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Nationale Szenarien bis 2050

Im Dokument Klimaschutzbericht 2021 (Seite 55-59)

1.5 Klimaneutralität bis 2040 in Österreich

1.5.4 Nationale Szenarien bis 2050

Das Umweltbundesamt erstellt in regelmäßgem Intervall (üblicherweise zwei-jährlich) Szenarien zur möglichen Entwicklung von österreichischen Treibhaus-gas-Emissionen, die als Grundlage zur Erfüllung der EU-Berichtspflicht im Rah-men der Governance für die Energieunion und für den Klimaschutz (EU

VO 2018/1999) herangezogen werden. Die vorliegenden Szenarien dienen auch als Input für Diskussionen und politische Entscheidungsfindungen im Rahmen des Klimaschutzgesetzes zur Zielpfadeinhaltung bis 2030 sowie im Hinblick auf langfristige Entwicklungen bis 2050.

Als Basis für die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen wurden u. a. ener-giewirtschaftliche Grundlagendaten mit Hilfe eines Modellsystems entwickelt.

Das Projektkonsortium besteht aus dem Wirtschaftsforschungsinstitut und dem Center of Economic Scenario Analysis and Research (CESAR/WIFO), dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik (IVT) der TU Graz, dem Institut für Verkehrswissenschaften (IVV) der TU Wien, der Energy Economics Group der TU Wien und dem Zentrum für Energiewirtschaft und Umwelt (EEG/e-think), der Austrian Energy Agency (AEA) sowie dem Umweltbundesamt.

Inhalt und Vision

Aktionsfelder

beispielhafte Zielpfade

Projektkonsortium

Basierend auf diesen Energieszenarien und weiteren Projektionsmodellen für die Sektoren Landwirtschaft (basierend auf Modellergebnissen vom WIFO), Abfall, F-Gase, Diffuse Emissionen und Lösemittel konnten nationale Treibhausgas-Emissionsszenarien bis 2050 entwickelt werden.

Für das Szenario WEM („with existing measures“) wurden die bis zum Stichtag 1. Jänner 2018 verbindlich umgesetzten Maßnahmen berücksichtigt. Das Szena-rio WAM („with additional measures“) basiert auf der Wirkungsfolgenabschät-zung für den nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) und enthält eine Viel-zahl von zusätzlichen Maßnahmen, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen (siehe BMNT 2019a und Kapitel 1.5.2).

Für detaillierte Informationen zum Szenario WEM und WAM siehe

UMWELTBUNDESAMT (2021c). In den folgenden Abschnitten werden die Haupt-ergebnisse der Szenarien erörtert.

1.5.4.1 Energieszenarien

Die Energieszenarien umfassen den Zeitraum 2015–2050 und beinhalten um-fangreiche Annahmen bezüglich zahlreicher Inputgrößen, beispielsweise des Wirtschaftswachstums mit durchschnittlich 1,5 % pro Jahr im Szenario WEM, sowie der Umsetzung relevanter Maßnahmen.

Im Szenario WEM wird das Ziel des Energieeffizienzgesetzes (EEffG), im Jahr 2020 einen energetischen Endverbrauch von maximal 1.050 PJ zu erzielen, nicht erreicht. Der Zielwert für den Anteil erneuerbarer Energie (gemessen am Brut-toendenergieverbrauch) von 34 % gemäß der Richtlinie Erneuerbare Energie wird hingegen erreicht und mit 34,3 % knapp überschritten.

Bestehende Maßnahmen neben dem EEffG sind u. a. Förderungsinstrumente, etwa für die thermische Gebäudesanierung und die Erneuerung der Heizsys-teme (Sektor Gebäude – Haushalte und Dienstleistungen), bautechnische Stan-dards, europäische CO2-Standards für Pkw, leichte und schwere Nutzfahrzeuge, die Umsetzung des Ökostromgesetzes 2012 (Sektor Energie) und Änderungen im EU-Emissionshandel (Sektor Industrie).

Der Endenergieverbrauch im Szenario WEM steigt bis 2050 um 7 % gegenüber 2017, v. a. aufgrund des Wirtschaftswachstums, trotz Effizienzsteigerungen in den Bereichen Gebäude und Verkehr. Im Szenario WAM NEKP bleibt der Ver-brauch durch weitere Einsparungen in den Sektoren Verkehr und Gebäude so-wie durch einen geringeren Anstieg im Sektor Industrie nahezu konstant.

Szenariendefinition WEM und WAM NEKP

Ziel des EEffG wird im WEM nicht erreicht

Maßnahmen Szenario WEM

steigender Energieverbrauch

Tabelle 4: Energetischer Endverbrauch für die Szenarien WEM und WAM sowie Energiebilanz für 2015 (Quellen:

UMWELTBUNDESAMT 2021c, STATISTIKAUSTRIA 2020a).

Energiebilanz Szenario WEM Szenario WAM

in PJ in PJ

Sektoren 2015 2020 2030 2050 2020 2030 2050

Verkehr 384 399 406 387 398 372 346

Industrie 309 354 390 476 352 381 447

Gebäude 382 379 360 336 380 356 325

Landwirtschaft 23 24 25 27 24 25 27

energetischer Endverbrauch* 1.097 1.155 1.180 1.226 1.155 1.134 1.146

* Durch die Darstellung ohne Kommastelle können sich Rundungsdifferenzen ergeben.

Im Szenario WEM steigt der Anteil erneuerbarer Energie am Bruttoendenergie-verbrauch nur sehr langsam an. Selbst Mitte des Jahrhunderts beträgt er nur 43 %. Dies bedeutet, dass ohne weitere Maßnahmen im Jahr 2050 unter den zu-grunde gelegten Annahmen noch über 50 % der Energieversorgung auf fossiler Energie beruhen. Dies ist mit den Vorgaben des Pariser Übereinkommens nicht vereinbar. Demgegenüber steigt der Anteil im Szenario WAM auf 55 % im Jahr 2050. Auch dieses Szenario ist somit nicht kompatibel mit den Zielen von Paris.

Tabelle 5: Anteil erneuerbarer Energieträger für das Szenario WEM und WAM sowie Energiebilanzen 1970–2015 (Quellen: UMWELTBUNDESAMT 2021c, STATISTIK AUSTRIA 2020a).

Anteil erneuerbarer Energieträger

Bilanzjahr 2015 2020 2030 2050

Szenario WEM 33,5 % 34,3 % 35,4 % 43,5 %

Szenario WAM 33,5 % 35,2 % 45,6 % 54,9 %

Der Bruttoinlandsenergieverbrauch (BIV) steigt im Szenario WEM im Vergleich zum Bilanzjahr, da der Anstieg des Endverbrauchs die Einsparung durch Ver-minderung der Umwandlungsverluste aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energieträger überkompensiert.

Im Szenario WAM bleibt der Bruttoinlandsenergieverbrauch dagegen konstant.

Gründe dafür sind der noch stärkere Ausbau erneuerbarer Energieträger (wodurch die Umwandlungsverluste abnehmen) und allgemeine Effizienzmaß-nahmen.

erneuerbare Energie

Bruttoinlandsenergie-verbrauch

1.5.4.2 Treibhausgas-Szenarien

Die Ergebnisse des Szenarios „mit bestehenden Maßnahmen” (WEM) zeigen eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen von rund 17 % im Jahr 2050 gegenüber 1990, die hinter den Reduktionserfordernissen zurückbleibt.

Für Quellen außerhalb des Emissionshandels (EH) sieht die neue Effort-Sharing-Verordnung für Österreich bis 2030 eine Reduktion der Emissionen von 36 % gegenüber 2005 vor und somit eine deutlich steilere Reduktion als bis zum Jahr 2020 (siehe auch Kapitel 1.4.2.1.) Im Szenario WEM liegen die Emissionen 2030 mit minus 17 % gegenüber 2005 um rund 10,5 Mio. Tonnen CO2 Äquivalent über dem für dieses Jahr für Österreich vorgegebenen Zielwert.

Das Szenario WAM ergibt gegenüber 1990 eine Reduktion von 28 % im Jahr 2050 bzw. 15 % im Jahr 2030. Für die Treibhausgas-Emissionen außerhalb des EH-Systems wird gegenüber 2005 ein Rückgang von 27 % projiziert, womit eine Zielerreichung 2030 nach wie vor nicht dargestellt werden kann.

Hier sollen die weiteren Optionen über zusätzliche Maßnahmen im NEKP (siehe Kapitel 1.5.2) sowie Vorschläge im aktuellen Regierungsprogramm die Lücke für 2030 (von rund 5 Mio. Tonnen CO2 Äquivalent) decken. Die im Regierungspro-gramm festgelegte Klimaneutralität Österreichs bis 2040 verlangt darüber hin-aus eine noch deutlich ambitioniertere Maßnahmenumsetzung.

Verlauf der österreichischen Treibhausgas-Emissionen und -szenarien bis 2050

Quelle: UMWELTBUNDESAMT (2021c) 0

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Mio. t CO2quivalent

Treibhausgas-Inventur 1990–2019 THG-Emissionen 2005–2019 (ohne EH) Szenario WEM 2021

Szenario WEM 2021 (ohne EH) Szenario WAM 2021

Szenario WAM 2021 (ohne EH) Szenario WEM

Szenario WAM

Abbildung 10:

Entwicklung der Treib-hausgas-Emissionen und

-Szenarien bis 2050.

Tabelle 6: Treibhausgas-Emissionen nach Sektoreinteilung des Klimaschutzgesetzes für die Szenarien WEM und WAM für ausgewählte Jahre (Quelle: UMWELTBUNDESAMT 2021c).

THG-Inventur 1990–2019* Szenario WEM Szenario WAM In Mio. Tonnen CO2-Äquivalent

Sektoren 1990 2005 2010 2015 2020 2030 2050 2020 2030 2050 Energie und Industrie 36,4 41,6 39,1 35,1 32,3 31,4 29,1 32,3 30,5 27,4

davon ohne EH 5,8 6,4 5,6 5,3 5,9 6,3 5,3 5,1 5,2

davon EH 35,8 32,7 29,5 27,0 25,5 22,8 26,9 25,4 22,2

Verkehr 13,8 24,6 22,1 22,1 23,9 23,2 19,9 23,8 20,3 16,6

Gebäude 12,9 12,7 10,2 8,2 7,6 6,4 4,6 7,5 5,2 2,5

Landwirtschaft 9,5 8,2 8,1 8,2 8,0 8,1 8,6 7,9 7,3 7,2

Abfallwirtschaft 4,2 3,3 3,0 2,7 2,7 2,4 2,2 2,7 2,3 2,1

Fluorierte Gase 1,7 1,7 1,8 2,0 2,2 0,9 0,8 2,2 0,9 0,8

Gesamt ohne EH 56,3 51,6 48,9 49,9 47,0 42,4 49,4 41,1 34,5

Gesamt 78,4 92,1 84,3 78,5 76,9 72,5 65,2 76,4 66,5 56,8

* Daten für 2005–2012 wurden entsprechend der ab 2013 gültigen Abgrenzung des Emissionshandels angepasst.

1.5.5 Wissenschaftliche Ableitung eines nationalen

Im Dokument Klimaschutzbericht 2021 (Seite 55-59)