Das Feinmaterial, dass das 0,71 mm Sieb passiert hat, wurde entsorgt. Die Inhalte der Einzelsiebe wurden daraufhin mit den Augen bzw. mit Hilfe eines Binokulars nach Gehäusen oder Schalen von Mollusken abgesucht. Bei den ausgelesenen Gehäuse/Schalen wurde nach Lebend (L)- und Totfunden (T) unterschieden. Die Gehäusefunde wurden weiterhin je nach Zustand und Anzahl unter Berücksichtigung der standörtlichen Situation nach verschiedenen fachlichen Kriterien klassi-fiziert, um den Status der Arten am jeweiligen Fundort zu beurteilen:

 V = Vorkommende Population: Die Anzahl der lebend gesammelten bzw. beobachteten Jung- und/oder Alttiere lässt auf eine vitale Population schließen. Die Habitatansprüche der Art werden am untersuchten Standort erfüllt.

 W = Wahrscheinliches Vorkommen: Es wurden frische, leere Schalen oder Gehäuse gefunden2. Die Habitatansprüche der Art werden am untersuchten Standort erfüllt.

 U = Status unklar: Es wurden nur sehr alte bis subfossile, stark verwitterte Gehäuse ge-funden. Aktuell werden die Habitatansprüche der Art nicht mehr bzw. nur sehr einge-schränkt erfüllt. Entsprechende Habitatqualitäten des Standortes in historischer Zeit sind aber nicht auszuschließen. Möglich ist auch, dass die Arten im Umfeld aktuell besiedelbare Habitate vorkommen, so dass ein Eintrag der Gehäuse (Ausspülen, Wind-verdriftung, Erdrutsche, etc.) stattgefunden haben könnte.

 E = Eintrag: Hierunter fallen alle Funde, für die eindeutig auch historische Vorkommen in den betreffenden Bereich ausgeschlossen werden können. Die gefundenen Gehäu-se/Schalen sind auf natürliche oder anthropogene Einträge zurückzuführen (z. B. Genist bzw. Spülsäume, Verlagerung oder Ablagerung von Erdreich oder aquatischen Schlämmen, Zoochorie, etc.)

Aufgrund dieser Status-Klassifikation erfolgte auch nur eine selektive Einbeziehung der Fun-de in weiterführenFun-de Auswertungen. Das heißt, für die Hochrechnung Fun-der Siedlungsdichte pro Quadratmeter als auch bei der Berechnung der Präsenz bzw. Stetigkeit des Auftretens der Arten bzgl. aller untersuchten Fundorte wurden nur Arten mit dem Status V (= Vorkom-mende Population) und W (= Wahrscheinliches Vorkommen) einbezogen. Während der Großteil der nachgewiesenen Arten schon im Gelände bzw. im Labor anhand gehäuse- bzw.

schalenmorphologischer Merkmale bestimmt werden konnte, musste für einige Spezies eine genitalmorphologische Determination erfolgen. Dies betraf in der vorliegenden Untersuchung die Gattungen Arion, Deroceras und Succinea. In der Systematik und Nomenklatur wird FALKNER et al. (2001) und BANK et al. (2001) gefolgt. Die deutschen Namen wurden weit-gehend dem Internet unter http://www.mollbase.de/list/deunam.htm einem Diskussionsforum [List of German land and freshwater molluscs] von Herrn Dr. Dr. J. H. Jungbluth entnommen.