• Keine Ergebnisse gefunden

Konsum landwirtschaftlicher Produkte

Im Dokument Klimaschutzbericht 2021 (Seite 172-177)

2.6 Österreich im europäischen und globalen Vergleich

3.4.5 Konsum landwirtschaftlicher Produkte

Die große Bedeutung der Viehwirtschaft in Österreich für das Emissionsgesche-hen wurde bereits beschrieben. Der Verbrauch von Lebensmitteln auf Konsu-menten- und Konsumentinnenseite ist dabei ein wichtiger Faktor zur Steuerung.

Aktuelle Analysen zeigen, dass in entwickelten Ländern, wie Österreich, rund 20–30 % aller Treibhausgas-Emissionen dem Bereich Nahrungserzeugung inklu-sive Kochen und Abfallentsorgung zugeordnet werden können (HÖRTENHUBER 2020). Damit das Pariser Klimaübereinkommen erreicht werden kann, ist im Na-tionalen Klima- und Energieplan u. a. eine Reduktion des Fleischkonsums und eine Verringerung der Lebensmittelverschwendung gefordert (BMNT 2019a).

EU Farm to Fork Strategie für nachhaltige Lebensmittelsysteme

In der Farm to Fork-Strategie (EK 2020d) hat sich die EU u. a. zum Ziel gesetzt, den ökologischen und klimatischen Fußabdruck des Lebensmittelsystems der Union zu verkleinern und dessen Resilienz zu stärken. Dazu gehört auch – ne-ben der nachhaltigen Lene-bensmittelproduktion durch die Landwirtschaft und der Förderung nachhaltiger Verfahren in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Handel und Gastronomie – die Förderung eines nachhaltigen Lebensmittelver-zehrs und die Verringerung von Lebensmittelverschwendung. In der Strategie wird betont, dass der Übergang zu einer hauptsächlich pflanzlichen Ernährung mit weniger rotem Fleisch (Rind-, Schweine-, Lamm- und Ziegenfleisch) und ver-arbeiteten Fleischerzeugnissen hin zu mehr Obst und Gemüse nicht nur das Ri-siko lebensbedrohlicher Krankheiten wie Krebs verringert, sondern auch die Umweltauswirkungen des Lebensmittelsystems (EK 2020d).

Selbstversorgungsgrad und Konsum in Österreich

Der Grad der Selbstversorgung bei Lebensmitteln gibt an, inwieweit die Inlands-erzeugung eines landwirtschaftlichen Produktes die Gesamtverwendung im In-land (für Mensch, Tier und Industrie) abdeckt (STATISTIK AUSTRIA 2020k, 2021e).

Österreich ist mit den eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen gut ausgestat-tet, in vielen Bereichen der agrarischen Produktion könnte Österreich sogar ohne zusätzliche Importe auskommen. So gibt es gemäß Statistik Austria bei-spielsweise bei Rind- und Kalbfleisch im Jahr 2019 einen Selbstversorgungsgrad von 142 % und bei Schweinefleisch von 102 %.

trendbestimmende Faktoren

Tabelle 20: Selbstversorgungsgrad von verschiedenen Fleischarten in Österreich in Schlachtgewicht in Tonnen (STATISTIK AUSTRIA 2020k).

Bilanzposten Rind und Kalb

Schwein Schaf und Ziege

Pferd Inner-eien

Geflügel Sonstiges (Wild)

Insge-samt Bruttoeigenerzeugung* 222 889 470 260 7 852 218 67 850 134 063 7 155 910 287 Einfuhr lebender Tiere 22 770 34 867 81 25 6 715 21 387 - 85 845 Ausfuhr lebender Tiere 15 751 1 156 399 122 2 673 3 094 - 23 196 Nettoerzeugung

(In-landsschlachtungen) 229 907 503 971 7 534 120 71 893 152 356 7 155 972 936 Einfuhr 61 364 180 102 3 015 318 10 890 117 135 4 350 377 173

Ausfuhr 134 047 225 147 128 1 71 918 84 167 2 104 517 512

Inlandsverbrauch 157 224 458 925 10 420 437 10 865 185 324 9 401 832 597 Menschlicher Verzehr 105 340 323 542 6 930 323 2 825 110 268 6 346 555 574

Pro Kopf in kg 11,9 36,4 0,8 0,0 0,3 12,4 0,7 62,6

Selbstversorgungsgrad

in % 142 102 75 50 624 72 76 109

* Die Bruttoeigenerzeugung umfasst sämtliche im Inland erzeugten Tiere, unabhängig von der Schlachtung im In- oder Ausland. Sie errechnet sich aus den Inlandsschlachtungen (gewerbliche Schlachtungen und Hausschlachtungen) abzüglich der eingeführten und zuzüglich der ausgeführten Schlacht-, Nutz- und Zuchttiere. Die Position Innereien enthält auch genießbare Schlachtneben-produkte. Menschlicher Verzehr: Die Angabe des Nahrungsverbrauchs von Fleisch erfolgt in Schlachtgewicht, d. h. einschließlich Knochen und Abschnittsfetten. Mit Hilfe von Koeffizienten werden die Knochen- und Sehnenanteile sowie jene Menge, die zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet wird, vom Inlandsverbrauch abgezogen. Verbrauch pro Kopf: Der Nahrungsverbrauch wird durch die Einwohnerzahl dividiert (STATISTIK AUSTRIA 2020k).

Die Ernährungsumstellung hin zu saisonalen, regionalen und mehr pflanzlichen Produkten ist ein wichtiger Hebel zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Von 2005 bis 2019 ist der Fleischkonsum in Österreich um 5,8 % auf 62,6 Kilo-gramm pro Kopf und Jahr gesunken (STATISTA 2021). Damit liegt dieser jedoch immer noch um ein Vielfaches über den Empfehlungen von WHO und der Ös-terreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) von max. 23 kg Fleisch/Person und Jahr (BMGF2017). Gemäß Euromonitor-Daten aus dem Jahr 2017 lag Öster-reich beim Fleischkonsum im EU-Vergleich auf Rang eins, noch vor Portugal und der Tschechischen Republik.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch in Österreich betrug 2019 74,4 kg.

Dieser ist in Österreich in den letzten Jahren ebenso etwas zurückgegangen mit rund 5,0 % zwischen 2005 und 2019.

Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch und Fleisch 2005–2019

Quelle: STATISTIK AUSTRIA (2007-2020a, b)

Futtermittel von Ackerflächen und standortangepasste Tierhaltung Die Fleischproduktion über den Anbau von Futtermitteln auf Ackerflächen be-deutet einen hohen Energieeinsatz und Flächenbedarf an Ackerland, welches sonst direkt für die menschliche Ernährung genutzt werden könnte. Nach der Versorgungsbilanz für Getreide für das Jahr 2019/2020 (STATISTIK AUSTRIA 2021f) wurden in Österreich ca. 47 % des verwendeten Getreides (inklusive Kör-nermais) verfüttert. Das entspricht 54 % der nationalen Erzeugung. Zur direkten Ernährung wurden hingegen nur 17 % verwendet. Fast die doppelte Menge (30 %) ging in die Industrielle Verwertung inklusive Brauereien. Eine Reduktion des Bedarfes an Ackerflächen für Futtermittelanbau von könnte erhebliche Ackerflächen für andere Verwendungen freisetzen. Global wird ca. ein Drittel der Weltgetreideproduktion für Futterzwecke verwendet (FAO 2011, STEINFELD et al. 2006) bzw. auf 71 % der Ackerflächen werden Futtermittel angebaut (RASCHKA & CARUS 2012). Die globale Ausweitung von Ackerflächen wird als Haupttreiber für die Rodung tropischer Wälder gesehen (UMWELTBUNDESAMT 2013).

Eine standortangepasste flächengebundene Tierhaltung kann aber einen wichti-gen Beitrag zu Ernährungssicherung und Klimaschutz leisten. In Österreich ist der Grünlandanteil mit 46 % an der landwirtschaftlichen Nutzfläche sehr hoch.

Diese Flächen könnten ausschließlich mit Wiederkäuern zur Erzeugung von Le-bensmitteln genutzt werden. Grünlandbasierte Wiederkäuerhaltung leistet dar-über hinaus u. a. einen wichtigen Beitrag für die Offenhaltung der Kulturland-schaft und der Erhaltung des Bodens als wertvollen Kohlenstoffspeicher.

Reduktion von Lebensmittelabfällen

Die Produktion von Lebensmitteln bis hin zu den essfertigen Speisen erfordert Rohstoffe und Energie und hat neben ökonomischen auch soziale und

ökologi-0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

[kg]

Konsummilch Fleisch Abbildung 92:

Pro Kopf-Verbrauch von Konsummilch und Fleisch, 2005–2019.

sche Auswirkungen. Wenn die Speisen weggeworfen werden, wird dieser Ein-satz verschwendet und die Abfälle müssen entweder getrennt oder mit anderen Abfällen vermischt entsorgt werden. Durch Vermeidung von Lebensmittelabfäl-len bzw. einen sparsameren Umgang mit Lebensmitteln lassen sich Emissions-reduktionen nicht nur in der Abfallwirtschaft, sondern vielmehr in vorgelagerten Prozessen (Landwirtschaft, Transport, Industrie, Energie) erreichen (BMNT 2019a).

Die Reduktion von Lebensmittelabfällen in Haushalten sowie entlang der ge-samten Wertschöpfungskette, insbesondere im Handel und in der Verarbeitung, ist ein Kernelement auf dem Weg zur Nachhaltigkeit (EK 2020d). Auf EU-Ebene gehen jährlich mindestens 227 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, d. h. rund 6 % der Gesamtemissionen der EU, auf Lebensmittelabfälle zurück (alle Phasen des Le-benszyklus, Auswertung für 2012) (EUFUSIONS 2016 in EK 2020d).

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette fallen in Österreich vermeidbare Lebensmittelabfälle im Ausmaß von rund 577.000 Tonnen an (HIETLER &

PLADERER 2019). Die größte Menge liegt bei den privaten Haushalten

(157.000 Tonnen im Restmüll, 49.000 Tonnen in der Biotonne), gefolgt von der außer-Haus-Verpflegung (175.000 Tonnen). 121.800 Tonnen entfallen auf die österreichische Lebensmittelproduktion (davon sind 35.600 Tonnen Brot und Gebäck als Retourware vom Handel). Fast die Hälfte aller vermeidbaren Lebens-mittelabfälle in der Lebensmittelproduktion fallen in der Branche Backwaren an. Weitere 74.100 Tonnen Lebensmittelabfälle stammen aus dem Lebensmit teleinzelhandel.

Die Europäische Kommission und auch Österreich bekennen sich zum Ziel 12.3 der UN-Agenda 2030 zur nachhaltigen Entwicklung, die Lebensmittelabfälle pro Kopf auf Ebene des Einzelhandels und der Verbraucher bis zum Jahr 2030 um 50 % zu reduzieren (EK 2020d, HIETLER & PLADERER 2019).

3.5 Sektor Abfallwirtschaft

Sektor Abfallwirtschaft THG-Emissionen 2019

(Mio. t CO2-Äquiv.)

Anteil an den nationa-len THG-Emissionen

Veränderung zum Vorjahr 2018

Veränderung seit 1990

2,3 2,9 % – 2,3 % – 44,9 %

Im Jahr 2019 verursachte der Sektor Abfallwirtschaft Emissionen im Ausmaß von 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und lag somit um 0,48 Mio. Tonnen unter der sektoralen Höchstmenge nach dem Klimaschutzgesetz. Der Sektor Abfall um-fasst etwa 2,9 % der österreichischen Treibhausgas-Emissionen. Im Vergleich zu 2018 sind die Emissionen um 2,3 % zurückgegangen. Diese Reduktion ist auf die rückläufige Deponiegasbildung zurückzuführen, die Emissionen aus der Ab-fallverbrennung sanken nur geringfügig. Bezogen auf das Jahr 1990 kam es zu Trend der

Treibhausgas-Emissionen

einer Emissionsabnahme um 44,9 %, hauptsächlich aufgrund der sinkenden Emissionen aus Abfalldeponien. Neben der verstärkten Abfalltrennung begin-nend in den 90er-Jahren ist ab 2004 bzw. ab 2009 vor allem die in Österreich flä-chendeckend verpflichtende (Vor-)Behandlung von Abfällen gemäß Deponiever-ordnung für den Rückgang verantwortlich. Zusätzlich führten die verstärkte me-chanisch-biologische Behandlung von Siedlungsabfällen sowie die gegenüber 1990 höhere Deponiegaserfassung zu einer Abnahme der Emissionen in dieser Subkategorie.

Treibhausgas-Emissionen des Sektors Abfallwirtschaft und Ziel nach Klimaschutzgesetz

Quellen: UMWELTBUNDESAMT (2021a), KLIMASCHUTZGESETZ

Die Treibhausgas-Emissionen des Sektors stammen aus der Abfallverbrennung, der Deponierung, der biologischen Abfallbehandlung (Kompostierung, Vergä-rung), der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung sowie der Abwasserbe-handlung und -entsorgung.

Die Abfallverbrennung ist aktuell für 46 % der Treibhausgas-Emissionen des Sek-tors verantwortlich, Deponien für 38 %. Die Abwasserbehandlung und -entsor-gung verursachte ebenso wie die biologische Abfallbehandlung (vor allem die Kompostierung) rund 8 % der Treibhausgase in diesem Sektor.

Während die Methan-Emissionen aus Deponien zurückgehen (− 76 % gegen-über 1990), verzeichnen die Treibhausgas-Emissionen aus der Abfallverbren-nung mit anschließender EnergiegewinAbfallverbren-nung einen deutlich ansteigenden Trend (+ 263 %), allerdings von einem geringen Ausgangsniveau 1990 ausgehend (UMWELTBUNDESAMT 2021a).

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

Mio. t CO2quivalent

THG-Emissionen 1990–2019 Zielpfad nach Klimaschutzgesetz Abbildung 93:

Treibhausgas-Emissio-nen aus dem Sektor

Abfallwirtschaft, 1990–2019, und Ziel nach Klimaschutzgesetz.

Verursacher

Tabelle 21: Hauptverursacher der Emissionen des Abfallwirtschaftssektors (in 1.000 t CO2-Äquivalent) (Quelle: UMWELTBUNDESAMT 2021a).

Hauptverursacher 1990 2018 2019

Verände-rung 2018–2019

Verände-rung 1990–2019

Anteil an den nationa-len THG-Emissionen

2019

Deponien 3.644 939 882 – 6,0 % – 76 % 1,11 %

Biologische

Abfallbehandlung 36 179 183 + 2,3 % + 411 % 0,23 %

Abfallverbrennung (mit

anschlie-ßender Energiegewinnung) 293 1.069 1.064 0,4 % + 263 % 1,33 % Abwasserbehandlung und

-entsorgung 219 191 192 + 0,8 % 12 % 0,24 %

Im Dokument Klimaschutzbericht 2021 (Seite 172-177)