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Nutzungen und Biotoptypenkomplexe

Als Folge der Nutzungsgeschichte und der vorherrschenden Standortverhältnisse werden weite Teile des FFH-Gebietes "Hardtwald zwischen Karlsruhe und Graben" seit jeher von Waldflächen einge-nommen. Eine Rodung des Waldes und anschließende Nutzung der Flächen durch die Landwirtschaft fand wegen der armen Böden und der Trockenheit der Standorte in der Vergangenheit nicht statt.

Im Mittelalter prägten Waldweide und Streunutzung in hohem Maße das Erscheinungsbild des Hardtwaldes (ROMMEL 1933). Begleitende Nutzungen durch den Menschen waren unter anderem die Gewinnung von Harz und Kienspänen. Auf Grund der weit verbreiteten Brennholzgewinnung wurden die Wälder zur damaligen Zeit überwiegend als Mittel- und Niederwälder bewirtschaftet (PHILIPPI

2004).

Die Folgen der Waldnutzung waren eine drastische Verarmung der Böden und fehlende Verjüngung auf den übernutzten Flächen. Um dem Rückgang der Eichen zu begegnen, wurden in dieser Zeit be-sondere Pflanzgärten, die so genannten Eichelgärten, eingerichtet. Erst mit der Einführung des Badi-schen Forstgesetzes von 1833 wurde der anhaltenden Übernutzung des Waldes entgegen gewirkt.

Von Bedeutung ist ferner die Nutzung des Hardtwaldes als Großherzoglicher Wildpark durch den Markgrafen Karl-Wilhelm von Baden-Durlach. Mit Ausnahme des Gemeindewaldes Graben diente der Hardtwald nördlich der 1715 gegründeten Stadt Karlsruhe dem Markgrafen als beliebtes Jagdgebiet.

In diesem Zusammenhang wurde das Gelände im Jahr 1818 eingezäunt. Eine Nutzung der Flächen durch die Bevölkerung war in der Folge nur noch in Ausnahmefällen und in Notzeiten erlaubt. Erst 1918 wurde die Einzäunung entfernt und das Gebiet wieder für jedermann zugänglich.

Aktuell sind ca. 4.553 ha und damit 96,3 % des FFH-Gebietes dem Wald zuzuordnen. Die beiden Biotoptypenkomplexe Laub- und Nadelwaldgebiet sind dabei mit deutlich unterschiedlichen Flächen-anteilen an der Zusammensetzung der Waldbestände beteiligt.

Mit einer Fläche von 4.044 ha, die 85,51 % des Gesamtgebietes entsprechen, bildet Nadelwald die deutlich dominierende Flächennutzung im FFH-Gebiet. 509 ha und damit 10,76 % des gesamten FFH-Gebietes sind demgegenüber zum gegenwärtigen Stand als Laubwaldkomplex anzusprechen.

Abweichungen von den Flächenangaben nach der Forsteinrichtung sind auf die methodischen Vorga-ben des PEPL-Handbuches zurückzuführen.

Hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung wird der Biotoptypenkomplex Nadelwaldgebiet vor al-lem von der Wald-Kiefer aufgebaut. Nach Angaben von RUPP (2004) war die Kiefer bei der letzten Erhebung im Jahr 1996 mit einem Anteil von 66% vertreten. Außer in Reinbeständen kommt diese vor allem in Mischung mit Laubbaumarten, insbesondere mit Rotbuche (13%) und Eiche (14%) vor. Sons-tige Nadelbäume wie Europäische Lärche (Larix decidua), Fichte und Douglasie sind vergleichsweise selten und stellen zusammen nur etwa 4 % des Baumbestandes.

Dominierende Baumarten der Laubwaldgebiete bilden Rotbuche sowie Stiel- und Trauben-Eiche, die mit lokal unterschiedlichen Anteilen am Aufbau des laut Standortskartierung gebietstypischen Buchen-Eichenwaldes beteiligt sind. Hainbuche (Carpinus betulus) und Winter-Linde (Tilia cordata) sind über-wiegend als unterständige Laubbaumarten beigemischt und nur sporadisch im Hauptbestand anzu-treffen. Allenfalls lokal treten Edellaubhölzer wie Berg- und Spitz-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A.

platanoides), Erle und Esche stärker in Erscheinung. Neben der Hänge-Birke (Betula pendula) als Pionierbaumart ist teilweise auch die Robinie als nicht standortheimische Baumart beigemischt. Etwas stärker vertreten ist die Rot-Eiche, die laut RUPP (2004) gegenwärtig etwa 6 % des Baumbestandes im Hardtwald stellt.

Die Entwicklung einzelner Baumarten seit Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert einen deutlichen Wandel in der forstlichen Nutzung des Gebietes (RUPP 2004). War die Eiche um 1840 noch mit einem Mischungsanteil von etwa 20% vertreten, ging dieser bis zum Jahr 1949 bis auf 4% zurück. Erst durch die anschließende Neubegründung von Eichenwäldern stieg der Eichenanteil im weiteren Verlauf wieder an. Nach den Angaben der letzten Forsteinrichtung waren Stiel- und Trauben-Eiche im Jahr 1996 mit 8 % am Bestand beteiligt. Angestrebt wird ein Anteil der beiden heimischen Eichenarten von 15 %.

Gegenläufig ist die Bestandsentwicklung der Wald-Kiefer, die 1949 mit einem Anteil von 82% für den Hardtwald angegeben wird. Laut der Forsteinrichtung 1996 war die Kiefer noch mit einem Anteil von 66 % vertreten. Angestrebt wird hier laut RUPP (2004) ein Kiefernanteil von circa 50 % im Gebiet. Die folgende Abbildung zeigt die geschichtliche Entwicklung der Baumartenanteile von Eiche und Kiefer im Gebiet seit 1840.

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Abb. 2: Entwicklung der Anteile von Kiefer und Eiche im Hardtwald seit 1840 (Quelle: FD Freiburg) Der angesprochene Rückgang der Eiche bis Ende der 1940er Jahre spiegelt sich heute in einer deut-lichen Alterslücke des Eichenbestandes im Hardtwald wieder. Rein- und Mischbestände der Eiche mit einem Alter von 70 – 100 Jahre sind gegenüber den sonstigen Altersstufen erkennbar unterrepräsen-tiert und liegen deutlich unter dem Flächenanteil der über 100-jährigen Bestände. Die seit etwa 1940 wieder verstärkt durchgeführten Eichenanpflanzungen weisen zum heutigen Zeitpunkt ein

Bestandsal-In Abb. 3 ist die geschilderte Situation für einen Teilbereich des FFH-Gebietes dargestellt. Die Be-zugsfläche der von der Forstverwaltung bereit gestellten Daten bildet eine knapp 3.200 ha große, ehemals zur Ausweisung als Erholungswald angedachte Staatswaldfläche. Dargestellt sind die Alters-klassenanteile der Eichenmisch- und Eichenreinbestände, die bei einer Gesamtfläche von 289 ha einen Anteil von 9,1 % an den Bestandestypen im betrachteten Gebiet aufweisen.

Die Aussagen zur Alterstruktur können auf das gesamte FFH-Gebiet übertragen werden. Eichenbe-standstypen der Altersklasse V mit 81 – 100 Jahren sind nur in den Distrikten Westlicher Wildpark, Östlicher Wildpark und Zehntwald mit geringen Flächenanteilen vorhanden. In den Distrikten Bann-wald, Südlicher Wildpark, Vorsenz und Fasanengarten fehlt die genannte Altersklasse vollständig.

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Abb. 3: Altersstruktur der Eichenmisch- und Reinbestände einer repräsentativen Staatswaldfläche im FFH-Gebiet (Quelle: FD Freiburg)

Die vorhandenen Waldflächen des FFH-Gebietes unterliegen fast vollständig der forstlichen Bewirt-schaftung im Hochwaldbetrieb. Einzelne Flächen, zum Beispiel der Bannwald Vorsenz, sind als arB-Bestände ausgewiesen und weisen keine aktuelle Nut-zung auf. Das weitgehend ebene Relief und eine gute Erschließung durch ein engmaschiges Waldwegenetz begünstigen eine ökonomische Be-wirtschaftung der Flächen im Rahmen der Naturnahen Waldwirtschaft.

Aufgrund der räumlichen Nähe zu Karlsruhe und den umgebenden Gemeinden Eggenstein-Leopoldshafen, Linkenheim-Hochstetten, Graben-Neudorf und Stutensee weist das FFH-Gebiet eine erhebliche Bedeutung für die Erholungs- und Freizeitnutzung auf. Beliebtes Ziel ist der Karlsruher Schlosspark mit seinen großzügigen Grünflächen und dem alten Baumbestand. In der ausgedehnten Parkanlage tummeln sich vor allem an Sommerwochenenden viele Menschen. Nördlich des Adenauer-ringes liegen mehrere Sportanlagen und weitere Freizeiteinrichtungen. Zudem liegen die Fußballplätze von Linkenheim und von Hochstetten innerhalb des FFH-Gebietes. Insgesamt nehmen die der Erholung, der Freizeit- oder Sportnutzung dienenden Anlagen eine Fläche von 50 Hektar ein, was einem Flächen-anteil von 1% entspricht. Neben der anlagenbezogenen Erholungs- und Freizeitnutzung ist der gesamte Hardtwald als einzigartiger Erholungsraum anzusehen. Mit gut ausgebauten Wegen ist er

überdurch-schnittlich erschlossen und wird von der Bevölkerung intensiv zum Spazieren gehen, Fahrad fahren, Joggen oder Inlineskating genutzt.

Der Hardtwald wird von zahlreichen Straßen durchquert. Im südlichen Teil des FFH-Gebietes verläuft der Adenauerring. Zwischen der Waldstadt und Eggenstein durchschneidet die L 604 den Hardtwald.

Weiter im Norden kreuzt die L 559 zwischen Blankenloch und Leopoldshafen das FFH-Gebiet, von welcher die K 3570 Richtung Osten abzweigt. Vom Nordrand von Friedrichstal quert die L 558 in Rich-tung Linkenheim den Hardtwald. Im Mai 2006 wurde die Ortsumgehung von Graben-Neudorf (B 36) im Gemeindewald Graben-Neudorf dem Verkehr übergeben. Die Bundesstraße zerschneidet das FFH-Gebiet im Gewann Meßleschlag südlich des Grabener Sportplatzes sowie im Gewann Hirsch-acker, wo der neue Straßenabschnitt auf die alte B 36 zurückgeführt wird. Neben den Autostraßen wird der Hardtwald auch von der Bahnlinie Karlsruhe–Mannheim an zwei Stellen (südlich von Fried-richstal und nördlich von Graben) durchquert. Zusammengefasst liegen etwa 24 Hektar (0,5 % des Gesamtgebietes) Verkehrsflächen innerhalb der FFH-Gebietsabgrenzung.

Infrastrukturellen Einrichtungen einschließlich zugehöriger Lager- und Begleitflächen sind das Was-serwerk der Stadtwerke Karlsruhe, der Hubertushof an der L 558 sowie das von der Universität Karlsruhe genutzte Versuchsgelände östlich des Sportplatzes von Hochstetten. Die genannten Gebie-te umfassen eine Fläche von etwa 7,5 Hektar (0,2 % des FFH-GebieGebie-tes).

Als Abbaugebiet mit einer Fläche von 35 Hektar und damit etwa 0,7 % des gesamten FFH-Gebietes ist die seit 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesene, ehemalige Kiesgrube „Kohlplattenschlag“ Teil des FFH-Gebietes.

Der Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen innerhalb des FFH-Gebietes "Hardtwald zwischen Karlsruhe und Graben" ist eher gering. Ackernutzung findet sich lediglich entlang der Bahnlinie und im Bereich des Hubertushofes auf einer Fläche von etwa 16 Hektar (0,3 % Flächenanteil am gesamten FFH-Gebiet). Grünlandflächen nehmen zusammen etwa 22 Hektar (0,5 %) ein. Davon fallen 21 Hektar auf ertragsarme, extensiv genutzte Wiesen und Weiden im Bereich des Hubertushofes, eine Lichtung im Zehntwald und eine Fläche entlang der Brunnenreihe südlich des Wassserwerkes. Lediglich eine kleine Wiese nördlich des Hubertushofes mit einer Fläche von 1 Hektar ist als artenarmes Wirt-schaftsgrünland eingestuft.

Unbewaldete, zum Teil in unterschiedlichen Sukzessionsstadien befindliche Bereiche wie die ehema-lige Bahntrasse zwischen Hochstetten und Graben und die nördlich des Versuchsgeländes der Uni-versität Karlruhe liegende Brachfläche werden als Gebiet mit ungenutztem Offenland eingeordnet. Mit einer Fläche von 4 Hektar (0,1 %) ist der Flächenanteil dieses Biotoptypenkomplexes am gesamten FFH-Gebiet sehr gering.

Neben der ehemaligen Kiesgrube „Kohlplattenschlag“ ist der langsam fließende Pfinz-Entlastungskanal die einzige nennenswerte Wasserfläche. Der Flächenanteil entspricht etwa 16 ha (0,3 %) des gesamten FFH-Gebietes.