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4 Durchführung der Erhebung

4.4 Ablauf und Ergebnisse der Feldarbeit im Vergleich

Vergleicht man die Feldarbeit sowie deren Ergebnisse zwischen den drei Methoden, ergeben sich trotz der Bemühungen, möglichst vergleichbar zu verfahren, Unter-schiede. Einige davon sind auf die zentrale Durchführung der Interviews bei CATI im Vergleich zur dezentralen Durchführung einer persönlich-mündlichen CAPI-Erhebung oder einer Online-Access-Panel-Befragung von grundsätzlich befragungsbereiten Personen ohne Beteiligung eines Interviewers zurückzuführen. Zusammenfassend lassen sich Unterschiede bei folgenden Aspekten erkennen:

 Interviewerschulung und -kontrolle

 Möglichkeiten der Terminvereinbarung sowie Kontakthäufigkeit

 Aussteuerung der Stichprobe

 Interviewdauer

 Ausschöpfung

Aufgrund der zentralen Durchführung der Telefonerhebung ergeben sich im Ver-gleich der drei Modi bei der CATI-Erhebung einige Vorteile.

Interviewerschulung und -kontrolle

Bei der CATI-Erhebung sind die Bedingungen für eine persönliche Einweisung sowie für Nachschulungen sehr günstig. Zudem stehen den Interviewern auch während des Interviews die Supervisoren als Ansprechpartner zur Verfügung und es können kurz-fristig Fragen geklärt werden. Für den Fall, dass Rücksprachebedarf mit der Projekt-leitung besteht, kann das Interview unterbrochen und zu einem vereinbarten späte-ren Zeitpunkt fortgeführt werden. Grundsätzlich können Hinweise, die für alle Inter-viewer relevant sind, gesammelt, aufbereitet und über die InterInter-viewer-Bildschirme wiederum an alle Interviewer verteilt werden. Durch die Möglichkeit, Interviews

17 Ein Beispiel hierfür ist, dass sich bei der Abfrage der Arbeitsbedingungen ein Item wiederholte und folgender Hinweis kam: „Bitte geben Sie zur Qualitätssicherung „nie“ an.“

zuhören, ergeben sich zum einem Hinweise zum Erhebungsinstrument selbst, was vor allem im Rahmen der Pretests genutzt wurde. Zum anderen dient das Mithören der Interviews der Interviewerkontrolle, bei dem die Ansprache der Zielpersonen so-wie eine korrekte Gesprächsführung überprüft werden können und der Interviewer bei Bedarf gezielt nachgeschult werden kann. Bei der CAPI-Erhebung gibt es grund-sätzlich auch die Möglichkeit, vor Feldstart durch die Projektleitung zu schulen. Dies war nicht vorgesehen, da eine schriftliche Interviewerschulung als ausreichend be-trachtet wurde. Die Möglichkeit, Interviews mitzuhören und inhaltlich direkt nachzu-schulen, gibt es dagegen in CAPI nicht. Den Interviewern bzw. den Interviewerinnen stehen jedoch während des Interviews die schriftlichen Schulungsunterlagen zur Ver-fügung, die sie bei Bedarf nutzen. Im Rahmen der Interviewerkontrolle kann überprüft werden, ob das Interview durchgeführt wurde, ob die Zielpersonenauswahl korrekt verlaufen ist, ob es mit Laptop geführt wurde und wie lange das Interview in etwa gedauert hat. Diese Kontrolle findet in Form einer schriftlichen oder telefonischen Nachbefragung der Zielpersonen statt. Über alle Studien hinweg werden bei TNS Infratest rund 10 % aller durchgeführten Interviews überprüft. Bei der CAWI-Erhebung entfällt der Aspekt der Schulung gänzlich. Dementsprechend ist hier ent-scheidend, dass der Fragebogen vollständig selbsterklärend ist und keine Fragen entstehen. Da die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung bereits zum zweiten Mal am Telefon durchgeführt wurde, liegt ein sehr gut getestetes Instrument vor, wodurch sich auch der Erläuterungsbedarf in Grenzen hält.

Möglichkeiten der Terminvereinbarung sowie Kontakthäufigkeit

Bei einer CATI-Erhebung fällt durch die Nutzung des Mediums Telefon die Anfahrt zur Zielperson weg. Dadurch können deutlich mehr Kontaktversuche bei nichterreich-ten Haushalnichterreich-ten unternommen werden als dies bei einer persönlich-mündlichen Erhe-bung der Fall ist. Auch die Termine können ganz individuell auf die Bedürfnisse der Zielperson abgestimmt werden, da die Bearbeitung des Haushalts bzw. die Durch-führung des Interviews nicht auf einen Interviewer oder eine Interviewerin festgelegt ist, wie dies bei der persönlich-mündlichen Erhebung der Fall ist. Bei der CATI-Erhebung kann jeder Terminwunsch erfüllt werden, sofern er im Rahmen der Bear-beitungszeiten im Telefonstudio liegt. Bei der CAPI-Erhebung muss der Interviewer aufgrund von Kosten-Nutzen-Erwägungen versuchen, die Anzahl der Anfahrten mög-lichst gering zu halten, und kann in der Termingestaltung nicht völlig flexibel sein. Bei einer CAWI-Erhebung steht es dem Befragten völlig frei, wann er den Online-Fragebogen beantwortet, da kein Interviewer involviert ist.

Aussteuerung der Stichprobe

Die CATI-Nettostichprobe kann mit Hilfe des Sample Management System regional sehr gut ausgesteuert werden, da die Zellverteilung sehr kleinräumig ist und die Ver-teilung der Telefonnummern permanent mit den realisierten Interviews abgeglichen wird. Eine so feingliedrige regionale Verteilung ist weder bei CAWI noch bei CAPI zu erreichen. Sowohl die CAPI- als auch die CAWI-Stichprobe werden zwar ebenfalls regional geschichtet gezogen, eine regionale Nachsteuerung kann jedoch nur in den darauffolgenden Bearbeitungstranchen erfolgen, indem die neue Stichprobentranche entsprechend dem Bedarf gezogen wird. Bei der CAPI-Erhebung sind darüber hin-aus Grenzen hinsichtlich der regionalen Verteilung der einsetzbaren Interviewer ge-setzt.

Ein Aspekt bei der Steuerung der Netto-Stichprobe der Erwerbstätigen war die Steu-erung gegen den Bildungs-Bias am Telefon (vgl. dazu Kapitel 3.1.2). Diese Art der Stichprobensteuerung ist bei einer CATI-Erhebung technisch mithilfe von Filterbedin-gungen relativ einfach zu bewerkstelligen und kann kontinuierlich beobachtet und bei Bedarf angepasst werden. Sie stellt gewissermaßen eine Echtzeitaussteuerung dar, die kurzfristig angepasst werden kann. Bei einer CAPI-Erhebung wäre dies in der laufenden Feldarbeit nicht so einfach möglich,18 da der Rücklauf zwar auch regelmä-ßig elektronisch erfolgt – und damit deutlich schneller als bei einer PAPI-Erhebung (also einer persönlich-mündlichen Erhebung mit Papierfragebogen) - aber dennoch eine gewisse Zeit zwischen der Realisierung eines Interviews und der Einspeisung in die Datenbank des Feldmonitorings vergeht. Denkbar – und Praxis in qualitativ hochwertigen Surveys wie ALLBUS oder SOEP – ist für CAPI eine Aussteuerung (nach bestimmten Merkmalen) innerhalb einzelner Bearbeitungstranchen. Bei einer CAWI-Erhebung, die wie in der vorliegenden Untersuchung auf einem Online-Access-Panel basiert, wird grundsätzlich die Bruttostichprobe repräsentativ nach festgelegten soziodemografischen Merkmalen geschichtet gezogen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Sollverteilungen zu definieren und darauf basierend Quoten für die Netto-Stichprobe festzulegen. Dies ist ein relativ harter Eingriff in die Stich-probensteuerung und wurde bei der vorliegenden Untersuchung nicht angewandt.

Interviewdauer

Ein wichtiger Faktor, der sich unterscheidet, ist die Fragebogenlänge bzw. die sich daraus ergebende Interviewdauer. Diese lag bei CATI mit durchschnittlich 40,3 Minu-ten mit Abstand am höchsMinu-ten. Für das Experiment kam nur ein Auszug des gesam-ten Fragebogens zum Einsatz. Demnach war ein CAPI-Interview im Durchschnitt mit 18,4 Minuten nicht mal halb so lang. Die Online-Interviews betrugen lediglich 13 Mi-nuten im Durchschnitt, d. h. durch das Selbstausfüllen des Fragebogens am Compu-ter beschleunigt sich die Beantwortung des Fragenkatalogs noch einmal um rund 30 %. Diese schnelle Beantwortung kann jedoch qualitative Implikationen mit sich bringen.

Kritisch könnte eingewendet werden, dass die deutlich höhere Dauer von durch-schnittlich 40 Minuten im Telefoninterview im Vergleich zu den beiden anderen Modi zu Ermüdungseffekten führen könnte. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf: Im Ver-lauf der Feldarbeit hat die Projektleitung beispielsweise Interviews mitgehört und da-bei keine Hinweise auf Ermüdungserscheinungen erhalten. Auch die Anteile an Item-Nonresponse bei der Frage nach Gesundheitsbeschwerden (vgl. Kap. 5.3), die eine der letzten Fragen im Interview ist, liefern darauf keine Hinweise.

Ausschöpfung

Bei der Bewertung der Rücklauf- bzw. Ausschöpfungsquoten müssen zwei Unter-schiede in der Untersuchungsanlage der drei Modi berücksichtigt werden:

Dies ist einmal die eben diskutierte Interviewdauer. Der zweite wichtige Unterschied, der bei der Bewertung der Rücklaufquote zu beachten ist, ist die Stichprobenbasis.

Diese ist sowohl bei der CATI- als auch bei der CAPI-Erhebung eine Zufallsstichpro-be von Haushalten. Bei der CAWI-Erhebung handelt es sich dagegen um ein Ac-cess-Panel, d. h. die Online-Erhebung basiert auf einer Personen- und nicht auf einer

18 Und hinsichtlich einer Bildungssteuerung auch nicht nötig.

Haushaltsstichprobe und es werden nur grundsätzlich befragungsbereite Personen einbezogen.

Die Rücklaufquote liegt bei CAPI mit 47,6 % am höchsten, nach Ausschluss der nicht auswertbaren und zu spät eingetroffenen Interviews liegt sie bei 47,5 %. Die Aus-schöpfungsquote bei CATI liegt mit 44,3 % etwas unterhalb der von CAPI. 42 % Rücklauf ist für eine CAWI-Erhebung auch unter Berücksichtigung, dass es sich um befragungsbereite Personen handelt, noch ein akzeptabler Wert. Dieser relativiert sich jedoch noch, wenn man die nichtauswertbaren Fälle abzieht, und liegt dann noch bei 36 %.

5 Vergleich der Erhebungsmodi –