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3.6 Lebensraumtypen

3.6.6 Hainsimsen-Buchenwald [9110]

In der vorläufigen inneren Abgrenzung der Wald-Lebensraumtypen wurde für das FFH-Gebiet auf Basis einer abteilungsweisen Prüfung der Baumartenanteile lediglich eine Buchenwaldfläche im Ge-meindewald Graben-Neudorf ausgewiesen (Stichtage der Forsteinrichtungsdaten 1995 bis 1997).

Durch zwischenzeitliche forstwirtschaftliche Maßnahmen (in der Regel Auszug der hauptständigen Wald-Kiefer) weisen heute weitere Bestände führende Buche auf. Auf Grundlage der Forsteinrich-tungsdaten und der Planungskarten wurden unter dem Aspekt einer möglichen Veränderung der Baumartenzusammensetzung im Hauptbestand weitere Flächen überprüft. Bestände, welche die Kri-terien eines Buchen-Lebensraumtyps erfüllen, wurden als solche erfasst und bewertet.

Der LRT 9110 stockt auf mäßig trockenen Standorten über anlehmigen Sanden beziehungsweise über Kiessanden. Da sich die Ausstattung der Bestände ähnelt, Unterschiede in der Struktur auf forst-liche Nutzung in jüngerer Zeit zurückzuführen sind und daher in der weiteren Bestandsentwicklung in ihrer Bedeutung abnehmen werden, wurden sämtliche Buchenwaldbestände zur Erfassungseinheit

"Buchenwälder im Hardtwald N Karlsruhe" (Nr. 2-6916-342-2001) zusammengefasst.

Dem LRT 9110 gehören derzeit neun Teilflächen (Bestandseinheiten) innerhalb des FFH-Gebietes an, die eine Fläche von 47,64 ha und damit 1% der Gesamtfläche des Gebietes einnehmen.

Lebensraumtypisches Arteninventar Baumartenzusammensetzung:

Dominierende Baumart im Hauptbestand der Erfassungseinheit ist die Buche (Fagus sylvatica) mit rund 82% Anteil an der überschirmten Fläche. Einen nennenswerten Anteil weist auch die Wald-Kiefer mit 13% auf. Alle übrigen Baumarten des Hauptbestandes besitzen deutlich geringere Anteile zwi-schen ein und zwei Prozent. Da in einigen Behandlungseinheiten erst in jüngerer Vergangenheit forst-liche Maßnahmen durchgeführt wurden, ist nicht in allen Einheiten eine hundertprozentige Überschir-mung vorhanden.

Tab. 9: Baumartenverteilung im LRT 9110 (Gesellschaftstypische Baumarten sind durch Fettdruck hervorgehoben) Baumart Flächenanteil in %

Buche 82,1 Hainbuche 1,5 Trauben-Eiche 1,4

Wald-Kiefer 13,4 Rot-Eiche 1,6

Der Anteil der für den LRT 9110 kennzeichnenden Baumarten Buche, Hainbuche (Carpinus betulus) und Trauben-Eiche (Quercus petraea) beträgt 85% und ist damit mit B zu bewerten.

Bodenvegetation:

Im Rahmen der gutachtlichen Begänge wurden von den landesweit kennzeichnenden Arten der Boden-vegetation Pillen-Segge (Carex pilulifera), Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Schönes Frau-enhaarmoos (Polytrichum formosum) festgestellt. Die Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides) als weitere landesweit kennzeichnende Art der Bodenvegetation kommt nach OBERDORFER (1992) im Oberrheinge-biet zwischen Karlsruhe und Darmstadt nicht oder nur sporadisch vor und wird nicht in die Bewertung einbezogen.

Von den für die regionalen und standörtlichen Ausbildungen kennzeichnenden Arten sind Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Wald-Schwingel (Festuca altissima), Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Wald-Ehrenpreis (Veronica officinalis) vertreten. Das Artenspektrum der Bodenvegetation ist damit nahezu vollständig vorhanden (A).

Das lebensraumtypische Arteninventar des LRT 9110 ist insgesamt mit B zu bewerten, da die Baumar-tenzusammensetzung als Leitparameter zu 80% in die Bewertung eingeht.

Lebensraumtypische Habitatstrukturen Altersphasen:

Der LRT 9110 umfasst vier Altersphasen. Am geringsten vertreten ist die Jungwuchsphase, die nur durch einen 0,5 ha großen Bestand an der L 604 nordöstlich der Kirchfeldsiedlung repräsentiert wird und damit rund ein Prozent der Buchenwälder einnimmt. Reife- und Verjüngungsphase sind etwa gleich verteilt. Einziger Dauerwaldbestand ist der Buchenwald im Teichelholz an der L 604. Das Vor-handensein von vier Altersphasen ist mit B zu bewerten.

Tab. 10: Altersphasen des LRT 9110

Altersphase Fläche in ha Flächenanteil in % Jungwuchsphase (1 - 29 Jahre) 0,5 1,1 Reifephase (70 - 99 Jahre) 22,2 46,7 Verjüngungsphase (≥ 100 Jahre) 23,1 48,5 Dauerwaldphase 1,8 3,9 Schichtengefüge:

Für die Bewertung des Schichtengefüges werden gemäß PEPL-Handbuch nur Bestände der Reife-, Verjüngungs- und Dauerwaldphase herangezogen. Am Aufbau des Zwischen- und Unterstandes des LRT 9110 sind vier Baumarten mit einem Anteil größer zehn Prozent an der überschirmten Fläche beteiligt. Buche, Hainbuche und Trauben-Eiche repräsentieren dabei das Kennartenspektrum des Hauptbestandes. Davon sind Buche immer und Hainbuche in der überwiegenden Zahl der Bestände vertreten. Eichen sind erwartungsgemäß nur selten im Zwischenstand vorhanden.

Tab. 11: Flächenanteile der Baumarten am Schichtengefüge im LRT 9110 (Gesellschaftstypische Arten sind durch Fettdruck hervorgehoben)

Baumart Fläche in ha

Buche 13,9 Hainbuche 6,3 Trauben-Eiche 0,4 Spitz-Ahorn 0,4

Trotz durch Fraßschäden des Maikäfers bedingter Ausfälle des Unterstandes ist auf die Gesamtfläche der relevanten Altersphasen bezogen auf 21 Hektar (rund 45%) eine Schichtung der Bestände vor-handen. Das Schichtengefüge der Erfassungseinheit ist daher mit A zu bewerten.

Verjüngungssituation:

Sehr ähnlich dem Schichtengefüge stellt sich die Verjüngungssituation der Erfassungseinheit dar. Als gesellschaftstypische Arten dominieren Buche und Hainbuche (s. folgende Tabelle). Wie beim Schich-tengefüge werden auch für die Bewertung dieses Parameters nur die Altersphasen Reife-, Verjün-gungs- und Dauerwaldphase berücksichtigt.

Tab. 12: Flächenanteile der Baumarten an der Verjüngung im LRT 9110 (Gesellschaftstypische Arten sind durch Fettdruck hervorgehoben)

Baumart Fläche in ha

Buche 11,1 Hainbuche 2,4 Wald-Kiefer 1,2 Esche 1,1 Berg-Ahorn 1,1 Spitz-Ahorn 0,2 Rot-Eiche 0,6

Lediglich in einem Bestand nahe der Sportplätze Blankenloch erreicht keine Baumart einen Anteil von zehn Prozent oder höher. Verjüngungshemmend wirkt sich hier das fast flächendeckende Vorkommen des Kleinblütigen Springkrautes (Impatiens parviflora) aus. Starker Wildverbiss war nicht zu erkennen.

Bezogen auf die Fläche der zu berücksichtigenden Bestände ist auf 17,7 ha Vorausverjüngung vor-handen. Mit einem Anteil von 37,8% ist die Verjüngungssituation mit A zu bewerten.

Totholzvorrat:

Der Totholzvorrat variiert in den einzelnen Buchenbeständen deutlich. Die Vorräte an stehendem Tot-holz liegen zwischen 0,5 und 12,6 fm, die Vorräte an liegendem TotTot-holz zwischen 0 und 8,5 fm. Ins-gesamt beträgt er 78,7 fm, woraus sich ein Vorrat von rund 1,7 fm Totholz pro Hektar ergibt. Der Pa-rameter ist folglich mit C zu bewerten.

Habitatbäume:

Analog zu Schichtengefüge und Verjüngungssituation werden nur die Flächen der Reife-, Verjün-gungs- und Dauerwaldphase zur Bewertung herangezogen. Wie beim Totholzvorrat variiert die Zahl der Habitatbäume stark und schwankt zwischen 6 und 50 Habitatbäumen. Insgesamt wurden 162 Habitatbäume ermittelt. Bei durchschnittlich 3,5 Habitatbäumen pro Hektar ist der Parameter mit A zu bewerten.

Die lebensraumtypischen Habitatstrukturen sind in der Summe der genannten Einzelbewertungen mit B zu bewerten.

Beeinträchtigungen

Im Rahmen der gutachtlichen Begänge wurden Verbissschäden, das Vorhandensein von Störzeigern und Schäden durch Befahrungen aufgenommen. Zur Darstellung der Beeinträchtigung durch Fraßschäden von Maikäferengerlingen wurden von der FVA Abteilung Waldschutz zur Verfügung gestellte Daten bezüglich der Schadenserfassung 2002 und der Probegrabungen im Herbst 2006 ausgewertet (siehe Kapitel 3.9).

Die Beeinträchtigung durch Wildverbiss ist überwiegend schwach (Tabelle 7-5 im Anhang). Dies gilt insbesondere für die gesellschaftstypischen Baumarten Buche und Hainbuche. Nur lokal ist stärkerer Verbiss erkennbar. Bezogen auf die gesamte Verjüngungsfläche sind diese lokalen Verbissschäden nicht relevant beziehungsweise im Falle der Späten Trauben-Kirsche positiv zu werten.

Im Vergleich zur Verbisssituation ist die Beeinträchtigung durch Störzeiger deutlich stärker ausge-prägt. Hervorzuheben sind Kleinblütiges Springkraut und Späte Trauben-Kirsche. Das Kleinblütige Springkraut ist in einem Buchenwald nahe der Sportplätze Blankenloch wegen seiner verjüngungs-hemmende Wirkung als starke Beeinträchtigung einzustufen, da es mehr als 50% der Fläche bedeckt.

In dem hallenartigen Buchenbestand mit armer Krautschicht findet die Art gute Ausbreitungsbedin-gungen vor. Hinzu kommt die eindringende Späte Trauben-Kirsche, deren Deckungsgrad hier aber aktuell noch als gering einzustufen ist. Dagegen findet die Späte Trauben-Kirsche in dem westlich angrenzenden Bestand im Wolfsgarten, in dem es durch Auszug der hauptständigen Kiefern zu einer starken vertikalen Strukturierung und zu erhöhtem Lichteinfall kam, durchweg sehr gute Bedingungen vor. Junge Trauben-Kirschen bedecken hier rund 50% der Fläche. Ähnliches gilt für zwei Bestände im Wolfsgarten und an der Friedrichstaler Querallee. In Letzterem ist die Späte Trauben-Kirsche trotz durchgeführter Bekämpfung als starke Beeinträchtigung zu werten. In vier weiteren Beständen bede-cken Störzeiger, zu denen neben den genannten Arten noch Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Späte Goldrute (Solidago gigantea) und Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) gehö-ren, bis zu 50% der Fläche. Auf die Erfassungseinheit bezogen ergibt sich auf 21,53 ha eine starke Beeinträchtigung durch Störzeiger, auf 18,35 ha eine mittlere und auf 7,46 ha eine geringe Beein-trächtigung.

Laut Maikäfer-Schadenserfassung 2002 kam es auf rund 2,3 ha (= 5% der Gesamtfläche des Wald-Lebensraumtyps) durch Engerlingsfraß zum Teilausfall des Unterstandes. Die Probegrabungen 2006 ergaben in zwei Drittel der Fläche der Erfassungseinheit keine Maikäfer oder Engerlinge. Auf dem übrigen Drittel wurden mittlere und hohe Käferdichten festgestellt. Insgesamt ist die Beeinträchtigung des Hainsimsen-Buchenwaldes durch Maikäferfraßschäden aktuell noch als gering einzustufen. Bei anhaltender Maikäfervermehrung besteht die Gefahr stärkerer Beeinträchtigungen, beispielsweise durch Ausfall größerer Teile des Unterstandes oder Verlust von Buchenbeständen in jüngeren Alters-klassen. Als weitere Beeinträchtigung der Buchenwälder sind Trocken- und Insektenfraßschäden im Kronenbereich von Buchen anzuführen (RASPE et al. 2004). Drei Bestände der Erfassungseinheit sind dadurch mittel bis stark geschädigt.

Zusammenfassend sind die Beeinträchtigungen der Erfassungseinheit 1 noch mit B zu bewerten.

Bewertung des Erhaltungszustandes

Da das lebensraumtypische Arteninventar, die lebensraumtypischen Habitatstrukturen und die Beein-trächtigungen jeweils mit B bewertet sind, ergibt sich für die Erfassungseinheit insgesamt ein guter Erhaltungszustand (B).

Tab. 13: Erhaltungszustand LRT 9110 (47,64 ha) Lebensraumtypisches Arteninventar B Lebensraumtypische Habitatstrukturen B

Beeinträchtigungen B Gesamtergebnis Erhaltungszustand B