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Multidimensionale Befindlichkeitsmessung: Berliner-Alltagssprachliche-

4 Methodik

4.10 Multidimensionale Befindlichkeitsmessung: Berliner-Alltagssprachliche-

4.10 Multidimensionale Befindlichkeitsmessung:

Die beiden globalen Befindensdimensionen „angenehm vs. unangenehm“ und

„erregt vs. ruhig“ werden im Circumplex-Modell der Stimmung als die zentralen, globalen Dimensionen des Stimmungserlebens postuliert (Schimmack, 1997). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden ausschließlich die zwei zentralen bipolaren Befindensdimensionen zur psychometrischen Befindlichkeitsmessung herangezogen, zumal sich die Dimension wach vs. müde in Untersuchungen zur Validierung als nicht kontentvalide repräsentiert hat und, ohne die Stimmungsmessung zu beeinträchtigen, entfernt werden kann (ebd.).

4.10.2 Skalierung der Items

Das Antwortformat des BASTI versteht sich als „eine komprimierte Variante eines zweistufigen Antwortmodus“ (Schimmack, 1997). Die Einschätzung der bipolaren Ausprägungen der Dimensionen erfolgt einerseits (dichotomisiert) über Häufigkeit (0 = nein; Werte > 0 = ja) andererseits über die Intensität (Werte > 0). Als Antwortformat der Intensitätsskala wurde eine siebenstufige Likert-Skalierung („überhaupt nicht“ = 0 bis „maximale Intensität“ = 6) gewählt (siehe Abbildung 4.10.2).

4.10.3 Die Bearbeitung des BASTI während des Studienverlaufs

Wie bei den zuvor genannten standardisierten Verfahren wurde auch das BASTI über den Pocket PC von den Probanden bearbeitet (siehe Abbildung 4.2). Die Einschätzung der Stimmung anhand des BASTI erfolgte jeweils zu Dienstbeginn und zum Dienstende eines jeden Flugdienstages (siehe Abbildung 4.10.7).

Durch die Instruktion des BASTI wurde der Antwortprozess so gesteuert, dass die Versuchspersonen zunächst überlegen sollten, ob sie sich in einer Stimmung befinden und, wenn dies der Fall war, einschätzen sollten in welcher Intensität („überhaupt nicht = 0“ bis „maximale Intensität = 6“) diese Stimmung vorlag.

B-A-S-T-I

Schätzen Sie bitte ein, wie Sie sich genau in diesem Moment fühlen. Überlegen Sie bitte zunächst, ob Sie in diesem Zustand sind (Wert > 0) oder ob Sie nicht

in diesem Zustand sind (Wert 0). Beurteilen Sie erst anschließend die Intensität, wenn Sie sich im Zustand befinden.

Intensitätsstufen

sehr schwach (1) – schwach (2) – mittel (3) – stark (4) – sehr stark (5) - -maximale Intensität (6)

Globale und

spezifische

Befindensdimensionen nein 0

ja

1 2 3 4 5 6

angenehm gBD 1

unangenehm gBD 1

erregt gBD 2

ruhig gBD 2

nervös N unruhig N gereizt GS geladen GS ängstlich Äng besorgt Äng heiter HS gut gelaunt HS mürrisch mürrS verstimmt mürrS

Abbildung 4.10.2: Itemskalierung und Itemzugehörigkeit zu den Befindlichkeitsdimensionen des BASTI. Globale Befindensdimensionen 1 bzw. 2 = gBD 1 und gBD 2. Spezifische Befindens- dimensionen: N = Nervosität. GS = geladene Stimmung. Äng = Ängstlichkeit.. HS = heitere Stimmung. mürrS = mürrische Stimmung.

4.10.4 Die Auswertung des BASTI

Die Auswertung erfolgt über das Maß für die Häufigkeit des Erlebens einer Stimmung (Anzahl der Urteile > 0) und dem Maß der mittleren Intensität einer Stimmung. Intensitätsurteile werden nur über Urteile größer Null gemittelt. Der Gesamtmittelwert entspricht einer multiplikativen Funktion der beiden Komponenten Häufigkeit des Erlebens einer Stimmung (H) und dem Maß der mittleren Intensität einer Stimmung (I). Aufgrund der Fragestellung in dieser Studie wurden einzelne Subskalen zur Analyse verwendet.

4.10.5 Die Testgütekiterien des BASTI

Validierungsstudien (Schimmack, 1997) zu den BASTI-Skalen zeigten ein kontentvalides Verfahren zur Stimmungsmessung mit guter Inhaltsspezifität. Die Reliabilität ergab eine gute bis zufrieden stellende interne Konsistenz der Skalen (Cronbachs α >.75). Die hohe Sensitivität der BASTI-Skalen für situative Kontexte (Variabilitätssensitivität) konnte über Retest-Korrelationen (drei Messzeitpunkte im Abstand von zwei Wochen) nachgewiesen werden (Schimmack, 1997).

4.10.6 Kritik am BASTI

Das BASTI zeichnet sich als kontentvalides Messinstrument aus, welches Stimmungen sowohl auf einem globalen als auch einem spezifischen Niveau erfasst. Zudem ermöglicht es durch sein Antwortformat eine Trennung der Intensitäts- und Häufigkeitskomponente bei Wiederholungsmessungen. Obwohl jede Dimension von nur zwei Items repräsentiert wird, wird eine befriedigende bis gute Messgenauigkeit der Befindensdimensionen erreicht (ebd.).

Zudem liegt der Vorteil von bipolaren Skalen gegenüber unipolaren Skalen in der gegenseitigen Definition der beiden gegensätzlichen Begriffe. Sie erhöhen die Präzision der Urteile und schwächen den Kritikpunkt des „Bias“ durch die Skalierung des BASTI.

Eine eklektische Verfahrensweise innerhalb dieser Untersuchung wird durch die zeitökonomische Anwendbarkeit des BASTI begünstigt. Allerdings kann die siebenstufige Ratingskala des BASTI die ‚zentrale Tendenz’ in der Befindlichkeitsbeurteilung fördern, was unter anderem zu einer Verzerrung der Iteminterkorrelationen führen kann.

4.10.7 Das Zyklusmodell zur Erfassung der psychometrischen Parameter während der Studie

Das Modell zeigt den Ablauf der Erfassung der beschriebenen psychometrischern Parameter. Die Befragungen wurden täglich nach den Sleep Log Eintragungen (und Naps) im PDA bearbeitet. Eintragungen in das Flight Log wurden ausschließlich an Einsatztagen vorgenommen.

Nach dem Schlaf (Nach Nap) Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT)

Karolinska Sleepiness Scale (KSS) Anspannung/Wachheit (VAS)

Schlafqualität Schlafbedürfnis

Erholung

Psychomotor Vigilance Task (10 min)

Dienstbeginn

Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT) Karolinska Sleepiness Scale (KSS)

Anspannung/Wachheit (VAS) BASTI *

Vor dem Flug Während des Fluges (> 1,5 Std.) Nach dem Flug

Erholung Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT) Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT) Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT) Karolinska Sleepiness Scale (KSS) Karolinska Sleepiness Scale (KSS)

Karolinska Sleepiness Scale (KSS) Anspannung/Wachheit (VAS) Anspannung/Wachheit (VAS)

Anspannung/Wachheit (VAS) NASA -Task Load Index NASA -Task Load Index

NASA -Task Load Index

Dienstende Gesamtbelastung

BASTI *

Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT) Karolinska Sleepiness Scale (KSS)

Anspannung/Wachheit (VAS) NASA -Task Load Index

Vor dem Schlaf (Vor Nap) Müdigkeitsskala von Samn & Perelli (FAT)

Karolinska Sleepiness Scale (KSS) Anspannung/Wachheit (VAS) Gesamtbelastung des Tages Psychomotor Vigilance Task (10 min)

* Berliner- Alltagsprachliche- Stimmungs-Inventar

Abbildung 4.10.7: Zyklusmodell der eingesetzten standardisierten Verfahren im Sleep Log und Flight Log (Niederl, 2005).

4.11 Zusätzliche Bearbeitung von Paper-Pencil-Fragebögen während des Studienverlaufs

Die zusätzliche Befragung mit Paper-Pencil-Fragebögen sollte Aufschluss über relevante psychosoziale Randbedingungen wie soziodemographische Daten, physische und psychosoziale Aspekte oder situative Merkmale geben, die bei den täglichen Erhebungen nicht berücksichtigt wurden. Der Einsatz der Fragebögen wurde so gewählt, dass sie zeitökonomisch zu bearbeiten waren. Zur Auswertung und Analyse wurden aus den Fragebögen spezifische Bereiche ausgewählt, die für diese Untersuchung bedeutsam schienen. Im Folgenden werden die für diese Studie ausgewählten Fragebögen erläutert.

4.11.1 Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF) von Kallus (1995)

Zur Analyse verschiedener Belastungs/Beanspruchungsbereiche sowie Erholungsaktivitäten wurde der Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF) von Kallus (1995) eingesetzt. Der EBF kann in unterschiedlichen Bereichen wie der Klinischen Psychologie, der Gesundheitspsychologie, der Sportpsychologie und der Arbeitspsychologie angewendet werden und eignet sich zur Mehrfachmessung.

Das Fragebogenverfahren liegt in Teilformen vor (als Langform mit 72 Items und zwei kurzen Parallelformen mit jeweils 24 Items). Im Rahmen dieser Untersuchung wurde die Kurzform, der EBF-24B/3, gewählt.

Der EBF wurde aus der biopsychologischen Grundlagenforschung entwickelt und orientiert sich konzeptionell am transaktionalen Stressmodell, das subjektive Bewertungsprozesse und Bewältigungsverhalten berücksichtigt. Simultan wird mit dem EBF der moderierende Einfluss der Erholung erfasst (Kallus, 1995, S.9).

Anders als bei der Stimmungs- bzw. Befindlichkeitsmessung werden Beanspruchung und Erholung als ein zeitlich länger andauernder Prozess gesehen.

4.11.2 Operationalisierung des Belastungs-Beanspruchungskonzepts und der Erholung durch den EBF

Die Autoren lehnen sich in ihrem Konzept eng an das von der Arbeitspsychologie ausgehende Konstrukt Belastung-Beanspruchung an. Die aus einer Belastung intraindividuell hervorgehende Beanspruchungsvulnerabilität erfolgt über die subjektive Bewertung der Belastung. Demnach werden bewertete Belastungen und deren Konsequenzen erfasst. In den Subtestwerten spiegelt sich der Beanspruchungszustand wider. Die Subtestwerte der Beanspruchung werden über sieben Subskalen ermittelt (siehe Tabelle 4.11.2 a).

Tabelle 4.11.2 a: Subskalen der Beanspruchung des EBF.

Subskalen der Beanspruchung

1 Allgemeine Belastung -

Niedergeschlagenheit

BEL-ALLG Als unspezifische Beanspruchungsreaktion

2 Emotionale Belastung

BEL-EMO Emotionale Reaktionen wie Ärger, Aggression, Ängste, Hemmungen, Einsamkeit 3 Soziale Spannungen BEL-SOZ Soziale Aktivitäten 4 Ungelöste Konflikte -

Erfolglosigkeit

KONFL Leistung/Arbeit

5 Übermüdung - Zeitdruck

UEBMUED Leistung/Arbeit

5 Energielosigkeit - Unkonzentriertheit

ENLOS Leistung/Arbeit

6 Körperliche Beschwerden

BEL-SOM Körperliche Symptome

Für den Bereich Erholung liegen fünf Subskalen vor. Wie die Beanspruchung wird auch die Erholung mit dem EBF mehrdimensional erfasst (siehe

Tabelle 4.11.2 b).

Tabelle 4.11.2 b: Subskalen der Erholung des EBF. Subskalen der Erholung

3 Erfolg -

Leistungsfähigkeit

ERFOLG Erfolg; Leistungsfähigkeit

2 Erholung im sozialen Bereich

ERH-EMO Erholung im sozialen Bereich

3 Körperliche Erholung ERH-SOM Körperliche Erholung 4 Allgemeine Erholung -

Wohlbefinden

ERH-ALLG Stimmung, Entspannung 5 Erholsamer Schlaf SCHLAF Keine Schlafstörungen

Die 24 Items der Subskalen sind jeweils auf einer siebenstufigen Likertskalierung (Antwortstufen: nie – selten – manchmal – mehrmals – oft – sehr oft – immerzu) in ihrer Auftretenshäufigkeit zu beurteilen. Der Fragebogen wurde den Probanden zur wöchentlichen Bearbeitung ausgehändigt.

Aus den Subskalen lässt sich jeweils ein Gesamtscore für Beanspruchung (BEL-G) und Erholung (ERH-(BEL-G) errechnen. Aufgrund der Kovarianzstruktur zwischen den Subtests für Beanspruchung und Erholung, die weder Linearität noch Symmetrie aufweist, ist von keiner Bipoläritat auszugehen. Daher können die beiden Summenscores nicht zusammengefasst werden.

4.11.3 Die Testgütekriterien des EBF

Die Reliabilität auf Basis der Homogenität der Subtests des EBF zeigt gut bis zufrieden stellende innere Konsistenz (Cronbachs α ≥ .7) (Kallus, 1995). Des Weiteren verfügt der EBF über eine angemessene Retest-Reliabilität und zeigt damit Änderungssensitivität. Als Beleg für die Kriterienvalidität wurde eine hohe Korrelation mit der Eigenschaftswörterliste (EWL) zur Erhebung der aktuellen Befindlichkeit verwendet und als „voll erfüllt“ bewertet (Kallus, 1995, S.31).