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7 Inhaltliche Ergebnisse und Unterschiede in den Modi

7.3 Multivariate Analyse der Indexwerte

Im Folgenden werden die unterschiedlichen Indexwerte in multivariaten Modellen untersucht. Dafür wurden lineare Modelle mit den Indexwerten als Zielvariablen ge-rechnet. Als erklärende Variablen fließen zum einen soziodemografische Merkmale,

zum anderen Merkmale, die das Arbeitsverhältnis beschreiben, in die Modelle ein.

Wie schon in Kapitel 7.2 ersichtlich, unterscheidet sich die Höhe der verschiedenen Indizes bezüglich vieler dieser Merkmale. Vorteil von multivariaten Modellen gegen-über einfachen, deskriptiven Beschreibungen ist, dass zum einen der Einfluss weite-rer Faktoren berücksichtigt wird (gleichbedeutend mit einer Drittvariablenkontrolle der Effekte), zum anderen, dass zu den ermittelten Zusammenhängen das Signifikanzni-veau bestimmt werden kann. Letztlich ist das Ziel dieser Analysen, herauszufinden, ob auch bei Kontrolle der verschiedenen soziodemografischen Merkmale sowie der Merkmale, die das Arbeitsverhältnis beschreiben, ein gewisser Einfluss der Erhe-bungsmethode auf die Indexwerte bestehen bleibt, der eben nicht durch die „Kon-trollvariablen“ erklärt wird. Falls dies der Fall ist – und es keine weiteren, nicht im Modell berücksichtigten Merkmale gibt –, muss von einem dem Erhebungsmodus geschuldeten Messeffekt ausgegangen werden. Angegeben werden jeweils die Ef-fekte bezogen auf die Referenzkategorie CATI.

Da viele Merkmale des Arbeitsverhältnisses nur für abhängig Beschäftigte erhoben wurden (z. B. Betriebsgröße, Arbeitszeit, Befristung oder Leiharbeit), sind die Model-le nur für diese Beschäftigtengruppe gerechnet worden. In alModel-le ModelModel-le sind neben dem Erhebungsmodus die Variablen Geschlecht, Alter, Familienstand, Schulbildung, Stellung im Beruf, Branche, Berufsgruppe, zur Ausübung der Tätigkeit erforderliche Ausbildung, wechselnde Schichtarbeit, befristete Beschäftigung sowie die Vorge-setztenfunktion als erklärende Variablen eingeflossen. Darüber hinaus sind in man-che Modelle noch die Betriebsgröße, die wirtschaftliman-che Lage des Betriebs, ob Stel-lenabbau oder eine Umorganisation vorgenommen wurde, betriebliche Maßnahmen der Gesundheitsförderung, Überforderungen durch die Arbeitsmenge, Stress/Arbeitsdruck, Ausfall von Arbeitspausen sowie Wochenendarbeit berücksich-tigt worden – sofern diese zur besseren Erklärung der Varianz beigetragen haben.45 Im Folgenden werden die Ergebnisse der Modelle kurz zusammengefasst, die aus-führlichen Ergebnisse sind im Anhang dargestellt.

Die Signifikanzen sind durch Sterne gekennzeichnet, wobei ein Stern (*) das 5 Signifikanzniveau darstellt, zwei Sterne (**) das 1 und drei Sterne das 0,1 %-Signifikanzniveau darstellen. Die Stärke des Einflusses der Erhebungsmethode ist mit einem Plus (eher schwacher Einfluss) bis drei Plus (eher starker Einfluss) charak-terisiert. Darüber hinaus sind in Tab. 7.5 und Tab. 7.6 die Einflussrichtung und das Ausmaß der erklärten Varianz (R²) abgebildet. Über das normale Modell hinaus wur-de, um die Bedeutung des jeweiligen Beitrags der Merkmale zur Erklärung der ab-hängigen Variable besser bestimmen zu können, ein Modell gerechnet, in dem die Merkmale nach Ausmaß der Erklärung schrittweise ins Modell aufgenommen wur-den. Ob in diesen Modellen der Erhebungsmodus zur Erklärung des Indexwerts ver-wendet wurde, als wievielte Variable er aufgenommen wurde sowie die Reihenfolge der ersten vier aufgenommenen Variablen ist ebenso in den Tabellen ersichtlich.

45 Um einen Hinweis auf mögliche Multikollinearität zu erhalten, wurde für jedes Modell der Varian-zinflationsfaktor (VIF) berechnet. Variablen mit einem VIF über 10 wurden in den Modellen nicht zugelassen.

Tab. 7.5 Übersicht der multivariaten Modelle zu den Indexwerten (Modell für abhängig Beschäftigte) Modell Methode SignifikanzEinflussrichtung Einfluss- stärke StelleReihenfolge erklärender Variablen R² 1 Psychische Bedingungen

CAPI*** bessere Bedingungen +++ 5/13 1: Ausfall Pausen 0,2037 2: Vorgesetzter CAWI - 3: Erf. Ausbildung 4: Stellenabbau 2 Physische Bedingungen

CAPI*** bessere Bedingungen ++ 11/13 1: Stellung im Beruf 0,4718 2: Berufsgruppen CAWI *** bessere Bedingungen ++ 10/13 3: Erf. Ausbildung 4: Branche 3 Physische Beschwerden

CAPI1: Erf. Ausbildung 0,1763 2: Berufsgruppen CAWI *** mehr Beschwerden + 13/14 3: Stress/Arbeitsdruck 4: Alter 4 Psychische Beschwerden CAPI*** weniger Beschwerden +++ 6/14 1: Arbeitsmenge 0,2112 2: Stress/Arbeitsdruck CAWI *** mehr Beschwerden ++ 8/14 3: Stellenabbau 4: Ausfall Pausen

Tab. 7.6 Übersicht der multivariaten Modelle zu den Indexwerten (Modell für abhängig Beschäftigte) Modell Methode SignifikanzEinflussrichtung Einfluss- stärke StelleReihenfolge erklärender Variablen R² 5 Inhaltliche Bedingungen

CAPI*** schlechtere Bedingungen ++ 6/13 1: Berufsgruppen 0,2376 2: Erf. Ausbildung CAWI - 3: Umorganisation 4: Stellung im Beruf 6 Inhaltliche Zufriedenheit

CAPI - 1: Erf. Ausbildung 0,1340 2: Stellung im Beruf CAWI *** weniger zufrieden ++ 10/13 3: Arbeitsmenge 4: Berufsgruppen 7 Zufriedenheit Klima/Chef

CAPI - 1: Stress/Arbeitsdruck 0,1404 2: Stellenabbau CAWI *** weniger zufrieden ++ 6/14 3: Stellung im Beruf 4: Arbeitsmenge 8 Zufriedenheit alle Items CAPI1: Arbeitsmenge 0,2138 2: Erf. Ausbildung CAWI *** weniger zufrieden ++ 10/16 3: Stress/Arbeitsdruck 4: Stellenabbau

Wie in Tab. 7.5 ersichtlich, hat der Umstand, dass die Erhebung in CAPI (und nicht in CATI) durchgeführt wurde, auch bei Kontrolle der eben beschriebenen Merkmale einen signifikanten Einfluss auf die Indexhöhe – CAPI-Befragte geben an, bessere

„Psychische Arbeitsbedingungen“ als CATI-Befragte zu haben. Bei den insge-samt 13 Merkmalen, die bei der schrittweisen Aufnahme der Variablen ins Modell integriert werden, trug „Ausfall von Pausen“ am meisten zur Erklärung der psychi-schen Arbeitsbedingungen bei, gefolgt von der Variable „Zielperson ist Vorgesetzte/r“

und der erforderlichen Ausbildung.46 Der Erhebungsmodus CAPI wurde im fünften Schritt in das Modell aufgenommen. Die Betrachtung der erklärten Varianz der In-dexhöhe der „Psychischen Arbeitsbedingungen“ relativiert allerdings das Ausmaß dieser Effekte etwas. Mit einem R² von etwa 0,20 werden durch alle in das Gesamt-modell eingeführten Variablen nur etwa 20 % der Varianz der Höhe der „Psychischen Arbeitsbedingungen“ erklärt. Für die Erhebungsmethode CAWI ist hingegen kein sig-nifikanter Einfluss gegenüber CATI festzustellen.

Bei den „Physischen Arbeitsbedingungen“ zeigt sich für CAPI und CAWI ein recht identisches Bild. In beiden Erhebungsmodi bleibt ein „Restzusammenhang“ beste-hen, der nicht durch die anderen Variablen erklärt wird: In beiden Modi werden bes-sere physische Arbeitsbedingungen genannt, als dies in CATI der Fall ist. Die schrittweise Aufnahme der Variablen zeigt, dass zwar ein signifikanter Zusammen-hang zwischen der Erhebungsmethode und der Höhe des Indexes besteht, allerdings werden beide Variablen erst an zehnter bzw. elfter Stelle ins Modell integriert. Trotz-dem ist von einem Einfluss des Erhebungsmodus auszugehen, zumal die erklärte Varianz (R² = 0,47) als recht hoch einzuschätzen ist.

Auf den Indexwert „Physische Beschwerden“ hat lediglich CAWI als Erhebungs-methode einen signifikanten, eher schwachen Einfluss – es werden etwas mehr Be-schwerden als in CATI berichtet. Allerdings ist die erklärte Varianz recht gering (R² = 0,18) und in der schrittweisen Regressionsanalyse wird die Variable CAWI nur als dreizehnte Variable aufgenommen.

Die Ergebnisse der Analysen der Indizes zu den „Psychischen Beschwerden“ zei-gen bezüglich der Erhebungsmethode ein entgezei-gengesetztes Bild. Beide Erhe-bungsmodi zeigen einen signifikanten Effekt, allerdings ist die Zusammenhangsrich-tung unterschiedlich: Während in CAPI weniger Beschwerden angegeben werden als in CATI, geben CAWI-Befragte öfter Beschwerden an, als dies in CATI der Fall ist.

Beim Index zu den „Inhaltlichen Arbeitsbedingungen“ ist nur die Methode CAPI signifikant, es werden signifikant schlechtere Arbeitsbedingungen gegenüber CATI angegeben. Bei mittlerer Varianzerklärung (R² = 0,24) wird CAPI im sechsten Schritt in das Regressionsmodell aufgenommen.

Die drei Indizes zur Arbeitszufriedenheit („Inhaltliche Arbeitszufriedenheit“, „Zu-friedenheit mit dem Arbeitsklima/dem Chef“ und „Gesamtzu„Zu-friedenheit“, ge-messen über alle abgefragten Items) zeigen in der Tendenz auch ein einheitliches Bild. CAWI-Befragte sind signifikant weniger zufrieden als CATI-Befragte,

46 Vorgesetzte geben häufiger schlechte psychische Arbeitsbedingungen an als Personen ohne Vorgesetztenfunktion. Diese Zusammenhangsrichtung zeigt sich auch für Befragte mit erforderli-cher Ausbildung jeglierforderli-cher Art gegenüber Befragten, für deren Tätigkeit keine Ausbildung erforder-lich ist (siehe Anhang).

Befragte unterscheiden sich nicht signifikant von CATI-Befragten bzgl. der Zufrie-denheitsindizes.

Die Ergebnisse der multivariaten Analysen bestätigen damit weitgehend die Muster, die sich bereits in den deskriptiven Untersuchungen der Indexwerte in Kapitel 7.2 gezeigt haben. Es bleibt für die meisten Indizes ein gewisser erklärender Anteil der Erhebungsmethode, der nicht durch die „Kontrollvariablen“ erklärt wird. Gegenüber CATI-Befragten haben CAPI-Befragte bessere psychische und physische Arbeitsbe-dingungen und geben weniger psychische und physische Beschwerden an. Die in-haltlichen Arbeitsbedingungen sind hingegen etwas schlechter. Beim Vergleich von CAWI und CATI zeigt sich hinsichtlich der physischen Arbeitsbedingungen, dass in CAWI etwas bessere Bedingungen angegeben werden. CAWI-Befragte nennen häu-figer psychische und physische Beschwerden. Darüber hinaus sind sie weniger zu-frieden mit ihrem Arbeitsverhältnis als CATI-Befragte.

8 Zusammenfassung der Ergebnisse und