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Osteuropäische Wirtschaftschronik

Im Dokument HANS JONAS MARKT OST-EUROPA- (Seite 38-50)

P o l e n :

Erneuerung des englisch-polnischen Kohlenausfuhr-Abkommens.

Die seit längerer Zeit geführten und wiederholt unterbrochenen Verhand­

lungen wegen Verlängerung des Kohlenabkommens mit England sind Mitte De­

zember 1937 abgeschlossen worden. Das Ausfuhrabkommen ist um weitere zwei Jahre verlängert worden. Dank einer Reihe von Zugeständnissen von englischer Seite wird Polen seine Kohlenausfuhr steigern können. A ls Grundlage für die Aufstellung des Verteilungsschlüssels dient das Verhältnis der englischen zur pol­

nischen Kohlenausfuhr; er kann aber auch auf Grund des Verhältnisses der fünf europäischen Kohlenausfuhrländer England, Deutschland, Polen, Holland und Bel­

gien errechnet werden. Die Wahl der Grundlage kann Polen selbst treffen. Bei der englischen Ausfuhr wird auch die Kohlenausfuhr nach Amerika berücksichtigt, was früher nicht der Fall war, wodurch das Prozentverhältnis der polnischen Kohlenausfuhr sich günstiger gestalten würde. Die Lieferung von Bunkerkohle ins Ausland bleibt unberücksichtigt. Im allgemeinen wird die Verlängerung des A b ­ kommens polnischerseits begrüßt und als Erfolg der Zusammenarbeit mit England angesehen.

Englisches Exportkartell für Rohstofflieferungen nach Polen.

In den Kreisen der polnischen Textil-Industrie erregt eine Nachricht Besorg­

nis, wonach die englischen Rohstoff-Exporteure für die polnische Textil-Industrie zu einer Verständigung gekommen sind. Verschiedene Lodzer Einfuhrfirmen haben ihre Verpflichtungen nicht eingehalten und die Veranlassung für diese Verstän­

digung gegeben. Angeblich haben die Londoner Ausfuhrfirmen Preisbindungen für Lieferungen nach Polen, gleiche Zahlungsbedingungen und ähnliches vorgesehen.

Die Lieferung soll lediglich an kreditwürdige polnische Firmen erfolgen, auf Grund einer gemeinsam aufgestellten Liste,

Kontingentabkommen mit der Sowjetunion.

Mit der Sowjetunion wurde Mitte Dezember 1937 das bereits seit langem paraphierte Kontingentabkommen unterzeichnet, das den Handelsverkehr mit der Sowjetunion für die nächste Zeit regelt. Unter anderem ist in diesem Abkommen vorgesehen, daß die polnischen Fellimporteure ihre Einkäufe auf der Rauchwaren- Auktion in Leningrad tätigen können,

Rückgang des Warenaustausches mit Oesterreich.

Für die ersten zehn Monate 1937 weist die polnisch-österreichische Handels, bilanz ein A k t i v s a l d o z u g u n s t e n P o l e n s in Höhe von 9 Mill. Schillintf auf. In den Vorjahren betrug das Aktivsaldo 33 Mill. bzw. 47 Mill. Schilling In der Berichtszeit erreichte der Handelsumsatz insgesamt 99,3 Mill. Schilling gegenüber 91,6 Mill. Schilling im Vorjahre. Größere Kohlenbezüge Oesterreichs in den beiden letzten Monaten 1937 dürfte die Handelsbilanz weiterhin zuungunsten Oesterreichs beeinflussen,

Rückgang der Ausfuhr von Bodenerzeugnissen.

In den ersten elf Monaten 1937 ist ein starker Rückgang der Ausfuhr von Bodenerzeugnissen gegenüber dem Vorjahre festzustellen, der auf die ungünstige Ernte des Vorjahres und das Getreideausfuhrverbot zurückzuführen ist Austf«führt wurden: Weizen 10,084 t (67 930 t 1936), Roggen 74 460 t (256 170 t), Gerste 170 085 t (350 496 t), Hafer 27 168 t (93 791 t). Bei anderen lan d w irtscL ftlich eV B od en - erzeugnissen ist der Rückgang nicht so hoch: Erbsen 20 553 t (21 390 t) BoVmpn 9333 t (17 441 t), W icken und Peluschken 5726 t (15 525 t), Rotkleesamen 3307 t

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(5571 t). Zuckerrübensamen 3290 t (5950 t), Oelsamen 5247 t (12 342 t), frische Kartoffeln 42 606 t (44 057 t), Pilze 3337 t (598 t).

Senkung der Zins- und Diskontsätze.

Mit Wirkung ab 1. Januar 1938 ist die Verzinsung für Einlagen bei der Lan­

des wirtschaftsbank um Y\ % herabgesetzt, so daß nunmehr bei dreimonatlicher Kündigung 3% % . bei halbjährlicher 4 K % gezahlt werden. Durch Verordnung des Finanzmimsters wird auch der Zinsfuß für Einlagen bei den Kommunalsparkassen und Kreditgenossenschaften zum gleichen Zeitpunkt auf 4 % ermäßigt und bei Lom­

bardkrediten auf 6% 9c- Damit wird die mit Wirkung vom 18. 12. 1937 erfolgte Zinssenkung für Lombardkredite und des Diskontsatzes um je % % seitens der Bank Polski auf die übrigen polnischen Kreditinstitute ausgedehnt.

Diese Diskontherabsetzung ist weniger auf die Marktlage und die Flüssig­

keit des Geldmarktes zurückzuführen, als auf zinspolitische Gesichtspunkte zwecks Belebung des Kreditmarktes. Damit werden erstmalig die Zinssätze der Bank Polski seit dem 26. 10. 1933 ermäßigt. Die Spanne zwischen den Zinssätzen der Bank Polski (Dreimonatswechsel 5 % , Lombardkredite 6 % jährlich) und den von privaten Banken erhobenen Sätzen (erstklassige Handelswechsel meist mit 8 bis 9 % Diskont) war schon immer sehr groß und zeigte die Anspannung auf dem pol­

nischen Geldmarkt. Bei der eingetretenen Belebung der industriellen Beschäf­

tigung und der Handelsumsätze ist kein entsprechendes Ansteigen der Sparein­

lagen festzustellen. Lediglich bei den staatlichen Banken ist ein gewisses A n ­ wachsen der Einlagen zu verzeichnen, clas jedoch in der Hauptsache auf die Ein­

stellung des Transfers nach dem Auslande zurückzuführen ist bzw. auf die Fonds für staatliche Investitionszwecke.

Von der Aenderung der Kreditpolitik erhofft man günstige Auswirkungen auf das gesamte Zinsniveau in Polen und eine Verbesserung der Kreditmöglichkeiten für die Privatindustrie. Die starke Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmark­

tes durch die vorgesehenen Investitionsvorhaben läßt jedoch eine tatsächliche Besserung des Kreditmarktes erst bei einem stärkeren Kapitalzustrom aus dem Auslande erwarten.

Eisenbahnausnahxnetariie veilängert.

Die Ende 1937 abgelaufenen Ausnahmetarife im Eisenbahnfrachtverkehr sind auf Antrag des Verbandes der polnischen Handels- und Gewerbekammer für 1938 verlängert worden.

W eitere Umschlagssteigerung in den Häfen Danzig und Gdingen.

In den ersten elf Monaten 1937 erreichte der Umschlag im Gdingener Hafen 8 343 900 t, womit er um 17,1 % höher lag als in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Gleichzeitig betrug der Warenumschlag im Danziger Hafen 6 508 068 t gegenüber 5 078 788 t im Vorjahre und zeigt somit eine Zunahme um 2 8 % . Die Zahl der anlaufenden Schiffe betrug in der Berichtszeit in Gdingen 10 541 mit 10 307 100 NRT (8900 mit 8 905 200 NRT; in Danzig 5443 Schiffe m it '3 674 472 NRT (4 947 mit 2 968 707 NRT). Die Umschlagssteigerung ist demnach in Danzig größer ge­

wesen als in Gdingen, Da die Inanspruchnahme des Hinterlandes für den Seeweg bereits weitgehend erreicht ist, dürfte eine weitere Umschlagssteigerung der Häfen lediglich durch Zunahme des Transitverkehrs mit den Süd- und Südoststaaten möglich sein. Bemühungen in dieser Richtung laufen bereits seit längerem, wobei auch gewisse Erfolge zu verzeichnen sind.

Die Kommerzialisierung des Gdingener Hafens zuriickgestellt.

Die in letzter Zeit viel erörterte Frage der Kommerzialisierung des Gdingener Hafens ist durch das Handelsministerium auf mindestens zwei Jahre zurückgestellt worden, demgemäß auch der bereits vorliegende Entwurf eines entsprechenden Gesetzes.

W eitere Maßnahmen zur Motorisierung.

Im Wirtschaftsausschuß des Wirtschaftsministeriums ist eine Verordnung be­

schlossen worden, wonach Lastwagen, Traktoren und Anhänger für fünf Jahre von den W e g e f o n d s A b g a b e n b e f r e i t werden. Bei Autotaxen werden die Abgaben für dieselbe Zeit um 20 Zloty jährlich ermäßigt. In derselben Ver­

ordnung wird die Ausdehnung der Konzessionspflicht für die Gummireifen In­

dustrie vorgesehen. Die s t e u e r l i c h e n V e r g ü n s t i g u n g e n beim Ankauf

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von Kraftfahrzeugen sollen für 1938 dahin erweitert werden, daß für P e r s o n e n m geringerem Einkommen die Steuervergünstigung (Abzugsfähigkeit der K a u is u m m

für den Kraftwagen bei der Einkommensteuerveranlagung) auf einen Zeitraum von mehreren Jahren verteilt werden kann.

Der Kraltwagenmarkt in Polen.

Ein wichtiger Faktor des zwischen Polen und Deutschland in Kraft befind­

lichen Handelsabkommens ist der Import deutscher Kraftwagen nach Polen^

welcher Ende 1935 • einsetzend, sich in stets ansteigender Linie bewegt hat, so daß heute nicht nur in der M etropole Warschau, sondern auch an allen anderen wich­

tigen Plätzen des Landes Vertretungen aller namhaften deutschen A utom obil­

fabriken entstanden sind. Der steigende Umsatz beweist auch, daß die deutschen Wagen beim Inlandspublikum Anklang finden und daß diese modernen Konstruk­

tionen allen Anforderungen entsprechen und durch besonders gute Fahreigen­

schaften Durchschnittsleistungen ermöglichen, die sonst nur mit stärkeren Wagen und entsprechendem Mehrverbrauch an Betriebsmitteln zu erreichen sind. Die deutsche Automobil-Industrie kann also mit Genugtuung die Abnehmer ihrer Pro­

dukte in Polen als zufriedene Kundschaft bezeichnen und mit einer weiteren Stei­

gerung des Absatzes rechnen.

Durch die Zunahme der in Polen in Umlauf befindlichen Automobile deutscher Marken tritt die Frage des Kundendienstes, der W agenpflege, Reparatur und Er­

satzteillieferung in den Vordergrund. Wenn einerseits eine Anzahl Vertreter deut­

scher Marken über Einrichtungen und geschultes Personal zur Durchführung dieses Kundendienstes verfügt, so hat sich doch gezeigt, daß die Belieferung von Ersatz­

teilen, mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, nicht mit der vom Kunden ge­

forderten Promptheit erfolgen kann.

Die Exportgemeinschaft Deutscher Automobilfabriken A.-G., Berlin, welcher die meisten namhaften deutschen Automobilfabriken angeschlossen sind, hat sich daher entschlossen, eine Verbindungsstelle in Polen zwischen dem Vertreter und den W erken ins Leben zu rufen. Es wurde die Firma ,,Auto“ Stacja Obslugi Sp.

z. o. o., Warszawa, Fabryczna lc , gegründet, welche ein Ersatzteillager folgender Firmen: Adler, Auto-Union/DK W ., Wanderer, Audi/BM W ., Büssing-NAG., Daim­

ler-Benz A.-G., Hanomag, Hansa-Lloyd für Personenwagen, Lastwagen und M otor­

räder unterhält, so daß in Zukunft sämtliche Teile auf Anforderung durch den zu­

ständigen Vertreter oder Händler prompt vom Lager der „A u to “ Stacja Obslugi Sp. z. o. o. geliefert werden können und Bestellungen der übrigen angeschlossenen Firmen wie u. a. Henschel und Krupp zur schnellsten Erledigung kommen.

Es ist damit den gegenwärtigen und zukünftigen Besitzern deutscher Wagen in Polen die Gewähr geboten, im Bedarfsfalle sofort bedient zu werden, so daß der Austausch und Einbau defekter Teile ohne den bisher durch Beschaffung der­

selben hervorgerufenen Zeitverlust vorgenommen werden kann. Die „A uto"

Stacja Obslugi Sp. z. o. o., Warszawa, welche bisher ihre Lagerräume in der Niska 65 inne hatte, bezieht Anfang Januar 1938 ein neues Objekt Fabryczna lc, welches für die Zwecke einer Kundendienststelle und Autom obil-W erkstätte um­

gebaut wurde. Der Betrieb der mit modernsten Maschinen eingerichteten W erk- slätte wird im ersten Quartal 1938 aufgenommen werden.

Durchführung der Arbeiten im Industriebezirk.

In dem Kreise Mielec, dei in das Gebiet des Zentralen Industriegebietes ein­

gegliedert ist und in den umliegenden Dörfern, sind Industriewerke im Entstehen bei deren Errichtung etwa 700 Arbeiter Beschäftigung finden. Zur Zeit werden Arbeiterhauser gebaut, und an der Fertigstellung von Anschlußgleisen für die In- dustnewerke (2 Kilometer) wird gearbeitet.

Maßnahmen zur wirtschaftlichen Intensivierung Ostpolens.

In einer Mitte Dezember in Wilno abgehaltenen großen Wirtschaftskonferenz wurde eine bevorzugte Berücksichtigung der nordöstlichen Teilgebiete Polens bei dem Aufbauprogramm der Regierung beschlossen Im Anschluß an den Ausbau rolen C soll ro le n B ausgebaut werden. Es handelt sich um

der Landwirtschaft, sowie gleichzeitig um die Errichtung neuer und die Förderung der Energiewirtschaft.

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die Intensivierung Industriebetriebe

Errichtung einer Zuckerfabrik im Sandomir-Gebiet.

W ie aus einer Verordnung des Finanzministers über die Verteilung der Zuckerrübenkontingente für 1938 hervorgeht, soll demnächst in dem Zentralen In­

dustriegebiet von Sandomir eine Zuckerfabrik errichtet werden, die im Herbst 1938 in Betrieb genommen werden soll. Die endgültige Verteilung der Zucker­

rübenkontingente wird durch besondere Kommissionen in den einzelnen W ojew od­

schaften vorgenommen werden, die vom Landwirtschaftsministcr eingesetzt werden.

Errichtung einer Bacon-Fabrik in Kowel.

In Kowel wird ein zweites Schlachthaus für Wolhynien errichtet, das der Herstellung von Bacon dienen soll. Die Baukosten werden mit 0,6 Mill. Zloty ver­

anschlagt. Die Inangriffnahme des Baues soll im Frühjahr 1938 erfolgen.

Landwirtschaftszählung für 1938 vorgesehen.

Das polnische statistische Hauptamt führt bereits die Vorarbeiten für eine allgemeine landwirtschaftliche Zählung in Polen im Jahre 1938 durch. Die Zählung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Agrar­

reform durch einen Spezialausschuß.

Der Staatshaushalt in den ersten acht Monaten 1937.

In der Zeit vom 1. April bis 30. November 1937 betrugen die G e s a m t a u s ­ g a b e n des Staatshaushaltes 1 520163 000 ZI. und demnach 67,35 % der veran­

schlagten Summe. Die E i n n a h m e n beliefen sich in der Berichtszeit auf 1 526 751 000 ZI. oder 67,64 °/c des Voranschlages.

Investitionsplan für 1938.

Im Staatshaushaltsplan für 1938/39 sind folgende Beträge für Investitionen vorgesehen: Elektrifizierung 12 Mill. ZI. (1937 12 Mill.), Gasleitungen 4 Mill. ZI.

(10 Mill.), für Hafenbauten in Gdingen und Umgebung 4,3 Mill. ZI, (5 Mill.), für Wasserbauten 18 Mill. ZI. (17 Mill.), für Meliorationen 3 Mill. ZI. (2 Mill.), für Bauten auf dem Lande 5 Mill. ZI. (4,5 Mill.), für staatliche Hochbauten 17,7 Mill.

ZI, (14,2 Mill.), Investitionen der Staatsbahnen 60 Mill. ZI. (51 Mill.), Post und Telegraphenverkehr 10 Mill. ZI. (7,8 Mill.). Die Gesamtsumme beläuft sich auf 137 Mill. ZI. (121,5 Mill.). Dieser Betrag wird durch Sonderkredite sich auf 205,5 Mill.

ZI. erhöhen.

Zusammen mit weiteren Beträgen, u. a, durch Kreditoperationen, werden die Investitionsvorhaben auf insgesamt 1 Milliarde ZI, im Jahre 1938/39 veranschlagt, wovon Y% dem neuen Industriegebiet von Sandomir zufließen soll.

Zur Frage der Preiserhöhung für Industrie-Erzeugnisse.

Entgegen Pressemeldungen wird von zuständiger Stelle bekanntgegeben, daß bei den kartellierten Industrie-Erzeugnissen der weiter verarbeitenden Industrie Preiserhöhungen n i c h t z u e r w a r t e n sind. Derartige Erhöhungen sind von einer Genehmigung des Ministeriums für Handel und Industrie abhängig, die jedoch in den letzten Jahren derartige Genehmigungen nicht erteilt, im Gegenteil Preisherabsetzungen verordnet hat.

Kommission für Fettrohstofie.

Bei dem Verband der polnischen Industrie- und Handelskammern ist eine Kommission für Fettrohstoffe eingerichtet worden, die die U e b e r w a c h u n g der F e t t b e w i r t s c h a f t u n g durchzuführen hat. A n erster Stelle steht die Ver­

sorgung der polnischen Fett- und Seifen-Industrie mit Rohstoffen. In der Kom­

mission sind der Zentralverband der polnischen Seifen-Industrie, der Verband der polnischen Oel-Mühlen, die Vereinigung der Importeure von Fettrohstoffen und die Vereinigung der Speisefett-Produzenten vertreten. Den Vorsitz führt ein ständiger Vertreter des Verbandes der Industrie- und Handelskammern.

Die Kotonisierung des Flachses.

Zwecks Einschränkung der Baumwolleinfuhr sind seit längerem Bestrebungen und Versuche im Gange, die Flachsfaser zu kotonisieren. Zur Zeit bestehen f ü n f K o t o n i s i e r u n g s a n s t a l t e n in Lemberg, Lodz, Lomza, Zgierz und Osor- kow. Das Verfahren ist in letzter Zeit bedeutend verbessert worden, so daß der Verbrauch an kotonisiertem Flachs beträchtlich erhöht werden konnte.

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S o w j e t u n i o n :

Der neugewählte Oberste Rat

der UdSSR wurde durch die Verordnung des Zentralvollzugs-Ausschusses 19. Dezember 1937 auf Grund des Art. 55 der Verfassung zum 12, Januar 1938 zur ersten Sitzung einberufen.

Aus der Industrie.

Die Leningrader Oelfabrik der Hauptverwaltung der Erdölindustrie hat zum erstenmal in der UdSSR k o r r o s i o n v e r h i n d e r n d e O e l e herzustellen b e­

gonnen. Das erste Rezept bezieht sich auf ein Kugellagerfett, dessen Herstellung in den Produktionsplan 1938 aufgenommen wurde.

Eine der Fabriken der Hauptverwaltung der Industrie für Kunstfasern hat die Herstellung von Z e l l o p h a n aufgenommen. Eine besondere Werkabteilung ist mit zwei neuen Maschinen ausgerüstet worden, zu denen eine weitere im ersten Viertel dieses Jahres kommen soll.

Eine neue Linie für B i l d t e l e g r a p h i e zwischen Moskau und Rostow a. D. ist geprüft und am 16. Dezember 1937 in Betrieb gesetzt worden. Eine weitere Linie zwischen Moskau und der Stadt Ordshonikidse befindet sich in Prüfung und soll demnächst dem Betrieb übergeben werden. Damit ist Moskau mit 14 Städten der UdSSR durch derartige Linien verbunden.

Das Präsidium der Akademie der Wissenschaft beschloß das Lomonosov- Institut für Geochemie, Kristallographie und Mineralogie, das Geologische Institut und das Lewinson-Lessing-Institut für Petrographie zu einem G e o l o g i s c h e n I n s t i t u t der Akademie der Wissenschaften zusammenzulegen.

Arbeits-„Spitzenleistungen“.

Die Zeitungen der Sowjetunion berichten u. a. über außerordentlich hohe Spitzenleistungen mancher Arbeiter, wie Fräser, Dreher usw., anläßlich der im Zu­

sammenhang mit dem Wahltheater veranstalteten „Stalin-D ekade“ , Hier soll an einem der zahlreichen gemeldeten Fälle gezeigt werden, wie l ä c h e r l i c h diese Mitteilungen sind.

Nach der „Industrija“ hat der Fräser Zarew von der zweiten mechanischen W erkstättc der Moskauer Werkzeugmaschinen-Fabrik „Kraßnyj Proletarij“ am 10. Dezember 1937 im Laufe der siebenstündigen Schicht 5793 % seiner Tagesnorm geleistet und dafür 500 Rbl. verdient. Was erhellt aus dieser Nachricht? Ent­

weder ist die Tagesnorm so gering, daß man 58 mal mehr arbeiten kann oder der genannte Arbeiter hat derartig viel an den vorhergehenden Tagen nicht gemeldet, daß er seine früher geleistete Arbeit als am bewußten Tage ausgeführt angeben konnte. Wenn jemand das Doppelte von der Norm leistet, dann bedeutet das, daß er sich schon sehr anstrengt. Nun aber gleich das Achtundfünfzigfache vor sich zu bringen, grenzt an Zauberei. Das bedeutet, daß die Industrieführer der UdSSR und ihre Stäbe es nicht einmal verstehen, einigermaßen richtige A rbeits­

normen auszurechnen.

Der Kohlenbergbau

der UdSSR ist gleich allen anderen Industriezweigen während der sogen. .Stalin­

dekade“ in den ersten zehn Tagen des Dezember anläßlich der Wahl zum Obersten Rat der UdSSR von den sowjetrussischen Zeitungen erheblich wegen der Pro­

grammerfüllungen gelobt worden. Es zeigt sich jedoch, daß diese Lobmeldungen nur S p i e g e 1 f e c h t e r e i e n waren, denn jetzt liegen bereits neue Berichte vor.

aenen zufolge z. B. der Trust „Tscheljabugolj“ außerordentlich rückständig ist Das Programm wird im Durchschnitt mit 65 % erfüllt, die besten Erfolge kommen mit 73 % zum Ausdruck. Daneben ist der Trust weder mit dem Ausbau der Strecken noch mit der Arbeiterwerbung in die Nähe der Norm gekommen.

Die Torfindustrie

der UdSSR ist dazu ausersehen, den erheblich fühlbaren M a n g e l a n B r e n n s t o f f c n zu beheben, da bekanntlich die Bereitstellungen an Erdöl Steinkohlen und Holz aus den für die Sowjetunion normalen Gründen des Wirrwarrs nicht mehr genügen. Nach den offiziellen Verlautbarungen der zuständigen Behörden A*>r UdSSR kann aber auch die Torfindustrie die ihr zugeteilte Rolle nicht spielen Das Programm, das für die Torfgewinnung aufgestellt wurde, ist unerfüllt geblieben Manche Stiche haben nur 50 % ihrer Fördervorschrift zu erreichen vermocht

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dem ist der Feuchtigkeitsgehalt der Soden vielfach so hoch, daß ihre Verwendung unmöglich ist. Hinzu kommt die schlechte Arbeit der Eisenbahn. Die Gestellung von rollendem Material auf der Kirow-Strecke, der Kaganowitsch-Strecke u. a. m.

bleibt mit etwa 30 % hinter den Bedürfnissen zurück. Das liegt auch daran, daß die Belade- und Entladearbeiten zu langsam ausgeführt werden. Abgesehen davon, daß viel zu wenig Arbeiter für diese Zwecke vorhanden sind, werden die vor­

handenen mechanischen Lade- und Entladevorrichtungen nicht verwandt. Im O ktober konnten daher nur 80 % und im November nur 83 % der zu liefernden Torfmenge den sie benötigenden W erken zur Verfügung gestellt werden. Infolge­

dessen ist die Arbeit einer ganzen Reihe von Wärmekraftwerken in Frage gestellt.

Einige haben bereits ihre Brennstoffreserven angreifen müssen, die anderen mußten in Ermangelung solcher Generatoren abschalten. Dieses Bild von der „Nutzung der R essourcen“ in der UdSSR zeigt deutlich, in welcher Richtung sich die Entwick­

lung der Sowjetindustrie bewegt.

Oelschiefer-Gas.

Auf der experimentellen Anlage für Oelschiefer-Destillation des allbundlichen Instituts für Gasforschung in Leningrad ist die erste Menge Gas gewonnen worden.

Das Gas soll 4000 W E/m3 geben und für sämtliche Zwecke verwendbar sein.

Organisatorischer Wirrwarr in der Kupfermdustrie.

Die Gruben des Ural, die in der Hauptsache Kupfer, daneben jedoch eine Menge anderer wertvoller Metalle enthalten, sind nach den sog. „Schädlingssäube­

rungen“ des vorigen Jahres neu organisiert worden, soweit es sich um die V er­

arbeitung ihrer Förderung von den verschiedenen Hütten handelt. Es zeigt sich jedoch, daß die Säuberung nicht den gewünschten Erfolg gehabt hat, sondern daß nach wie vor der Wirrwarr der herrschende Zustand ist. Die neuerrichteten A n ­ reicherungsanlagen des W erkes Kraßnouraljsk liegen seit dem Ende des November still, weil keine Erze herankommen, wogegen die Gruben in Ermangelung von Eisenbahnwagen das Erz auf die Halden bringen müssen. Dort friert es ein und kann vor dem Frühling nicht weggeschafft werden. Hieraus ist zu erkennen, daß das Unvermögen der Eisenbahnen der UdSSR, den ihnen gestellten Aufgaben nachzukommen, zusammen mit dem Durcheinander der den Gruben gegebenen Ver­

sandorders und die geringe Leistung von Gruben und Hütten auch die Hoffnungen zu Schanden machen werden, die die Sowjetregierung nach der Durchführung der

„Schädlinigssäuberung“ ihren Untertanen gemacht hat. Hieraus ergibt sich der Schluß, daß die schlechte Arbeit der Sowjetindustrie nicht etwa auf die Sabotage zurückzuführen, sondern eine Wesenseigentümlichkeit all dessen ist, was von den Bolschewisten unternommen wird.

Element Indium.

Das wissenschaftliche Forschungs-Institut für seltene Metalle soll ein Ver­

fahren zur Gewinnung des seltenen Metalls Indium aus den Schmelzrückständen bei der hydrometallurgischen Zinkgewinnung ausgearbeitet haben. Zur Ausnutzung dieses Verfahrens wird auf der Zinkhütte Ordshonikidse eine Anlage errichtet.

Zur Zeit ist das Indium technisch noch ohne Interesse.

L i t a u e n :

Zusatzkontingente für den deutsch-litauischen Handel.

Es wurden Zusatzkontingente für die Ausfuhr von Sulfit-Spiritus (200 000 Lit), Gänse (6000) und einige andere W aren nach Deutschland vereinbart. Auch die Einfuhr aus Deutschland wurde entsprechend e r h ö h t .

Handelsverhandlungen mit der Sowjetunion.

Am 12. Dezember 1937 begannen Verhandlungen zur Verlängerung des Han­

delsabkommens mit der Sowjetunion. Am 15. fuhr eine Delegation von Vertretern des Landwirtschaftsministeriums und des Holzsyndikats nach Moskau, um dort mit der „E xportleß" zu unterhandeln. Die E i n f u h r aus Sowjetrußland in den ersten zehn Monaten 1937 betrug 15,1 Mill. Lit gegenüber 2,3 Mill. Lit im Vorjahre. Die A u s f u h r nach der UdSSR betrug in der gleichen Zeit 7,8 gegen 7,5 Mill. Lit.

Die Haupteinfuhrerzeugnisse sind: Naphthaprodukte und Holzmaterial, Maschinen,

Die Haupteinfuhrerzeugnisse sind: Naphthaprodukte und Holzmaterial, Maschinen,

Im Dokument HANS JONAS MARKT OST-EUROPA- (Seite 38-50)