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Medikamentelle und hormonelle Beeinflussung der Uterusmotilität

2 LITERATURÜBERSICHT

2.3 Uterusmotilität

2.3.4 Medikamentelle und hormonelle Beeinflussung der Uterusmotilität

Östrogen und Progesteron

Ein Steroidhormoneinfluss auf die Uterusmotilität bei der Stute wurde schon von EVANS et al. (1986) postuliert. Dabei wurde der Einfluss von Östradiol und Progesteron auf die Elimination von antigenen und nicht-antigenen Markern aus der Gebärmutter geprüft. Die azyklischen Stuten unter exogenem Progesteroneinfluss zeigten eine deutlich herabgesetzte uterine Clearance mit einer Ansammlung vermehrter Flüssigkeit in der Gebärmutter.

In einer anderen Studie mit Östrogen- und Progesteronsupplementation zeigten saisonal azyklische Stuten unter Steroidhormoneinfluss eine konstant höhere Uterusmotilität als die Kontrollgruppe. Die stärkste Kontraktionsaktivität zwischen Tag 4 und 11 wurde bei Stuten gemessen, die am Tag 0-9 (Tag 0 = Tag der Ovulation) mit Östradiol und am Tag 10-20 mit Progesteron behandelt wurden. Eine Injektion von Prostaglandin F2α (PGF2α) steigerte die Kontraktionen nur, wenn eine zehntägige Progesteronbehandlung vorausging (CROSS und GINTHER 1987).

Bei unbehandelten zyklischen Stuten fiel die Uterusmotilität am Tag 0 und 1 postovulatorisch ab, um am Tag 2-4 und 11 und 12 wieder anzusteigen. Ein Maximum wurde mit Beginn der Luteolyse am Tag 13/14 erreicht. Die niedrige Kontraktionsaktivität am Tag 0 und 1 wurde

auf einen niedrigen postovulatorischen Steroidhormonlevel zurückgeführt (GRIFFIN und GINTHER 1990).

Bei der Bestimmung der elektrischen Myometriumsaktivität zeigten sich im Östrus kurze Phasen der Aktivität mit hoher Amplitude, an die sich lange Phasen der Inaktivität anschlossen. Im Diöstrus wurden diffuse, längere Phasen mit niedrigerer Intensität gemessen.

Insgesamt war die Dauer der Aktivität im Diöstrus im Vergleich zum Östrus länger, was positiv mit der transrektal palpierbaren erhöhten Kontraktilität der Gebärmutter im Diöstrus korreliert. Im Östrus wurde hingegen eine synchrone Ausbreitung der Kontraktionen gezeigt (TROEDSSON et al. 1993). Von KO et al. (1989) konnten keinen statistisch abgesicherten Unterschied beim Auftreten von spontanen Kontraktionen im Östrus oder Diöstrus nachweisen. Oxytocin verstärkte die Kontraktionen zu jedem Zeitpunkt des Zyklus.

Oxytocin und Prostaglandine

Die von KO et al. (1989) beobachtete oxytocininduzierte Kontraktionsverstärkung des Uterus konnte von TROEDSSON et al. (1995b) bestätigt werden. Der Einsatz von 20 I.E Oxytocin, 10 mg PGF2α oder Prostaglandin E2 (PGE2) verstärkte die elektromyographisch gemessene Uteruskontraktionsaktivität. Die Dauer der Wirkung war mit bis zu 5 h bei PGF2α am längsten. Im Östrus zeigten sich die Kontraktionen mit höherer Intensität. Im Diöstrus war die Frequenz langsamer, aber die Aktivität insgesamt länger. Auch PGE2 konnte, wie von GASTAL et al. (1998b) nachgewiesen, die Myometriumsaktivität bei intravenöser Gabe steigern. Eine direkte transvaginale ultraschallgesteuerte intrauterine Gabe von PGE2 führte jedoch zu nicht eindeutigen Ergebnissen. WEBER et al. (1995) und ALLEN et al. (2006) berichteten hingegen von einer PGE induzierten Abnahme der Kontraktilität der zirkulären glatten Muskulatur des Ovidukts, so dass der Transport des Embryos durch den Eileiter beschleunigt wurde und eine Obstruktion des Eileiters durch zelluläre Massen behoben werden konnte.

Mehrere Studien zeigten eine dosisabhängige Reaktion des Myometriums auf Oxytocin (CADARIO et al., 1999, GUTJAHR et al. 2000, CAMPBELL und ENGLAND 2002b, MADILL et al. 2002), wobei die Oxytocinwirkung immer innerhalb von einer Minute einsetzte und bis zu 1 h anhielt. Nach CAMPBELL und ENGLAND (2002) kam es bei einer Dosis von 30 I.E. zu einer Verringerung der Uteruskontraktionen, was diese auf einen

oxytocininduzierten Spasmus der glatten Muskulatur der Gebärmutter und einer damit einhergehenden verlängerten Refraktärzeit zurückführten. GUTJAHR et al. (2000) wiesen eine negative Korrelation der Kontraktionsstärke des Myometriums nach Oxytocingabe mit steigendem Progesteron-Plasma-Level nach. Präovulatorisch ließen sich mit Hilfe von Oxytocin wesentlich größere Steigerungen in der Uteruskontraktionsaktivität erreichen als postovulatorisch. Dies deckte sich mit einer Studie von GASTAL et al. (1998a), in der die Kontraktionen bei Stuten, die künstlich mit Progesteron in eine Lutealphase versetzt wurden, durch Oxytocin nicht gesteigert werden konnten.

Auch die Anregung der Uteruskontraktionen durch Oxytocin und Prostaglandine bei Stuten, die als empfänglich für eine besamungsinduzierte Endometritis galten, wurde evaluiert (LEBLANC et al. 1994b, COMBS et al. 1996). Auch diese Stuten reagierten mit einer Erhöhung der Kontraktionsaktivität. NIKOLAPOULOS et al. (2000) wiesen bei resistenten und empfänglichen Stuten nach der Besamung die Oxytocin- und 13, 14-dihydro-15-keto PGF2α- (PGFM, ein Metabolit des PGF2α) Gehalte im Plasma nach. Die Oxytocingehalte im Plasma waren nach der Insemination bei beiden Gruppe gesteigert. PGFM hingegen war nur bei den resistenten Tieren erhöht. In einem weiteren Experiment wurden beide Gruppen mit Oxytocin (1 I.E./20 kg) behandelt und der PGFM-Plasmalevel bestimmt. Empfängliche Stuten wiesen deutlich geringere Konzentrationen auf als resistente Tiere. Als Ursache wurde ein Defekt in der Prostaglandinabgabe auf der Oxytocinrezeptorstufe angenommen. Auch VERONESI et al. (2006) wiesen bei endometritisempfänglichen und -resistenten Stuten 24 h nach Besamung einen PGF2α-Metaboliten nach Oxytocingabe (20 IU Oxytocin i.m.) nach.

Dabei ließ sich allerdings bei 71,4 % der empfänglichen Stuten, die Flüssigkeitsansammlungen in der Gebärmutter zeigten, aber nur bei 38,5 % der resistenten Stuten eine Anstieg des Prostaglandinmetaboliten nachweisen. VERONESI et al. führten diese Beobachtung auf eine höhere Sensibilität des entzündeten Endometriums gegenüber einer Stimulation mit Oxytocin zurück. Aufgrund hoher individueller Schwankungen konnte aber kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Auch CADARIO et al. (1995) stellten einen Einfluss des Oxytocins auf die PGFM-Bildung bei empfänglichen Stuten fest. Die Oxytocin-Gabe nach einer Radiokolloidinstillation in die Gebärmutter erhöhte die PGFM-Bildung deutlich und beschleunigte auch die uterine

Clearance. Die Gabe von Phenylbutazon hingegen unterdrückte die PGFM-Bildung und verlangsamte die uterine Clearance.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch LEBLANC (1997). Die Eliminierung von Radiokolloiden aus dem Uterus wurde durch Phenylbutazon gehemmt. Diese Störung der uterinen Clearance konnte aber durch Oxytocin wieder aufgehoben werden. REILAS et al.

(2006) wiesen den gleichen Effekt für Flunixin-Meglumin nach. Stuten, die 2 h post inseminationem mit Flunixin-Meglumin behandelt wurden, zeigten eine geringere Uteruskontraktionsaktivität als Stuten, die mit Oxytocin behandelt worden waren. Allerdings waren die Ergebnisse aufgrund geringer Gruppengröße und starker Variation innerhalb der Gruppen nicht signifikant.

α-Adrenozeptor-Agonisten und -Antagonisten

α-Adrenozeptor-Agonisten wie Xylazin, Detomidin und Romifidin stimulieren die Uteruskontraktionsaktivität. α-Adrenozeptor-Antagonisten wie Acepromazin hemmen sie (SCHATZMANN et al. 1994, GIBBS und TROEDSSON 1995), wobei der Effekt auf die Uterusmotilität kürzer anhält als die sedative Wirkung dieser Pharmaka.

DELILLE et al. (2000) führten Katheterdruckmessungen bei endometritisresistenten und endometritisempfänglichen Stuten unter dem Einfluss von Acepromazin oder Xylazin und Oxytocin durch. Alle Stuten zeigten bei Einsatz von Xylazin tetanische Uteruskontraktionen.

Acepromazin hatte keinen Effekt auf die Kontraktionsaktivität bei resistenten Stuten. Bei empfänglichen Stuten kam es zu einer Verringerung der Kontraktionen. Bei der Gabe von Oxytocin an zuvor mit Xylazin behandelte Stuten war die Dauer der uterinen Kontraktionen bei empfänglichen Stuten nochmals deutlich erhöht. REITZENSTEIN et al. (2002) zeigten in einer ähnlichen Studie den Einfluss von Detomedin auf die Uteruskontraktionsaktivität bei empfänglichen und resistenten Stuten. Die Kontraktionen waren nach Detomidinapplikation in beiden Gruppen verstärkt, aber deutlicher bei den resistenten Tieren. Auch die Gabe von Detomidin vor einer Oxytocinbehandlung hatte bei empfänglichen Stuten keinen weiteren verstärkenden Effekt.

Clenbuterol

Clenbuterol ist ein β-Adrenozeptor-Agonist und damit ein Uterusrelaxans. Eine Gabe von 3 mg intravenös reduzierte bei der Stute die myoelektrische Aktivität der glatten

Uterusmuskulatur jedoch nur geringgradig (JONES at al. 1991).