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4 Diskussion

4.2 Beurteilung der Enzymwirksamkeit anhand unterschiedlicher Methoden

4.2.1 Auswirkungen der Enzymzulage von Multi- bzw. Monoenzymprodukten

Da bereits in den vorangegangenen Arbeiten der Einfluss der Pankreasgangligatur und die Wirkung unterschiedlicher Enzympräparate auf die Nährstoffverdaulichkeit ausführlich erläutert wurde, soll in der vorliegenden Studie vor allem auf die Quantifizierung der Wirksamkeit unterschiedlicher Enzymprodukte und –dosierungen eingegangen werden.

4.2.1.1 Faecesmenge und Qualität

Wie auch von PIDGEON und STROMBECK (1982; bei Hunden) beobachtet, kam es durch die Ligatur des Pankreasausführungsganges zu einer Reduzierung der Gesamtverdaulichkeit und damit zu einer erhöhten täglich abgesetzten Kotmenge. Unabhängig von den hier eingesetzten Diäten (B/S) war auffällig, dass das Produkt NN im Vergleich zu den übrigen Produkten (N/D/NOVO) und den Pl-0 Tieren, die täglich abgesetzte Kotmenge zum Teil deutlich reduzierte (s. Tabelle 39). Aufgrund der hohen individuellen Variation der täglich abgesetzten Kotmenge und der geringen Differenzierung der einzelnen Produkte und Dosierungen scheint eine Quantifizierung der Wirksamkeit anhand dieses Parameters wenig aussichtsreich. Auch durch die Bestimmung des TS-Gehaltes bzw. pH-Wertes im

„Frischkot“ ist eine Quantifizierung der Wirksamkeit unterschiedlicher Enzymprodukte und – dosierungen nicht möglich

Tabelle 39: Täglich abgesetzte Kotmenge (Mittelwert aus 5 Tagen) bei Pl-Tieren ohne bzw. mit Enzymzulage und Einsatz der Diäten B/S

Versuchsvariante Diät-B Diät-S

Pl-0 191 ± 90,9 306 ± 73,1

Pl-24N 108 ± 32,3 159 ± 88,8

Pl-24NN 80,8 ± 22,9 68,7 ± 31,9

Pl-L3D k.A 204 ± 58,0

Pl-L3NO k.A 291 ± 80,5

4.2.1.2 Gesamtverdaulichkeit

Die Ligatur des Pankreasausführungsganges führte, wie auch in den vorangegangenen Arbeiten (TABELING 1998; FASSMANN 2001; HELDT 2001; FUENTE-DEGE 2003;

KAMMLOTT 2003) im Vergleich zu den Kontrolltieren (VQoS: 89,5 – 91,3 %), zu einer beträchtlichen Reduzierung der Rohnährstoffverdaulichkeit (VQoS: 61 %). Die Verdaulichkeit der NfE-Fraktion wurde durch die Ligatur des Ausführungsganges des Pankreas kaum beeinflusst, da die praecaecal unverdauten Stickstofffreien Extraktstoffe im Dickdarm mikrobiell abgebaut werden.

Allerdings ist bei der Beurteilung der Gesamtverdaulichkeit zu beachten, dass die Diät-B im Vergleich zur Diät-S besser verdaulich war. Da in beiden Diäten Sojaöl, welches aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes sehr leicht verdaulich ist (KIRCHGESSNER 1992) verwendet wurde, sind die Gründe für die bessere Verdaulichkeit zum Einem in der unterschiedlichen Fettkonzentration (Diät-B: 18 % Rfe; Diät-S 30 % Rfe) und zum Anderen in der

Zusammensetzung der Fettkomponenten (Diät-B: Sojaöl und Butterpulver; Diät-S: Sojaöl) zu suchen. Das verwendete Butterpulver enthält lt. Herstellerangaben 55,9 % ungesättigte Fettsäuren und es besteht zu einem hohen Anteil aus kurzkettigen Fettsäuren. Ungesättigte Fettsäuren können vom Organismus leichter als gesättigte Fettsäuren resorbiert werden (CARLSON u. BAYLEY 1972). Auch kurzkettige Fettsäuren sind für den Organismus leichter verdaulich (CARLSON u. BAYLEY 1972).

Durch die Enzymzulage mit den Multienzymprodukten (N/NN) ließ sich unabhängig von den Dosierungen oder den eingesetzten Diäten (B/S) die Verdaulichkeit der organischen Substanz sowie von Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und der NfE-Fraktion, im Vergleich zu den Pl-0 Tieren, tendenziell und zum Teil signifikant steigern. Dabei war das Produkt NN dem Produkt N überlegen. Eine Steigerung der Dosierung von 8 auf 24 Kapseln N bzw. NN ergab lediglich einen tendenziellen Anstieg der Verdaulichkeit von organischer Substanz (N:

85,5 % / 87,4 %; NN: 88,6 % / 89,1 %) sowie von Rohfett (N: 75,5 % / 79,1 %; NN: 82,9 % / 84,1 %). Im Unterschied dazu, war ein signifikanter Anstieg, um 5 Prozentpunkte bei der Rp-Verdaulichkeit zwischen der mittleren und höchsten Dosierung des Produktes N (Diät-B) zu beobachten. Eine solche signifikante Steigerung der Rp-Gesamtverdaulichkeit zeigte sich nicht für das Produkt NN. Dies könnte darin begründet sein, dass durch die Enzymzulage mit 8 Kapseln NN (84,3 %) bzw. 24 Kapseln N (85,2 %) ähnliche Rp-Verdaulichkeiten beobachtet wurden, so dass eine weitere Steigerung der Verdaulichkeit nicht möglich war.

Die rein lipolytisch wirksamen Enzyme (D/NOVO) bewirkten bei Einsatz der Diät-S eine numerische und zum Teil signifikante Steigerung der Gesamtverdaulichkeit, wobei die Lipase D der Lipase NOVO in der jeweils äquivalenten Dosierung tendenziell bzw. signifikant überlegen war. Da es sich bei den verwendeten Monolipasen um rein lipolytisch wirksame Produkte handelt, war der signifikante Anstieg der Gesamtverdaulichkeit der organischen Substanz erwartungsgemäß auf die signifikante Steigerung der Rohfettverdaulichkeit zurückzuführen. Die geringeren Auswirkungen der Lipasen D/NOVO auf die Gesamtverdaulichkeit der Rohfette, im Vergleich zu den Multienzymprodukten N/NN, könnten, trotz des mikrobiellen Ursprungs, durch eine höhere Empfindlichkeit gegenüber einem niedrigeren pH-Wert bzw. in einer Inaktivierung durch Proteasen und Gallensäuren begründet sein. RAIMONDO und DI MAGNO (1994) beschreiben zwar ein hohe

Proteasen und Gallensäuren ist dennoch bei fungalen Lipasen möglich. Obwohl die von FASSMANN (2001) verwendete Monolipase eine deutlich geringere lipolytische Aktivität aufwies, waren die ermittelten Werte für die Gesamtverdaulichkeit deutlich höher. Auch dies spricht für eine hohe Empfindlichkeit der verwendeten Monolipasen D/NOVO gegenüber den genannten Einflussfaktoren. Im Unterschied dazu verwendete FUENTE-DEGE (2003) eine Monolipase mit einer deutlich höheren lipolytischen Aktivität und ermittelte ähnliche Gesamtverdaulichkeiten wie in der vorliegenden Arbeit. Dies könnte in einer höheren Effizienz bzw. in einer höheren Stabilität gegenüber den genannten Einflussfaktoren der verwendeten Monolipasen, im Vergleich zu den von FUENTE-DEGE (2003) verwendeten Monolipasen begründet sein. Des Weiteren könnten die im Vergleich zu den Multienzymprodukten geringen Auswirkungen der Monoenzymprodukte auf das Fehlen der Co-Lipase zurückzuführen sein, da diese einen entscheidenden Einfluss auf die Rohfettverdaulichkeit hat (VON ENGELHARDT u. BREVES 2000).

Abschließende Bewertung

Durch eine Enzymsupplementierung mit verschiedenen Multienzymprodukten (N/NN) ließ sich im Unterschied zu den rein lipolytisch wirksamen Monoenzymprodukten (D/NOVO) die Verdaulichkeit von der organischen Substanz, Rohprotein, Rohfett und Rohfaser beträchtlich erhöhen. Das Multienzymprodukt N bewirkte eine ähnliche Verdaulichkeit der Rohnährstoffe wie das in den vorangegangenen Arbeiten getestete Multienzymprodukt Kreon®, während das Produkt NN die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe zum Teil noch weiter steigern konnte und so in der höchsten Dosierung bei der Verdaulichkeit von organischer Substanz (86,4 %) und von Rohprotein (85,1 %) nach Einsatz der Diät-S annähernd das in vorangegangenen Arbeiten (TABELING 1998; FASSMANN 2001; HELDT 2001; FUENTE-DEGE 2003) ermittelte Kontrolltierniveau (oS: 87,3-91,3 %; Rp: 87,5–90,1 %) erreichen konnte. Eine Dosissteigerung von 8 auf 24 Kapseln bewirkt keine deutliche Steigerung der Gesamtverdaulichkeit. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen (Fibronisierung des Colons), sowie der entstehenden Kosten, sollte auf die o.g. Dosissteigerung verzichtet werden. Für die Therapie ist der Einsatz der rein lipolytisch wirksamen Produkte (D/NOVO) nicht zu empfehlen, da nur das parallele Auftreten von lipolytisch, amyolytisch und proteolytisch wirksamen Enzymen zu einer ausreichend hohen Steigerung der Gesamtverdaulichkeit führt.

Auch die Verwendung dieser Lipasen in einem Multienzymprodukt kann aufgrund der erhobenen Daten nicht empfohlen werden, da die Lipasen nur zu einer geringfügigen Steigerung der Gesamtverdaulichkeit geführt haben.

4.2.2 Auswirkungen der Enzymzulage von Monolipasen (D/NOVO) auf die