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Osteuropäische Wirtschaftschronik

Im Dokument HANS JONAS MARKT OST-EUROPA- (Seite 190-200)

P o l e n :

Wirtschaftspolitische Beziehungen.

Mit D e u t s c h l a n d ' sind am Montag, dem 25. April 1938 Wirtschafts­

besprechungen über die Neuregelung der Wirtschaftsverhältnisse nach dem An­

schluß Oesterreichs wieder aufgenommen worden. Man rechnet mit einer Unter­

zeichnung des neuen Abkommens Mitte Mai.

Mit F r a n k r e i c h ist ein Reiseverkehrsabkommen zur Zeit Gegenstand der Verhandlungen der beiderseitigen Regierungsausschüsse.

Eine p o l n i s c h ä g y p t i s c h e Handelskammer ist in Warschau errichtet worden. Neben Vertretern öffentlicher polnischer Stellen gehören dieser Kammer polnische Firmen an, in erster Linie Baumwolleinfuhrfirmen und Kohlenexporteure.

Die Errichtung der Kammer soll der Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern dienen.

Eine p o l n i s c h - i s l ä n d i s c h e Handelsgesellschaft ist in Gdingen ge­

gründet worden, die der Vergrößerung der polnischen Ausfuhr nach Island dienen soll und gleichzeitig Ein- und Ausfuhrgeschäfte durchführt. Zur Zeit ist die pol­

nische Handelsbilanz mit Island mit 490 0 00 ZI. passiv gegenüber 168 000 ZI. im Jahre 1936.

Mit U n g a r n begannen am 19. April in Warschau Verhandlungen wegen des Abschlusses eines Kontingent- und Verrechmungsabkommens für 1938/39. Das in Kraft befindliche Abkommen läuft am 30. Juni d. Js. ab.

Mit der T s c h e c h o s l o w a k e i ist ein Kompensationsgeschäft im Werte von etwa 3,6 Mill. ZI. abgeschlossen worden. Danach führt Polen Papierholz nach der Tschechoslowakei aus und kauft im Gegenwert Flachs und Lupinen ein.

Passive Handelsbilanz im Februar.

Im Februar d. Js. belief sich die E i n f u h r auf 289 878 t im Werte von 109 090 000 ZI., die A u s f u h r auf 1 014437 t im Werte von 84 703 000 ZI., so daß ein Passivsaldo in Höhe von 24 387 000 ZI. zu verzeichnen war. Da die erhöhte Einfuhr zum Teil aus dem Guthaben der polnischen Staatsbahnen aus dem Transit­

verkehr bezahlt worden ist, hat der Passivsaldo keinen Abfluß von Devisen aus Polen zur Felge gehabt. Gegenüber dem Vormonat ist die Ausfuhr um 6,8 Mill. ZI.

zurückgegangen, während die Einfuhr um 5,7 Mill. ZI. zunahm.

Aufhebung des Getreide-Ausfuhrverbotes.

Am 28. März 1938 hat der Ministerrat in Warschau mit Wirkung ab 1. April das Ausfuhrverbot für Weizen, Roggen und für Vermahlungsprodukte aus diesen Getreidearten, ferner für Hafer und Kleie aufgehoben. Auch das Ausfuhrverbot für einzelne Futtermittel, u, a. Leinkuchen, Schrot aus Oelsamen usw. ist aufgehoben worden.

Darüber hinaus soll die polnische Regierung, dem Wunsche der Getreide*

Ausfuhrfirmen entsprechend, eine G e t r e i d e a ü s f u h r p r ä m i e für Roggen, Weizen und Gerste in Höhe von 4 bis 5 ZI. je 100 kg demnächst wieder einführen.

Diese Nachrichten haben zu einem Stillstand des Preisrückganges für Getreide an den Produktenbörsen und zu einer Abschwächung des Angebotes geführt.

Straßenbauten im Haushaltsjahr 1938/39.

Staatliche Mittel für den Bau neuer befestigter Straßen sind in etwa doppel­

tem Umfange gegenüber dem Vorjahre ausgeworfen worden. Es sollen damit etwa 910 km neue befestigte Straßen gelbaut werden, aus Mitteln der kommunalen

? ± s;VßT TaltJin^ körperSchaften etwa 500 km' so daß im Laufe eines Jahres rund 1400 km Neubaustraßen dem Verkehr übergeben werden können«

Investitionsplan für Gdingen.

Für das Haushaltsjahr 1938/39 sind 8,6 Mill. ZI. für größere B a u a r b e i t e n in Gdingen bereitgestellt. 1,24 Mill. ZI. entfallen auf den Straßenbau, 576 000 ZI.

auf den Bau von drei Schulen, 1,42 Mill. auf den Bau eines Theaters und eines Krankenhauses. Ferner sind Regulierungsarbeiten am Fluß u, a. m. zu nennen.

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Weitere Erleichterungen beim Kraitwagenkauf.

Im Sejm wurde im Rahmen des Gesetzes über Investitionserleichterungen eine P r ä m i e in Höhe von 20% des Wagenwertes als Erleichterung für den Käufer von mechanischen Fahrzeugen vorgesehen. Bisher war die Höhe der Prämie von der Höhe des Einkommens abhängig. Nach den neuen Bestimmungen erhält da­

gegen jeder beim Kauf eines Kraftwagens oder Kraftrades bei seiner Einkommen­

steuerzahlung 20 % des Wagenwertes vergütet, unabhängig von der Höhe des Ein­

kommens. Das Gesetz ist r ü c k w i r k e n d ) vom 1. Januar 1938 gültig.

Erhöhung der Kraftwageneinfuhrkontingente gefordert.

Die Kraftwagenhändler in Großpolen (frühere Provinz Posen) haben in einer Entschließung eine Erhöhung der Einfuhrkontingente für Kraftwagen verlangt, da auf Grund der bisherigen Kontingente der Bedarf nicht gedeckt werden kann.

Auf Grund einer Marktuntersuchung ist mit einem w e i t e r e n A n s t e i g e n des Kraftwagenbedarfes in Großpolen zu rechnen. Dies gilt insbesondere für K r a f t ­ r ä d e r , deren Bedarf bisher nur zu 30 % gedeckt werden konnte.

Neue RohstoHvorkommen.

Als Ergebnis der im letzten halben Jahre in Westgalizien durchgeführten geologischen Forschungen im neuen Zentralen Industriegebiet werden neue E i s e n ­ e r z v o r k o m m e n in den Orten Przymiarki, Strzegocice, Bielowy, Zwiemik, Budyn und Denbozyn in der Umgebung von Pilzno gemeldet. Der Eisenerzgehalt soll bis zu 46 % betragen. Im Kreise Kielce ist ein hochprozentiges Blei- und Zinkerzvorkommen in den Marmorsteinbrüchen von Chenciny entdeckt worden.

Einzelheiten hierzu sind noch nicht bekannt.

Errichtung eines Großkraftwerkes im „C. O. P.“

Im Zentralen Industriegebiet (,,C. 0. P.") ist die Errichtung eines Großkraft­

werkes am San in der Nähe von Nisko der französischen Firma Societe Generale des Constructions Electriques et mechaniques Als-Thom übertrajgen worden. Sie hat sich nach dem Abkommen vom 5. März 1938 verpflichtet, 14,4 Mill. ZI. in Form eines B a r - u n d W a r e n k r e d i t s zur Verfügung zu stellen, der mit 5 % jährlich ab 15. Mai 1939 verzinst wird. Die Rückzahlung soll im Laufe von neun Jahren er­

folgen. Das Kraftwerk soll eine L e i s t u n g s f ä h i g k e i t von 40 000 kW haben und die neuen Südwerke und Industrieunternehmungen im Zentralen Industrie­

gebiet mit elektrischem Strom versorgen. Die I n b e t r i e b n a h m e ist auf den 15, Mai 1939 angesetzt,

Lieferung von Textilkasein.

Die Lieferung von Kasein an die Aktiengesellschaft Polana in Lodz für die Herstellung von Lanital hat sich zeitweilig recht schwierig gestaltet. Nunmehr sind die Verhandlungen zwischen der A, G, Polana und dem verband der Landwirt­

schaftlichen Erwerbsgenossenschaften zum Abschluß gekommen, wonach ein Rah­

menabkommen über Herstellung und Lieferung von Textilkasein, Vereinbarungen über Investitionskredite für die Molkereien, Preisvereinbarungen für Magermilch und Vereinbarungen über den Umfang der Kaseinlieferungen getroffen worden sind.

Neue Industrieunternehmungen,

In Blazowa bei Rzeszow ist die Errichtung einer T e x t i l f a b r i k in Aus­

sicht genommen, wofür die Bauarbeiten bereits im Frühjahr 1938 begonnen werden sollen. Es handelt sich um eine Wollspinnerei und eine mechanische Weberei für die Herstellung von Wollstoffen aus Kammgarn, Cheviot u, a. Späterhin soll eine Fabrik für K o n f e k t i o n s k l e i d u n g errichtet werden.

Anbau südslawischen Hanfes.

Die günstigen Ergebnisse des versuchsweisen Anbaues von südslawischem Flachs in Polen haben dazu geführt, daß in diesem Jahre die Saatenmenge süd­

slawischen Hanfes der polnischen Landwirtschaft in bedeutend1 größerem Umfange zur Verfügung gestellt wird. Die Vorzüge des südslawischen Hanfes bestehen neben dem hohen Anfall von Stroh in der leichten Kotonisierbarkeit, Diese Hanf­

sorte kann daher a n S t e l l e v o n B a u m w o l l e in der polnischen Textil­

industrie Verwendung finden.

Die Pelztierzucht

hat in Polen eine günstige Entwicklung zu verzeichnen. Vorwiegend werden Silberfüchse, Waschbärcn und Nutria gezüchtet. Zur Zeit bestehen 28 Silberfuchs­

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farmen, drei größere und 90 kleinere Nutriafarmen, sowie 15 W a s c h b ä r e n . Die Zahl der Silberfuchs-Muttertiere beläuft sich auf 525. Die Zuchtergebnisse konnten in letzter Zeit gebessert werden.

Wenig befriedigende Ergebnisse der Seefischerei.

Der Ertrag der polnischen Hochsee- und Küstenfischerei wird f ü r ^ ^ r u a r mit 238 420 kg im Werte von 107 868 ZI. beziffert. Hiervon entfielen 133 040 kg im Werte von 65 631 ZI. auf die Hochseefischerei.

Holzeinschlag in Polen.

Im Zeitraum von 1919 bis 1935/36 sind nach amtlichen polnischen Angaben in den polnischen Staatsforsten 476 684 ha Holz eingeschlagen und 669 069 ha neu aufgeforstet worden. Die Neubewaldungen haben damit die Holzeinschläge um 192 385 ha übertroffen. In den 18 Jahren seit der Selbständigkeit des polnischen Staates ist demnach die polnische Forstpolitik als erfolgreich zu bezeichnen; die unbewaldeten Flächen der Staatsforsten konnten von 9 % der Gesamtausdehnung auf 3 % vermindert werden.

S o w j e t u n i o n :

Mängel der Holzindustrie.

Nach sowjetamtlichen Veröffentlichungen soll das Volkskommissariat der Holzindustrie nicht nur die Holzbeschaffungspläne durchbrochen^ sondern auch mit allen Mitteln die Desorganisation des Apparates dieses Kommissariats betrieben haben. Aus diesem Grunde wurde u. a. die Abrechnung mit den Arbeitern in große Verwirrung gebracht und der Transport lahmgelegt. Auch in diesem Jahre haben die Papier- und Zellstoffabriken keine ausreichende Holzversorgung zu erwarten, weshalb sie vor der Zeit „zu Reparaturzwecken" stillgelegt werden. Die Flößerei zeigt die gleichen unbefriedigenden Verhältnisse. Während im verflossenen Jahr die Flößerei mit 3 Mill. m3 hinter dem Plan zurückblieb, ist es bereits heute ge­

wiß, daß statt der geforderten 53 Mill. m3 nur 46 Mill. m3 geliefert werden können.

Es fehlt an Arbeitern; denn an Stelle der für das Flößen benötigten 225 000 Mann stünden nur 97 000 zur Verfügung.

So wenig günstig schon nach diesen Berichten die Lage der Holzwirtschaft der UdSSR ist, so kommt doch noch erschwerend hinzu, daß von Jahr zu Jahr ungünstiger gelegene Gebiete ausgebeutet werden, wodurch die Schwierigkeiten wachsen müssen.

Der Außenhandel im Jahre 1937

brachte der UdSSR einen G e s a m t u m s a t z von 14,3 Mill. t im Werte von 3,07 Milliarden Rbl. gegen 15,4 Mill. t für 2,71 Milliarden Rbl. Während hier die Menge Einbußen aufweist, ist der Wert gestiegen.

Die A u s f u h r der UdSSR zeigt in der Berichtszeit 13,0 Mill. t für 1,729 Milliarden Rbl. gegen 14,2 Mill. t für 1,36 Milliarden Rbl, im Jahre 1936. Das entspricht mengenmäßig einer Senkung um 8,7 % und wertmäßig einer Zunahme um 27,2%. In der E i n f u h r wird eine Menge von 1,3 Mill. t ausgewiesen, für die 1,34 Milliarden Rbl. entrichtet wurden. Das ist im Vergleich mit dem Jahre 1936 eine Mengenzunahme um 11,3%, wogegen der Wert um 0,3% abge­

nommen hat.

In diesem Zusammenhange verweisen wir darauf, daß mit dem Abschluß des Jahres 1937 eine sehr starke V e r o b e r f l ä c h l i c h u n g der sowjetrussischen Außenhandelsstatistik eingetreten ist, die es der UdSSR gestattet, über ihre Außen­

handelslage unkontrollierbare Nachrichten zu verbreiten, U, a. ist die Statistik des Warenverkehrs nach Ländern gänzlich weggefallen.

Der Handelsvertrag mit Belgien-Luxemburg

vom 5, September 1935 läuft am 1. Oktober 1938 zum Teil ab. Infolgedessen ist inzwischen eine Verlängerung bis zum 21, August 1939 vereinbart worden. Hierbei verpflichtete sich die UdSSR, aus Belgien-Luxemburg in der Zeit vom 1. Oktober 1937 bis zum 21. August 1939 für 200 Mill. Fr, Waren zu kaufen. In Belgien wird beanstandet, daß die UdSSR vor allem Rohstoffe und Halbfabrikate importiert, doch sieht man es andererseits als günstig an, daß die Sowjetunion den Wert ihrer Käufe aus Belgien auch dann nicht unter den obengenannten Satz senken darf, wenn die andere Seite ihren Kaufwert verringert.

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Der Umsatz der Verbrauchergenossenschaften im Jahre 1937

hat sich n i c h t p l a n m ä ß i g entwickeln können, denn statt der vorgesehenen 32,75 Milliarden Rbl. konnten nur 28,4 Millliarden Rbl. erreicht werden. Dieses Zurückbleiben hinter dem Plan wird damit erklärt, daß neben einer Reihe altge­

wohnter organisatorischer Mängel die ebenfalls traditionell ungenügende Versor­

gung mit industriellen Erzeugnissen starke Störungen hervorgerufen habe. Hier ist es von Bedeutung, daß man offenbar für das laufende Jahr, nämlich 1938, diese Mängel ebenfalls für gegeben ansieht, denn man geht bei der Planung von den tat­

sächlich erreichten Zahlen des Jahres 1937 aus. Für 1938 erwartet man eine Stei­

gerung um rund 16 %.

Zum Volkskommissar für Verkehrswesen

hat das Präsidium des Obersten Rates der UdSSR den Volkskommissar der Schwerindustrie, L. M. Kaganowitsch ernannt, der nunmehr die beiden Ressorts zu leiten hat. Der bisherige Verkehrskommissar, Bakiulin, ist abgesetzt worden.

In der UdSSR ist man der Meinung, daß durch die Vereinigung der Leitung dieser beiden Kommissariate die mehr als katastrophalen Wechselwirkungen der Unzu­

länglichkeiten und Mängel in Verkehrswesen und Industrie ein Ende finden werden.

Verringerung des Stromverbrauches.

Obwohl die Sowjetunion in ihren Plänen über die Elektrifizierung große Maß­

nahmen in dieser Richtung vorgesehen hat, erweist es sich immer klarer, daß hier offenbar ebenso wie auf anderen Wirtschaftsgebieten die Propaganda weit über die Tatsachen hinausgegangen ist. Aus diesem Grunde hat der Wirtschaftsrat für den Monat Februar 1938 und die folgende Zeit angeordnet, daß der Energiever­

brauch der beiden Großstädte Moskau und Leningrad vor allen Dingen, doch in zweiter Linie auch der der anderen größeren Städte der UdSSR, um ganz wesent­

liche Anteile eingeschränkt werde. Es handelt sich dabei um 25 bis 30 %. Die Reklameapparate der Geschäfte sind so zu betreiben, daß 40 % weniger Strom verbraucht wird.

Die Steinkohlenförderung

der UdSSR erreichte im Jahre 1937 zusammen etwa 98 Mill. t gegen 106,9 Mill. t nach den amtlichen Berichten über das Jahr 1936. Daraus ist zu ersehen, daß diese wichtigste Schlüsselindustrie des Rätestaates, von der durch die von Stachanow erreichten Fortschritte ein so großes Geschrei gemacht wird, auch zum großen Kreis der Rückständigen gehört.

Die Erdölgewinnung im ersten Viertel

des laufenden Jahres soll nach den sowjetamtlichen Veröffentlichungen den für die UdSSR hohen Erfüllungskoeffizienten von 93 % des Planes gebracht haben. An dieser Erfüllung sind das Asowrevier mit 95,6 % und das Grosnyj-Revier mit 84,4 % beteiligt. Der Plan der Arbeitsbohrungen ist im ersten Viertel 1938 zu 76 % und der der Versuchsbohrungen zu rund 52 % erfüllt worden. Die vorbereitenden Arbeiten sind überall sehr stark im Rückstände, Im Zusammenhänge damit ist es symptomatisch, daß man von Fördersteigerungen am 1, April 1938 berichtet. Wenn im ganzen ersten Viertel die vorbereitenden Arbeiten zurückblieben, können im zweiten die Förderpläne davon auf keinen Fall unbeeinflußt bleiben,

Ueber die Schwerindustrie

der UdSSR veröffentlicht die Zeitung des zuständigen Volkskommissariats ,,In- dustrija" in einer ihrer letzten Nummern unter der Ueberschrift ,,Zum neuen Auf­

stieg der Schwerindustrie“ einen Bericht, aus dem zu ersehen ist, daß es diesem Industriezweige gelungen sein soll, sich aus den Schlacken des Schädlingstums zu erheben und große Produktionsfortschritte zu zeitigen. Aber auf der (gleichen Seite der Zeitung befindet sich eine andere, ebenfalls räumlich nicht geringe Meldung, die den so überaus wichtigen Zweig der Schwerindustrie, die Hüttenindustrie be­

trifft, Es heißt da wörtlich: ,,Die Werke haben im ersten Jahresviertel nicht in einer einzigen Produktionsgattung den Plan erfüllt. Die Roheisengewinnung brachte 87,1 %, Martinstahl 94,6%, Elektrostahl 81 %, Walzerzeugnisse 90,7 % und Ferro­

legierungen 87,1 % des Planes," Man erklärt dieses Zurückbleiben mit den lang­

währenden Reparaturfristen für die Oefen, Das Zurückbleiben der Elektrostahl- gewinnung sei darauf zurückzuführen, daß die Stromlieferung ungenügend und die Futter der Oefen schlecht waren. Schließlich wird noch auf den beträchtlich großen Ausschußanteil hingewiesen, der sich aus der Nichtbefolgung der Ver­

löt

fahrensvorschriften ergab. Auch die Güte des Kokses sei längst nicht norment­

sprechend und die Beschickung erfolge über den Daumen und nicht nach Maß­

gabe der metallurgischen Analysen,

Gewinnung von Ferrovanadiumlegierungen.

Als Legierungselement für Schnelldrehstähle verwendet man in der UdSSR importierte Wolfram und Nickel, Um die Notwendigkeit der Verwendung von Im­

portstoffen zu umgehen, haben das Stahl-Institut „Stalin“ das Zentralinstitut für Metall und das Laboratorium des Werkes „Elektrostalj" einige Marken von Chrom- vanaddum-Stählen gefunden, die in fast allen Fällen im Stande seien, den Schnell­

drehstahl zu ersetzen. Sie enthalten 10 bis 12 % Chrom und 1,5 bis 2 % Vanadium, Da die gegenwärtige Vanadiumgewinnung nicht ausreicht, um den Be­

darf an Werkzeugstählen zu decken, soll ein neues Spezialwerk für diese Produk­

tion errichtet werden.

Zur Frage der Goldgewinnung.

Vom 26. März bis 2, April 1938 hat in Moskau im Volkskommissariat für Schwerindustrie unter Leitung des Volkskommissars L. M. Kaganowitsch eine Tagung der Gold- und Platinindustrie der UdSSR stattgefunden. Obwohl die Sowjetpresse über die Verhandlungen ausführliche Berichte bringt, bleibt sie auch diesmal ihrer seit Jahren geübten Taktik treu, nicht eine einzige Zahl über die Gold- und Platingewinnung der UdSSR zu veröffentlichen. Immerhin lassen die während der Tagung gehaltenen Reden erkennen, daß auch dieser Zweig mit den in der Sowjetindustrie üblichen Schäden und Mängeln zu kämpfen hat. Die geologischen Voruntersuchungen sind vielfach noch ungenügend, es fehlt an Ma­

schinen, die vorhandenen werden unsachgemäß bedient, die Kohlenzufuhr ist nicht geregelt, in den entlegeneren Gebieten leiden die Arbeiter dauernd unter der schlecht organisierten Zufuhr von Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs u. ä. Die Goldindustrie wurde als einer der zurückgebliebensten Wirtschaftszweige der UdSSR bezeichnet und eine grundlegende Reorganisation ihrer Verwaltung wurde gefordert. Unter Berücksichtigung dieser Sachlage müssen die in der Welt­

presse zuweilen auftauchenden Schätzungen der Goldausbeute der UdSSR durch­

weg als überhöht bezeichnet werden.

L i t a u e n :

Ausfuhr nach Deutschland.

Anfang März 1938 wurde von dem deutsch-litauischen Forstwirtschaftlichen Ausschuß beschlossen, das litauische Holzkontingent von 3 500 000 auf 4 500 000 Lit zv e r h ö h e n .

Eine deutsche Firma kaufte in Litauen für 1 000 (XX) Lit F l a c h s auf.

Nach deutsch-litauischen Verhandlungen ist das Kontingent des Memel­

gebiets nach Deutschland für S c h l a c h t v i e h um 320 000 Lit und für K ä s e um 300 000 Lit erhöht worden. Das Kontingent des Memelgebiets für Schlacht­

vieh wird also 1 040 000 Lit und das für Käse 950 000 Lit betragen.

Anfang April 1938 wird die Ausfuhr von L e i n ö l nach Deutschland aufge­

nommen. Bisher wurden von 300 000 dz Leinsaaternte nur 100 000 dz zu Leinöl verarbeitet, während die restlichen 200 000 dz als Schlagsaat ins Ausland gingen.

Die Aktiengesellschaft „Ringuwa“ hat in Schaulen die Verarbeitung von Leinsaat zu Leinöl aufgenommen und verarbeitet täglich 5000 kg. Die gesamte Leinöl­

produktion bis zum 20. 7. ist bereits an Deutschland verkauft. Die litauische Lein­

saat hat 6 % weniger Oelgehalt als argentinische.

Der Handelsvertrag mit der Schweiz

wurde kürzlich auf Kompensationsgrundlage für ein Jahr unterzeichnet. Litauen will demnach hauptsächlich Genußmittel, Leder- und Papierwaren, Woll- und Baumwolle-, Seiden- und andere Stoffe, Metalle, verschiedene Maschinen, Ver­

kehrsmittel, Uhren, Instrumente und Apparate, chemische Erzeugnisse, Farben und Kosmetik abnehmen. Die Schweiz wird in der Hauptsache Hölzer, Furniere, Butter, Eier, Fleisch und andere Waren kaufen.

Kraftstoffzufuhren.

Ende März empfing die „Lietuikis" über Memel 3600 t Gasolin und 1700 t Petroleum. Die Oele kamen aus russischen Schwarzmeerhäfen. Anfang Mai wird ein Tankschiff aus USA mit Oel und Flugbenzin erwartet. Die ..Lietukis“ ver­

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sendet ihre Treibstoffe mit 62 Eisenbahntankwagen, zu denen noch 5 neue Tank­

wagen hinzugekauft wurden.

Der Eisenhandel

war trotz der politischen Spannung wegen der verstärkten Bautätigkeit recht leb­

haft. Wegen der Lieferungsschwierigkeiten belgischer und französischer Werke wendet man der deutschen Stahlindustrie erneut Beachtung zu, d'a diese auch die kürzesten Termine prompt erfüllt, Baueisen wird vor allen Dingen für die Memeler Handwerkschule, für die Landbank, für die Eisenbahn und1 für Privat­

unternehmungen gebraucht. Die „Lietukis“ hat eine neue Abteilung für Baueisen und Baubedarf eröffnet und in Kaunas-Schanzen ein neues großes Eisenlager für Armaturen, Formeisen, Drahtzäune usw. errichtet.

Auslandskäufe.

Die Brauerei „Gubernia“ hat bei der Maschinenfabrik Kroll in Reval eine K ü h l e i n r i c h t u n g für 70000 Ekr. bestellt. Außerdem erhielt Kroll einen litauischen Auftrag zur Lieferung von L a n d m a s c h i n e n im Werte von 30 000 Ekr.

Die Tageszeitung „XX Amzius“ schloß mit einer deutschen Firma einen Kauf­

vertrag über eine moderne R o t a t i o n s m a s c h i n e ab. Die Maschine wird bis zum Herbst geliefert, die Lizenz wurde bereits zugeteilt. Die Finanzierung erfolgt durch Kapitalerhöhung der Verlagsgesellschaft „Zaibas“

Die Postverwaltung will in nächster Zeit zwei neue P u l l m a n n P o s t w a g e n für Normalspur kaufen. Ferner sollen 13 alte Postwagen umgebaut werden.

Der litauische Aeroklub beschloß, in Deutschland eine einsitzige K u n s t - f l u g m a s c h i n e , Modell „Bücher-Jungmeister" anzukaufen. Der Preis für das Flugzeug beträgt 40 000 Lit.

Die1 „Lietukis“ beabsichtigt die Einfuhr von P e r s o n e n k r a f t w a g e n und hat zu diesem Zwecke die Vertretung der englischen Firma „Vauxhall" über­

nommen. Das Modell zeichnet sich durch geringen Kraftstoffverbrauch und Ein­

zelfederung der Räder aus, so daß es für schlechte Wege benutzbar ist.

Der Polizeiklub in Kaunas beabsichtigt die Bestellung von 500 M i l i t ä r ­ f a h r r ä d e r n , die an Mitglieder weiterverkauft werden sollen.

Der Umsatz der „Lietukis“

hielt sich 1937 mit 73 000 000 Lit ungefähr auf der gleichen Höhe wie 1936. Auf einigen Gebieten sind bessere Resultate erzielt worden, eine Ausnahme macht das G e t r e i d e g e s c h ä f t , da die Getreideausfuhr Anfang vorigen Jahres verboten wurde. Während 1936 für 17 500000 Lit Getreide ausgeführt wurde, war sie 1937 gleich Null. Der Umsatz in Flachs, Hede, Kolonialwaren, Landmaschinen, Eisen, Zement und Dünger ist durchweg bedeutend gestiegen. Im Jahre 1937/38 werden nach Berechnungen von der letzten Ernte 35 000 bis 45 000 t Getreide ausgeführt werden können. Davon sind bereits 16 300 t Roggen und 5200 t Gerste nach Norwegen, Dänemark, Belgien und der Schweiz gegangen.

Durch einen großen Abschluß mit einer norddeutschen Stärkefabrik gelangten 17100 t Kartoffeln zur Ausfuhr. Diese Ziffer ist seit Bestehen des litauischen Staates noch niemals erreicht worden. Trotzdem 1000 Waggons zur Abfuhr be­

nötigt wurden, konnten die Lieferungen zu den festgesetzten Terminen bewirkt werden. Die „Lietukis“ beabsichtigt in diesem Jahre die Einfuhr von 27 500 t Salz

nötigt wurden, konnten die Lieferungen zu den festgesetzten Terminen bewirkt werden. Die „Lietukis“ beabsichtigt in diesem Jahre die Einfuhr von 27 500 t Salz

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