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NIEDERLANDE: GESUNDHEITSSTRATEGIE OST-GRONINGEN

MODELLREGIONEN DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG: „REGION SCHAFFT ZUKUNFT.DE“

B: NIEDERLANDE: GESUNDHEITSSTRATEGIE OST-GRONINGEN

Ausgangslage

Im östlichen Teil der Provinz Groningen schreitet die Alterung der Gesellschaft schnell vor-an. Der Gesundheitssektor (16% der Beschäftigten) gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern des Gebiets. Die Arbeitskräfte im Gesundheitswesen sind knapp, da viele jüngere Personen aus der Region abwandern. Auf der anderen Seite weist die Region eine hohe Arbeitslosig-keit auf (10–14%). Diese beiden Probleme versucht ein Projekt im Rahmen des

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INFRAS | 22. Dezember 2009 | DEMOGRAFISCHER WANDEL UND REGIONALENTWICKLUNG | ANNEX

Programms DC NOISE zu entschärfen. Arbeitslose sollen zu einer Beschäftigung im Gesund-heitssektor ermutigt werden (DC NOISE 2009a).

Massnahmen/Indikatoren

Die beteiligten lokalen Behörden möchten mit speziellen Anstrengungen die wenig qualifi-zierten Arbeitslosen für eine Beschäftigung im Gesundheitssektor weiterbilden. Zu diesem Zweck soll die Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden, Arbeitsvermittlungsinstitutio-nen und Arbeitgebern des Gesundheitssektors verbessert werden. Teil des Projekts sind auch eine Nachfrageabschätzung für Gesundheitspersonal und die Ausbildung von ca. 100 Perso-nen (DC NOISE 2009a).

Folgerungen für die Schweiz

Das Projekt befindet sich noch in der Umsetzungsphase, es sind deshalb noch keine Beurtei-lungen greifbar. Die Übertragbarkeit auf die Schweiz scheint beschränkt, da in der Schweiz ein kleineres Reservoir von Arbeitslosen für die Deckung des Fachkräftemangels im Gesund-heitssektor zur Verfügung steht. Unabhängig davon scheint fraglich, inwiefern Arbeitslose für eine Beschäftigung im Gesundheitswesen qualifiziert werden können.

C: GROSSBRITANNIEN

Ausgangslage

Die Region Dundee in Schottland entschloss sich nach dem Vorliegen von Bevölkerungs-prognosen dazu, Massnahmen zur Aufwertung des regionalen Zentrums zu ergreifen. Im Rahmen des DC NOISE-Piloptrojekts soll beobachtet werden, inwiefern die beschlossenen Strategien tatsächlich umgesetzt werden und wie diese gegenüber den Betroffenen kommu-niziert werden können (DC NOISE 2009b).

Indikatoren/Massnahmen

Das Pilotprojekt unterstützt die lokalen Behörden bei der Integration der beschlossenen Strategien zur (demografisch) nachhaltigen Entwicklung und fördert den Austausch zwi-schen lokalen Behörden und Universität (DC NOISE 2009b).

Folgerungen für die Schweiz

Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung der beschlossenen Massnahmen sollte der Grad ihrer Umsetzung und allenfalls auftauchende Schwierigkeiten einem regelmässigen Monitoring unterliegen. Die befristete Natur der Mehrjahresprogramme ist auch in diesem Zusammenhang positiv zu beurteilen.

D: SCHWEDEN

Die schwedischen Gemeinden verfügen selbst über die ihnen zugeteilten Schulbudgets. So können periphere Regionen eigenständig und abgestimmt auf die lokalen Verhältnisse selbst entscheiden, ob sie in dezentrale Zwergschulen oder in Fahrdienste für Schüler inves-tieren oder ob sie die Eltern direkt für den entstehenden Fahraufwand entschädigen (Arefäll 2003). Ein Modell mit Schülerpauschalen (Gemeinden erhalten pauschale Beiträge pro Schü-ler statt Unterstützung für Schulen) hat sich auch in einigen Kantonen der Schweiz etab-liert, so im Kanton Uri. Die Fahrkosten sind darin jedoch nicht enthalten wegen der klein-räumigeren Natur. Für die Zukunft könnte ein solches Modell jedoch auch für einzelne Schweizer Regionen relevant werden, besonders falls die öffentliche Verkehrserschliessung eingeschränkt werden sollte.

E: FINNLAND

In stark von Abwanderung betroffenen Regionen Finnlands werden Gesundheitsdienste ge-zielt auf zentrale Orte konzentriert, um eine relativ nahräumliche Versorgung zu gewähr-leisten. Anspruchsvolle Operationen werden, wo sinnvoll, in lokalen Spitälern unter Anlei-tung von Spezialisten, in anderen Spitälern mit Hilfe von Tele-Operationen durchgeführt (Varesma-Korhonen 2003). In der Schweiz ist das Problem weniger akut, da auch grössere Zentren schnell erreichbar sind. Der Ansatz korrespondiert jedoch mit der angestrebten Stärkung der regionalen Zentren. Je nach Verlauf des demografischen Wandels kann es sinnvoll sein, Gesundheits- und andere öffentliche Dienstleistungen proaktiv in den zur Stärkung vorgesehenen regionalen Subzentren zu konzentrieren.

F: ÖSTERREICH

Eine dünn besiedelte und von Abwanderung geprägte Gemeinde in Oberösterreich stand vor der Herausforderung, weiterhin eine Versorgung mit öffentlichem Verkehr gewährleisten zu können. Dieser wird im Rahmen eines von Mitgliedern der Dorfgemeinschaft betriebenen Rufbussystems sichergestellt. Dieses Rufbussystem wird nicht nur von Ansässigen

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INFRAS | 22. Dezember 2009 | DEMOGRAFISCHER WANDEL UND REGIONALENTWICKLUNG | ANNEX

fragt, sondern erhöhte auch die Attraktivität des Gebiets für Wanderer (Meth 2003). Das Konzept Rufbus hat bereits heute in der Schweiz recht starke Verbreitung gefunden. Das Beispiel aus Oberösterreich illustriert, wie Gemeinden auch nach einem Wegfall von Subven-tionen für den öffentlichen Verkehr mit diesem versorgt werden können. Die arbeitsmarkt-politischen Auswirkungen dürften aber kontrovers sein, sollte ein solches Beispiel Schule machen.

G: KANADA

Einige kanadische Städte gehören mit zu den altersfreundlichsten Amerikas (Proudfoot 2009, Bland 2005). Die Attraktivität für ältere Zuzüger wurde in diesen Städten gezielt ge-stärkt, indem in lokalen Fokusgruppen die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung ermittelt wurden. Im Anschluss wurden unspektakuläre Infrastrukturanpassungen vorgenommen wie die Neuprogrammierung von Ampeln, die Trennung von Fuss- und Fahrradwegen, ein Mehr-angebot von öffentlichen Sitzgelegenheiten oder eine bessere Ausleuchtung. Wo nötig, wurden auch private Eigentümer von halböffentlichen Räumen (z.B. Shoppingcenters) für die nötigen Massnahmen sensibilisiert. Wichtig für die Attraktivität eines Wohnorts für ältere Personen sind in Nordamerika zwölf Faktoren (Bland 2005): Gesundheitseinrichtun-gen, Verkehrserschliessung, Einkaufsmöglichkeiten, Lebenshaltungskosten, Lebensqualität, Landschaft, Klima, kulturelle Aktivitäten, Erholungs-/Freizeitmöglichkeiten, ehrenamtliche Tätigkeiten, Community-Services und Kriminalität. In der Schweiz besteht schwerlich die räumliche Flexibilität, eigentliche Seniorenstädte wie in den USA neu zu errichten. Die wichtigen Faktoren und ergriffenen Massnahmen in den für ältere Einwohner attraktiven nordamerikanischen Städten können jedoch auf die Schweiz übertragen werden.