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7. Darstellung der Ergebnisse der einzelnen INTERREG-Arbeitsgruppentreffen

8.2 Messung von Lernprozessen: Ergebnisse im Hinblick auf die empirische Unter-

Die Idee der Untersuchung war es, unter Rückgriff auf die Erkenntnisse der Lerntheorie die Vorgehensweise in den einzelnen Städten auf drei Ebenen zu betrachten:

• Auf der Mikro-Ebene, d.h. den direkten Projektteilnehmern im Hinblick auf indivi-duelles Lernen,

Tab. 41 Zentrale Voraussetzungen für erfolgreiche (regionale) Lernprozess im Lichte der empirischen Fallbeispiele Voraussetzung (Lern-)Theoretisches Fundament bzw.

Elemente im Ansatz der Lernenden Re-gion

Instrument Stadtmarketing Empirischer Nachweis beim

INTERREG-Projekt Abgeleitete Erfolgsfaktoren Feedback Behavioristische Lerntheorie:

Lernen durch Versuch und Irrtum bzw. durch Erfolg und Misserfolg

Organisationales Lernen:

adaptive learning

assumption sharing

Stärken- und Schwächenanalyse als Soll-Ist-Abgleich,

Leitbild- und Zielentwicklung als Soll-Soll-Abgleich

kaum feedback zur Durchführung der einzelnen Teilschritte innerhalb der Arbeitsgruppentreffen,

keine Reaktion seitens der Stadtfüh-rung und Öffentlichkeitsarbeit

(zu) große Teilschritte

kleine Projektschritte,

Überprüfung von Prozess und Ergebnis anhand vorab

Lernen als Adaption an die Umwelt Ö Benchmarking

Ö Regionales Informationssystem

Referenzanalysen,

Erstellung von Visionen als Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse durch vorausschau-endes Denken

kein (praktisches) Idealmodell vor-handen,

Status quo und Vorwissen sehr un-terschiedlich

Beobachtung erfolgreicher Mo-delle,

Fortentwicklung der organisationa-len Wissensbasis

Ö Netzwerke

Ö neue Planungskultur

Ö Netzwerk von Bildung und Be-schäftigung

Idee der Vernetzung und Einbeziehung al-ler Interessengruppen in einer Stadt,

Arbeit in Arbeitsgruppen obligatorisch

(in Praxis jedoch selten solch idealtypi-scher Verlauf)

Projektgruppentreffen zu kurz und sporadisch, um tatsächlich kollekti-ves (Gruppen-)Lernen in Ganz zu setzen,

schriftliche Ergebnisse im Vorder-grund, weniger der Prozess

Kommunikationskompetenz,

Diskussionsforen,

Arbeit in Arbeitsgruppen,

professionelle Moderation,

Vermittlung von Schlüsselquali-fikationen

Ö Teilnahme an Lernfesten

Stadtmarketing als Instrument einer offe-nen Gesellschaft

Strukturen einer geschlossenen Ge-sellschaft

Krisensituation als treibende Kraft für Veränderung,

Freiraum zur Wahrnehmung von Gelegenheiten,

Theorie von Lernen in politischen Systemen: Zentrale-Peripherie-Prozess

organisationale Lerntheorie:

flache Hierarchien, Dezentralisiei-rung

Stadtführung muss von der Idee Stadtmarketing überzeugt sein, damit Kompetenzen abgegeben und andere Gruppen auch wirklich eingebunden werden. Initiative von unten kann hier als An-griff auf die vorherrschenden Machtstrukturen empfunden werden.

Stadtführung in keinem Fallbeispiel wirklich überzeugt von einem ganzheitlichen Stadtmarketing

Führungskräfte mit Vorbild-funktion

Ziel- und Ergeb-nisorientierung

Organisationale Lerntheorien Leitbildentwicklung, Zielformulierung (zu) hochgestecktes Ziel Quelle: Eigene Darstellung, 2002

• auf der Meso-Ebene, d.h. den Arbeitsgruppen im Rahmen eines ganzheitlichen Stadtmarketingprozesses im Hinblick auf kollektives Lernen,

• auf der Makro-Ebene, d.h. der Ebene der Stadt, inwieweit es zu einer Vernetzung unterschiedlicher Arbeitsgruppen kommt, und inwieweit der Stadtmarketinggedanke tatsächlich Eingang in die Entscheidungsmechanismen findet.

Auf der Mikro-Ebene konnten Lernprozesse ermittelt werden. Bei den einzelnen Projekt-teilnehmern gab es ein Lernen – insbesondere hinsichtlich der Zunahme an kognitivem Wissen:

• Durch die Besprechung und Diskussion der einzelnen Verfahrensschritte / Methodik (Situations-, Stärken-/ Schwächen-Analyse, Visionen, Leitbild und Ziele, Strategien und Maßnahmen);

Æ die Vertreter der Universitäten können dieses ‚neue‘ bzw. erweiterte und tiefte Wissen an ihre Studenten weitergeben und damit der `zukünftigen Raumplanergeneration verfügbar machen,

Æ die Vertreter der Stadtverwaltung können dieses (erweiterte) Wissen in

der praktischen Arbeit bereits sinnvoll anwenden, oder aber, wenn dies auf grund der tatsächlich vorherrschenden Rahmenbedingungen noch nicht möglich ist, auf eine Änderung der Rahmenbedingungen hinwirken (z.B. durch Überzeugung der Entscheidungsträger).

• Durch die schriftlich fixierte Erarbeitung der einzelnen Schritte;

Æ diese entspricht in gewissen Bereichen einer Art Simulation, da ja die Ergebnis se nicht wie vorgesehen auf der Basis eines diskursiven Prozesses zwischen den lokalen Entscheidungsträgern erstellt wurden. Dennoch sind diese (schriftlichen) Darstellungen eine wertvolle Diskussionsgrundlage für die Zukunft. Werden die Ergebnisse den unterschiedlichen Institutionen innerhalb der Städte zur Diskussion gestellt, kann sich die Idee auch noch rückwirkend in dem System Stadt ausdehnen.

• Durch den Erfahrungsaustausch über die Situation und die Bearbeitung des Themas in den anderen am Projekt teilnehmenden Städten;

Æ dadurch wurde auch ein gewisser Vergleich ‚des eigenen Standes‘ in einem überörtlichen Kontext möglich; dies wirkte in gewisser Weise dernd, eine Wettbewerbssituation ergab sich allerdings nicht.

Weiterhin wurden innerhalb der INTERREG-Gruppe Beziehungen geknüpft:

• zum Teil in Form von kleinen Projektteams, die sich aus Vertretern von Universität und Stadtverwaltung zusammensetzten; diese Form der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit ist in den Transformationsländern ein Novum,

• durch die Teilnahme von ‚Praktikern‘ und Wissenschaftlern aus anderen Städten er-gab sich eine Art Twin-Situation. Während der gemeinsamen INTERREG-Arbeits-gruppentreffen konnten so alle an den jeweiligen Erfahrungen in den anderen Städten teilnehmen bzw. bestand die Gelegenheit, sich in direkten face-to-face-Kontakten auszutauschen.

Die Tatsache, dass es nicht zu einer Einbeziehung weiterer Kreise kam (bzw. dass ange-sprochene Gruppierungen letztendlich nicht zur Mitarbeit bereit waren) führte dazu, dass auf der Makro- und Meso-Ebene, also im Hinblick auf die Bildung von Gruppen bzw.

Kompetenzgewinn der Gruppen im Prozessverlauf, keine Lernprozesse beobachtet werden konnten. Was nicht erreicht wurde, ist also die tatsächliche Umsetzung eines (idealtypi-schen) Stadtmarketingprozesses. Das lag nicht zuletzt daran, dass

• die Überzeugung für die konkrete Durchsetzung des Instruments bei der Stadtfüh-rung fehlte; deshalb wurden von Seiten der Stadtverwaltungen auch keine Mitarbei-ter mit Führungspositionen für das Projekt bereitgestellt, sondern die Auswahl eher nach fachlicher und sprachlicher Kompetenz getroffen;

• das Projekt bei vielen lokalen Entscheidungsträgern überhaupt nicht bekannt war bzw. nicht bekannt gemacht wurde,

• die Initiative im Grunde von den Mitarbeitern der Universitäten ausging. Gerade in den mittel- und osteuropäischen Ländern wird jedoch die Funktion der Universitäten oft noch mit der einer „Bildungseinrichtung“ gleichgesetzt. In der sozialistischen Zeit war etwa die in Deutschland vorhandene Kompetenz der Forschung an Universitäten Aufgabe der Akademie der Wissenschaften. Ihre Bedeutung als eine in und für die Region agierenden Institution ist noch nicht hinreichend etabliert.

Die schriftlichen Ergebnisse des INTERREG-Projektes können hier jedoch noch im Nachhinein eine gewisse Wirkung erzielen, da diese als Grundlage für künftige Dis-kussionen genutzt werden könnten. An dieser Stelle soll jedoch auch noch angemerkt werden, dass nicht alle Mitarbeiter der Universitäten die Rolle, Promotor von Ideen im kommunalpolitischen Umfeld zu sein, für sich akzeptieren, sondern sich in erster Linie als Wissenschaftler und ‚Lehrer‘ sehen. Auch dieser Aspekt müsste im Vorfeld abgeklärt werden,

• die Städte, die am Projekt teilnahmen, nicht alle am Punkt Null stehen. Z.B. waren in Pécs große Teile eines Stadtmarketingprozesses bereits während der Erstellung der Stadtentwicklungskonzeption abgelaufen. Einerseits wurden daher nicht alle Projekt-schritte nochmals von Grund auf neu bearbeitet (Arbeitsgruppen usw.), andererseits stellten sich einige Entscheidungsträger vor Ort die Frage, was man nun eigentlich noch Neues aus dem Projekt lernen könne,

• es außer den theoretischen Diskussionen kein Beispiel gab, wo Stadtmarketing auch wirklich idealtypisch abläuft. Hier hätte man konkret nachfragen können, wie einzel-ne Aspekte in Angriff genommen werden oder wie möglichen Schwierigkeiten be-gegnet wird. Zwar war auch die Stadt Bayreuth am Projekt beteiligt, allerdings ent-spricht das Stadtmarketing in Bayreuth nicht den für das INTERREG-Projekt defi-nierten idealtypischen Vorstellungen; auch kam es zu keiner Veränderung bzw. kei-nem Lernprozess während des Projektverlaufes.

Nicht hinreichend geklärt war zu Projektbeginn auch das eigentliche Lernziel, nämlich die konkrete Einführung des Stadtmarketings. Hier fehlte die Vorarbeit. Im Prinzip wurden