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4 Diskussion

4.2 Beurteilung der Enzymwirksamkeit anhand unterschiedlicher Methoden

4.2.3 Einfluss der Pankreasgangligatur und der Enzymzulage auf unterschiedliche

4.2.3.4 NBT-PABA-Test

Der PABA-Resorptions-Test bietet die Möglichkeit zu beweisen, dass die verringerte PABA-Konzentration im Serum bei Patienten mit chronisch exokriner Pankreasinsuffizienz nach oraler Applikation von NBT-PABA, durch eine verminderte Spaltung des NBT-PABAs und nicht durch eine verminderte PABA-Resorption bedingt ist. Auffällig in der eigenen Studie waren die unerwarteten, im Vergleich zu den Kontrolltieren, höheren PABA-Konzentrationen im Serum bei Pl-Tieren nach oraler Applikation von PABA (freie

Testsubstanz). Aufgrund dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass das Schwein PABA resorbieren kann.

Die PABA-Konzentration im Serum wies nach oraler Applikation von NBT-PABA bzw.

PABA bei den Kontrolltieren einen nahezu identischen Verlauf auf (s. Abbildung 55). Dies lässt den Schluss zu, dass die Kontrolltiere die äquivalente Menge des NBT-PABAs, zum zuvor applizierten PABA, gespalten und resorbiert haben. Die Pl-Tiere wiesen hingegen nach oraler Applikation von NBT-PABA deutlich niedrigere PABA-Konzentrationen im Serum auf als nach oraler Applikation von PABA (s. Abbildung 56).

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orale Applikation von NBT-PABA orale Applikation von PABA

Abbildung 55: Entwicklung der PABA-Konzentration im Serum nach oraler Applikation von NBT-PABA bzw. NBT-PABA (KT)

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60 120 180 Minuten 240 300 360

µg/dl

orale Applikation von PABA orale Applikation von NBT-PABA

Abbildung 56: Entwicklung der PABA-Konzentration im Serum nach oraler Applikation von NBT-PABA bzw. NBT-PABA (Pl-0 Tiere)

Nach oraler Applikation von NBT-PABA (gekoppelte Testsubstanz) bestanden, bezüglich der im Serum ermittelten Konzentrationen von PABA, über den gesamten Zeitraum signifikante Unterschiede zwischen Kontrolltieren und Pl-0 Tieren, was auf einen Mangel des

Diese Ergebnisse korrelieren gut mit Beobachtungen beim Menschen (DELCHIER u. SOULE 1983; LANKISCH et al. 1986) und beim Tier (FREUDIGER u. BIGLER 1977; BATT et al.

1979). Die geringe PABA-Konzentration, die im Serum bei Pl-Tieren nachgewiesen werden konnte, ist vermutlich auf eine intakte Resorption bzw. durch die proteolytische Aktivität der Dünndarmmukosa bedingt (YAMATO u. KINOSHITA 1977; CASPARY et al. 1979). Auch eine Spaltung durch Bakterien kann nicht ausgeschlossen werden, obwohl daraus keine Beeinflussung der Testergebnisse resultieren soll (GYR et al. 1978). Für eine korrekte Durchführung des Tests wird von verschiedenen Autoren (DOCKTER u. SITZMANN 1980;

LANG et al. 1980; BORNSCHEIN et al. 1985) das Aussetzen der Enzymzulage mindestens ein bis drei Tagen vor Testbeginn gefordert. Da exogen zugeführte Pankreasenzyme über einen Feedback-Mechanismus die Enzymsekretion des exokrinen Pankreas vermindern (WALKOWIAK et al. 2003) und somit eine weitere Druckerhöhung (z.B. nach Pankreas-gangobstruktion) verhindern, kommt es zu einer Verminderung der Schmerzen. Ein Aussetzen der Enzymzulage vor Testbeginn würde daher nur eine zusätzlich hohe Belastung für die Patienten darstellen. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein Aussetzen der Enzymzulage vor Testbeginn nicht notwendig ist.

Die Enzymzulage am Tag der Testdurchführung hatte bei den Pl-Tieren einen beträchtlichen Anstieg der PABA-Konzentration im Serum zur Folge, dies konnte sowohl im zeitlichen Verlauf als auch durch die Berechnung der AUC (Area under the Curve) verdeutlicht werden. Dabei war das Produkt NN dem Produkt N in der äquivalenten Dosierung in den ersten 60-120 Min. ppr. signifikant überlegen. Eine fein abgestufte Unterscheidung der verschiedenen Konzentrationen (4/24/80 Kapseln) innerhalb eines Produktes war nur im begrenzten Umfang möglich. Die zeitliche Verzögerung der maximalen Konzentration bei dem Produkt N im Unterschied zu dem Produkt NN lässt den Schluss zu, dass der Wirkungseintritt des Produktes NN schneller erfolgt. Des Weiteren wurde nach Substitution von 24 Kapseln NN in den ersten 120 Min. ppr. höhere Konzentrationen ermittelt, im Vergleich zum Niveau der Kontrolltiere (s. Abbildung 57), was auch nach Zulage von 80 NN zu beobachten war. Dies deutet ebenfalls auf eine höhere Effizienz und / oder früheren Wirkungseintritt des Produktes NN hin. Der unterschiedliche Wirkungseintritt könnte durch die patentrechtlich geschützte neue Konfektionierung des Produktes NN bedingt sein.

Durch die Berechnung der AUC konnten die einzelnen Dosierungen des Produktes NN voneinander unterschieden werden. Auch eine signifikante Unterscheidung der äquivalenten Dosierungen (24 und 80 Kapseln) der Produkte N bzw. NN war durch die Berechnung der AUC möglich.

0 200 400 600 800

Minuten

µg/dl

KT 172 164 140 96,0 63,6 39,6 Pl-24 N 125 121 167 138 113 87,6 Pl-24 NN 312 236 122 75,8 48,7 35,2

60 120 180 240 300 360

+ +,a

-,b

+ + + + +

+,a -,a +,a

+,a +,a

+,a +,a +,a +,b +,a Abbildung 57: Entwicklung der PABA-Konzentration im Serum nach oraler Applikation von

NBT-PABA bei KT und Pl-Tiere mit Enzymzulage

Die Kontrolltiere wiesen bei dem im Nährstoffgehalt reduzierten Testmahlzeit die tendenziell niedrigsten PABA-Konzentrationen im Serum im Vergleich zu den Pl-Tieren mit Enzymzulage auf (s. Abbildung 50). Durch einen Vergleich der eingesetzten Nährstoff-konzentrationen in der Sondennahrung Fresubin diabetes®, ließ die verminderte eine höhere Anfangskonzentration bei den Kontrolltieren erkennen, die später auf ein signifikant niedrigeres Niveau absank (s. Abbildung 58). Dies könnte, durch ein verändertes Verhältnis der vorliegenden Nährstoffe zum sezernierten Chymotrypsin bedingt sein. In Überein-stimmung mit BORNSCHEIN et al. (1978) und LANG et al. (1980) konnte in der vorliegenden Studie durch die Berechnung der AUC kein Einfluss einer verminderten Nährstoffkonzentration auf die PABA-Konzentration im Serum bei Kontrolltieren belegt werden. Durch die Reduzierung des Nährstoffgehaltes der Testmahlzeit ergaben sich im vergleich zur „normalen“ Testmahlzeit bei den Pl-Tieren keine erkennbaren Vorteile. Obwohl die Differenzierung äquivalenter Enzymdosierungen (24 Kapseln N/NN) über einen längeren Zeitraum (5 Std.) möglich war, ließen sich die gleichen Tendenzen, wie früherer Wirkungseintritt und höhere PABA-Konzentration im Serum nach Supplementierung mit dem Produkt NN, wie in den o.g. Versuchen (bezüglich PABA), beobachten.

0 200 400 600 800

Minuten

µg/dl

200ml Fd + 300ml H2O 235 303 139 71,6 50,6 36,2 25,5 500ml Fd 90,2 172 164 140 96,0 63,6 39,6 30 60 120 180 240 300 360

a a a a a a a

b b a b b b a

Abbildung 58: Entwicklung der PABA-Konzentration im Serum nach oraler Applikation von NBT-PABA bei KT (unterschiedliche Nährstoffkonzentrationen)

Das im Serum höhere Niveau der PABA-Konzentration im Vergleich zu den Kontrolltieren, welches die Pl-Tiere sowohl bei dem PABA-Resorptionstest, NBT-PABA-Test inklusive Enzymsupplementierung und bei der veränderten Nährstoffrelation erlangten, kann durch eine Verzögerung der Transitzeit, einem Konkurrenzverhalten der Nährstoffe mit der Testsubstanz oder durch Veränderungen der Darmschleimhaut bedingt sein. Obwohl LAYER und KELLER (2003) davon ausgehen, dass die Magenentleerung und die Darmpassage bei exokriner Pankreasinsuffizienz beschleunigt sind, konnte in eigenen Untersuchungen bei den Pl-Tieren im Vergleich zu den Kontrolltieren eine verlangsamte Passage beobachtet werden. Auch BALI et al. (1983) ermittelten eine verlängerte Darmpassage bei Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz. Die Verzögerung der Transitzeit ermöglicht eine längere Kontaktzeit zwischen Darmwand und Chymus, wodurch eine intensive Resorption möglich wäre. Die in der Nahrung enthaltenden Proteine werden durch Peptidasen gespalten und passiv in die Blutbahn überführt. Ein konkurrierendes Verhalten zwischen der PABA-Testsubstanz und den gespaltenen Proteinen könnte zu den niedrigeren Werten bei den Kontrolltieren führen. Des Weiteren wäre es möglich, dass die hohen PABA-Konzentrationen auf morphologische Veränderungen der Jejunumschleimhaut zurückzuführen sind, die zu einer Beeinträchtigung der Funktion führen, ohne dass ein histologischer Nachweis möglich ist (WILLIAMS 1992). Ob solche Veränderungen bei den Pl-Tieren vorhanden waren, ist unbekannt, aufgrund der hohen Resorptionsraten aber denkbar. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung ist eine eindeutige Trennung durch die PABA-Konzentration im Serum zwischen Kontrolltieren und pankreasgangligierten Tieren möglich. Auch Dosiseffekte können anfänglich differenziert werden.

Aufgrund der geringen Differenzierung der einzelnen Dosierungsstufen kann der Test allerdings nicht zur Verlaufs- oder Therapiekontrolle genutzt werden. Die Vorteile des NBT-PABA-Tests sind, im Vergleich zur Chymus- oder Kotkollektion, in der kürzeren Dauer und der Möglichkeit einer Aussage über den Zeitpunkt des Wirkungseintritts eines Enzymproduktes zu sehen. Es muss allerdings beachtet werden, dass die Pl-Tiere eine im Vergleich zu den Kontrolltieren höhere PABA-Resorptionsrate aufweisen. Ein Produktvergleich oder die Beurteilung unterschiedlicher Konzentrationen dürfte dadurch allerdings nicht beeinflusst werden.