• Keine Ergebnisse gefunden

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.9 Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Vorbemerkung: Die Erfassung der Mageren Flachland-Mähwiesen und der Berg-Mähwiesen (LRT 6510 und 6520) erfolgte im Rahmen der Offenland-Biotopkartierung 2012/2013 und wurde nachrichtlich in den MaP übernommen. Durch die nachrichtliche Übernahme kommt es

dazu, dass einzelne Mähwiesen sowohl innerhalb als auch außerhalb des FFH-Gebietes liegen. Diese wurden in Abstimmung mit der Verwaltung nachträglich an der FFH-Gebiets-grenze getrennt, sodass aktuell eine einheitliche Mähwiesenkulisse für das FFH-Gebiet vor-liegt. In der zugehörigen Datenbank wurde den jeweiligen Erfassungseinheiten eine entspre-chende Formulierung vorangestellt.

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Hauptbögen Erhaltungszustand

Bewertung auf Gebietsebene C

Kartierjahr 2012/13 Beschreibung

Der Lebensraumtyp ist zwingend an eine Grünlandbewirtschaftung gebunden, die zwischen ein und drei Nutzungen pro Jahr mit idealerweise 6 bis 8 Wochen Ruhezeiten zwischen den einzelnen Nutzungen umfasst. Das Nährstoffniveau liegt dabei recht niedrig. Die Erträge liegen je nach Standort und Düngung zwischen 15 und maximal 40 dt TM/ha. Eine moderate Düngung ist meist fester Bestandteil der traditionellen Nutzung und zur Erhaltung eines kräuterreichen Blühaspekts sogar notwendig (BRIEMLE &NUNNER 2008).

Während im letzten Jahrhundert die Mahd zur Heu-, Öhmd- und Grünfuttergewinnung die überwiegende Form der Bewirtschaftung darstellte, gewinnen im Zuge des agrarstrukturellen Wandels zunehmend auch (Mäh-)Weideverfahren an Bedeutung. Eine Nachbeweidung ver-tragen die Bestände in der Regel ohne Probleme. Die komplette Umstellung von Mahd auf Beweidung ist für den Lebensraumtyp nur geeignet, wenn ein angepasstes Weide-management im Umtriebsverfahren mit kurzen Bestoßzeiten und Weidepflege eingehalten wird. Bei nicht angepasstem Weidemanagement (z. B. Standweide, zu hohe Weidefrequenz) kann es zur Abnahme von trittempfindlichen Arten und zur Zunahme von stärker weide-verträglichen Arten kommen, z. B. Weiß-Klee (Trifolium repens), Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) und Weidelgras (Lolium perenne). Ebenso können Nährstoffzeiger wie Ampfer-Arten (Rumex spp.) oder Brennnesseln (Urtica dioica) an den Viehlägern oder Geil-stellen deutlich zunehmen.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen resultieren vor allem aus Nutzungsintensivierungen (erhöhte Düngergaben, früher erster oder mehrfacher Schnitt ohne ausreichende Ruhezeiten, Rasenmähermahd z. B. in kleineren Parzellen), in geringerem Maße auch aus Nutzungsänderungen und Nutzungsaufgabe (Brachfallen, Ausdunkeln durch ungepflegte Obstbäume, Verzicht auf Abräumen des Mähguts). Insbesondere auf größeren, gut bewirt-schaftbaren Flächen kann eine intensivierte Bewirtschaftung durch Erhöhung der Dünger-gaben (inkl. Stickstoff aus Gülle oder Biogasanlage) mit Vorverlegung des ersten Schnitts zur Verschlechterung des Erhaltungszustands führen. Die Obergräser entwickeln ein verstärktes Wachstum und überwachsen konkurrenzschwache Kräuter – häufig dominiert dann das Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata) den Aspekt der Flächen – und der Reichtum an Kräutern und v. a. Magerkeitszeigern geht zurück.

Erfasst wurden artenreiche bis sehr artenreiche, meist blumenbunte, kräuterreiche Bestände mit einer bisweilen nur lückigen Schicht aus Obergräsern und hochwüchsigen Kräutern. Mittel-

und Untergräser sowie Magerkeitszeiger erreichen zum Teil hohe Deckungsanteile. Die Vegetation ist typischerweise dem Verband Arrhenatherion zuzuordnen.

Es finden sich im Gebiet verschiedene standörtliche Varianten von Glatthaferwiesen:

– Weit verbreitet tritt die typische Ausbildung auf mittleren, mäßig trockenen bis frischen Standorten auf. Es gibt hier alle Varianten von artenarm bis artenreich. Artenarme, wüchsige Bestände auf gut mit Nährstoff versorgten Böden vermitteln zu den nicht als FFH-Wiesen zu erfassenden Fettwiesen, während artenreiche und niedrigwüchsige Bestände zu verschiede-nen mageren Ausbildungen überleiten.

– Mäßig trockene und relativ magere Standorte bieten geeignete Bedingungen für die Aus-bildung von Salbei-Glatthaferwiesen. Häufig sind diese in Hanglagen mit südlichen Exposi-tionen entwickelt, kommen aber auch auf entsprechenden Standorten der Verebnungen vor.

Stellenweise gibt es fließende Übergänge zu den Kalk-Magerrasen, insbesondere auf Standorten mit ausgeprägten Trockenphasen sind mit so genannten Trespen-Wiesen Aus-bildungen vorhanden, welche hohe Anteile an Aufrechter Trespe (Bromus erectus) aufweisen.

– In feuchten Senken und Muldenlagen sind Ausbildungen mit Feuchtezeigern wie Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Kohldistel (Cirsium oleraceum) und Kuckucks-Licht-nelke (Lychnis flos-cuculi) entwickelt.

Nachteilig wäre die Mahd größerer zusammenhängender Bereiche innerhalb kurzer Zeit (wenige Stunden oder Tage) vor allem für die Tierwelt durch Verlust von Habitat und Nahrungspflanzen auf einen Schlag. Gestaffelte Mahdtermine unter Erhalt von Rückzugs- und Nahrungsräumen für die Tierarten der Wiesen sind hilfreich.

Es sind Wiesen mit sehr reichem, mittlerem und mäßigem Arteninventar vorhanden, das von Standort und Nutzungsintensität (Häufigkeit, erster Nutzungszeitpunkt im Jahr, Trophie) be-einflusst wird. Es kommen hervorragende – A, gute – B, aber in über der Hälfte der Wiesen über das ganze Gebiet verteilt durchschnittliche – C Wertstufen vor. Einige Wiesen erscheinen durch späte erste Mahd reich an Klappertopf. Flächen der Wertstufe B sind deutlich magerer mit viel Flaumigem Wiesenhafer und Aufrechter Trespe, Knolliger Hahnenfuß, Kleinem Wiesenknopf und stellenweise Wiesensalbei. Stellenweise sind Stickstoffzeiger mit deutlichen Anteilen oder auch Störzeiger vorhanden.

Die Habitatstrukturen werden zum Teil durch unterschiedliche Wüchsigkeiten charakterisiert.

Manche Wiesen sind heterogen aufgebaut, werden stärker von Gräsern, Klappertopf oder dichtwüchsigen Stauden geprägt oder weisen lückige, bodenoffene Störstellen oder nähr-stoffreichere Stellen auf, was tendenziell eher schlechter bewertet wird. Zuweilen tritt eine untypische Schichtung auf. Vereinzelt findet Herbstweide statt, teilweise frühe Mahd, verein-zelt lagen Wiesen zum Erfassungszeitpunkt brach. Stellenweise erscheint die Vegetation ge-stört und könnte auch auf eine ehemalige Ackernutzung hindeuten. Es kommen hervor-ragende – A, gute – B bis durchschnittliche – C (in der überwiegenden Anzahl der Wiesen über das ganze Gebiet verteilt) Wertstufen vor.

Weitere Beeinträchtigungen sind über lokales Befahren hinaus kaum zu verzeichnen, Bewertung meist hervorragend – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Über die Hälfte der Mähwiesenfläche liegt innerhalb des NSG "Schmiechener See", ein weiteres Viertel erstreckt sich östlich bis südlich von Sontheim. Der Rest verteilt sich auf eine Fläche nordwestlich von Seißen, die NSG "Schandental", "Hungerberg", "Hausener Berg/Büchelesberg" und "Ehinger Berg" sowie kleine Bereiche am Schmiechufer.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Frauenmantel-Gruppe (Alchemilla vulgaris agg.), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Raue Gänsekresse (Arabis hirsuta), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Wiesen-Kümmel (Carum carvi), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Weicher Pippau (Crepis mollis), Wilde Möhre (Daucus carota), Wiesen-Augentrost (Euphrasia rostkoviana), Echter Rotschwingel (Festuca rubra), Flaumiger Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Rauer Löwenzahn (Leontodon hispidus), Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides), Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Kleine Pimpernell (Pimpinella saxifraga), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Große Schlüsselblume (Primula elatior), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris subsp. veris), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), Orientalischer Wiesenbocksbart (Tragopogon orientalis), Gewöhnlicher Wiesenbocksbart (Tragopogon pratensis), Gewöhnlicher Goldhafer (Trisetum flavescens)

mit Aufrechter Trespe (Bromus erectus), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Echtes Labkraut (Galium verum), Echtem Schafschwingel (Festuca ovina), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Arznei-Thymian (Thymus pulegioides) Anklänge an Magerrasen als Feuchtezeiger Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Wilde Engelwurz (Angelica sylvestris), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Seggen-Arten (Carex spec.), Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Hain-Vergissmeinnicht (Myosotis nemorosa), Wiesen-Knöterich (Persicaria bistorta), Wald-Simse (Scirpus sylvaticus), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Tag-Lichtnelke (Silene dioica), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris subsp. sylvestris), Weiche Trespe (Bromus hordeaceus), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Große Brennnessel (Urtica dioica), wenn häufiger vertreten auch Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium subsp.

sphondylium), Wiesenlöwenzahn (Taraxacum sectio Ruderalia), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum)

wenn stärker aufkommend: Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare), Schlehe (Prunus spinosa), Große Brennnessel (Urtica dioica)

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Weicher Pippau (Crepis mollis, RL 3), Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides, §, RL 3), Große Schlüsselblume (Primula elatior, §), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris subsp. veris,

§, RL V), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata, §, RL 3) Bewertung auf Gebietsebene

Der Schwerpunkt der Bewertungen und der überwiegende Flächenanteil an Mageren Flach-land-Mähwiesen werden mit durchschnittlich – C bewertet, was damit auch der Bewertung auf Gebietsebene entspricht.