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Ermittlung von Arten-Areal-Beziehungen

2.2 Optionale Prüfung Spülfeldverbringung

3.1.15 Brutvögel

3.1.15.4 Ermittlung von Arten-Areal-Beziehungen

Jeder Landschaftstyp nach FLADE (1994) definiert sich durch Leitartenzahlen bezogen auf die eingenommene Fläche. Hinzu kommen „Stete Begleiter“ und „Lebensraumholde Arten“

ohne einen direkten Flächenbezug. Die Ausprägung von Lebensräumen führt zu unter-schiedlichen Artenzahlen. Diese können relativ stark variieren, je nachdem ob die Ausprä-gung besonders günstig oder ungünstig ist.

Um einen Lebensraum zutreffend klassifizieren und damit auch bewerten zu können, können diese gesamten Parameter nach entsprechenden Algorithmen berechnet werden. Diese ba-sieren auf drei Parametern (vgl. Gleichung 3.1).

Gleichung 3.1: Berechnung von Arten-Areal-Beziehungen, gilt auch für Leitarten-Areal-Beziehungen.

A E

* K S

S = Erwartete Artenzahl

K = Koeffizient pro Landschaftstyp, empirisch ermittelt

A = Flächengröße des betrachteten Landschaftstyps im jeweils vorgegebenen Fall E = Exponent der jeweils lebensraumbezogenen Funktion, empirisch ermittelt

Für die konkreten Betrachtungen innerhalb des hier zu bearbeitenden Projektes müssen zudem noch die unter Gleichung 3.1 genannten Variablen definiert werden. Dies erfolgt ge-mäß Tabelle 3-5.

Tabelle 3-5: Durch FLADE (1994) ermittelte Werte zur Berechnung der Arten-Areal-Beziehungen pro nachgewiesenen Landschaftstyp

Kürzel Biotopname Koeffizient Arten

Exponent Arten

Koeffizient Leit-arten

Exponent Leit-arten

B2 Flachseen 8,58 0,08 4,61 0,12

B3 Fischteichgebiete 5,78 0,14 3,85 0,15

B4 Weiher, Teiche 4,42 0,22 2,24 0,46

B6 Abgrabungsgewässer 3,63 0,26 1,94 0,01

B7 Fließgewässer, Kanäle - - - -

C1 Röhrichte 6,27 0,15 3,27 0,2

D10 Feldgehölze 9,99 0,45 - -

D2 Feuchtwiesen 1,9 0,44 0,55 0,27

D5 Halboffene Feldflur 5,41 0,37 - -

D6 Auen 17,68 0,19 4,78 0,03

D7 Nassbrache 11 0,24 2,42 0,19

E12 Erlenbruchwälder 16,18 0,21 1,42 0,26

E15 Hartholzauen 19,4 0,22 5,75 0,17

E16 Eichen-Hainbuchenwald 14,6 0,24 2,9 0,17

E17 Tiefland-Buchenwald 10,4 0,31 3,04 0,25

E19 Laubniederwald 7,26 0,35 - -

E24 Fichtenforste 6,16 0,38 2,36 0,17

F2 Parks 15,32 0,23 3,3 0,12

F4 Kleingärten 12,04 0,18 2,37 0,03

F5 Gartenstädte 9,32 0,3 1,63 0,3

F6 Dörfer 13,83 0,21 6,7 0,13

F7 City 3,85 0,34 1,92 0,25

G4 Ruderalflächen, Trocke-ne Brachen

12,74 0,09 - -

Es ist erkennbar, dass nicht für alle Landschaftstypen die Möglichkeit besteht, die Funktio-nen hinsichtlich der Leitarten-Areal-Beziehungen zu errechFunktio-nen, da die entsprechenden Kon-stanten fehlen. Eine Nachfrage bei Herrn Flade ergab, dass diese Lücken derzeit nicht zu schließen sind. Daher wird bei solchen Fundorten derart vorgegangen, dass die Leitarten-zahlen ermittelt werden und zunächst durch die Anzahl der maximal möglichen geteilt wird.

Das ist der relative Anteil der Leitarten bezogen auf den Fundort.

Beispiel:

Bestimmung des Landschaftstyps nach FLADE (1994) unter Berücksichtigung der kartierten Leitarten, Steten Begleitern und Lebensraumholden Arten anhand des Fundorts FHBAv085 (Dörfer) (vgl. Tabelle 3-6).

Die Flächengröße beträgt 3,59 ha.

Der vorläufig in der Vorbegehung zugewiesene Landschaftstyp nach FLADE (1994) war

„Dörfer“. Aufgrund der auf Teilflächen vorhandenen Bebauung mit Einzelhäusern und Haus-gärten mussten jedoch noch weitere Landschaftstypen in Betracht gezogen werden. Die auf diesem Fundort nachgewiesenen Brutvogelarten sind in Tabelle 3-6 dargestellt.

Tabelle 3-6: Insgesamt am Fundort NOKBv085 nachgewiesenen Vogelarten mit Angabe der Häufigkeit.

Artname (dt) Artname (lat) BRD SH Brutpaare

Amsel Turdus merula + + 9

Bachstelze Motacilla alba + + 3

Blaumeise Cyanistes caeruleus + + 2

Buchfink Fringilla coelebs + + 5

Buntspecht Dendrocopos major + + 1

Dorngrasmücke Sylvia communis + + 1

Elster Pica pica + + 1

Feldsperling Passer montanus V + 5

Fitis Phylloscopus trochilus + + 1

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla + + 3

Gartengrasmücke Sylvia borin + + 3

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus + + 3

Gelbspötter Hippolais icterina + + 1

Grauschnäpper Muscicapa striata + + 4

Grünfink Carduelis chloris + + 3

Hänfling Carduelis cannabina V + 2

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros + + 1

Haussperling Passer domesticus V + 6

Heckenbraunelle Prunella modularis + + 2 Klappergrasmücke Sylvia curruca + + 1

Kohlmeise Parus major + + 2

Mehlschwalbe Delichon urbica V + 10

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla + + 4 Rabenkrähe Corvus corone corone + + 1

Rauchschwalbe Hirundo rustica V + 7

Ringeltaube Columba palumbus + + 2

Rotkehlchen Erithacus rubecula + + 3

Schwanzmeise Aegithalos caudatus + + 1

Star Sturnus vulgaris + + 3

Stieglitz Carduelis carduelis + + 2

Sumpfmeise Poecile palustris + + 1

Zaunkönig Troglodytes troglodytes + + 4 Zilpzalp Phylloscopus collybita + + 2

Insgesamt wurden auf diesem Fundort 33 Brutvogelarten nachgewiesen. Der Abgleich der nachgewiesenen Arten unter Berücksichtigung der Flächengröße ergibt folgende Werte für

diesen Fundort bezogen auf die Anteile von Leitarten, Steten Begleitern und Lebensraum-holden Arten (vgl. Tabelle 3-7).

Tabelle 3-7: Nachgewiesene Artenzahlen bzw. -anteile bezogen auf hier relevante Landschaftstypen3.

Landschaftstyp Kürzel LA Fundort LA gesamt Erwartete Leitartenzahl Rel Leitartenzahl LH Fundort LH gesamt LH Anteil SB Fundort SB gesamt SB Anteil Friedhöfe F1 4 7 3,43 116,69 % 5 7 71,43 % 7 8 87,50 % Parks F2 3 9 4,13 72,67 % 1 2 50,00 % 11 13 84,62 %

Kleingärten F4 3 4 2,51 119,69 % 8 8 100,00 %

Gartenstädte F5 4 8 2,85 140,20 % 7 7 100,00 %

Dörfer F6 10 14 8,54 117,10 % 7 7 100,00 %

City F7 2 8 3,06 65,33 % 3 3 100,00 %

Man erkennt, dass die Leitarten-Anteile für den nach der Vorkartierung für diesen Fundort angenommenen Landschaftstyp Dörfer in Relation zu der Flächengröße mit 117,1 % voll-ständig ausgeprägt sind. Der Fundort ist jedoch auch anderen Siedlungsbiotopen hinsichtlich der rel. Artenzahl nicht unähnlich. Die relative Leitartenzahl der Friedhöfe liegt mit 116,69 % sogar etwas näher am Erwartungswert. Aufgrund struktureller Merkmale und unter der Maß-gabe, dass bei sehr ähnlichen Landschaftstypen derjenige zu wählen ist, der den höheren Gesamtwert ergibt, erfolgte die Zuordnung zum Landschaftstyp Dörfer.

Hierbei ist im folgenden Schritt dreierlei zu berücksichtigen:

1. Es können im Sinne einer auf den Fundort bezogenen Bewertung nicht alle Landschafts-typen ausgewiesen werden, sondern nur derjenige, der am zutreffendsten ist.

2. Es ist gemäß der Ausprägung mit Strukturmerkmalen (vgl. unter 8) zu prüfen, welcher Landschaftstyp der wahrscheinlichste ist.

3. Es ist grundsätzlich eine Einstufung zu wählen, die mit der Bewertung der einzelnen Landschaftstypen und deren hierarchischer Wertstufung zueinander konform geht.

Da die einzelnen Landschaftstypen ineinander übergehen und sich hieraus eine entspre-chende Hierarchisierung im Sinne von „günstiger“ bzw. „weniger günstig“ im

3 Legende: Kürzel = Landschaftstyp Kürzel nach FLADE (1994), LA Fundort = Leitartenzahl am Fundort, LA gesamt = Leitartenzahl aller für diesen Landschaftstyp möglichen Leitarten, Erwartete Leitartenzahl = gemäß Leitarten-Areal-Berechnung ermittelte zu erwartende Leitartenzahl (kann nur für die Fälle ermittelt werden, in denen die entsprechenden Parameter gemäß Tabelle 3-7 vorhanden sind), Rel. Leitartenzahl-Anteil (innerhalb des Fundortes erreichter Anteil an den zu erwartenden Leitarten), SB Fundort = Anzahl Stetiger Begleiter am Fundort, SB gesamt = Stetige Begleiter, die insgesamt in diesem Landschaftstyp möglich sind, SB Anteil:

Erreichter Anteil an Stetigen Begleitern für diesen Fundort, LH Fundort = Anzahl lebensraumholder Arten an diesem Fundort, LH gesamt = Anzahl lebensraumholder Arten, die insgesamt in diesem Landschaftstyp möglich sind, LH Anteil = Anteil lebensraumholder Arten, der an diesem Fundort erreicht wurde.

fachlichen Sinne auf einer 5-stufigen Skala ergibt, ist der Landschaftstyp zu wählen, der bei größtmöglicher Übereinstimmung mit der Ausprägung den höchsten naturschutzfachlichen Wert erreicht. Der Fundort ist demnach als „Dörfer“ i. S. von FLADE (1994) anzusprechen.