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#METWO - RASSISMUSERFAHRUNGEN IN DEUTSCHLAND

SENSIBILISIERUNG FÜR RASSISMUSERFAHRUNGEN IM ALLTAG

von anderen, ihnen unbekannten Personen zugeschrieben werden. Häufig wird beispiels-weise Männern, die einen dunklen Vollbart und dunkle Haare haben und/ oder Arabisch sprechen, zugeschrieben Moslem zu sein. Daraus kann resultieren, dass sie von z.B. rassisti-schen Sprüchen betroffen sind. Ob sie sich auch selbst als Moslem bezeichnen, an den Islam glauben oder ihn praktizieren, ist dabei nicht wichtig.

Im Anschluss an diesen Schritt der Reflexion geht es darum zu reflektieren, wie Rassismus funktioniert.

- Welche Auswirkungen hat die Situation für die Betroffenen?

- Was haben die Situationen gemeinsam? Welche Muster könnt ihr erkennen?

- Wie werden die Betroffenen behandelt?

- In was für einem Verhältnis stehen die Betroffenen zu anderen, die an der Situation betei-ligt sind?

Mit Hilfe dieser Fragen kann verdeutlicht werden, dass Rassismus bedeutet, dass Menschen aufgrund gesammelter Merkmale von anderen abgewertet werden. Die Menschen, die ras-sistisch handeln, teilen diese Merkmale nicht mit den Betroffenen, sondern sind dadurch, dass sie z.B. weiß sind, in einer machtvolleren Position. Die TR sollten gegebenenfalls eine kurze Rassismusdefinition geben können, falls es den TN selbst schwerfällt, eine solche zu umschreiben. Im Rahmen dessen ist es wichtig zu betonen, dass die Kategorien und Merk-male, die gefunden wurden, um Rassismus zu definieren, gesellschaftlich gemacht sind. Die Einteilung von Menschen in „von Rassismus Betroffene“ und „Rassismus Ausübende“ be-deutet nicht, dass Menschen sich auch selbst diesen Gruppen zugehörig fühlen oder sich so benennen. Das Ziel der Definition von Rassismus ist die Erklärung des Phänomens und der Zuschreibung von Gruppenzugehörigkeit, das sollten die TR stets im Blick und Kopf behalten. Hierzu ist es hilfreich, als Vorbereitung nochmal den Teil zu Rassismus im Begriff-lichkeiten-Kapitel zu lesen.

Als nächster Reflexionsschritt soll darüber gesprochen werden, was in den beschriebenen Situationen geändert werden müsste, damit die Betroffenen sich besser fühlen. Auch die Rolle, die die TN dort selbst einnehmen könnten, kann hier angesprochen werden. Vor allem das Beispiel von Hasnain Kazim kann an dieser Stelle hervorgehoben werden. An dieses kön-nen die TN anknüpfen und es als ein Beispiel für ihren eigekön-nen Handlungsspielraum sehen.

In diesem Teil kann eine Auswahl der folgenden Fragen gestellt werden:

- Wie hätten die beschriebenen Situationen für die Betroffenen verbessert werden können?

- Wünschen sich die Betroffenen etwas in ihren Erläuterungen?

- Wer hätte an der beschriebenen Situation etwas verändern können?

- Wenn ihr Teil einer Situation sein könntet, um etwas zu verbessern: Welche wäre das und was würdet ihr tun?

- Kennt ihr solche Situationen aus dem Alltag?

- Habt ihr schon mal in einer Situation, in der jemand Rassismus erlebt hat, reagiert?

Was könnten Möglichkeiten sein, um mit Betroffenen gemeinsam etwas gegen Rassismus zu tun?

Die Handlungsmöglichkeiten, die die TN nennen, können von einer*m TR zusammengefasst werden. Die Übung kann an dieser Stelle enden. Die TR sollten zum Abschluss betonen, dass die Auseinandersetzung mit der Betroffenenperspektive sehr wichtig ist. Erneut kann gesagt werden, dass nur Betroffene sagen können, wie es sich anfühlt, Rassismus zu erfahren. Diese Erfahrungen sollten ernst genommen werden und die Wünsche und Forderungen, die aus ihnen an uns alle als Gesellschaft entstehen, sollten ernst genommen und gehört werden.

Häufig wird nicht mit, sondern über Betroffene gesprochen und das soll auch diese Übung ändern.

THEMENÜBUNGEN

Optionaler Teil

Die TR können einen weiteren Reflexionsschritt anschließen und mit der Gruppe darüber in den Austausch kommen, welche Rolle soziale Medien im Kampf gegen Rassismus spielen und spielen können (→ Tipps und Hinweise). Dazu können die folgenden Fragen gestellt werden:

- Warum sprechen die Betroffenen in sozialen Netzwerken?

- Welche Auswirkungen kann ein Hashtag haben?

- Was glaubt ihr, erhoffen sich die Betroffenen von ihren Tweets oder Posts?

- Wie können sozialen Medien genutzt werden, um auf Diskriminierung aufmerksam zu machen?

HINTERGRUNDINFOS

#metwo wurde im Juli 2018 von Ali Can ins Leben gerufen und war eine Reaktion auf die Debatte um den Rücktritt des Fußballnationalspielers Mesut Özil nach der WM in Russ-land. Özil hatte in einer Stellungnahme unter anderem den Rassismus, den er im Deutschen Fußball Bund (DFB) erlebt hat, thematisiert. Er kritisierte dahingehend vor allem den ehe-maligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. Daran schloss sich eine große gesellschaftliche Debatte über rassistische Erfahrungen in Deutschland an. Da hier wenig Menschen mit Ras-sismuserfahrungen zu Wort kamen, startete Ali Can #metwo. Unter diesem Hashtag teilten viele Menschen, die Rassismus täglich erleben, ihre Erfahrungen auf twitter und in anderen sozialen Netzwerken. Im Anschluss an #metoo, womit sexualisierte Gewalterfahrungen von Frauen 2018 sichtbar gemacht wurden, bezieht sich das Wort two darauf, dass viele Men-schen mit Migrationshintergrund nicht nur eine Identität haben, mit der sie sich identifizie-ren können. Unter dem Hashtag posteten viele Menschen mit Rassismuserfahrungen, nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund.

TIPPS UND HINWEISE

Betroffenenperspektive: Die Betroffenenperspektive nimmt in politischer Bildung eine sehr wichtige Rolle ein. Denn wir wollen, dass diejenigen zu Wort kommen, die sonst nicht gehört werden. Daher ist es wichtig mit den Perspektiven von Betroffenen sensibel umzuge-hen und die Gefühle, die geäußert werden, zu respektieren. Es kann passieren, dass in einem Workshop Teilnehmer*innen Sätze wie: „Ach das ist doch nicht so schlimm…“ oder „Das, was er*sie da sagt, ist mir auch mal passiert, war doch voll ok“. Dann ist es wichtig, dass ihr als Trainer*innen darauf hinweist, dass Gefühle, die durch Diskriminierung entstehen, immer legitim sind und wir niemandem absprechen können, dass er*sie diese empfindet.

Versucht dann das Gespräch darauf zu lenken, dass Menschen Situationen unterschiedlich erleben und was wir gemeinsam dafür tun können, dass möglichst alle sich wohl fühlen und solche #metwo Tweets nicht mehr nötig sind.

Betroffenenperspektive der TN: Wenn es in der Gruppe, mit der ihr die Übung durchführt, Betroffene als Teilnehmer*in gibt, ist es wünschenswert, wenn diese ihre Erfahrungen tei-len. Doch dazu sollte kein*e Teilnehmer*in gezwungen werden. Versucht eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Teilnehmer*innen sich wohl fühlen und in der über Emotionen und Diskriminierungserfahrungen gesprochen werden kann. Das könnt ihr zum Beispiel, indem ihr wertschätzend mit der Gruppe umgeht und euch für Wortbeiträge bedankt. Ebenso könnt ihr zum Eingang der Übung betonen, dass diese sehr emotional sein kann und ihr bereit seid über die Gefühle, die in den Teilnehmer*innen ausgelöst werden, zu sprechen. Auch wenn ihr selbst äußert, dass euch das Lesen von Rassismuserfahrungen traurig/ wütend/ ratlos etc.

macht, öffnet ihr den Raum für weitere Erfahrungen. Wenn Teilnehmer*innen ihre Betroffe-nenperspektive mit dem Rest der Gruppe teilen, hat das häufig einen sehr sensibilisierenden Effekt auf alle.

Diskussion über Soziale Medien: Wenn ihr den optionalen Teil der Reflexion durchführen möchtet, ist es wichtig, dass ihr euch fit im Umgang mit sozialen Medien fühlt. Ihr solltet auch gut über die aktuellen Diskussionen im Netz zu Rassismus im Bilde sein. Für die Teil-nehmer*innen bietet sich dieser Teil an, wenn sie bereits zuvor über Rassismus im Gespräch waren, wenn also das Erkennen von Rassismus für sie keine Neuerung ist und sie sich auch mit sozialen Medien auskennen.

Quelle: Angelehnt an „Was ist alles Rassismus?“. In: DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.: Baustein zur nicht-ras-sistischen Bildungsarbeit, Erfurt, 2011 (4.Auflage), S. 205-206.

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