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Metadaten und Auswahlkriterien

Die geeignete Auswahl von Werkzeugen zur Langzeitarchivierung gehört zu den wesentlichen Erfolgsmerkmalen der Emulationsstrategie. Dabei fällt es jedoch schwer, eine abschließende Liste an Auswahlkriterien aufzustellen, da diese sehr stark von der Benutzergruppe, der Art der Primärobjekte und der geplanten Präsentation dem Endbenutzer gegenüber abhängen. So gilt weiterhin, dass einerseits eine möglichst weit gefasste Auswahl die Wahrscheinlichkeit des korrekten Erhalts einer bestimmten Ablaufumgebung44 steigert, andererseits dies die Kosten des Archivbetriebs in die Höhe treibt. Metadaten und die Auswahlkriterien von Emulatoren

Abbildung 4.3: Beispiele für die Interdepedenzen von Auswahlkriterien. So steigen mit den An-sprüchen der Nutzer beispielsweise die zu planenden Kosten des Archivs ebenso wie mit steigender Absicherung der Langzeitverfügbarkeit.

oder Virtualisierern hängen eng zusammen. Metadaten sind Informationen, die zu den meisten digitalen Objekten in der einen oder anderen Form schon erhoben wurden oder zur Einstellung in ein Softwarearchiv (Kapitel 7) sinnvollerweise erhoben werden müssen. Sie unterscheiden sich damit nicht wesentlich von Primärobjekten, jedoch werden neben den klassischen Meta-daten weitere Informationen zu ihrer Nutzung abgelegt werden müssen. Charakteristika von

43Weitere Informationen liefert die Projekt-Homepage [CHSP 2007] oder auch [Burnet und Supnik 1996].

44Siehe hierzu auch das spätere Kapitel 6 zu verschiedenen View-Paths.

4.4. METADATEN UND AUSWAHLKRITERIEN 91

Metadaten45 bilden den ersten Teil der im folgenden präsentierten Auswahlkriterien. Meistens können sie nicht alle Kriterien sinnvoll abdecken. Oder die Aufnahme sämtlicher denkbarer Auswahlkriterien würde die gängigen Metadatenschemata unnötig aufblähen und die Kosten ihrer Pflege erhöhen.

Emulatoren präsentieren sich auf der ausführenden Host-Plattform als normale Applikati-on, die einerseits bestimmte Anforderungen an ihre Umgebung stellt, andererseits der jewei-ligen Benutzergruppe eine Schnittstelle zur Erstellungsumgebung des gewünschten Objekts liefert.

4.4.1 Auswahlkriterien für die digitale Langzeitarchivierung

Die klassischen Metadaten digitaler Objekte allein genügen nicht, um anhand ihrer eine qua-lifizierte Auswahl von Emulatoren oder Virtualisierern für die Langzeitarchivierung zu treffen.

Deshalb soll die Liste der Basisinformationen um einige Gruppen spezifischer Auswahlkriterien erweitert werden. Diese Auswahlkriterien können durchaus eine komplexere Matrix ergeben.

Dabei wird es vorkommen, dass die hohe Bewertung eines Kriteriums die Erfüllung anderer Kriterien erschwert. Da es jedoch nicht ”die eine Archivierungsstrategie” geben sollte, wird man die Auswahl der Werkzeuge eher breiter treffen. Auf diese Weise lässt sich eine höhere Redundanz der ”View-Paths”, die in Kapitel 6 eingeführt werden, erreichen.

Die Liste der Auswahlkriterien lässt sich in nachstehende Kategorien vorgruppieren:

• Allgemeine Metadaten, wie Name, Hersteller oder Projekt, Homepage im Internet und Historie der letzten Änderungen, Abhängigkeiten von der Host-Plattform

• Benutzergruppen,46 Darstellung einzelner Objekte, Fähigkeiten im Umgang mit Ob-jekten, Frequenzen des Zugriffs auf Objekte in ihren Langzeitarchiven. So kann es unterschiedliche Ziele zum Einsatz von Emulation geben: Wenn es darauf ankommt ein bestimmtes Quark Express Dokument wieder sichtbar zu machen, braucht man unter Umständen dafür nicht unbedingt einen Apple-Macintosh-Emulator, wenn das Programm auch in einer Variante für Microsoft Windows zur Verfügung stand und dieser Weg bereits im Archiv gesichert ist. Interessiert jedoch das Aussehen einer popu-lären Applikation zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer damals typischen Umgebung, kann es von Interesse sein dieses ”Look and Feel” durch einen zusätzlichen View-Path abzubilden.47

• Technische Kriterien bestimmen die Fähigkeiten und Einsatzbereiche von Emulato-ren, machen Aussagen zur Performance, Steuerbarkeit und der eventuell vorhandenen Möglichkeit der nichtinteraktiven Nutzung. Ebenso relevant sind die Anforderungen von Emulatoren an ihre Host-Umgebung. Für die langfristige Bewertung und Nutzung spielen Fragen wie Programmiersprache und Dokumentation eine wichtige Rolle. Die technischen Kriterien werden sich je nach Nutzungsumgebung unterscheiden. So sind

45Vgl. hierzu das Dublin Core Set von Metadaten aus 3.3.1.

46Institutionen und Gedächtnisorganisationen haben unterschiedliche Ansprüche an Fristen der Objektar-chivierung.

47In diesen Fällen wird eine Applikation oder ein Betriebssystem aus Sicht des Archivbetriebs vom sekun-dären Objekt zum primären.

die Hardwareparameter der Emulation eines Amiga 500 deutlich beschränkter als die große Varianz der X86-PCs.

• Nichttechnische Kriterien beinhalten die ökonomische Bewertung einzelner Tools, wie Lizenzkosten und Support. Hierzu zählt ebenso die Produkt- oder Projektgeschichte, die Marktdurchdringung, das Wissen der und die Existenz einer Anwender-Community.

4.4.2 Generelle Informationen

Generelle Informationen unterscheiden sich vom Charakter her nicht von klassischen Archiv-daten: So wie man den Autor, Titel und Verlag eines Buches ablegt, sollten ebensolche Basisdaten zu den Emulatoren erhoben werden. Sie bilden das Grundset der Metadaten.

• Name - Name oder Bezeichnung des Programms.

• Version - Wie von Büchern bekannt, erleben populäre Programme typischerweise mehr als eine Auflage. Damit verschiedene Ausgaben, die sich oft durch Funktionsumfang und Anforderung an ihre Umgebung deutlich unterscheiden, sich sinnvoll auseinanderhalten lassen, sollte eine Versionsnummer am besten in Kombination mit dem Erscheinungs-datum vermerkt werden.48

• Beschreibung - Sie erfolgt in kurzer, menschen-lesbarer Form, um eine schnelle Orien-tierung beim Suchen zu erlauben.

• Ersteller - Die Firma oder das Projekt sollte diesen Datensatz enthalten. Zusätzlich könnten Informationen zur Webseite (Lokation) beziehungsweise Kontaktdaten abge-legt werden.

• Lokation - Ortsangabe des Herstellers oder des Projekts, typischerweise im Internet durch Angabe eines URI (Uniform Resource Identifier). Diese Ortsangabe bietet typi-scherweise die Möglichkeit zum Bezug der Software in elektronischer Form (Download) oder einen Verweis auf geeignete Quellen.

• Benutzerschnittstelle - Dieses Feld liefert überblicksmäßig Angaben zur Steuerung eines Programms. So lassen sich einige Emulatoren nur über die Kommandozeile oder nur über ein grafisches Benutzer-Interface und Konfigurationsdateien in ihrer Ausführung steuern. Dieses könnte für eine spätere automatisierte Erstellung von View-Paths von Interesse sein.

• Sprache - Das passende Benutzer-Interfaces hilft späteren Anwendern eines Programms mit diesem umzugehen. Diese sollten in der Lage sein, das Werkzeug steuern und Fehler-sowie Hinweismeldungen interpretieren zu können. Moderne Programme bieten oft die Unterstützung der Lokalisierung in etliche Landessprachen an.

48Gerade bei Open-Source-Emulatoren gibt es viele Zwischen-Releases, die oft nicht mit einer speziel-len Bezeichnung versehen sind. Teilweise findet man hier die Revisionsnummer der Versionsverwaltung als Orientierung.