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BEISPIEL: STRATEGIE DEMOGRAFIE OSNABRÜCK

Ausgangslage:

›Im Landkreis Osnabrück sind die Auswirkungen des demografischen Wandels bereits heute spürbar. Die Kinderzahlen sinken, der Wanderungssaldo schrumpft, Märkte verändern sich, die Kaufkraft wird durch Vorsorge gebunden und die Nahversorgung dünnt sich aus. Für die Zeit zwischen 2003 und 2020 wird erwartet, dass die Zahl der Einwohner bis 55 Jahre im Landkreis um 10% schrumpft, die der über 55-Jährigen dagegen um 38% zunimmt. Die Anzahl der Hochbetagten ab 86 Jahren soll sich sogar verdoppeln. Von den Verantwortli-chen für die Kreisentwicklung des Landkreises Osnabrück wurde deshalb ein Handlungs-konzept zur „Bewältigung des demografischen Wandels im Landkreis Osnabrück“ ausgear-beitet (Heuwinkel 2006).

Ziel:

›Im Landkreis Osnabrück soll dieser Herausforderung gemäss dem Handlungskonzept mit einer 2-Wege-Strategie begegnet werden. Zum einen müssen die Folgen des

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INFRAS | 22. Dezember 2009 | DEMOGRAFISCHER WANDEL UND REGIONALENTWICKLUNG | ANNEX

schen Wandels bewältigt und sollen Chancen genutzt werden. Zum anderen soll der demo-grafische Wandel auch aktiv beeinflusst werden.

Indikatoren/Massnahmen:

›Mit diesen beiden Strategien sind sechs Handlungsfelder verbunden, vier davon zur Bewäl-tigung des demografischen Wandels :

›Infrastrukturen sollen wandelbar gemacht werden,

›Siedlungen und Standorte sind an die veränderte Nachfrage anzupassen,

›Lebenslanges Lernen und altersgerechte Arbeitswelt sollen gefördert werden,

›Öffentliche Dienstleistungen sind an den veränderten Bedarf anzupassen.

›Der Strategie „Demografischen Wandel aktiv beeinflussen“ entsprechen die beiden Hand-lungsfelder:

›Neubürger integrieren,

›Kinderfreundliches Lebensumfeld bieten.

›Handlungsschwerpunkte sind die Integration der MigrantInnen, das Fördern lebenslangen Lernens und einer altersgerechten Arbeitswelt und das Schaffen von familienfreundlichen Standortbedingungen.

›Konkrete Projekte sind der Umbau von nicht mehr benötigten Schulen zu altersgerechten Wohnungen, die vorausschauende Planung von Kindergärten als zukünftige Gemeinde-treffpunkte und die Einbindung von SeniorInnen in ehrenamtliche Aktivitäten.

›Neben den erwähnten Projekten sind andere Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung wie „Ak-tivierende Befragungen „Wohnen der Älteren in Bissendorf““ oder Forum und Messe „Heu-te für morgen“ im Rahmen des Projekts durchgeführt worden.

Erfolg:

›Noch keine Erfolgseinschätzungen verfügbar.

Folgerungen für die Schweiz:

›Die Strategie „Anpassen“ heisst nicht nur die Neudimensionierung und -konzeption sowie Flexibilisierung öffentlicher Infrastrukturen, sondern auch die Sensibilisierung der wirt-schaftlichen Akteure für die neuen Anforderungen und Möglichkeiten gealterter Arbeits-märkte und Konsumenten sowie die gezielte (auch öffentliche) Investition in ältere Ar-beitnehmer. Konkrete Projekte im privatwirtschaftlichen Bereich scheint dieses Beispiel

jedoch nicht zu beinhalten, es geht v.a. um Planung öffentlicher Infrastrukturen und um Bewusstseinsbildung bei gesellschaftlichen Akteuren.

C: HINTERLAND

Ausgangslage

HINTERLAND ist ein BSR-INTERREG-IIIB-Projekt, welches sich mit Potenzialen der Regional-entwicklung in ländlichen Gemeinden unter Schrumpfungsbedingungen befasst. Für das Gebiet der Ostseeregion sind strukturschwache Hinterlandbereiche im Abstand von 50 km und mehr zu den Ballungszentren an der Küste charakteristisch. Dieses Hinterland leidet häufig unter Bevölkerungsschwund. Rückläufige Beschäftigung in der Landwirtschaft und die geringere Konkurrenzfähigkeit kleiner und mittelständischer Betriebe sowie die wach-sende Mobilität bewirken eine zunehmende Abwanderung aus den Hinterländern. Eine we-niger mobile, überalterte Bevölkerung, geringe soziale und wirtschaftliche Aktivitäten und ein Verfall der Infrastrukturen und Häuser ist die Folge. Es droht eine sich beschleunigende Abwärtsspirale.

Instrumente/Massnahmen

Das Projekt „HINTERLAND“ will den demografischen Wandel mit innovativen Entwicklungs-ansätzen begleiten und die Schrumpfung dort organisieren, wo keine Entwicklungspotenzia-le gesehen werden. Die wirksamsten PotenziaEntwicklungspotenzia-le zur regionaEntwicklungspotenzia-len Stabilisierung werden in Brücken zu den Vorderländern und verstärkter regionaler Kooperation gesehen. Die Er-kenntnisse des INTERREG-Projekts sollen dazu dienen, lokal und regional vorausschauende Strategien für die zukünftige Siedlungsstruktur, die Stadt-Umland-Beziehungen, für Ver-kehr und Infrastruktur, aber auch die Landschaftsgestaltung und die Landwirtschaft entwi-ckeln zu können und diese in Pilot-Aktivitäten umzusetzen. Das Projekt wird neben den lokalen und regionalen Partnern auch durch Experten aus Universitäten, Planungs- und Entwicklungsgesellschaften sowie "Vorderland"-Partner unterstützt. Im Rahmen des Projekts werden Pilotprojekte in den beteiligten Regionen durchgeführt. Unter anderem wurde im Rahmen des Projekts ein Vitalitätstest für Dörfer unter 1'000 Einwohnern entwickelt, mit dem der Handlungsbedarf abgeschätzt und gestützt darauf mögliche Strategieoptionen aus-gewählt werden können.

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Folgerungen für die Schweiz

Die Empfehlungen des Projekts für „Hinterland“-Regionen (Weith 2009) entsprechen weit-gehend den Leitlinien der neuen Regionalpolitik in der Schweiz. Die regionale Wirtschaft soll durch die Verlängerung von Wertschöpfungsketten und durch die Ausschöpfung des Innovationspotenzials von KMU gestärkt werden. Die wirtschaftliche Aktivität soll beson-ders in regionalen Zentren gefördert werden. Angestrebt wird eine verstärkte Nutzung der lokalen Energieträger und eine verstärkte Abstimmung von Regional- und Landwirtschafts-politik. Daneben wird auch angeregt, das nicht zu erfüllende Ziel der Minimierung regiona-ler Disparitäten zu überdenken.

D: GEPLANTE STUDIEN IM RAHMEN VON INTERREG 4B

Eine Studie im Rahmen von Interreg-IVB zum Brain-Drain in Randregionen, durchgeführt von der Hochschule Luzern und dem Büro Interface, wird im November 2009 starten.

Ebenfalls mit dem demografischen Wandel befassen wird sich die Studie „Demochange“, die im Rahmen des Intterreg-IVB-Projekts „Alpine Space“ genehmigt wurde. „Demochange“

wird die Auswirkungen des demografischen Wandels in verschiedenen Regionen des Alpen-raumes auf die räumliche Entwicklung untersuchen und pilothafte und übertragbare Anpas-sungsstrategien entwickeln. Führender Projektpartner ist die Fakultät für Tourismus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften München (Alpine Space 2009).

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