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2 Theoretischer Teil

2.4 Arbeits- und organisationspsychologische Stressmodelle

müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Stressoren können die Erfüllung der Arbeitsaufgabe beeinträchtigen und die Regulationskapazität des Arbeitstätigen überschreiten.

Im Rahmen seiner stressbezogenen Tätigkeitsanalyse erweiterte Semmer (1984) die handlungstheoretische Konzeption und differenziert zwischen drei Arten von Regulationsproblemen:

1) zusätzlicher Regulationsaufwand, der entsteht, wenn der normale

Handlungsablauf beeinträchtigt ist, die Handlungsziele jedoch unverändert bleiben.

2) Regulationsunsicherheit, die dann vorliegt, wenn das Handlungsziel zwar bekannt ist, allerdings Unsicherheit darüber besteht, ob und wie dieses erreicht werden kann (z.B. bei qualitativer Überforderung des Handelnden).

3) Zielunsicherheit, die sich aus unklaren oder widersprüchlichen Arbeitsanweisungen ergibt.

Kannheiser (1992) kritisierte allerdings an diesem Konzept die Vernachlässigung von emotionalen Problemsituationen bei der Entstehung von Stress bei der Arbeitstätigkeit, die sich dann bemerkbar machen, wenn dominierende Tätigkeiten in ihrer Ausführung bedroht oder behindert werden. Deshalb stellt Kannheiser auf der Grundlage eines Tätigkeitstheoretischen Stresskonzepts ein Prozess- und Strukturmodell belastender Zusammenhänge und Bedingungen auf. Er spricht von Motiv und Ziel-Diskrepanzen (auszuführende Handlungen sind nicht mit dem tätigkeitsauslösenden Motiven vereinbar) sowie von Motiv-Bedingungs-Diskrepanzen (betriebliche, über- und außerbetriebliche Bedingungen beeinträchtigen oder verhindern die motivinitiierten Tätigkeiten). Stress durch die angeführten Diskrepanzen entsteht dann, wenn der Beschäftigte diese als unveränderbar beurteilt, trotz aktiver Maßnahmen in seiner Umwelt.

Dieses anspruchsvolle tätigkeitstheoretische Stressmodell betrachtet in der Stressanalyse die Tätigkeit als vermittelnde Instanz zwischen Umwelt und Subjekt. So werden Rückwirkungen der Umwelt bzw. der Resultate eigener und vor allem auch der Tätigkeit anderer Personen auf die Tätigkeiten einer Person mit berücksichtigt.

All den Modellen ist der Versuch gemein, arbeitsplatzbezogene Bedingungen unterschiedlicher Tätigkeitsbereiche, die als Stressoren gelten, herauszufinden, um korrektive und präventive Arbeitsgestaltungsmaßnahmen durchführen zu können. Allerdings können diese organisationspsychologischen Ansätze nur einen, wenn auch sehr wichtigen, Teil der Ursachenfaktoren abdecken, zumal sie meist „am Betriebstor stehen bleiben“ (Cooper, 1983; Paine, 1982).

In dem kybernetischen Ansatz von Cummings und Cooper (1979) werden schließlich weniger Merkmale des Arbeitsplatzes integriert, sondern eine stark individuumskonzentrierte Konzeption vorgelegt (Hoyos & Rosenstiel, 1980). Das Modell richtet seine Aufmerksamkeit auf den „Stresszyklus“, d.h. auf die Aneinanderreihung von Ereignissen, die die fortwährende Interaktion zwischen der Person (z.B. dem Piloten) und der Umwelt (z.B. Karriereaussichten, Beruf, Familie, etc.) repräsentiert (Cooper & Sloan, 1986). Die Grundvoraussetzung ist, dass sich das Verhalten einer Person auf die Reduzierung der Abweichungen von einem Ziel richtet.

In diesem Stresszyklus wird versucht, Belastungen abzuwenden, indem die Person

a) Abweichungen des Istzustandes vom Sollzustand zwischen dem aktuellen und dem gewünschten Zustand minimiert,

b) einen angemessenen Regulierungsprozess (Verhaltensregulierung/- veränderung) auswählt,

c) diesen Regulierungsprozess durch Copingverhalten durchführt, wobei dieses Bewältigungsverhalten Auswirkungen auf den Stressor hat.

Können allerdings die Belastungen auch im Zusammenhang mit einem bestimmten Persönlichkeitstrait nicht abgewendet werden, kommt es zu unterschiedlichen Stresssymptomen wie gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Arbeitsunzufriedenheit und zur Leistungsabnahme (Cooper, 1983; Cooper &

Dewe, 2001; Cooper & Sloan, 1986).

Bei der Kategorisierung der Stressoren in ihrem Modell unterscheiden Cooper und Marshall (Cooper & Dewe, 1983; Cooper & Marshall, 1983; Dijkhuezen, 1980) zwischen:

- intrinsischen Faktoren - der Rolle in der Organisation

- den Arbeitsbeziehungen (beispielsweise zwischen Kollegen, dem Vorgesetzten, usw.)

- den Aufstiegsmöglichkeiten

- der Organisationsstruktur sowie dem Organisationsklima

- Stressquellen außerhalb der Organisation wie der Schnittstelle zwischen Arbeit und Heim bzw. Familie.

- der Arbeitszufriedenheit.

Das arbeitsbezogene Stressmodell von Cummings und Cooper (1979) wurde auf das Arbeitsfeld Cockpit angewendet. Da im Bereich „Cockpit“ sehr wenige Untersuchungen hinsichtlich eines interaktionistischen Ansatzes vorliegen, der auch psychosoziale Faktoren berücksichtigt, wurde das Ausgangsmodell verändert, indem induktiv-empirisch ein bereichsspezifisches Modell konstruiert wurde. Die Gesamtergebnisse der empirischen Untersuchung des Forschungsprojekts „Pilots under Stress“ (Cooper & Sloan, 1986) wurden als Modell zusammengefasst dargestellt (Abbildung 2.4).

Abbildung 2.4: Adaptiert aus „Pilots under Stress”, von Cooper und Sloan, 1986, S.179.

Der erste Kasten des Modells stellt die elf Belastungsfaktoren dar, die sich aus der Faktorenanalyse von 87 Items ergeben haben.

Der Versuch der Independenz unterschiedlicher Belastungsfaktoren war gelungen. Allerdings wurde das Modell empirisch anhand einer Querschnittuntersuchung (N=523 Piloten) konstruiert und vernachlässigt insbesondere psychische Belastungsfaktoren mit (längerfristigen) Beanspruchungsfolgen (z.B. psychische Ermüdung). Deshalb wurden in dieser empirischen Untersuchung Aspekte aus dem Modell herausgegriffen und unter dem Gesichtspunkt der über die Zeit (8 Wochen) akumulativ wirksamen Effekte untersucht. Zudem wird über einen Multitrait-Multimethod-Ansatz die Einbindung unterschiedlicher Indices für ein Individuum unter Stress berücksichtigt, da ein einzelner Parameter Stress weder quantitativ noch qualitativ anzeigen kann (Nitsch, 1981). Daher wurden auch die mentale Gesundheit sowie die Lebenszufriedenheit und andere gesundheitsrelevante Aspekte analysiert.

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