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5 Vergleich der Erhebungsmodi – Methoden- Methoden-effekte

5.2 Mobile-Onlys und Nonliner: Ausmaß des Non-Coverage

In Kapitel 2.3 wurde beschrieben, mit welchen Non-Coverage-Problemen die jeweili-ge Erhebungsmethode verbunden ist. Für die Telefonerhebung über Festnetz, wie sie hier vorgenommen wurde, ist dies der Anteil an Mobile-Onlys und der per Telefon überhaupt nicht Erreichbaren in der Bevölkerung. Für die Online-Erhebung ist dies die grundsätzliche Erreichbarkeit über das Internet bzw. der Besitz eines E-Mail-Accounts. Um den Umfang sowie die Struktur für die hier vorliegende Zielgruppe der Erwerbstätigen genauer betrachten zu können, wurden in den jeweils anderen Erhe-bungen entsprechende Fragen zur Ermittlung dieser beiden Gruppen am Ende des Interviews gestellt.

In der CAPI- und in der CAWI-Erhebung wurde dabei gefragt, unter wie vielen Fest-netznummern der Haushalt der Zielperson erreichbar ist. Personen, die hier „unter

keiner Festnetznummer“ angaben, sind der Gruppe der Mobile-Onlys zuzurechnen.20 In der CATI- sowie in der CAPI-Erhebung wurde ermittelt, ob die Zielperson das In-ternet beruflich und/oder privat nutzt, und falls ja, an wie vielen Tagen der Woche.

Personen, die das Internet gar nicht oder ausschließlich beruflich nutzen, wurden für die folgenden Analysen als Nonliner definiert, da sie grundsätzlich für privat zu be-antwortende Online-Umfragen nicht erreichbar sind. Die folgenden Ergebnisse wur-den für die CAPI- und CATI-Stichprobe designgewichtet gerechnet, um auf Perso-nenebene Aussagen treffen zu können.

Zunächst lässt sich festhalten, dass der Anteil der Mobile-Onlys in der designgewich-teten CAPI-Stichprobe bei 6,9 % und in der CAWI-Stichprobe bei 4,2 % liegt. Damit wird der Anteil an Mobile-Onlys, der in der TNS-Infratest-Mehrthemenbefragung er-mittelt und in Kapitel 2.1 dargestellt wurde, in der CAPI-Erhebung leicht unterschrit-ten. In der CAWI-Stichprobe dagegen ist der Anteil der Mobile-Onlys mit nur 4 % deutlich unter dem Referenzwert. Für die später folgende Betrachtung der Struktur-merkmale der Mobile-Onlys stützen wir uns deshalb v. a. auf die CAPI-Stichprobe.

Die Anteile derjenigen, die das Internet entweder gar nicht oder nur beruflich nutzen, liegt in der CATI-Stichprobe bei 10,1 % und in der CAPI-Stichprobe bei 14,5 %. Da-mit liegt der Anteil an Internetnutzern unter den Erwerbstätigen, der in CATI gemes-sen wurde, näher an dem Wert, den das Statistische Bundesamt ausweist (vgl. dazu Abschnitt 2.2), der bei 93 % Nutzern in den letzten drei Monaten liegt. Für eine Be-trachtung der Struktur derjenigen, die nicht für eine Online-Erhebung erreichbar sind, werden im weiteren Verlauf diejenigen, die das Internet ausschließlich beruflich nut-zen, wieder als Nonliner betrachtet.

Die folgende Tabelle zeigt die Anteile der Mobile-Onlys sowie der Nonliner, die in den Erhebungen jeweils gemessen wurden, und gibt einen Überblick über die Vertei-lung in den bereits bekannten ausgewählten soziodemografischen Merkmalen im Vergleich zum Mikrozensus 2011.

20 Ausgenommen sind Personen, die auch nicht über Handy erreichbar sind. Dies betraf jedoch in beiden Stichproben jeweils nur eine Person.

Tab. 5.2 Anteile und Struktur ausgewählter Merkmale der Mobile-Onlys und der Nonliner im Vergleich zum Mikrozensus 2011 - design- (CATI/CAPI) bzw. ungewichtet (CAWI)

Anteile insgesamt 6,9% 4,2% 10,1% 14,5%

Geschlecht

Männlich 55,0 55,9 56,4 38,7 45,2

Weiblich 45,0 44,1 43,6 61,3 54,8

Summe 100,0 100 100 100 100

Familienstand

Ledig 32,8 53,3 63,4 20,5 20,3

Verheiratet 56,8 29,5 18,8 58,8 64,0

Verwitwet 1,5 2,7 2,0 6,0 3,9

Geschieden 8,9 14,5 15,8 13,8 11,8

Angabe fehlt - - 0,9

-Summe 100,0 100 100 100 100

Deutsch - Nicht-Deutsch

Nicht-deutsch 8,9 5,9 3,0 2,6 6,6

Deutsch 91,1 94,1 97,0 97,4 93,4

Summe 100,0 100 100 100 100

Alter

Summe 100,0 100 100 100 100

Stellung im Beruf

Arbeiter 25,5 34,8 10,9 30,1 38,0

Angestellte 56,6 53,4 66,3 56,7 41,5

Beamte 5,7 4,3 6,9 3,0 1,9

Selbst./Freiber./freier Mit. 11,7 7,5 8,9 8,9 16,3

Mith. Familienangeh. 0,5 - 1,0 0,6 0,7

Arbeiter/Angestellter - 5,9 0,5 1,6

Angabe fehlt - - 0,2

-Summe 100,0 100 100 100 100

Höchster Schulabschluss

Maximal Volks-/Hauptschule 30,0 31,9 5,0 44,8 45,4

Mittlere Reife/POS 35,3 42,9 35,6 41,2 39,5

Fachhochschulreife, Abitur 34,4 25,2 59,4 13,8 15,1

Angabe fehlt 0,3 - - 0,3

-Summe 100 100 100 100 100

Betrachtet man zunächst die Gruppe der Mobile-Onlys in der CAPI-Stichprobe, zeigt sich das bekannte Bild, das bereits in Kapitel 2.1 dargestellt wurde. Personen, die ausschließlich über Mobilfunk zu erreichen sind, sind sehr häufig ledig, bis 30 Jahre alt, Arbeiter und haben seltener Abitur. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es kaum. Damit liegt sowohl der Anteil als auch die Struktur der Mobile-Onlys in dem erwarteten Rahmen. Für die Erwerbstätigenerhebung 2011/2012 wurde entschieden, sich auf eine Festnetzstichprobe zu beschränken und dem Bildungsbias gegenzu-steuern. Darüber hinaus wurde die Über- bzw. Unterrepräsentanz anderer soziode-mografischer Merkmale über das Gewichtungsverfahren ausgeglichen. Die gewichte-te Struktur der Nettostichprobe bildet damit die Grundgesamtheit gut ab. Welche

ak-tuellen Lösungsentwicklungen es hinsichtlich des Themas „Mobile-Only“ gibt und welche Handlungsoptionen sich daraus für die nächste Erwerbstätigenbefragung er-geben, wird im Abschlusskapitel 8 dargestellt.

Für die Gruppe der Mobile-Onlys in der CAWI-Stichprobe zeigen sich bei den Merk-malen Alter und Familienstand dieselben Tendenzen wie bei der CAPI-Stichprobe.

Hinsichtlich des höchsten Schulabschlusses gibt es in der Zusammensetzung der Mobile-Onlys in der CAWI-Erhebung jedoch einen gegenteiligen Befund. Hier ist der Anteil der höher Gebildeten unter den Mobile-Onlys noch stärker als in der CAWI-Stichprobe insgesamt und der Anteil der Personen mit Volks- und Hauptschulab-schluss halbiert sich und liegt nur bei 5 %. Während also in der Face-to-face-Stichprobe die Mobile-Onlys einen erhöhten Anteil einfach Gebildeter aufweisen, verstärkt sich bei den Mobile-Onlys in der CAWI-Erhebung der Bildungsbias.

Um einschätzen zu können, ob möglicherweise auch eine Online-Erhebung für künf-tige Erwerbstäkünf-tigenbefragungen grundsätzlich in Frage kommt, kann auch die Struk-tur der Nonliner, wie sie in der CATI- und in der CAPI-Erhebung ermittelt wurden, eine Entscheidungshilfe sein. Dabei ergibt sich folgendes Bild: Erwerbstätige, die das Internet nicht privat nutzen, sind eher weiblich, geschieden oder verwitwet, 51 Jahre und älter, Arbeiter sowie einfach gebildet. Besonders deutliche Abweichungen der Struktur der Nonliner im Vergleich zu den Werten des Mikrozensus ergeben sich da-bei hinsichtlich des höchsten Schulabschlusses. Unter den Nonlinern sind sowohl in CATI als auch in CAPI rund 45 % mit maximal Volks- oder Hauptschulabschluss, während der Abiturientenanteil bei nur rund 15 % liegt. Diese Ergebnisse verdeutli-chen, dass bei der Online-Bevölkerung mit einem sehr starken Bildungsbias zu rech-nen ist, der deutlich über das Maß in CATI hinausgeht. Dies lässt sich auch nicht durch eine bessere Schichtung oder Aussteuerung der Bruttostichprobe lösen, da selbst in großen Access-Panels, wie sie TNS Infratest zur Verfügung stehen, die Zahl der niedrig Gebildeten insgesamt sehr gering ist. Die Grenzen waren bei der vorlie-genden Stichprobengröße erreicht und führten nicht zu einem befriedivorlie-genden Ergeb-nis hinsichtlich des Merkmals „Schulbildung“. In Abschnitt 8 wird auf die grundsätzli-chen Möglichkeiten und Einschränkungen der Methode „Online“ im Hinblick auf künf-tige Erhebungen eingegangen.

5.3 Messeffekte

Methodeneffekte können grundsätzlich in zwei Gruppen eingeteilt werden: Effekte aufgrund der Stichprobenziehung und -zusammensetzung sowie Effekte aufgrund von Unterschieden in der Messung. Nachdem die vergangenen Ausführungen den ersten Aspekt behandelten, folgen nun Ausführungen und Analysen zu methoden-spezifischen Messeffekten. Dabei greifen wir zurück auf Überlegungen und Ergeb-nisse aus dem Projekt „Methodischer und empirischer Vergleich der Erwerbstätigen-befragungen 1998/99 und 2005/06“, das TNS Infratest Sozialforschung in Kooperati-on mit dem InternatiKooperati-onalen Institut für Empirische SozialökKooperati-onomie gGmbH (inifes) für die BAuA durchführt hat. Teil dieses Projektes war eine Literaturrecherche zu Me-thodeneffekten und daraus abgeleitet die Formulierung und Überprüfung verschiede-ner Thesen zu Messeffekten. Die Ergebnisse dieses Arbeitsschrittes, der in der Fe-derführung bei inifes lag, sind im 2. Zwischenbericht vom Juni 2010 dargestellt. Die Mehrzahl der Thesen zu Messeffekten konnte in dem damaligen Projekt nicht

ab-schließend überprüft oder nicht bestätigt werden, da zum einen ein zeitlicher Abstand zwischen den Messzeitpunkten von sechs Jahren bestand. Zum anderen wurden im Zuge der damaligen Umstellung des Erhebungsinstrumentes von einer CAPI- auf eine CATI-Erhebung Veränderungen in der Fragebogengestaltung vorgenommen, die einen direkten Vergleich häufig nicht mehr möglich machten. Dies war unter an-derem ein Grund, das nun vorliegende Methodenexperiment durchzuführen. Das folgende Kapitel greift nun die damals zusammengestellten Hypothesen und deren Ergebnisse zum Thema „Messeffekte“ auf und modifiziert und ergänzt sie auf die jet-zige Datenlage hin. Dabei werden fünf Aspekte von Messeffekten, die damals unter-sucht wurden, herangezogen, Hypothesen dazu formuliert sowie Variablen identifi-ziert, anhand derer die Hypothesen überprüft werden. Um die Robustheit der Analy-seergebnisse bewerten zu können, werden für die Aspekte „Soziale Erwünschtheit“,

„Zustimmungstendenz“ sowie „Positive Extremkategorien“ ergänzend die Standard-fehler der Mittelwerte sowie die Signifikanzen21 berichtet. Die Signifikanz wurde dabei mit Hilfe des t-Tests ermittelt, wobei die CAPI – und die CAWI-Ergebnisse mit den CATI-Ergebnissen verglichen wurden.

Nicht erneut untersucht wird der Aspekt „Reihenfolgeneffekte“, da diese im Zusam-menhang mit längeren Itembatterien oder der visuellen Darstellung von Listen zu se-hen sind. Entsprecse-hende Fragestellungen sind nicht im Erhebungsinstrument vor-handen, sodass dieser Aspekt unberücksichtigt bleiben kann.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über zu erwartende Messeffekte, die im Rahmen des Experiments überprüft wurden. Dabei wird in Kürze dargestellt, welche Implikationen der jeweilige Messeffekt bei welcher Methode laut Literatur haben soll-te.22 In der dritten und vierten Spalte wird dargestellt, anhand welcher Thesen bzw.

Variablen diese Implikationen im Rahmen des früheren Methodenvergleichs über-prüft wurden und welches die Ergebnisse waren. Die Spalten fünf und sechs geben dann einen Überblick über die Thesen sowie die dafür analysierten Variablen im Rahmen des jetzigen Methodenexperiments und welches die Ergebnisse sind. Im Anschluss werden das Verfahren und die Ergebnisse, die im aktuellen Methodenex-periment erzielt wurden, im Einzelnen dargestellt.

21 Sowohl die Standardfehler als auch die Signifikanzen sind ungewichtet ausgewiesen.

22 Dieser Überblick basiert auf „Methodischer und empirischer Vergleich der Erwerbstätigenbefra-gungen 1998/99 und 2005/06 (2. Zwischenbericht inkl. Änderungen des Erratums), Stadtber-gen/München im Juni 2010.

Tab. 5.3Übersicht zu Messeffekten: Hypothesen und Ergebnisse im Rahmen des Methodenvergleichs sowie des Experiments ThemaImplikationenHypothesen MethodenvergleichErgebnisse Methodenvergleich 2010Hypothesen Experiment 2012Ergebnisse Experiment Es werden tendenziell eher Antworten gegeben, denen einehere soziale Akzeptanz zugeschrieben wird (teils bei CAPI, teils bei CATI). Bei CAWI kein Effekt.

Vorab keine konkreten Hypothesen, da in der Literatur unterschiedlich bewertet wird, ob soziale Erwünschtheit eher bei CAPI oder CATI auftritt.

Kein Hinweis auf Effekt anhand gesundheitlicher Beschwerden beim Vergleich von CAPI und CATI; im Vergleich von CATI und PAPI könnte aber ein Interviewereffekt bei CATI vorliegen.

Bei CATI und CAPI sind die Anteile an gesundheitlichen Beschwerden, v.a. negativer Gehle wie Niedergeschlagen- heit und emotionale Erschöpfung, geringer als bei CAWI. In CAWI wird angenommen, dassKrankmeldung in den letzten 12 Monaten“ häufiger bejaht wird.

Hypothese bestätigt, wobei srkster Effekt sozialer Erwünschtheit bei CAPI erkennbar ist. Bei CATI und CAPI wird einehere Arbeitszufriedenheit erwartet als bei CAWI.

Hypothese bestätigt - Unterschiede jedoch eher gering. Es wird z. B. aufgrund von „satisficing“ tendenziell zugestimmt; tritt bei CAWI am srksten, bei CATI am zweitsrksten und bei CAPI am geringsten auf.

Bei CATI sollten zahlreichere gesundheitliche Beschwerden ermittelt werden als bei CAPI.

Hypothese konnte nicht überpft werden. Gesundheitliche Beschwerden haben zwar zugenommen, dies ist aber vermutlich nicht auf den Methodenwechsel zuckzuhren (Vergleich mit INQA 2004).

Bei CATI und CAWI sollten zahlreichere gesundheitliche Beschwerden ermittelt werden als bei CAPI. Die Zahl der Beschwerden in CAWI liegt höher als die in CATI.

Hypothese bestätigt, wobei durchschnittlich am meisten Beschwerden in CAWI, am zweitmeisten in CATI und am wenigsten in CAPI ermittelt wurden. Bei CAPI ist die geringste Anzahl an Venderungen im Arbeitsumfeld zu erwarten, CATI liegt in der Mitte, die meisten Venderungen werden in CAWI genannt.

Hypothese teilweise bestätigt. In CAPI liegt die Anzahl der Nennungen am niedrigsten. Anzahl CAWI liegt jedoch unter der von CATI. Bei CAWI und CATI ist der Anteil an nicht substanziellen Antworten („we nicht“) aufgrund der schnelleren Interviewsituation und der gßeren Ungeduld des Befragten höher.

Bei CATI sind die „We nicht“- Anteileher als bei CAPI.Hypothese konnte nicht überpft werden. „Weiß nicht“-Anteile bei der Einkommensfrage sind bei CATI etwas her, Fragen jedoch kaum vergleichbar.

Bei CAWI und CATI sind dieWe nicht“-Anteileher als bei CAPI.Hypothese nicht bestätigt. Bei Antwortverweigerungen wird kein Unterschied zwischen CATI und CAPI erwartet. Die Anteile in CAWI liegen her.

Die „Keine Angabe“-Anteile sollten ungehr gleich hoch sein.

Hypothese falsifiziert. Der Anteil der Antwortverweigerungen ist bei CAPI leicht höher.

DieKeine Angabe“-Anteile sollten bei CAWI am höchsten sein. Bei CATI und CAPI sollten sie ungehr gleich hoch sein.

Hypothese hinsichtlich CAWI bestätigt, CATI besser als CAPI. CATI-Befragte neigen dazu, eher die positiven Extremkategorien zu wählen als CAWI- oder CAPI- Befragte.

In CATI solltenufiger die positiven Extremkategorien gehlt werden als in CAPI.

Hypothese falsifiziert. Bei den Fragen zu Arbeitsbelastungen wird die positive Extremkategorie bei CATI nicht eindeutigufiger gewählt.

Bei den Fragen zu Arbeitsbelastungen wird die positive Extremkategorie bei CATI amufigsten gewählt.

Hypothese bestätigt, jedoch möglicherweise eher als Zustimmungstendenz zu bewerten. Hypothese teilweise bestätigt. Bei Arbeitszufriedenheit wird die positive Extremkategorie bei CATI überschätzt (Vergleich mit EWCS), nicht aber Zufriedenheit generell. Hinweis auf Effekt bei CATI, aber evtl. durch Wechsel der Skalenpolarit beeinflusst.

Bei den Fragen zu Arbeitszufriedenheit wird die positive Extremkategorie bei CATI amufigsten gewählt.Hypothese nicht bestätigt. NondifferentiationCAWI- Befragte neigen eher zu Nondifferentiation bei Ratingskalen (geringere Verbindlichkeit, „satisficing“) als CATI-Befragte, diese wiederum eher als CAPI-Befragte.

In CATI sollte die Streuung der Antworten (Varianz) geringer ausfallen als in CAPI.

Hypothese falsifiziert. In CATI zeigt sich bei allen Ratingskalen eine geringgighere Varianz als in CAPI (in CATI häufigerer Wechsel des Frageformats).

In CAWI sollte die Streuung der Antworten (Varianz) am geringsten, in CATI am zweitgeringsten und in CAPI am höchsten ausfallen.

Hypothese bestätigt.

Soziale Erwünschtheit Zustimmungstendenz (Akquieszenz) Item- Nonresponse/Nicht substanzielle Antworten Nennung positiver Extremkategorien

Soziale Erwünschtheit

Der Aspekt der sozialen Erwünschtheit wurde anhand von mehreren Fragestellungen untersucht. Generell wird von sozialer Erwünschtheit eher im Zusammenhang von heiklen Fragestellungen gesprochen. Beispiele wären Gewaltbereitschaft, gesell-schaftlich nicht anerkannte Einstellungen oder auch Opfererfahrungen krimineller Handlungen. Solch heikle Fragestellungen liegen bei dieser Untersuchung nicht vor.

Dennoch handelt es sich um drei unterschiedliche Befragungssituationen, die ver-mutlich auch Auswirkungen auf das Antwortverhalten haben. Der Mensch lebt in so-zialen Zusammenhängen, sodass ein Effekt an sozialer Erwünschtheit – oder hier treffender gesagt sozialer Anpassung – nie völlig ausgeschlossen werden kann. Der Effekt dürfte jedoch je nach Befragungssituation unterschiedlich stark ausfallen. Dies wiederum hängt von der Verbindlichkeit der Erhebungssituation und von der Interak-tion mit dem Interviewer oder der Interviewerin ab.

Die Befragungssituation bei CAPI kann dabei als die verbindlichste und am stärksten sozial kontrollierte Situation betrachtet werden. Insofern ist in CAPI zu erwarten, dass soziale Erwünschtheit am stärksten auftritt. Allerdings befindet sich der Interviewer bzw. die Interviewerin in der Wohnung, im Haus des Befragten, sieht z. B. die Aus-stattung und kann sich einen Eindruck von den materiellen Verhältnissen verschaf-fen. Dadurch ist ein potenzieller „Flunkerfaktor“ – zumindest für gewisse Themen-komplexe – bei der Beantwortung deutlich begrenzt. Zudem wird das Interview von

„Angesicht zu Angesicht“ geführt, der Interviewer kann also auch die Mimik des Be-fragten verfolgen und das Befragungstempo besser der Geschwindigkeit des Befrag-ten anpassen. Negative Gefühle oder Einschätzungen werden in einem Dialog stär-ker kontrolliert.

Die CATI-Befragung kann ebenfalls als verbindliche Gesprächssituation betrachtet werden, insbesondere bei der vorliegenden Untersuchung, bei der sich im Verlauf des Gesprächs und aufgrund der Interviewlänge eine soziale Beziehung zwischen Befragtem und Interviewer oder Interviewerin aufbaut. Gewisse soziale Kontrollme-chanismen im Antwortverhalten sind aufgrund des Dialogs zwar vorhanden, jedoch im Vergleich zur persönlich-mündlichen Gesprächssituation deutlich eingeschränkt, da der visuelle Kontakt fehlt. Der Befragungsablauf am Telefon ist schneller als im persönlichen Gespräch.

Bei CAWI handelt es sich um eine unverbindliche Befragungssituation ohne Beteili-gung eines Interviewers. Bei der Beantwortung der Fragen gibt es keine soziale Kon-trolle durch Dritte, der Befragte beantwortet die Fragen sozusagen „im stillen Käm-merlein“. Da auch Online-Befragte in sozialen Zusammenhängen leben, ist auch hier ein Effekt sozialer Erwünschtheit oder Anpassung im Antwortverhalten nicht ausge-schlossen, dürfte jedoch geringer ausfallen.

Ein Themenkomplex, der hierfür betrachtet wurde, waren die gesundheitlichen Be-schwerden (F1501) sowie die Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands (F1502), ein anderer die Frage, ob man sich im letzten Jahr krankgemeldet hat (F1503). Darüber hinaus wurden die Fragen zur Arbeitszufriedenheit (F1450) analy-siert. Hierzu wurden folgende Ausgangsthesen formuliert:

Sozial erwünscht ist, gesund zu sein und keine negativen Gefühle zu haben.

Sozial erwünscht ist, sich nicht krankmelden zu müssen.

Sozial erwünscht ist, zufrieden mit der Arbeit zu sein.

Die Erwartung ist, dass der Anteil an gesundheitlichen Beschwerden insgesamt um-so höher ist, je geringer der Einfluss von um-sozialer Erwünschtheit oder Anpassung vermutet werden kann. Dies gilt in besonderem Maße für negative Gefühle oder Be-schwerden wie „Niedergeschlagenheit“ und „emotionale Erschöpfung“. Entsprechend der obigen Ausführungen sind die höchsten Anteile gesundheitlicher Beschwerden bei CAWI und die geringsten bei CAPI zu erwarten. Wie in der folgenden Tabelle zu sehen ist, bestätigt sich dies. Sowohl hinsichtlich des Anteils an Befragten, die min-destens eine gesundheitliche Beschwerde nennen, als auch bei der durchschnittli-chen Anzahl an Beschwerden liegen die CAWI-Werte am höchsten und die CAPI-Werte am niedrigsten. Aussagekräftiger als die durchschnittliche Zahl an Beschwer-den, die auch einen Effekt der Zustimmungstendenz haben kann, sind für den Effekt der sozialen Erwünschtheit die Items „Niedergeschlagenheit“ und „emotionale Er-schöpfung“. Hier liegen die Anteile in CAWI deutlich über denen in CAPI, aber auch über denen in CATI. Diese Tendenz zeichnet sich in schwächerer Form auch für die Frage ab, ob man in den letzten zwölf Monaten krank gemeldet war. Dies trifft in CAWI auf etwa 52 % der Befragten zu, in CATI sind es nur marginal weniger, in CAPI wurde die Frage am seltensten bejaht (Tab. 5.4). Auch bei der Frage nach dem allgemeinen Gesundheitszustand zeigt sich diese Tendenz: „weniger gut“ oder

„schlecht“ bewerten in CAWI etwa 15 % ihren Gesundheitszustand, in CATI und CAWI sind es mit ca. 14 % bzw. 12 % etwas weniger. Hinsichtlich der Einschätzung des Gesundheitszustands als „ausgezeichnet“ ist das Bild allerdings anders: Wäh-rend – der Hypothese entsprechend – CAWI-Befragte am seltensten angeben, dass ihr Gesundheitszustand „ausgezeichnet“ ist, wird in CATI diese Kategorie häufiger genannt als in CAPI. Dieses Antwortverhalten kann aber auch der oben angespro-chenen (kontrollierten) Interviewsituation durch die Anwesenheit eines Interviewers geschuldet sein. Die Vermutung ist, dass eine Person mit offensichtlichen gesund-heitlichen Beschwerden in Beisein des Interviewers seltener die Antwort „ausge-zeichnet“ wählen wird.

Die Arbeitszufriedenheit wurde neben einer Frage nach der Gesamtzufriedenheit in zehn Items erhoben. Bildet man einen Index, in den alle Items mit gleicher Gewich-tung einfließen, zeigt sich, dass die Arbeitszufriedenheit in der CAWI-Stichprobe ge-genüber CATI und CAWI etwas geringer ausfällt – und bestätigt damit die Hypothe-se. Einschränkend ist anzumerken, dass sich bei der Frage nach der Gesamtzufrie-denheit die CAWI-Befragten im Durchschnitt etwas zufriedener (1,95) als die CAPI- (1,84) und die CATI-Befragten (1,81) zeigen.

Damit lassen sich alle drei Thesen anhand der Daten im Großen und Ganzen bestä-tigen. Das höchste Maß an sozialer Erwünschtheit bzw. Anpassung zeigt nach die-sen Ergebnisdie-sen die CAPI-Erhebungssituation. Das Antwortmuster kann dabei mit einer Tendenz zum Positivismus umschrieben werden. Tab. 5.4 zeigt die Ergebnisse

Damit lassen sich alle drei Thesen anhand der Daten im Großen und Ganzen bestä-tigen. Das höchste Maß an sozialer Erwünschtheit bzw. Anpassung zeigt nach die-sen Ergebnisdie-sen die CAPI-Erhebungssituation. Das Antwortmuster kann dabei mit einer Tendenz zum Positivismus umschrieben werden. Tab. 5.4 zeigt die Ergebnisse